Nikon Z5 Revue-M42-Normalobjektive
In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 40-50 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.
Die Objektive stammen etwa aus den Jahren 1970 bis 1985, sie wurden von Foto Quelle, Nürnberg, unter dem Label „Revue/Revuenon“ vertrieben, hergestellt hat sie Chinon.
Foto Quelle war jahrzehntelang (nach eigenen Angaben) der größte Fotoartikelhändler in der BRD, dicht gefolgt vom Konkurrenten Foto Porst. Beide importierten von etwa 1960 bis ca. 1995 von japanischen Herstellern wie Cosina, Chinon, Tokina, Komura, Makinon, Petri, Miranda usw. Fotoartikel und vertrieben sie unter ihrem eigenen Namen, fast immer ohne dem Konsumenten den wahren Hersteller mitzuteilen. Manchmal konnte man es am Aussehen der Kameras und Objektive erkennen, das Herkunftsland „Japan“ war meist eingraviert und der „JCII“-Aufkleber wurde selten entfernt bzw. nicht mitbestellt.
Chinon wurde 1948 in Chino, Präfektur Nagano, Japan, gegründet und baute ab etwa 1965 herum preiswerte Kleinbild-Spiegelreflexkameras- und Objektive, die im Westen vor allem als OEM-Ware vertrieben wurden, der Markenname „Chinon“ wurde in der BRD erst bekannt, als Photo Porst Chinon-Kameras nicht mehr als Eigenmarke, sondern als „echte“ Chinon anbot. 1997 erwarb Kodak Chinon, die fast alle Kodak-Digitalkameras entwickelten und herstellten. 2006 verkaufte Kodak Chinon wieder.
Auto Revuenon 1:1,9 f=50mm
Im Laufe der Jahre hat Foto Quelle verschiedene Versionen dieser Brennweite importiert, darunter auch Exemplare von anderen Herstellern als Chinon, z. B. von Cosina oder von Pentacon. Laut Seriennummer könnte das gezeigte vergütete Exemplar im Jahr 1984 gebaut worden sein. Es ist aus der „Einsteiger“-Klasse, als recht „lichtschwaches“ 50er konnte es preiswert angeboten werden. Revue verkaufte es sowohl in einer Version mit Pentax-Bajonett als auch mit M42-Gewinde und Springblende. Es hat vermutlich 6 Elemente.
Der recht schmale und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft weder zu schwer noch zu leicht, inzwischen jedoch von leisen kratzenden Geräuschen begleitet. Der Einstellweg ist mit etwa 200° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45 Metern erfreulich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Da es eigentlich ein PK-Bajonett-Objektiv ist, fehlt der bei M42 übliche Umschalter zwischen automatischer Springblende und manueller Blendenbetätigung. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 35 mm und wiegt 145 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 8 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, es ist bis auf den Kunststoff-Blendenring größtenteils aus Metall gefertigt, aber relativ leicht. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen sehr geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 2,8 völlig.
Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang, Version und Bajonett (M42 oder PK) liegt es zwischen 5 und 30 Euro.
Auto Revuenon 1:1,7 f=55mm
Laut Aussehen wird das gezeigte einfachvergütete Exemplar in den frühen bis mittleren 1970ern gebaut worden sein. Es ist aus der „Normalbenutzer“-Klasse, als „normal-lichtstarkes“ 50er konnte es relativ preiswert angeboten werden und wurde meist im Set mit der entsprechenden Spiegelreflexkamera verkauft. Es hat vermutlich 6 Elemente. Die Brennweite 55mm ist geringfügig „länger“ als bei den sonst üblichen Normalobjektiven, die fast alle 50mm haben.
Es wird bei Auktionen oftmals mit Hersteller „Tomioka“ oder „Tomioka-Bokeh“ gekennzeichnet, was aber leider nur eine „urbane Legende“ und darum falsch ist und Käufer zu höheren Geboten verleitet, weil es ein legendäres Tomioka-Objektiv gibt, das hervorragende Abbildungs-Leistungen haben soll. Der Grund für diese Verwechslung dürfte sein, daß das allseits bekannte und heutzutage sehr teuer verkaufte (im Jahre 2021 durchaus für 300-400 Euro!) 1,2/55mm Tomioka-Objektiv ein äußerlich sehr ähnliches Aussehen mit dem hier gezeigten 1,7/55mm Chinon/Revuenon hat, beide haben z. B. die zwei glänzenden Fasen und genarbtes Material am Entfernungsring. Mehr als das relativ ähnliche Aussehen haben beide jedoch nicht gemeinsam.
Tomioka war in den 1970ern ein Tochterunternehmen von Yashica und stellte das 1,2/55 auch für Revue her, dann aber immer mit „Tomioka Revuenon“ graviert. Es sind auch Exemplare mit „Cosinon Tomioka“-Gravur bekannt. Jedoch gibt es keine 1,7/55-Tomioka-Objektive, somit kann kein Revuenon mit diesen Daten von Tomioka sein.
Der relativ schmale und mit genarbtem Kunstleder ausgelegte Entfernungsring läuft aufgrund von Schmiermittelalterung inzwischen etwas schwergängig, der Einstellweg ist mit etwa 330° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,50 Metern in Ordnung. Die Blende rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der M42-typische Umschalter zwischen automatischer Springblende und manueller Blendenbetätigung ist vorhanden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 42 mm und wiegt 240 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 7 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß sehr unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen sehr geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 2,8 völlig.
Das Objektiv ist heutzutage teilweise nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 5 und 60 Euro. Wie oben beschrieben: die teurer verkauften Exemplare wurden fast immer fälschlich mit „Tomioka-Bokeh“ beschrieben!
Fazit
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Alle zwei Objektive bieten bei Blende 5,6-8 gute Abbildungsleistungen. Bei Offenblende haben sie erwartungsgemäß klassentypische schwache Abbildungsleistungen. Wie fast immer gilt: in der 50/55mm-Klasse aus den Jahren 1960 bis 1980 gibt es nur wenige schlechte japanische Objektive, die meisten sind auch heute noch nutzbar.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 30.01.2023 |
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