Zwei Minolta AF-Objektive an der Nikon Z5

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 20 bis 35 Jahre alte Autofokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Wichtiger Hinweis

Beim Kauf des notwendigen Adapters für die Systemkamera ist zu beachten, daß es zwei Minolta-Bajonette gibt: Das AF-Bajonett, das später von Sony für dSLRs übernommen wurde (Minolta MA-Bajonett bzw. Sony-alpha-A-Bajonett) und das dazu inkompatible, ältere MF-Bajonett. Dieses wurde zusammen mit der Minolta SR-1 bereits 1958 (also noch vor dem legendären Nikon F-Bajonett!) eingeführt und somit offiziell als „SR“-Bajonett bezeichnet. Es hat lediglich eine Springblendenübertragung, jedoch keine Offenblendenmessung. Diese wurde mit der SR-T 1966 eingeführt, die entsprechenden neuen Objektive trugen die Kennzeichnung „MC“ eingraviert (das steht nicht, wie oft fälschlich behauptet, für „Multi Coating“ = Mehrfachvergütung, sondern für „Meter Coupled“ = Messwerkskupplung bei Offenblende). Die Bezeichnung „MD“ wurde 1977 zusammen mit der XD-Serie mit den neuen für Programmautomatik geeigneten Objektiven eingeführt, wobei es wohl keine wirkliche Erklärung für die Buchstaben gibt.

Die hier verwendeten AF-Objektive benötigen einen Adapter für die Minolta/Sony AF-Objektive (alpha-A-Bajonett). Sie haben prinzipiell keinen Blendenring, deren Einstellung erfolgt am Adapter, der dafür einen verstellbaren Ring hat.

Minolta präsentierte die AF-Obektive 1985 zusammen mit der ersten AF-SLR des Weltmarktes überhaupt, der 7000

Ralf Jannke hat die Minolta-Geschichte hier bereits ausführlich beschrieben.

Die Minolta 7000 hat er separat gewürdigt.

Zwar hatten viele Kamerahersteller bereits vorher Modelle mit Autofokus auf den Markt gebracht, aber entweder waren es Sucherkamera oder mehr oder minder „normale“ Spiegelreflexkameras mit speziellem AF-Objektiv. Und nicht nur die „Big Five“ der japanischen Kameraindustrie (Canon, Nikon, Minolta, Olympus, Pentax) arbeiteten an AF-SLR-Systemen, sondern auch die kleineren wie Chinon oder Cosina.

Minolta hatte sein System als erster marktreif und so wurden die anderen Hersteller 1985 von Minolta-AF-System „kalt“ erwischt, weil ihre Systeme noch nicht auseintwickelt waren. Das Canon EOS-System erschien erst 1987, Nikon mit der F-501 kam 1986, Pentax stellte die SFX 1987 vor, Olympus hatte die OM 707 AF 1986 am Start, so daß Minolta für circa ein Jahr der einzige AF-Spiegelreflexkamera-Anbieter war. 1987 bauten sie die 7000 sogar etwas um, so daß auch Yashica mit der 230 AF ein Autofokus-System vertreiben konnte, ohne es selbst entwickeln und bauen zu müssen, jedoch ist das Bajonett aufgrund der Modifikationen nicht zu Minolta-Objektiven kompatibel.

Minolta entschied sich bei der 7000 für ein völlig neues Bajonett, da das SR-Bajonett „in die Jahre“ gekommen war und einen zu kleinen Durchlass hatte. Die alten Manuellfokusobjektive lassen sich zwar mechanisch adaptieren, aufgrund des längeren Auflagemaßes des Minolta-AF-Bajonetts können sie aber nicht auf Unendlich fokussiert werden, sondern nur noch im Nahbereich.

Der Autofokusmotor vieler Minolta-AF-Objektive sitzt im Gehäuse, die Übertragung zum Objektiv erfolgt wie bei Nikon oder Pentax durch eine schraubendreher-ähnliche Klinge im Bajonett, die in einen drehbaren Schlitz im Objektiv eingreift. Das Objektiv ist über mehrere elektrische Kontakte mit der Kamera verbunden, es überträgt darüber die aktuelle Brennweite, die Offenblende und kleinste Blende, teilweise auch die eingestellte Fokusdistanz (Objektive mit „D“ in der Bezeichnung). Später führte Minolta Objektive mit eingebautem Motor ein.

Minolta hat im Jahr 2006 die Kamerasparte an Sony verkauft, die viele Objektive mehr oder minder unverändert weitergebaut haben, im Jahr 2021 sind einige Sony-A-Objektive immer noch neu verfügbar, obwohl Sony das Bajonett und entsprechende Kameras schon seit etwa 2018 abgekündigt hat, da nur noch spiegellose Systemkameras gebaut werden. Immerhin hat Sony einen AF-Adapter im Angebot, mit dem sich die A-Objektive an ihren spiegellosen Kameras weiterbenutzten lassen, wobei auch der AF unterstützt wird.

