FED 2,8/52mm Objektiv mit M39 an Nikon Z5

In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 50 Jahre altes Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Das Objektiv war das Normalobjektiv der FED 3, die von 1963 bis 1979 gebaut wurde. Die FED 3 ist das dritte Modell einer Kameralinie, die FED, Charkow, Ukraine (Trudkommuna imeni F. E. Dserschinskowo = Arbeitskommune Felix Dschersinski) hergestellt hat.

Die FED - Kameras sind Schraubleica-Kopien und wurden seit 1934 bis 1998 in einer Kommune hergestellt, die nach dem Gründer der ersten sowjetischen Geheimpolizei (Tscheka / NKWD / KGB) Felix Dschersinski benannt ist. Die Modellvielfalt der Kameras und etwas zur FED-Geschichte hat Ulrich Witte zusammengetragen. Die FED (erstes Modell) gleicht der Schraubleica so sehr, daß noch heute aus ihnen gefälschte „Luftwaffenleicas“ oder „Goldleicas“ gemacht werden, wobei inzwischen der Sammlerszene bekannt ist, daß es nur „Fakes“ sind. Dadurch sind die Preise für diese Nachbauten zwar stark gefallen, aber da sie in vielen Fällen durchaus gut nachgemacht sind, gibt es trotzdem noch einen Markt dafür. Peter Lausch hat dazu einiges an Informationen zusammengetragen (Stand 2009).

Seit der FED 3 sieht die Kamera der Schraubleica weniger ähnlich, da die Deckkappe wesentlich einfacher und geradliniger gestaltet wurde. Ein wenig scheint sich der Hersteller an der Leica M orientiert zu haben, aber das Hauptmotiv für die Vereinfachung dürfte in der preiswerteren Fertigung zu suchen sein.

Die gezeigt FED 3b wurde in Deutschland auch von Foto Quelle als Revue 3 angeboten. Die späteren Modelle gab es nach 1990 bei einigen Fotoversandhändlern als billigen Einstig in die Schraubleica-Welt, z. B. beim Brenner Fotospezialversand / BIG in Weiden(Oberpfalz).

Es gibt mehr FED - Kameras als echte Schraub-Leicas, von der FED 3 sollen etwa 2 Millionen Stück hergestellt worden sein, von allen FEDs zusammen sicherlich mehr als 5 Millionen Stück.

Die Kamera ist sehr einfach aufgebaut, so dreht sich das Verschlußzeitenrad bei jedem Verschluß-Aufzug und -Ablauf mit und die Verschlußrollos sind im Kamerainneren frei sichtbar. Eine „russisch-rustikal“, schnörkellos und recht „unkaputtbar“ gefertigte Kamera. Abgesehen von der Ungenauigkeit der Verschlußzeiten bereits ab Werk und der vom Käufer möglichst sofort nach Kauf zu kontrollierenden Meßsucherkopplung gibt es nicht viel, was an der FED im Lauf der Zeit defekt werden kann. Die Alterung des Verschlußhemmwerks bereitet nur wenig Probleme, weil der bei anderen Kameras vorhandene Langzeitenbereich von 1/30s bis 1s bei der FED gar nicht vorhanden ist und somit dieses Hemmwerk nicht verharzen kann…

Die „Nullstellung“ von Kamera bzw. Objektiv ist nicht genau, die Entfernungsindexmarke sowie die Blenden-Marke sitzen nicht bei 12 Uhr, sondern sind auf etwa 11 Uhr verdreht.

Die Rückwand der FED 3b wird komplett nach unten abgezogen, nicht nur die Bodenplatte wie bei einer Schraubleica. Die Filmmerkscheibe ist für sowjetische Filmempfindlichkeiten graviert, statt DIN oder ASA sind Ghost-Werte vorhanden. Da diese Scheibe aber keinerlei technische Funktion hat, macht das nichts.

Die ersten beiden Stellen der Seriennummer von Kamera und Objektiv scheinen das Herstelljahr anzugeben. Das gezeigte Objektiv ist demnach etwa 5 Jahre nach der Kamera gebaut worden und paßt vom Aussehen nicht ganz zur Kamera. Es ist eine Leica-Elmar-Kopie und somit ähnlich dem Zeiss Tessar. FED hat es bei KMZ in Moskau zugekauft, die es unter eigenem Namen als Industar verkauft haben.

KMZ bedeutet Krasnogorski Mekhanicheskii Savod, Krasnogorsk südlich von Moskau, UdsSR (die Firma ist auch bekannt als Zenit). 1945 hatte die Sowjetunion große Teile des Jenaer Zeiss-Werkes als Reparationsleistung demontiert und somit sowohl die Konstruktionsunterlagen als auch die Fertigungsanlagen im Besitz.

Bei KMZ/Zenit-Objektiven ist die Feststellung des Baujahrs einfach, es sind die ersten beiden Stellen der Seriennummer, das gezeigte Exemplar ist also von 1971.

FED/KMZ 52 2,8/52 И-61 (= I-61 Industar)

Das FED 2,8/52mm ist ein Industar 61 (das umgedrehte russische „N“ ist der Buchstabe für das lateinische „I“), also hat es 4 Elemente in 3 Gruppen und ist eine Leica-Elmar bzw. Zeiss-Tessar-Kopie. Es ist einfach vergütet.

Der geriffelte sowie mit Berg-und-Tal-Kerben versehene Entfernungsring läuft zu schwer und kratzig, da das Schmiermittel inzwischen größtenteils fehlt. Der Einstellweg ist mit etwa 180° relativ lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 1m erheblich zu lang. Der recht schwergängige Blendenring hat Rastungen in vollen Blendenstufen, es sind 8 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 40,5mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 54 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 38,5 mm und wiegt 130 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 3mm länger.

Das gesamte Objektiv macht keinen sehr hochwertigen Eindruck, es ist zwar größtenteils aus Metall hergestellt, aber zu „fimschig“, da unter anderem der extrem schmale Blendenring zu schwergängig ist. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser Bildfehler praktisch nicht sichtbar.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und bei Offenblende unscharf (die Bildmitte ist schärfer als der Rest) und vignettiert sichtbar, Abblenden auf 8-11 beseitigt die Vignettierung und steigert die Schärfe nur in der Bildmitte deutlich, die Bildränder und -Ecken werden dann noch nicht scharf abgebildet. Weiteres Abblenden sorgt durch die Beugungsunschärfe für wieder unscharf werdende Bildmitte, so daß bei Blende 16 das gesamte Bildfeld relativ gleichmäßig, aber recht unscharf ist. Die bei Offenblende vorhandenen sehr geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab Blende 5,6 vollständig.

Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör liegt es zwischen 10 und 30 Euro, zusammen mit der Kamera kostet es zwischen 20 und 80 Euro.

Fazit

Das Objektiv werde ich an der Z5 nicht mehr benutzen, an der FED 3b werde ich einen Testfilm machen und Kamera sowie Objektiv danach als Vitrinenstück belassen.

Christian Zahn

 

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