Minolta AF 28-100 an Nikon Z5 und Sony alpha 65V

In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 20 bis 25 Jahre altes Autofokusobjektiv adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5 und die APS-C-Kamera Sony alpha 65V.

Wichtiger Hinweis

Beim Kauf des notwendigen Adapters für die Systemkamera ist zu beachten, daß es zwei Minolta-Bajonette gibt: Das AF-Bajonett, das später von Sony für dSLRs übernommen wurde (Minolta MA-Bajonett bzw. Sony-alpha-A-Bajonett) und das dazu inkompatible, ältere MF-Bajonett. Dieses wurde zusammen mit der Minolta SR-1 bereits 1958 (also noch vor dem legendären Nikon F-Bajonett!) eingeführt und somit offiziell als „SR“-Bajonett bezeichnet. Es hat lediglich eine Springblendenübertragung, jedoch keine Offenblendenmessung. Diese wurde mit der SR-T 1966 eingeführt, die entsprechenden neuen Objektive trugen die Kennzeichnung „MC“ eingraviert (das steht nicht, wie oft fälschlich behauptet, für „Multi Coating“ = Mehrfachvergütung, sondern für „Meter Coupled“ = Messwerkskupplung bei Offenblende). Die Bezeichnung „MD“ wurde 1977 zusammen mit der XD-Serie mit den neuen für Programmautomatik geeigneten Objektiven eingeführt, wobei es wohl keine wirkliche Erklärung für die Buchstaben gibt.

Die hier verwendeten AF-Objektive benötigen einen Adapter für die Minolta/Sony AF-Objektive (alpha-A-Bajonett). Sie haben prinzipiell keinen Blendenring, deren Einstellung erfolgt am Adapter, der dafür einen verstellbaren Ring hat.

Die Minolta/Sony alpha-A-Objektive haben keinen Blendenring, diese wird immer von der Kamera gesteuert, somit wird in Zeitautomatik die Blende per Drehrad an der Kamera eingestellt. Nutzt man die AF-Objektive mit einem Adapter an spiegellosen Systemkameras, so stellt man die Blende rein mechanisch am Blendenring des Adapters ein. Prinzipbedibgt kann der Adapter keine Blendenskala haben, da die Blendenverstellung immer relativ zur Offenblende bewegt wird. Bei Zoomobjektiven mit gleitender Lichtstärke (z. B. einem 3,5-5,6/28-105mm Zoom) verändert sich die eingestellte Blende beim Zoomen ebenfalls, sofern nicht am Blendenring nachkorrigiert wird. Will man eine bestimmte Blende einstellen, so bleibt nichts anderes übrig, als die Kamera-Belichtungsmessung mit Offenblende vorzunehmen und den Blendenring dann langsam zuzudrehen, bis die gemessenen Belichtungszeit um so viel Stufen länger geworden ist, um die man abblenden wollte.

Beispiel: Offenblende 2,8, gemessenen Belichtungszeit 1/500s. Um auf Blende 8 abzublenden, sind 3 Blendenstufen erforderlich, dazu muß die Belichtungszeit auf 1/60s absinken. Das klappt natürlich nur auf einem Stativ bei gleichbleibender Motivhelligkeit, ansonsten bleibt nur Raten.

Eventuell hilft es, den Adapter mit einer selbstgedruckten Skala zu versehen, auf der die relativen Blendenstufen vorhanden sind.

Minolta AF-Zoom 28-100 mm 1:3,5-5,6 D

Das Objektiv stammt aus der letzten Ära der analogen Spiegelreflexkameras, es wurde 2003 entwickelt und seine Fertigung erfolgte im Minolta-Werk in Malaysia. Wie viele Set-Objektive ist es größtenteils aus Kunststoff gefertigt, auch das Bajonett besteht daraus. Eine schwarze Version gab es passend zu entsprechenden Kameragehäusen, allerdings ist die silberne Version häufiger zu finden.

Das „D“ in der Typenbezeichnung steht für die Übermittlung der Entfernung, die das Objektiv der Kamera nach dem Scharfstellen digital codiert überträgt. In der analogen Ära wurde damit die Blitzbelichtungsmessung verbessert. Die „D“-Charakteristik kann man nicht nur in der Typenbezeichnung ablesen, sondern auch an den elektrischen Kontakten erkennen, Objektive ohne „D“ haben nur 5 Kontakte, die mit haben 8 Kontaktpunkte.

