Canon nFD 28mm und FD 24mm an Nikon Z5 Kurzbericht

In diesem Bericht geht es um die Verwendung von zwei etwa etwa 40-50 Jahre alten Canon-FD-Obektiven an der Nikon Z5, einer spiegellosen Systemkamera mit 24 Megapixeln.

Das Objektiv-Bajonett wurde zusammen mit der Canonflex bereits 1959 (fast zeitgleich mit dem legendären Nikon F-Bajonett!) eingeführt und offiziell als „R“-Bajonett bezeichnet. Es hat lediglich die mechanische Klemmfunktion des Objektives, weder Springblendenübertragung oder Offenblendenmessung. Als eines der wenigen Bajonette aller analogen SLRs gibt es beim Objekivverriegeln keine mechanisch verschleißenden Teile, da das Objektiv lediglich an die Kamera angesetzt wird. Gedreht wird ein Überwurfring. Sofern dieser verschleißt, muß er nur ein wenig weiter gedreht werden, die empfindlichen Auflagestellen an Kamera und Bajonett reiben hingegen niemals aufeinander. Allerdings ist diese Art der Verriegelung nicht einhand-tauglich, man muß immer mit einer Hand das Objektiv halten und mit der zweiten den Überwurfring drehen.

1964 wurde mit der Canon FX das „FL“-Bajonett eingeführt, das mechanisch kompatibel zum „R“-Bajonett ist, aber zusätzlich Springblendenübertragung bietet. Allerdings muß weiterhin mit Arbeitsblendenmessung gearbeitet werden.

1970 wurde das „FD“-Bajonett mit der Canon F-1 zusammen eingeführt, es bietet endlich Offenblendmessung durch Blendensimulator und Codierung der Objektiv-Offenblende. Mechanisch ist es zu den Vorgängern kompatibel. Fast alle FD-Objektive haben am Blendenring einen „A“-Stellung, da Canon anfangs keine Zeit- sondern nur eine Blendenautomatik in die Kameras einbaute. Bei Erreichen der „A“-Stellung wird dies der Kamera mechanisch durch einen kleinen ausfahrenden Stift mitgeteilt.

Erst 1978 kam mit der A-1 auch Zeit- und Programmautomatik in einer Canon SLR hinzu.

1979 wurde dann das „nFD“-Bajonett eingeführt, es ist technisch zum „FD“-Bajonett identisch. Jedoch hatte Canon erkannt, daß eine Einhandbedienung vom Markt gefordert wurde. Alle nFD-Objektive sind nicht mehr komplett in Metall gefaßt, sondern äußerlich nur noch in Kunststoff. Damit die FD-Kompatibilität erhalten blieb und trotzdem Einbandbedienung ermöglicht werden konnte, mußte Canon zu einem Trick greifen, der aber objektivintern erheblichen konstruktiven Aufwand bedeutete: Der innere Objektivteil bleibt beim Ansetzen wie beim alten Bajonett „stehen“, jedoch wird bei nFD nicht nur ein Überwurfring gedreht, sondern die gesamten äußeren Objektivteile inkl. Blenden- und Entfernungsring! Ist das Objektiv in Arbeitsstellung angekommen, rastet ein Hebel ein, der zum Abnehmen erst eingedrückt werden muß.

Da die nFD-Objektive (wie erwähnt) einfacher zu benutzen sind, waren sie um 1990 herum als Gebrauchte teuere als die älteren und schwereren FD-Objektive. Inzwischen hat sich das geändert, Sammler und Anwender bevorzugen die mechanisch besser gebauten alten FD-Objektive, die somit inzwischen die nFD-Objektive im Gebraucht-Preis meist deutlich übersteigen.

Prinzipiell gilt für Canon-Objektive das, was auch für die anderen der „Big Five“ (Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax) gilt: die älteren Objektive haben die besseren mechanischen Eigenschaften, die jüngeren die besseren optischen. Bis etwa 1979 sind die Objektive fast komplett aus Metall gefertigt, die Schneckengänge laufen seidenweich (aufgrund der idealen Materialpaarung Messing und Aluminium), der Blendenring rastet in Halbblendenstufen.

