Schneider-Kreuznach Tele-Xenar 135mm mit Deckel-Einheitsbajonett an Nikon Z5

In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 55 Jahre altes Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Das Bajonett dieses Objektives ist das heute DKL getaufte Deckel-Bajonett (früher als deutsches "Einheits"-Bajonett bezeichnet), das die Firma Deckel, München mit ihrem Reflex-Compur-Verschluß 1956 eingeführt hat. Dieses Bajonett wird prinzipiell auch in der Vitessa-T, Ultramatic, der Braun Super Colorette, der Paxette Reflex Automatic, der Kodak Retina Reflex, Retina IIIs, der Edixa Electronica, der Iloca Electric und der Baldamatic III verwendet.

Das Deckel-Bajonett ist ein Kamerabajonett für Spiegelreflex- und Sucherkameras mit Zentralverschluß, das ab 1956 bis etwa 1970 für Kameras und Objektive hergestellt wurde. Zwar wurde das DKL = Deckelbajonett von etlichen Hersteller angeboten, aber Deckel sorgte durch spezielle Kerben im Bajonett dafür, das ein Voigtländer-Objektiv nur an eine Bessamatic paßte und ein Paxetten-Objektiv nicht an einer Retina benutzt werden konnte. So hatte jeder der Kamerahersteller die Gewissheit, daß seine Kunden nur seine Objektive kauften und sich nicht für eventuell billigere Objektiven eines anderen Herstellers entscheiden konnten.

Das DKL-Bajonett hat die Blendensteuerung im Verschluss integriert, darum haben die Objektive keinen eigenen Blendenring. Dieser muß darum im heute verwendeten Objektivadapter eingebaut sein, wobei die Gravur der Blendenzahlen meist nur eine grobe Schätzung darstellt und durchaus mehr als eine Blendenstufe abweichen kann. Am besten merkt man sich beim Objektivwechsel, auf welchen Blendenwert sich der Adapter maximal öffnen läßt und kann so entsprechend die wahre Objektivblende „umrechnen“.

Die heutzutage käuflich erwerbbaren Adapter haben immerhin den Vorteil, daß sie alle DKL-Objektive aufnehmen können, da das Bajonett so gefertigt ist, daß alle Codierungen in die Bajonettaussparungen passen!

An fast jedem DKL-Objektiv gibt es zwei Markierungen, diese bewegen sich beim Verstellen des Kamera-Blendenrings und zeigen die Tiefenschärfenausdehnung an.

Die Montierung der DKL-Objektive an der Nikon Z5 erforderte die Kombination zweier Adapter: DKL-auf-Nikon-F und den Nikon-FTZ-Adapter, weil ich keinen Adapter DKL-auf-Nikon-Z finden konnte.

Schneider Kreuznach Retina-Tele-Xenar f:4/135mm

Das Objektiv ist ein echtes Teleobjektiv, also ist die Schnittweite kürzer als die Brennweite. Laut Seriennummer stammt es von Ende 1966 und ist einfach vergütet. Es hat mit dem Schneider Normalobjektiv Xenar (einer Zeiss-Tessar-Kopie mit 4 Elementen und 3 Gruppen) nur den Namen gemein, das Tele-Xenar hat vermutlich 4 einzelne Elemente. Es wurde von der Firma Deckel, München (dem Compur-Werk), zusammengebaut, das auch die gesamte Fassung gefertigt hat. Die Linsen und die optische Rechnung stammte von Schneider Kreuznach. Verkauft wurde es ausschließlich von Kodak für Besitzer der Retina Reflex. Das gezeigte Skylight-Filter dürfte auch aus den 1960er Jahren sein und trägt eine Kodak-Gravur, war also ein Originalzubehör.

Der geriffelte und recht schmale Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm, was wahrscheinlich an der Schmiermittelalterung liegt. Der Fokus-Einstellweg ist mit etwa 260° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 4 Metern viel zu lang. Es sind nur 5 Blenden-Lamellen und die automatische Tiefenschärfen-Anzeige eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 58mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 60 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 71 mm und wiegt 330 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5 mm langer.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und für die geringe Lichtstärke überraschend schwer.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet nur sehr gering.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende in den Bildecken recht unscharf und vignettiert sichtbar, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, jedoch werden die Bildecken auch bei Blende 16 nicht ganz scharf abgebildet. Chromatische Aberrationen treten bei Offenblende nur gering auf und verschwinden ab Blende 5,6-8 praktisch gänzlich.

Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und ca. 50 Euro.

Die Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Objektiv werde ich an der Nikon Z5 wohl nicht mehr einsetzen, ich habe für 135mm optisch bessere Objektive im Fundus, die auch keine Doppeladaption erfordern und eine wesentlich geringere Naheinstellgrenze haben.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben