TT-Artisan 2/25mm an Nikon Z5

In diesem Erfahrungsbericht geht es um die Benutzung von einem etwa 1 Jahr alten leichtem Weitwinkelobjektiv an der Nikon Z5, einer spiegellosen Systemkamera mit 24 Megapixeln. Weil das Objektiv aber kein Vollformat, sondern nur APS-C ausleuchtet, reduziert sich die Bildgröße auf 10 Megapixel. Das Objektiv wird mit diversen Bajonettanschlüssen verkauft, darunter auch Fuji-X, Sony E und mFT. Bei APS-C entspricht der Bildwinkel einem 37,5mm-Objektiv, bei mFT einem 50mm-Normalobjektiv.

TT Artisan ist möglicherweise eine Abspaltung von 7 Artisans, einer Gruppe von 7 Fotoenthusiasten, die sich 2016 zusammenschlossen, um manuelle Objektive zu entwerfen. TT Artisan = The Thinking Artisan („der denkende Kunsthandwerker“) wurde 2019 gegründet.

Beide Unternehmen fertigen ihre Objektive nicht selbst, sondern diese werden bei DJ Optical hergestellt. Dong Jie Optical entstand 2002 und fertigt als Hauptprodukt Glasfaserleitungen und Glasfaser-Optiken. Die Herstellung der manuellen Objektive für fotografische Zwecke ist auf der Firmenwebsite nicht zu finden, eventuell handelt es sich um ein privates Projekt eines der Besitzer, vielleicht ist einer der Verwandten der Inhaber von DJ Optical in 7 Artisans involviert oder möglicherweise hat DJO sich als Risikokapitalgeber in Form der Maschinen zur Produktion beteiligt. Genaues ist mir nicht bekannt, die beteiligten Firmen schweigen sich über die Verflechtungen aus, auch über den Anteil von 7 Artisans bzw. TT Artisan an der Objektiventwicklung und der Festlegung des optischen Designs gibt es keine offiziellen Statements. Anfangs stand auf den 7 Artisan-Objektiven der wahre Hersteller nicht, inzwischen findet sich die Gravur „DJ-Optical“ auf Objektiven beider Marken.

Das 2/25 wurde als leichtes „Streetfotography“-Weitwinkel-Objektiv konzipiert, das „Immer-Drauf“ sein kann und das Gewicht der Kamera nur wenig erhöht.

Es ist nicht für Vollformat geeignet, auf dem originalen Deckel steht explizit „APS-C“. An der Z5 zeigt sich, daß der Bildkreis nur etwa 28mm beträgt. Allerdings ist das Objektiv an den APS-C-Bildecken nicht scharf, wie auch im Hersteller-MTF-Chart ersichtlich ist.

Meiner Meinung nach ist es sowohl vom Objektivtyp her als auch vom scharf abgebildeten Bildkreis ein Normalobjektiv, das für mFT-Kameras gerechnet wurde, denn bei dem mFT-Bildkreis von 21,63mm bildet es bei Blende 8 bis in die Ecken scharf ab. Als APS-C-Objektiv sind schon an der Z5 die Ecken nicht scharf, an Kameras mit 24 Megapixel Auflösung wie z. B. den aktuellen Sony alpha- oder Fuji X-Systemkameras dürften die Ecken noch schlechter abschneiden.

Aber man sollte den Verkaufspreis in Relation setzen und das avisierte Ziel: bei Offenblende Straßenfotografie zu betreiben oder Portraits anzufertigen bedeutet, das das wichtige Motivdetail mehr oder minder in der Bildmitte liegt und die Ecken sowieso in Unschärfe verschwinden sollen.

Die Objektiv-Verpackung ist liebevoll gestaltet, in einer stabilen Pappbox ist das eigentliche Objektiv in Schaumstoff gut geschützt. Die Objektivbezeichnung und eine Seitenansicht sind auf der Oberseite eingeprägt. Das Objektivbajonett wird durch einen Aufkleber unterschieden, die genaue Typenbezeichnung und die Seriennummer mit einem weiteren.

Das Objektiv wurde ab 2022 gebaut, sein optischer Aufbau ist ein modifiziertes Dopelgauß-Objektiv, es hat 7 Elemente in 5 Gruppen.

Das Objektiv ist bis zur Bajonettauflage 32 mm lang, hat einen Durchmesser von 63 mm und wiegt 190 Gramm. Da das Objektiv mit unterschiedlichen Bajonettanschlüssen (Fuji X, mFT, Sony E, Nikon Z, Canon RF usw.) verkauft wird, ist der Bajonettring vom eigentlichen Objektiv unabhängig. Die Trennstelle ist deutlich sichtbar, das kameraspezifische Teil ist silbern, das restliche Objektiv schwarz. Die Befestigung des Bajonett-Teils ist nicht erkennbar, eventuell ist es aufgeschraubt und mit Kleber gesichert.