Die Minolta/Sony alpha-A-Objektive haben keinen Blendenring, diese wird immer von der Kamera gesteuert, somit wird in Zeitautomatik die Blende per Drehrad an der Kamera eingestellt. Nutzt man die AF-Objektive mit einem Adapter an spiegellosen Systemkameras, so stellt man die Blende rein mechanisch am Blendenring des Adapters ein. Prinzipbedibgt kann der Adapter keine Blendenskala haben, da die Blendenverstellung immer relativ zur Offenblende bewegt wird. Bei Zoomobjektiven mit gleitender Lichtstärke (z. B. einem 3,5-5,6/28-105mm Zoom) verändert sich die eingestellte Blende beim Zoomen ebenfalls, sofern nicht am Blendenring nachkorrigiert wird. Will man eine bestimmte Blende einstellen, so bleibt nichts anderes übrig, als die Kamera-Belichtungsmessung mit Offenblende vorzunehmen und den Blendenring dann langsam zuzudrehen, bis die gemessenen Belichtungszeit um so viel Stufen länger geworden ist, um die man abblenden wollte.

Beispiel: Offenblende 2,8, gemessenen Belichtungszeit 1/500s. Um auf Blende 8 abzublenden, sind 3 Blendenstufen erforderlich, dazu muß die Belichtungszeit auf 1/60s absinken. Das klappt natürlich nur auf einem Stativ bei gleichbleibender Motivhelligkeit, ansonsten bleibt nur Raten.

Eventuell hilft es, den Adapter mit einer selbstgedruckten Skala zu versehen, auf der die relativen Blendenstufen vorhanden sind.

Minolta AF Macro 50mm 1:2,8 (32)

Das 50er Macro war das erste AF-Makro-Objektiv des Weltmarktes und das erste SLR-Objektiv, das ohne Zwischenringe auf 1:1 fokussiert werden konnte. Die Vorgänger kamen immer nur auf etwa 1:2 und benötigten für 1:1-Abbildungen einen Zwischenring, mit dem dann nicht mehr auf Unendlich fokussiert werden kann. Minolta schaffte die enorme Fokusdistanz durch ein einzigartiges „Double-Floating-System“, bei dem sich drei Linsengruppen beim Fokussieren unabhängig voneinander bewegen und die notwendige Auszugslänge reduzieren. Außerdem wird dadurch die Bildfeldwölbung im Nahbereich ausgeglichen.

Von diesem Objektiv gab es bei Minolta/Sony im Laufe von ca. 30 Jahre vier Versionen. Laut Artaphot.ch sind die Versionen optisch baugleich, die späteren haben einen breiteren Fokusring und sind aufgrund von mehr Kunststoff-Verwendung leichter, lassen sich aber schlechter manuell scharfstellen, da der Fokusring etwas Spiel hat.

Das gezeigte 2,8/50mm ist ein mehrschichtvergütetes Objektiv mit 7 Elementen in 6 Gruppen, im Inneren in Metall gefasst mit äußeren Kunststoffteilen. Es wurde von 1985 bis 2001 hergestellt, die leichteren Versionen von 2001 bis etwa 2018. Die Entfernungsskala ist hinter einen durchsichtigem Kunststofffenster zu sehen, neben Meterangaben sind auch imperiale Feet-Entfernungen vorhanden. Der Abbildungsmaßstab von 1:1 bis 9:1 ist am Entfernungsring ablesbar. Die Gummierung um den Tubus zur besseren Griffigkeit neigt beim Altern dazu, sich weißlich zu verfärben.

Der geriffelte und leider viel zu schmale Entfernungsring ist für ein Autofokusobjektiv erstaunlich schwergängig, was der manuellen Einstellung jedoch zugute kommt, da er sich nicht selbst verstellt. Der Einstellweg ist mit etwa 180° eigentlich zu kurz, da die Übersetzung sehr steil ist, um den enormen Fokusbereich schnell „durchfahren“ zu können. so daß die manuelle Fokussierung recht schwierig ist. Die Naheinstellgrenze beträgt 0,2m ab Sensorebene, das Objekt „klebt“ dann fast vor der Objektiv-Vorderkante. Die Blende ist am Objektiv nicht einstellbar, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 55mm eingeschraubt. Dank der sehr tiefliegenden Frontlinse ist sie aber nur selten erforderlich und beim Fokussieren auf Nahgrenze sogar eher hinderlich denn sinnvoll.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 69 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 60 mm und wiegt 315 Gramm. Beim Nah-Fokussieren verlängert sich das Objektiv um etwa 46mm.

