Nikon-Blitz SB-800 mit Adapter SU-4 beispielsweise auch mit einer spiegellosen Sony NEX-3 automatisch steuern

Dieser Artikel beschreibt die Einsatzmöglichkeiten des Nikon SU-4für den Remote-Blitz-Betrieb in Verbindung mit nicht-masterfähigen Kameras am Beispiel der Nikon 1 V1 und der Sony NEX-3.

Grundsätzliches

Einige Blitzgeräte von Nikon und der Slaveempfänger SU-4 bieten eine einfache Möglichkeit der drahtlosen Blitzsteuerung. Der Masterblitz an der Kamera wird TTL gesteuert und die entsprechend mit SU-4-Modus ausgestatteten Blitze lösen mit Blitzbeginn aus und erlöschen bei Abschalten des Masterblitzes gleichzeitig auf den Sekundenbruchteil genau. Diese Methode stammt noch aus der Zeit, als analog auf Film aufgenommen wurde, der SU-4 wurde ab 1997 verkauft und kostete zum Verkaufsende ca. 170 Euro.

Einige kurze Begriffserklärungen:

  • TTL = Thru The Lens, also Blitzbelichtungssteuerung durch das Kamera-Objektiv und nicht mittels anderen Sensoren. Die Auswertung erfolgt durch die Kamera auf dem Bildsensor, entspricht also zu 100% dem Motiv.
  • iTTL = intelligent TTL (Nikon-Bezeichnung für die Vorblitz-Blitzbelichtungsmessung)
  • CLS = Creativ Lighting System (Nikon-Bezeichnung für die drahtlose Steuerung von Zweit- und Drittblitzen durch optische Signale, die der Hauptblitz abgibt)
  • AWL = Advanced Wireless Ligthing (Nikon-Bezeichnung für die drahtlose TTL-Steuerung mittels Vorblitzen)
  • SU-4 = Blitzsensor von Nikon, der einen Blitzschuh mit TTL-Kontakten wie eine Nikon-Kamera hat, so daß der Blitz gesteuert werden kann. Die Bezeichnung steht vermutlich für „Sensor Unit 4“. Das Gerät hat eine lichtempfindliche Diode, die nach oben und unten gedreht werden kann, außerdem ist die Blitzschuh verdrehbar. Wie sonst in Studioblitzen üblich ist ein Piezosummer eingebaut, der durch kurzes Fiepen die Blitzbereitschaft anzeigt und durch Intervalltöne den Blitzerfolg mitteilt.
  • SCA = „Special Camera Adapter“, eine Möglichkeit, etliche Blitzgeräte von Metz, Osram, Cullmann und Agfa durch wechselbare Blitzfüße an viele Kamerasysteme anzupassen. (Link:https://faq.d-r-f.de/wiki/Metz_SCA-FAQ)

Da es Nikon-Kameras gibt, die nicht iTTL-CLS-masterfähig sind (z. B. die gesamte Nikon-1-Serie) oder Kameras anderer Hersteller, die nur einen recht exotischen eigenen Miniblitz ankoppeln können (z. B. die Sony NEX-3), und die Blitze dieser Kameras recht lichtschwach sind, wird im Folgenden eine Methode beschrieben, Nikon-Blitzgeräte im SU-4-Modus drahtlos TTL anzusteuern. Prinzipiell geht das mit vielen digitalen Kameras, auch mit Kompaktkameras, die nur über einen eingebauten Blitz verfügen.

Geräte mit SU-4

Neben dem eigentlichen SU-4-Gerät haben folgenden Nikon-Blitze den Steuerungsmodus SU-4 eingebaut, auch wenn er nicht immer so genannt wird:

  • SB-80DX
  • SB-700
  • SB-800
  • SB-900
  • SB-910

Der oder die Slaves müssen in der Lage sein, kurze (=schwache) Blitze in rascher Folge abzugeben. Ein SB-800 oder ein SB-80DX im SU-4-Modus ist dazu in der Lage, ein Metz 45 CT-X/CL-X oder ein Nikon SB-24 mit SCA343 auf einem echten SU-4 hingegen nicht. Das dürfte aber am SCA343 oder am SU-4 liegen, denn ein Metz 45 CL-4 digital ist in der Lage, Vorblitze an SCA 3402 abzugeben.

