Ein "halbes Fernglas", Monokular als Teleobjektiv benutzen
In schwedischen Kleinanzeigen gefunden und sofort zugeschlagen, ein MICRO T-M Mark II 7x40 9.5°/WIDE ANGLE EXIT PUPIL 5.7mm samt 400mm ADAPTER auf einer defekten PRAKTICA SUPER TL.
Ein Behelfsteleobjektiv, eine unsägliche Krücke, aber mit sentimentalen Erinnerungen
Auf diese Art und Weise versuchte mein Vater Ende der 1960er Jahre etwas längere Brennweite zu erzeugen. Für seine einäugige Komaflex-S mit dem fest eingebauten 65 mm Objektiv für den "kleinen" 127er Rollfilm und 4x4 cm Negative.
Diese SLR ist mir in Erinnerung geblieben! Die von Kowa gebaute Komaflex – warum nicht Kowaflex? – hieß bei meinem Vater nur "Die Japanische". Ein widerspenstiges Teil, das mehrfach zur Reparatur musste. Und dann abgestoßen wurde. Obwohl das Objektiv eine gute Abbildungsleistung lieferte. Aber bevor die Komaflex wegging, hatte mein Vater noch eine Aluminiumplatte zurechtgeschnitten, um darauf ein Monokular zu montieren. Das nach Ausrichtung dann die 65 mm Brennweite seiner Komaflex entsprechend verlängerte. Ob das bei ihm funktioniert hat, weiß ich nicht mehr.
Neu war die Idee nicht – Von der einäugigen 4x4 Komaflex zur Kleinbildspiegelreflex CONTAFLEX
Um der durch das Konzept (Zentralverschluss) von den Ausbaumöglichkeiten stark eingeengten Zeiss Ikon CONTAFLEX neben dem je nach Modell verkauften dreilinsigen Pantar 1:2.8 f=45mm oder dem besseren Tessar 1:2,8/50 mm Normalobjektiv zu etwas Weitwinkel und Tele zu verhelfen, ging Zeiss diesen Weg. Man bot noch ein lichtschwächeres Pro Tessar 1:4/35 mm Weitwinkel und ein ebenso lichtschwaches Pro Tessar 1:4/85 mm Tele. Beides so genannte Satzobjektive. Die Objektivhinterlinse saß unwechselbar hinter dem Zentralverschluss der CONTAFLEX, der vordere 48/50 mm Objektivteil wurde dann gegen den Weitwinkel- oder Televorsatz ausgetauscht. Dazu gab es noch einen Vorsatz für Stereofotografie und später noch ein etwas weitwinkligeres 4/30 mm Pantar, sowie etwas lichtstärkere Vorsätze mit f/3,2.
Gab es!
Wie bei der oben gezeigten Praktica samt Monokular gab es das gleiche Prinzip für die Zeiss Ikon CONTAFLEX. Aus einer schwedischen Anzeige aus 1957 mit vermeintlich schweinischem Text: "ZEISS Contaflex har kikarobjektiv i fickformat". Was nichts anderes heißt als: (Die) ZEISS Contaflex hat ein monokulares Objektiv ("halbes Fernglas") im Taschenformat.
Es muss für den in der Werbeanzeige posierenden „Dr. Sten Bergman“ aber ein Vergnügen gewesen sein, bei Lichtstärke f/14 ein Motiv zu fokussieren … Die CONTAFLEX mit Adox KB-14/17, AGFA Isopan F 17 DIN/40 ASA oder Isopan SuperSpecial 21 DIN/100 ASA geladen. Ach ja: ASA = ISO, stark vereinfacht. ISO 100 bei reichlich Sonne f/8 1/500 s. F/14 1/150 s. Viele Spaß mit 400 mm Brennweite!
Als "Kunscht" kann man das mit kräftiger EBV-Unterstützung aufgehübschte Waldgeißblatt vielleicht noch so gerade durchgehen lassen. Immerhin lagen da auch KB-äquivalente 800 mm Supertelebrennweite an …
Auch hier selbstverständlich mit Adobe Lightroom/Photoshop aufgehübscht. Im Vollformat deutlich besser als im microFourThirds Viertelformat!
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Den Begriff "Qualität" blenden wir hier mal aus. Ich hatte auch nichts anderes erwartet. Dennoch war es eine Herausforderung mit dem MICRO T-M Mark II 7x40 9.5°/WIDE ANGLE EXIT PUPIL 5.7mm zu fotografieren. Ob das Original Zeiss 8x30B Monokular auf der Contaflex besser performt hätte? Wer weiß. Zumindest von der Papierform des Herstellernamens "Zeiss" hätte das so sein müssen.
Nach dem interessanten, aber erwartet schlechten MICRO T-M Mark II 7x40 9.5°/WIDE ANGLE EXIT PUPIL 5.7mm noch ein Wort zum Zeiss 8x30B Monokular.
Das Wort hat ChatGPT!
Es ist erstaunlich, was diese Recherche-KI nach der richtigen Fragestellung rausgefunden hat!
Meine erste Frage mit blödem Tippfehler: "Suche mir Monokulare, die früher als Teleobjektiv in der Kleinbildforografie angeboten wurden" hat die KI sauber und mit Quellen beantwortet! Auch die zweite Frage: "Gib mir Daten zum Zeiss Monokular 8x30B"
Das Zeiss Monokular wurde lt. ChatGPT in einer ersten Version mit einem Gesichtsfeld von 6,3° von 1958 bis 1971 hergestellt. Der Nachfolger von 1971 bis 1975 (1986?). Mit einem größeren Gesichtsfeld von 7,5° und größerer Austrittspupille von 17 statt 12 mm. Der ursprüngliche UVP lag in den 1960er Jahren bei ca. 300 DM, der Lederköcher kostete etwa 28,50 DM. Die Naheinstellgrenze wird mit 3 m angegeben, wo auch das MICRO T-M Mark II liegt. Mit einer 8+ Dioptrien Vorsatzlinse ging es bis 11 cm ran! Länge des Zeiss 90-99 mm, Gewicht 220 g. Anschluss über Schraubadapter an das 50 mm Zeiss Tessar.
Diese Angaben ohne Gewähr, wobei alle Zahlen plausibel klingen!
Ralf Jannke, Juli 2025
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Ralf Jannke |
Mail senden | |
Erstellt: | 19.07.2025 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!