Das gesamte Objektiv macht einen relativ hochwertigen Eindruck, es ist im Inneren größtenteils aus Metall gefertigt (inkl. Bajonettring) und sehr schwer, aber alles außen sichtbare ist lediglich aus Kunststoff. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Die Ansatzmarke für das Bajonett ist kein lediglich mit Farbe ausgemalter Punkt, sondern eine eingeklebte rote Halbkugel.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet sehr wenig. Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß etwas unscharf und vignettiert, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Im Nahbereich ist es dank Double Floating Elements genauso gut wie im Unendlichen. Es ist somit sowohl als reines Makro als auch als etwas lichtschwaches Normalobjektiv sehr gut benutzbar. Die bei Offenblende vorhandenen geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 4 vollständig.

Leider hat das AF 2,8/50 Makro an digitalen Kameras (egal ob mit Spiegel oder spiegellos) ein kleines Problem: die Hinterlinse ist konkav, also nach innen in das Objektiv hinein gewölbt. Dadurch wirkt sie wie ein Hohlspiegel, der das vom Sensor zurückgeworfene Licht sammelt und in die Sensormitte zurücksendet. Das führt zu einer helleren Bildmitte, wenn das zentrale Motiv dunkler ist als das Motivumfeld (z. B. ein dunkles Objekt aufgenommen vor einem hellen Hintergrund). Bei Aufnahmen auf Film tritt dieser Effekt fast nicht auf, da die Filmoberfläche wesentlich diffuser „rückstrahlt“.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand, Version und Lieferumfang kostet es zwischen 80 und 150 Euro.

Minolta AF APO Tele Zoom 100-300mm 1:4,5-5,6 D

Das Objektiv ist ein mehrschichtvergütetes Zoom mit 11 Elementen in 10 Gruppen und „D“-Datenübermittlung, d. h., es meldet der Kamera die ermittelte Entfernung, damit diese im Blitzbetrieb die Objektentfernung zur Blitzbelichtungsmessung mit heranziehen kann. Es wurde etwa seit 1999 oder 2000 herum gebaut und ist eine verbesserte Version seines Vorgängers ohne APO und ohne „D“-Funktionalität. Auch bei diesem Objektiv ist die Fokus-Skala hinter einem Kunststoff-Fenster geschützt. Am Objektiv ist eine Taste angebracht, die bei Minolta- und Sony-Kameras für einstellbare Zwecke benutzt werden kann, z. B. für den Start des AF-Vorgangs oder für die „Verriegelung“ des aktuellen Fokuspunkt.

Der gummierte und recht breite Entfernungsring geht etwas stramm, jedoch ist er ein „Fake“, denn nur der Ring verstellt sich nicht selbst, die eigentliche Fokussierungsgruppe ist davon unabhängig und wesentlich leichtgängiger, außerdem ist sie mit der Streulichtblende verbunden, so daß sie sich ggf.von selbst verstellt. Der Fokus-Einstellweg ist mit 90° zu kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,5 Metern in Ordnung.

Die Blende ist nur an der Kamera einstellbar. Es sind 9 Blenden-Lamellen eingebaut, die eine fast kreisförmige Öffnung ergeben. Die Streulichtblende wird per Bajonett befestigt und dreht sich beim Fokussieren mit. Auch das 55mm Filtergewinde dreht sich dabei.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 73 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 101 mm und wiegt 475 Gramm. Beim Nah-Fokussieren verlängert sich das Objektiv um etwa 10mm, beim Zoomen um etwa 50 mm.

Das gesamte Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, zwar ist vieles aus Kunststoff gefertigt, aber Bajonettring und etliche inneren Teile sind aus Metall. An der Entfernungs-Skala sind weder Tiefenschärfemarkierungen noch Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Die Ansetzmarke für das Bajonett ist kein lediglich mit Farbe ausgemalter Punkt, sondern eine eingeklebte rote Halbkugel.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar. Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß etwas unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe vor allem in der Bildmitte, die Ränder werden auch bei Blende 16 nicht ganz scharf. Die bei Offenblende vorhandenen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 8 größtenteils.

Das Objektiv ist heutzutage nicht immer günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 40 und 160 Euro.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei circa Blende 8-11, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter/Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Von den beiden gezeigten Objektiven werde ich an der Z5 nur das 50er Makro weiterbenutzen, da es sehr scharf ist, ohne Zwischenringe auf 1:1 zu fokussieren ist und der Fokusring sich nicht selbst verstellt. Das 100-300 trägt zwar APO im Namen, aber die Objektivschärfe vor allem im Randbereich überzeugt mich nicht, zumal die Bedienung zu „fummelig“ ist. Da benutze ich lieber manuelle Festbrennweiten aus meinem Fundus, die schärfere Bilder abliefern und manuell besser fokussierbar sind. Ich werde das 100-300 vor allem an der APS-C-dSLT Sony alpha 65V einsetzen, dort werden die „schlechteren“ Bildecken nicht benutzt und der Autofokus funktioniert.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben