Dieser Beitrag gehört natürlich in die Kategorie "Erbsenzählen" ;-)

Aber ich wollte doch mal schauen, wie groß denn die Unterschiede in der Abbildungsqualität der durchweg hochlichtstarken, aber historischen Normalobjektive sind.

Antreten mussten:

• Zeiss Opton Sonnar 1:1.5 f=50mm (vom Flohmarkt)
• CANON LENS FD 50mm 1:1.4
• MINOLTA AUTO ROKKOR-PF 1:1.4 f=58mm
• Nippon Kogaku Japan NIKKOR-S Auto 1:1.4 f=50mm
• Nikon NIKKOR 55mm 1:1.2
• (Fotohaus Quelle) REVUENON (Tomioka?) 55mm 1:1.2
• YASHICA LENS ML 50mm 1:1.4 mit Zeiss Planar-Genen? (vom Flohmarkt)

Das superlichtstarke 1,2 Nikkor war übrigens das teuerste Normalobjektiv dieser Reihe. Das hatte ich mich seinerzeit rund 250 Euro kosten lassen. Das war einfach ein "Haben-wollen-Objektiv" ;-) Alle anderen Normalobjektive lagen bei Größenordnung Brennweiten-Millimeterpreis, sprich 50 Euro und drunter. Was da für spiegellose Systemkameras aktuell an 1,2/50 mm Linsen offeriert wird, lässt mich schon von den Kosten her völlig kalt. Wobei ich keine Zweifel habe, dass diese zusätzlich elektronisch durchkorrigierten Objektive die Veteranen locker in die Tasche stecken. Und wenn schon.

Als Testmotiv hatte ich die Ica Akt. Ges. Dresden Maximar 207 Klapp-/Laufbodenkamera ausgewählt. Die Maximar wurde von 1926 bis 1934 gebaut. Mein Exemplar kam mit Magazin für Rollfilm, was später Negative von 6,5 x 9 cm ermöglicht. Objektiv ist ein Ica "Novar - Anastigmat" 1:6,8 F = 13,5 cm. Die Kamera scheint zu funktionieren! Heißt, ich werde damit sicher mal einen SW Rollfilm belichten und später digitalisieren.

Die Maximar wurde jeweils mit Offenblende, Blende f/2 - f/2,8 - f/4 - f/5,6 und f/8 abgelichtet. Auf die Wiedergabe mit den kleinen Blenden f/4, f/5,6 und f/8 verzichte ich. Dass der größte Qualitätszuwachs beim Abblenden von Offenblende auf f/2 zu erkennen ist, war keine Überraschung. Wobei mich der Bereich zwischen Offenblende und f/2,8 besonders interessiert. Welches meiner Normalobjektive ist bei welcher Blende in der Lage später Sterne am Nachthimmel auch in Bildrandbereichen punktförmig wiederzugeben?

Jetzt erstmal Tageslicht. Neben dem Gewinn an Abbildungsschärfe interessierte noch die Hintergrundunschärfe, das Bokeh.

Wie gesagt: Erbsenzählerei ;-) Dass bei jedem Objektiv die Abbildungsqualität bereits bei Abblenden auf f/2 steigt, ist keine Überraschung. Ich würde jedes dieser Objektive aber bedenkenlos bei Offenblende einsetzen, wenn nur so ein Foto bereits bei hohen ISOs ohne Bewegungs-/Verwacklungsunschärfe möglich ist. Ich hatte ja oben bereits geschrieben, das aktuelle, neu gerechnete und elektronisch komplett durchkorrigierte Normalobjektive diese allesamt "Alt-/Vintage-Gläser" sicher schlagen. Es ist mir egal!

Ich werde diesen Test im Herbst wiederholen, wenn es um 22.00 Uhr bereits Nacht ist. Am Sternenhimmel. Welches meiner lichtstarken Normalobjektive schafft die beste punktförmige Abbildung der Sterne bei welcher Blende auch in den Bildecken? Besonderes Augenmerk auf meine beiden ultralichtstarken f/1,2 Optiken.

Ich hatte "Uralt gegen Modern" diesen Sommer mit kürzerer 35 mm Brennweite am Sternhimmel probiert. Das uralte Berg-und-Tal 1,4/35 mm Nikkor wurde dabei bei Offenblende mit Leichtigkeit vom 1,7/24 mm Z DX Nikkor geschlagen. Auf 24 x 36 mm Vollformat gerechnet 36 mm KB-äquivalente Brennweite. Zur Ehrenrettung des Vintage 35 mm Nikkors: Bereits bei f/2 gibt es eine deutliche Leistungssteigerung. Für diese Vergleiche werde ich neben den Normalobjektiven auch mein Vollformat 2/40 mm Z Nikkor mitnehmen. Mal sehen, wie dann der Vergleich besonders gegen das 2/35 mm Canon FD mit seiner konkaven Frontlinse bei Offenblende ausfällt. Mehr dazu ausführlich im Herbst 2024.

Ralf Jannke, Sommer 2024