Mit der „nFD“-Serie begann auch bei Canon der Kostendruck zu wirken, die Objektive mussten billiger hergestellt werden (die Lohnkosten stiegen damals in Japan enorm an). In der Folge stieg der Einsatz von automatisierter Fertigung an, was sich durch den Einsatz von Kunststoffen als Gehäusewerkstoff auch von außen deutlich zeigt. nFD-Objektive wirken billiger, sind aber auch deutlich leichter und meist durch erneute optische Rechnung mit moderner Computertechnik schärfer.

Zum Thema gibt es bei Phillip Reeve (Link:https://phillipreeve.net/blog/guide-canon-fd-lenses-digital-age-2/) eine detaillierte Übersicht über viele manuellen Canon-Objektive mit der Einschätzung der Qualitätsunterschiede der unterschiedlichen Bauserien.

Canon nFD 2,8/28

Das gezeigte 2,8/28mm ist ein nFD-Objektiv, also mit Kunststoff-Ummantelung. Wesentlich leichter als sein FD-Vorgänger, aber neu gerechnet. Obwohl nicht mehr angegeben, ist es S.S.C. vergütet.

Der Entfernungsring geht zu leicht, der Einstellweg ist mit etwa 90° ausreichend. Die Blende rastet halbstufig, die Objektiv-Blende hat leider nur 5 Lamellen.. Die originale Streulichtblende wird per Bajonett verriegelt. Weil sich dieses beim Fokussieren nicht mitdreht, ist sie blütenförmig geformt und mit Filz ausgekleidet. Die Verriegelung der Streulichtblende neigt beim Altern zum Abbrechen der Plastikfedern, dann muß mit Klebeband fixiert werden (wie bei meinem Exemplar).

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 43mm und wiegt 160 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Der originale Frontdeckel ist bereits vom Snap-In-Typ, er kann auch bei angesetzter Streulichtblende abgenommen werden, wenn auch etwas fummelig, da zwischen Blende und Deckel nur ein schmaler Spalt ist. Dreht man den Deckel mit den Griffstücken zur am weitesten ausgeschnittenen Stelle der „Blüte“ der Blende, geht es aber.

Das gesamte Objektiv macht keinen sehr hochwertigen Eindruck, es ist äußerlich fast vollständig aus Kunststoff gefertigt und ziemlich leicht. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.

Das Objektiv ist am Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Das „Corner Smearing“ der äußersten Bildecken bleibt auch bei Blende 16-22, ist aber ca. 300 Pixel von den äußersten Bildecken bereits nicht mehr stark.

Das Objektiv verzeichnet nicht sichtbar, nur messbar.

Das Objektiv ist heutzutage recht preiswert zu bekommen, die nFD-Version liegt meist nur knapp über 50-75 Euro, die älteren Varianten mit Chromring sind meist nur teurer zu erhalten. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teurer „Spaß“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Canon FD 2,8/24 S.S.C.

Ein klassisches FD-Objekiv, also fast ausschließlich aus Metall gebaut. FD-typisch gibt es eine Bajonett-Streulichtblende, die sogar mit Filz ausgekleidet ist. S.S.C. steht für die neuere, bessere Mehrschichtvergütung (Super Spectra Coating).

Der Entfernungsring geht seidenweich, der Einstellweg mit 120° ist erfreulich groß. Die Blende rastet halbstufig, es sind leider nur 6 Lamellen eingebaut. Die Automatikstellung des Blendenrings rastet ein. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 55mm und wiegt 325 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Der originale Frontdeckel ist bereits vom Snap-In-Typ, er kann auch bei angesetzter Streulichtblende abgenommen werden.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.

Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Aufgrund des „Corner Smearings“ der Z5 werden die äußersten Bildecken auch bei Blende 16 nicht ganz scharf, bleiben aber erträglich. Ca. 250 Pixel von den äußersten Bildecken entfernt ist das Bild bereits recht scharf. Das Objektiv verzeichnet leicht, aber tolerabel.

Das Objektiv ist inzwischen gesucht und recht teuer geworden, die S.S.C.-Version liegt meist deutlich über 200 Euro, die älteren und einfacher vergüteten Varianten sind oft preiswerter zu bekommen. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teures „Vergnügen“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, eingeschaltetem Bildstabilisator und Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Verzeichnung 28mm (links), 24mm (rechts)

Das 28er nFD werde ich an der Nikon Z5 nicht mehr benutzen, da ich das optisch und mechanisch bessere Contax Distagon 2,8/28mm habe. Das FD 24mm hingegen wird mein 24er an der Z5, es bekommt einen festen Platz in der entsprechenden Fototasche.

Christian Zahn

 

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