Nikon Z5 mit Fujica-X Objektiven
In diesem Erfahrungsbericht geht es um vier etwa 40-50 Jahre alte Manuellfokussobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.
Die Fujifilm Holdings K.K. (deren Kameras anfangs unter dem Markennamen Fujica, später Fujifilm vertrieben wurden bzw. werden) war zu Anfang ein Hersteller von fotografischen Filmen, der aber auch (ähnlich wie es Kodak und Agfa ebenfalls machten) Kameras und Objektive herstellte, damit die Fujifilm-Kunden auch eine Fuji-Kamera nutzen konnten und sollten. Fujica-Spiegelreflexkameras verwendeten anfangs das weitverbreitete M42-Gewinde, das 1972 für die ST801 um eine Offenblendmessungsmöglichkeit durch einen Blendensimulator erweitert wurde (allerdings inkompatibel zu anderen ähnlichen Systemen). 1979 wurde das Fuji-X-Bajonett entwickelt, das für Zeit-, Blenden, und Programmautomatik ausgelegt war. Für die alten M42-Objektive gab es einen Adapter mit Unendlichkeitseinstellung, Springblendenbetätigung und Arbeitsblendenmessung. Dieses Bajonett ist nicht identisch mit den heutzutage verkauften Objektiven für die digitalen Systemkameras, die ebenfalls Fuji-X heißen. Das kann zur Verwirrung beim Kauf des Objektivadapters führen, es muß genau darauf geachtet werden, daß das objektivseitige Bajonett wirklich das für die „alten“ Objektive ist.
„Fuji“ bezieht sich übrigens auf den höchsten Berg Japans, an dessen Ausläufern das Stammwerk von Fujifilm noch heute liegt.
Fuji baut seine Objektive und Kameragehäuse selbst und ist dabei so erfolgreich, daß z. B. viele „späte“ Hasselbladkameras und-Objektive umgelabelte Fujifilm-Produkte waren und aktuell noch sind (z. B. die Panorama-Kleinbild-Meßsucherkamera X-Pan oder die Mittelformatkameras H1 und H2 sowie die jeweils dazugehörenden Objektive). In Japan und umliegenden Ländern wurden sie von Fuji selbst vertrieben, im Rest der Welt stand Hasselblad drauf…
In der Hochzeit der analogen Spiegelreflexkamerazeit in den 1970er und 1980er Jahren lieferte Fuji auch Kameras für Foto Porst, z. B die Fujica AX-5 als CR-7 oder die STX-1 als CR-1 sowie dazu passende Objektive.
Nach dem Auslaufen der Polaroid-Sofortbild-Patente baute Fujifilm eine sehr erfolgreiche Instax-Kameralinie auf, die auch 2021 noch gewinnbringend arbeitet, während die Filmherstellung für KB- und Mittelformatkameras kaum noch kostendeckend ist. Allerdings macht die Imaging-Sparte nur noch einen kleinen Teil des Konzernumsatzes aus, Medizintechnik und Bürotechnik sind die Umsatz- und Gewinnbringer.
Daß die Sofortbilder so erfolgreich sind, dürfte allerdings größtenteils am „Heimmarkt“ in Japan liegen, dort wird auch heutzutage noch enorm viel auf analoges Sofortbild fotografiert und digitale Kameras mit eingebautem „Ausbelichter“ für diese Bilder sind dort sehr erfolgreich.
Die vier hier besprochenen Objektive sind für die analogen Kameras der Fujica-X-Serie gefertigt worden, teilweise von Fuji selbst, teilweise von Fuji als OEM-Hersteller für eine Vertriebsmarke hergestellt und teilweise vom deutschen Vertrieb bei ganz anderen japanischen Herstellern mit Fujica-X-Bajonett bezogen.
Ich habe keinen Adapter Fujica-X-auf-Nikon-Z finden können, statt dessen habe ich meinen alten Adapter Fujica-X-mFT auf Nikon-Z adaptiert, indem ich einen China-Gehäusedeckel so umgearbeitet habe, daß er das mFT-Bajonett aufnehmen kann. Leider fehlen durch diese Doppeladaptierung entscheidende Zehntelmillimeter, ich kann kein Objektiv auf Unendlich scharfstellen (dann wäre der Objektivdeckel so dünn geworden, daß er den mFT-Adapter nicht mehr halten könnte). Darum zeige ich nur Beispiele von Nahaufnahmen.
Porst WW-Macro 1:2,8/28mm X-M GMC
Das Objektiv wurde laut Seriennummer möglicherweise 1981 gefertigt. Der wahre Hersteller ist nicht exakt bekannt, wahrscheinlich ist es von Ozone Optical gefertigt worden, die ein eigenes 28er mit ähnlichen Daten unter dem Label „Ozunon“ auch mit Fujica-X-Anschluß verkauft haben. Außerdem tragen alle Ozunone die Bezeichnung „GMC“ für die herstellereigene Mehrschichtvergütung. Vertrieben wurde es in Deutschland von Foto Porst als Weitwinkel-Objektiv für seine von Fuji hergestellten Kameras mit dem Fujica-X-Bajonett.
Das „X-M“ in der Typenbezeichnung steht für das Fujica-X-Bajonett und die Mehrfachvergütung des Objektivs. Der Blendenring kann bei 22 verriegelt werden (mit einem grünen Rautensymbol gekennzeichnet) und ein Schalter wird geschlossen, anhand dessen eine Fujica-Kamera mit Blenden- und Programmautomatik erkennt, daß die kleinste Objektivblende eingestellt wurde. Der Blendenmechanisus hat leider nur 5 Lamellen.
Das Objektiv ist ca. 44 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 63 mm und wiegt 220 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm. Beim Fokussieren wird das Objektiv ca. 7mm länger.
Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte manuelle Fokusring läuft weder zu leicht noch zu stramm, jedoch inzwischen mit ganz leisen kratzenden Geräuschen. Sein Einstellweg mit ca. 330° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 0,2m ergibt einen Abbildungsmaßstab von etwa 1:4. Das ist zwar kein richtiges Makro, aber schon recht „nah dran“ für ein so altes Weitwinkelobjektiv.
Das Porst WW-Macro verzeichnet deutlich sichtbar, bei vielen Motiven störend.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe stark und verringert die Vignettierung, jedoch kann es den Sensor der Z5 auch dann nicht ganz ausreizen, da die Bildecken „schmieren“.
Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und 50 Euro.
Fuji Photo Film X-Fujinon 1:2,2 f=55mm
Das Objektiv wurde möglicherweise 1979 gefertigt, da es noch keinen verriegelbaren Blendenring für die späteren Kameras mit Blenden- und Programmautomatik hat. Es ist ein preiswertes „Budget“-Objektiv, relativ lichtschwach und nur einfach vergütet. Es ist vermutlich mit dem älteren Fujinon mit M42-Schraubgewinde optisch baugleich.
Das Objektiv ist ca. 37 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 61 mm und wiegt Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm. Beim Fokussieren wird das Objektiv ca. 5 mm länger. Der Blendenmechanisus hat leider nur 5 Lamellen. Der Blendenring hat eine doppelte Skala, da es Fujica-Kameras gab, die die zweite Skala in den Sucher einspiegelten.
Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Fokusring läuft weder zu leicht noch zu stramm, jedoch inzwischen mit ganz leisen kratzenden Geräuschen. Sein Einstellweg mit ca. 120° in Ordnung, die Naheinstellgrenze von 0,6m ist ein wenig lang.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert etwas, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe und verringert die Vignettierung. Das Bokeh bei Offenblende ist recht eigenwillig, kann aber durchaus interessant genannt werden, da es Bubbles bzw. Seifenblasen produziert, ähnlich wie ein Meyer Görlitz Trioplan / Domiplan.
Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand, Bajonettanschluß und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und 80 Euro. Die höheren Preise werden meist erzielt, wenn der Verkäufer auf das spezielle Bokeh hinweist.
Porst Color Reflex 1:1,9/50mm X D
Das Objektiv ist „Made in Japan“. Der wahre Hersteller ist mit ziemlicher Sicherheit Fuji selbst gewesen. Vertrieben wurde es in Deutschland von Foto Porst als Set-Objektiv für seine von Fuji hergestellten Kameras mit dem Fujica-X-Bajonett. Wofür das „D“ in der Typenbezeichnung steht, ist mir nicht bekannt. Alle Linsen sind nur einfach vergütet. Vermutlich ist es eines der vielen japanischen Doppelgauss-Objektive mit 6 Elementen.
Das „X“ in der Typenbezeichnung steht für das Fujica-X-Bajonett. Der Blendenring kann bei 16 verriegelt werden (mit einem grünen Rautensymbol gekennzeichnet) und ein elektrischer Schalter wird geschlossen, anhand dessen eine Fujica-Kamera mit Blenden- und Programmautomatik erkennt, daß die kleinste Objektivblende eingestellt wurde. Der Blendenmechanisus hat leider nur 5 Lamellen.
Das Objektiv ist ca. 38 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 61 mm und wiegt 145 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm. Beim Fokussieren wird das Objektiv ca. 4 mm länger.
Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Fokusring läuft weder zu leicht noch zu stramm, jedoch inzwischen mit ganz leisen kratzenden Geräuschen. Sein Einstellweg mit ca. 120° ausreichend, die Naheinstellgrenze von 0,6m ist etwas zu lang.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe sehr stark und verringert die Vignettierung.
Das Objektiv ist heutzutage sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 1 und 20 Euro. Die originale Fuji-Version ist in Deutschland hingegen extrem selten, weil die meisten Fujica-Kameras mit X-Bajonett über Porst verkauft wurden.
Porst Color Reflex 1:1,6/50mm X-M UMC F
Das Objektiv ist „Made in Japan“. Der wahre Hersteller ist mit ziemlicher Sicherheit Fuji selbst gewesen. Vertrieben wurde es in Deutschland von Foto Porst als Set-Objektiv für seine von Fuji hergestellten Kameras mit dem Fujica-X-Bajonett. Wofür das „F“ in der Typenbezeichnung steht, ist mir nicht bekannt. „UMC“ bedeutet wahrscheinlich „Ultra Multi Coated“ und meint die Mehrschichtvergütung aller Linsen. Vermutlich ist es eines der vielen japanischen Doppelgauss-Objektive mit 6 Elementen.
Das „X-M“ in der Typenbezeichnung steht für das Fujica-X-Bajonett sowie die Mehrschichtvergütung. Der Blendenring kann bei 16 verriegelt werden (mit einem orangenem Rautensymbol gekennzeichnet) und ein elektrischer Schalter wird geschlossen, anhand dessen eine Fujica-Kamera mit Blenden- und Programmautomatik erkennt, daß die kleinste Objektivblende eingestellt wurde. Der Blendenmechanisus hat 6 Lamellen.
Das Objektiv ist ca. 37 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 61 mm und wiegt 175 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm. Beim Fokussieren wird das Objektiv ca. 5 mm länger.
Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Fokusring läuft inzwischen etwas zu stramm und mit ganz leisen kratzenden Geräuschen. Sein Einstellweg mit ca. 120° ausreichend, die Naheinstellgrenze von 0,6m ist etwas zu lang.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe sehr stark und verringert die Vignettierung.
Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und 50 Euro. Die originale Fuji-Version ist in Deutschland hingegen extrem selten, weil die meisten Fujica-Kameras mit X-Bajonett über Porst verkauft wurden.
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ISO-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Die Objektive werde ich an der Z5 nicht mehr verwenden, da ich sie wie erwähnt aufgrund der doppelten Adaptierung leider nicht auf Unendlich scharfstellen kann. Sollte mir das eines Tages doch noch gelingen, wären das 1,6/50 sowie das 2,2/50 einen erneuten Test wert.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 30.01.2023 |
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