Das Objektiv ist vollständig aus Metall gefertigt. Der originale Frontdeckel wird eingeschraubt, was zwar herrlich „Retro“ ist, aber leider auch ziemlich umständlich. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 43mm eingeschraubt, meine aus dem Zubehörhandel paßt genausogut wie die originale.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen, Zwischenwerte sind nicht möglich, lediglich zwischen 2 und 2,8 gibt es eine nicht näher bezeichnete Rastung. Des weiteren ist zwischen 8 und 16 weder die „11“ graviert noch ist dafür eine Raste vorhanden. Die Blende hat einen „klassischen“ Verstellmechanismus, d. h., je kleiner die Blende wird (je größer die Blendenzahl), desto kürzer wird der Verstellen.

Es sind 7 Lamellen vorhanden. Der Ring ist sehr schmal, die Rastung ist perfekt.

Die Einstellschnecke hat fast die ideale Friktion, der Einstellring geht aber ein klein wenig zu stramm. Der Drehwinkel von Unendlich bis zur Nahgrenze 0,25m ist zu klein, mit nur ca. 90° kann bei Offenblende recht schwer präzise scharfgestellt werden.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende 8 bzw. Offenblende 2 und Zeit- sowie ASA-Automatik, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Das Objektiv liefert wie zu erwarten bei Offenblende und auch abgeblendet an der Z5 (bei DX bzw. APS-C-Einstellung) an den Bildecken keine gute Schärfeleistung. Chromatische Aberrationen sind ebenfalls erkennbar. Auf 5,6-8 abgeblendet werden die Aberrationen geringer, verschwinden aber nicht.

Für ein Doppelgauß-25er, das an APS-C ein leichtes Weitwinkel-Objektiv ist, verzeichnet das TT Artisan recht viel. Jedoch ist die Grad der Verzeichnung noch so gering, daß er bei vielen Motiven nicht stören wird. Nur Architektur sollte damit nicht fotografiert werden, aber dafür sind die Ecken sowieso nicht scharf genug.

Mein Exemplar hat eine fehlerhafte Unendlich-Einstellung, ich kann weit über den maximalen Fernpunkt fokussieren, weit entfernte Motive werden bei Skalenanzeige von ca. 3-5 Metern scharf abgebildet. Somit ist für jede Aufnahme, auch bei Arbeitsblende 8, zu fokussieren, da das Objektiv am Unendlichkeitsanschlag unscharfe ferne Motive abbildet. Vermutlich kommt dieser Fehler durch den angeschraubten Adapter für das Nikon-Z-Bajonett, dieser ist zu dünn. Leider ist der Adapter nicht demontierbar, sonst könnte ich durch Unterlegen von Paßscheiben ausgleichen. Der Unendlichkeits-Anschlag des Entfernungsring soll sich laut Anwenderberichten nicht einfach verstellen lassen, weil der Hersteller auch an dieser Stelle mit Kleber fixiert hat.

Allerdings ist dieser Fehler nicht so tragisch, die meisten Motive mit Offenblende entstehen im Nahbereich und nicht bei Unendlich, somit ist der Zwang zum Fokussieren kein gravierender Nachteil. Und wie erwähnt: man bedenke den Objektivpreis!

Die UVP des Herstellers ist mir nicht bekannt, aber das TT Artisan 1,2/50 kostet je nach Händler in Deutschland zwischen 60 bis 75 Euro. Davon muß die 19%-Umsatzsteuer, die Händlermarge in der BRD und in China sowie die Transportkosten abgezogen werden, dann ist klar, daß dem eigentliche Hersteller vermutlich weniger als 20 Euro für die Produktion übrigbleiben, dann ist es erstaunlich, daß alles aus Metall ist und 7 Linsen verbaut werden.

Fazit

Trotz der Fehler ist das TT Artisan 2/25 sein Geld mehr als wert, sofern man es nicht für Architektur o. Ä. einsetzt und mit mehr oder minder unscharfen Bildecken leben kann. An mFT-Kameras dürfte es bis in die Bildecken ausreichend scharf abbilden, bei APS-C ist es für den von Hersteller angedachten Motivkreis durchaus brauchbar. Scharf abbildende Objektive anderer chinesischer Hersteller ähnlicher Brennweite und Ausleuchtung kosten meist mehr als das Doppelte.

Christian Zahn

 

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