Funktionsprinzip SU-4 mit iTTL-Messung

  • Kamera startet Testblitz mit reduzierter Lichtleistung und bei offener Objektivblende
  • Slave sieht den Masterblitz und startet eigenen Blitz
  • Kamera stoppt Testblitz
  • Slave erkennt das Verlöschen des Masters und stoppt seine Lichtabgabe ebenfalls
  • Kamera wertet den Testblitz aus und rechnet die nötige Lichtmenge für die eigentliche Belichtung aus
  • ggf. wird ein erneuter Vorblitz mit geänderter Leistung abgegeben, um die Blitzleistung genauer anzupassen (obiger Zyklus wird erneut durchlaufen)
  • Kamera löst aus / öffnet den Verschluß, schließt die Blende, zündet den Masterblitz mit vorberechneter Lichtdauer (= Lichtmenge)
  • Slave sieht den Masterblitz und startet eigenen Blitz
  • Kamera stoppt den Masterblitz nach vorberechneter Zeitdauer
  • Slave sieht keinen Masterblitz mehr und stoppt die eigene Blitzröhre
  • Kamera schließt den Verschluß

Notwendige Rahmenbedingungen für den Einsatz von Blitzen im SU-4 Modus in Verbindung mit iTTL bzw. Sony TTL

  • Die Belichtungssteuerung erfolgt über Kamera und Masterblitz im Nikon iTTL-Modus bzw. im Automatik-Modus bei anderen Kameras.
  • Die Slave-Blitze sind mit eingebauten SU-Empfängern ausgestattet und auf SU-4-Automatik (nicht manueller Slavemodus!) geschaltet.

 

iTTL und SU-4

iTTL und SU-4 ist eine Kombination, die man normalerweise nicht benötigt, denn die meisten Nikon-Kameras mit internem Blitz können als iTTL-Master die Blitze als iTTL-Slave steuern. Jedoch gibt es einige Nikon-Kameras, die nicht als iTTL-Master fungieren können und keinen normalen Blitzschuh haben.

Als Beispiel dient hier die Nikon 1 V1 mit aufgesetztem Blitz SB-N5. Die Kamera kann in einem beliebigen Kamera-Belichtungsmodus mit eingeschaltetem Blitz und der Blitzbetriebsart iTTL (nicht Blitz-manuell) betrieben werden.

Ebenso ist es nicht möglich, an die Sony NEX-3/5 irgendeinen anderen Blitz als den mitgelieferten Miniblitz anzuschließen, da die Blitzkontakte keiner Norm entsprechen. Und bei vielen digitalen Kompaktkameras gibt es auch keinerlei Möglichkeit, einen externen Blitz anzuschließen.

Obwohl die hier aufgeführte Kombination außerhalb der iTTL-Spezifikation betrieben wird, funktioniert sie doch oftmals recht gut. iTTL arbeitet mit Vorblitzen bei reduzierter Leistung, die die Kamera auswertet und beim Hauptblitz die Leistung des Aufsteckblitzes entsprechend "hochgerechnet" abgeben läßt. Der SU-4-Modus reagiert sowohl auf die Vorblitze und gibt kurze, reduzierte Vorblitzleistung parallel zum Kameravorblitz ab. Daraus ermittelt die Kamera dann die notwendige Hauptblitzleistung und zündet den Kamerablitz entsprechend. Wiederum folgt der SU-4-Slave und verlöscht gemeinsam mit dem Steuerblitz. Wenn alles geklappt hat, erhält man tatsächlich ein korrekt belichtetes geblitztes Bild, denn die Kamera hat gar nicht gemerkt, daß nicht ihr eigener Blitz die Lichtdosierung übernommen hat, sondern der mitgezündete Slaveblitz.

Das Haupt-Problem ist: Insbesondere der Nikon SB-N5 ist recht leistungsschwach (LZ 8.5 bei ISO100), so daß seine Reichweite wesentlich geringer ist als die der von vielen Nikon-dSLRs mit eingebautem Masterblitz. Zusätzlich muß der SU-4-Sensor das Verlöschen des Masters sehr genau erkennen, das ist für ihn schwieriger als das Erkennen des Zündens. Es empfiehlt sich, die SU-4-Sensoren sehr genau auszurichten, so daß entweder das Licht des Masters direkt auf den Sensor fällt oder das vom Motiv reflektierte Blitzlicht des Kameramasterblitzes. Ansonsten kommt es schnell zu überbelichten Aufnahmen, weil der Slaveblitz seine komplette Energie abgibt. In meiner Praxis hat sich bewährt, den Blitzsensor des SB-800 direkt vor den Kamera-Blitz zu positionieren, dazu kann eine verstellbare Blitzschiene für den Makro-Einsatz verwendet werden oder der Blitz wird einfach in der zweiten Hand vor die Kamera gehalten.

In Innenräumen mit meist hellen Wänden / Decken ist dies einfacher als im Freien bzw. in dunklen Umgebungen. Bei Versuchen in recht dunklen Industriehallen ergab sich, daß der Kamerablitz am besten mehr oder minder direkt in die Empfängerzelle des Slaves gerichtet wird, schon wenige cm mehr oder weniger Abstand bzw. geringe Abweichungen der Ausrichtung ergaben deutliche Beleuchtungs-Unterschiede im Bild. Der Grund: Der Slaveblitz muß die recht schwachen und sehr kurz hintereinander folgenden Vorblitze alle ohne Verzögerung sicher mitvollziehen.

  • Bekommt der Slave das Zünden des Vorblitzes nicht mit, wird das Bild überbelichtet, weil der Master und somit auch der Slave mit Vollast oder fast Vollast auslösen, weil die Kamera nichts vom Zusatzblitz wußte.
  • Erkennt der Slaveblitz das Verlöschen vom Vorblitz des Masters nicht, so wird er seine gesamte Energie beim Vorblitz abgeben, beim Hauptblitz ist der Elko leer, ein total unterbelichtetes Bild ist die Folge.

Aus obigen Problemen resultieren noch größere Unsicherheiten beim Einsatz von zwei oder mehr Slaves. Zum ersten werden alle gleich gesteuert, unterschiedliche Leuchtstärken wie bei iTT-CLS-Remote sind nicht möglich. Zum zweiten beeinflussen sich die Slaves ggf. gegenseitig, der erste "sieht" den verstärkten Vorblitz des zweiten, was das Erkennen des Verlöschen des Kamera-Vorblitzes noch schwieriger macht. Sinnvoll wäre es, das Licht des Masterblitzes mittels Lichtleiter auf die Slavezellen der Zusatzblitze zu leiten, aber dieser Aufwand dürfte wohl zu hoch sein.

Sofern es das Motiv bzw. die Situation ermöglicht, sollte man für sichere Belichtungsergebnisse sowohl die Kamera als auch die Slaves auf Blitzmanuell stellen und die Belichtung über die Leistungsabgabe der Slaves zu steuern. Das ergibt eine wiederholbare Lichtabgabe, die Methode iTTL+SU-4 kann durchaus bei jeder Auslösung mehr oder minder stark abweichende Lichtabgaben erzielen. Die Slaveblitze müssen in diesem manuellen Modus nur noch das Zünden des Kamera-Hauptblitzes erkennen, was wesentlich einfacher ist, als das Erkennen des Aufleuchtens und Verlöschens des Kamera-Vorblitzes.

Allerdings funktioniert das nur, wenn die Kamera den Hauptblitz auch in einem simplen manuellen Teillichtungsleistugsmodus betreiben kann, was z. B. bei der Nikon 1 V1 geht. Bei der Sony NEX-3 und fast allen Kompaktkameras läßt sich die TTL-Blitzbelichtungsmessung nicht auf einen einfachen Teillast-Modus umschalten.

Beispielfotos Nikon 1 V1

Beispielfotos Sony NEX-3

Beispielbilder

Alle Aufnahmen entstanden mit der Nikon 1 V1 bzw. der Sony NEX-3, einem SB-800 im SU-4-Automatik-Modus, teilweise zusätzlich mit Rogue Flashbender als Lichtformer. Die Nikon-Bilder sind ca. 8 Jahre alt, die Sony-Bilder wurden für diesen Bericht angefertigt und zeigen zwei Motive jeweils ohne Blitz, mit dem Sony-Blitz (Leitzahl 7) und mit SB-800 als Zusatzblitz. Bei ihnen sieht man deutlich die Bildverbesserung durch den etwa siebenfach lichtstärkeren Nikonblitz.

Christian Zahn

 

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