Das Objektiv ist ca. 78 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 66 mm und wiegt 240 Gramm. Beim Scharfstellen auf die Nahdistanz wird es nur etwa 3mm länger, beim Zoomen hingegen ca. 17mm. Die neun Blendenlamellen ergeben eine fast kreisrunde Öffnung. Es ist aus 10 Elementen in 8 Gruppen aufgebaut.

Das beim Fokussieren mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, die Streulichtblende gehörte nicht zum Lieferumfang und rastet per Bajonett ein. Leider dreht sie sich beim Scharfstellen ebenfalls mit und kann darum keine Blütenform haben, sie ist darum nicht sonderlich effektiv. Sie ist baugleich mit der Blende des AF 28-80 D und der Sony-Setobjektive für digitale Spiegelreflexkameras 18-55 bzw. 18-70.

Der Objektivdeckel ist original und bereits ein moderner von vorn zu entfernender Snap-In-Typ.

Haptisch ist das AF 28-100 keine allzu große Enttäuschung, der Zoomring ist breit und gummiert und eine Brennweitenskala ist vorhanden. Der manuelle Fokusring ist klassentypisch sehr schmal und nur ein Notbehelf, zumal er lediglich aus geriffeltem Kunststoff besteht und sein Einstellweg mit ca. 45° viel zu kurz für eine feinfühlige manuelle Einstellung ist. Das 28-80 verzeichnet bei 28mm stark sichtbar, bei vielen Motiven störend.

Minolta AF-Zoom 28-100 mm 1:3,5-5,6 D an Nikon Z5 / Sony Alpha 65V

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende vor allem an den Bildrändern unscharf und vignettiert etwas, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, jedoch kann es den Sensor der Z5 auch dann nicht ganz ausreizen, da insbesondere die Bildecken etwas „schmieren“. Die chromatischen Aberrationen sind bei Offenblende recht deutlich und auch bei Blende 11-16 noch etwas sichtbar. An der 24-Megapixel-Kamera Sony alpha 65V gefällt es mir auch nicht, weil deren Pixeldichte diejenige der Nikon Z5 weit übersteigt, aber die Crop-Kamera blendet die schwächeren Bildränder aus, so daß nur die bessere Bildmitte benutzt wird. Trotzdem hat es keinen richtigen „Biss“, ich mußte stark nachschärfen.

An der Sony kann es mit Autofokus und Programmautomatik verwendet werden, da die Kamera einen eingebauten Autofokusmotor hat. An der Z5 muß es rein manuell eingestellt werden, wegen des schmalen Fokusrings und der zu erratendenden eingestellten effektiven Blende ist es an dieser Kamera kaum sinnvoll nutzbar. Weil es außerdem kein echtes Zoom ist, sondern ein Objektiv mit veränderlicher Brennweite, kann leider nicht bei 100mm scharfgestellt werden und dann auf die gewünschte Brennweite gedreht werden, sondern es muß nach jeder Brennweitenänderung erneut scharfgestellt werden.

Allerdings soll das Objektiv eine sehr hohe Serienstreuung haben, Anwender berichten von durchaus ansprechenden Ergebnissen an digitalen AF-Gehäusen von Sony, sofern das verwendete Exemplar gut sei. Mein Exemplar gehört wohl zu den „schwächeren“, es muß dann von Anfang an nicht perfekt montiert gewesen sein, denn es hat so gut wie keine Gebrauchsspuren.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr günstig zu bekommen. Je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 5 und 30 Euro. Wie üblich gilt: zusammen mit einer Kamera ist es oftmals preiswerter zu bekommen als ohne.

Beispielfotos 28-100 auf der Nikon Z5

Beispielfotos auf der Sony alpha 65V

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik (Nikon) bzw. Programmautomatik (Sony), mit eingeschaltetem Bildstabilisator, gespeichert als NEF bzw. ARW, gewandelt mit Nikon Capture NX-D bzw. Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Minolta AF 28-100 D werde ich nicht mehr verwenden, an der alpha 65V ist es mir nicht scharf genug, an der Z5 ist es zu umständlich in der Benutzung. Vermutlich ist es an meinen Sony-Spiegelreflexkameras mit nur 10 Megapixeln (z. B. der alpha 100 bzw. 200) besser verwendbarer, denn die 24 Megapixel der 65V entsprechen umgerechnet ca. 60 Megapixeln an Vollformat und das leistet das Objektiv nicht.

Chrstian Zahn

 

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