David gegen Goliath: 2,8/8 mm Fisheye-Nikkor (1970) gegen 10mm F8 PERGEAR (2020)

Oder:

  • 90 Gramm gegen 1000 Gramm
  • 5,5 x 1 Zentimeter gegen 12,3 x 12,8 Zentimeter
  • Lichtstärke f/8 gegen Lichtstärke f/2,8

Im Herbst 2020 gab es einen Praxisbeitrag zur stylischen spiegellosen Olympus PEN E-P2. Illustriert mit Fotos, die ausschließlich mit zwei so genannten "Gehäusedeckel(n) mit Linse" aufgenommen wurden. So etwa kann man die beiden sehr speziellen Olympus-"Objektive" übersetzen. Dabei handelt es sich um die "Body Cap Lens 15 mm 1:8.0", ein aus drei Linsen bestehendes, auf KB umgerechnet 30 mm Weitwinkel mit Licht-"Stärke" f/8. Und die 30 g leichte "Body Cap Lens 9 mm 1:8.0". Umgerechnet aufs Kleinbildformat ein 18 mm Fisheye, was das komplette Bildfeld auszeichnet. Aufgebaut aus fünf Linsen in vier Gruppen, darunter zwei asphärisch geformte Linsen. Den beiden unscheinbaren "Deckel-Objektiven" kann ein gewisser Coolness- sowie Lomo-Faktor zugestanden werden. Und das bis auf die schwache Lichtstärke 9 mm ist von der Abbildungsleistung für mich ein vollwertiges Fisheye-Objektiv!

Dieser Gedanke kam ebenfalls beim Anblick des 80 g leichten 10mm F8 PERGEAR Fisheye für das Z-Bajonett der spiegellosen Nikon Systemkameras. Optisch ist das Objektiv mit fünf Linsen in vier Gruppen, inklusive drei ED-Elemente, ähnlich aufgebaut, wie das gute Olympus Pendant! Durch ebenfalls nur Lichtstärke f/8 ist das PERGEAR für 75 Euro zu haben.

2,8/8 mm Fisheye-Nikkor gegen 10mm F8 PERGEAR

Spezifikation

Was ist beim 10mm F8 PERGEAR zu beachten?

Das Objektiv passt auf die Vollformat Nikon Z6, soll da aber im DX-Format betrieben werden. Sonst gibt es entsprechende Abschattungen. Denn das 10mm ist für den kleinen 15 x 23 mm APS-C-/DX-Sensor der Nikon Z50 gerechnet. Deshalb in der Spezifikation auch die Angabe 15 mm. Also: Das 8/10 mm Fisheye entspricht einem 8/15 mm Fisheye im Kleinbildformat, was in diesem Fall die volle DX-Senorfläche füllt. Im Gegensatz zum sog. Rundbildfisheye, dessen kreisförmige Abbildung von 23 mm ins 24 x 36 mm KB-Format passt. Oder etwas unter 15 mm, damit es in die Fläche des 15 x 23 mm Sensors passt.

Und der Hebel für die Entfernungseinstellung?

Der hat tatsächlich einen Sinn! Wenn ich bis 30 cm dicht ans Motiv gehe. Dank der Kantenanhebung der Z-Nikons unter weiterer Hilfe der Sucherbild-Zoomfunktion lässt sich das PERGEAR präzise fokussieren. Trotz der enormen Schärfentiefe könnte es im Nahbereich – 0,3 m – sonst ohne Fokussierung unscharf werden!

Das Thema Fisheye ist mit Vorsicht zu genießen

Wirklich gute Fisheyefotos sind rar

Und dafür, dass ein Fisheye bei mir mehr rumliegt, als dass es benutzt wird, sind 75 Euro für das 10mm F8 PERGEAR genug! Das war auch der Grund, das gute 2,8/10.5 mm Fisheye Nikkor fürs DX Format des kleinen APS-C Sensors rechtzeitig und noch zu einem guten Preis zu veräußern, zumal auch der fürs Fisheye sicher nicht so zwingende Autofokus des Stangenantriebs auf der spiegellosen Nikon verloren geht.

Auch das phantastische 2,8/8 mm Monster-Nikkor liegt mehr, als dass es benutzt wird. Aber: Wer das Glück hat so einen nicht ganz lupenreinen Edelstein für seinerzeit 350 Euro einzufangen, gibt das Teil nicht mehr her. Das "lupenrein" bezieht sich auf den Zustand des Fisheyes. Das Objektiv ist runtergefallen. Aber durch Riesenglück auf dem Filtergewinde gelandet, was die Energie vernichtet hat. Denn die Riesenlinse ist unversehrt geblieben! Das verbogene Gewinde verhindert allerdings, dass der Schutzdeckel nicht mehr aufgeschraubt werden kann. Deshalb wird das Objektiv zum Transport erst in ein weiches Leinen- oder Mikrofasertuch gewickelt, wobei die Frontlinse doppelt bedeckt wird. Dann kommt ein zweites gröberes Tuch zum Einsatz. Und transportiert wird das Ganze in einem unscheinbaren Schminkköfferchen von IKEA …

Beim "Umbau" des Blendenrings des 2,8/8 mm Nikkors hatte ich mir zwar den Zorn einiger Sammler zugezogen. Was mir vollkommen gleichgültig ist. Ich will das Objektiv nicht in der Vitrine anglotzen, sondern gelegentlich damit fotografieren. Und dafür musste ich eben zur Feile greifen, um den Blendenring entsprechend zu modifizieren …

"Astro-Ausrüstung"

Die Qualität des 2,8/8 mm entspricht dem Baujahr. Für 1970 eine Spitzenleistung von Nikon. Die aber heute Null Chance gegen die Abbildungsleistung des modernen Nikon AF-S Fisheye Nikkor 8-15mm f3,5-4,5 ED hat. Ein aus 15 Linsen in 13 Gruppen bestehendes Zoom. Davon drei Linsen aus ED-Glas (Extra-low Dispersion) und zwei asphärische Linsen. In Kombination mit Nanokristallvergütung. Und dem Vorteil ein sogenanntes Rundbild- und ein Vollformat-Fisheye in einem Objektiv vereinigt zu haben.

Das wird mich aber nicht daran hindern, mich immer mal wieder in Astrofotografie zu versuchen. Mit dem alten Edelstein. Denn dazu ist das lichtstarke 2,8/8 mm immer noch gut genug! Und dann auf der superrobusten Nikon D4. Der ich auch des starken Akkus eine Nacht auf dem Stativ zumuten kann. Gut versteckt ;-)

75 Euro: 10mm F8 PERGEAR

Das 10mm F8 PERGEAR kann zurecht als "Pancake"-Objetiv bezeichnet werden! Und im Gegensatz zum oben gezeigten Olympus-Pendant ist es aus Metall!

Genug Theorie, jetzt und hier geht es ums 10mm F8 PERGEAR. Und was damit von der Abbildungsqualität möglich ist

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Schlicht und einfach: SENSATIONELL GUT!

Nachtrag

Nicht das "Arbeitsgebiet" für das lichtschwache Fisheye. Aber einwandfrei. Die Bonner Basketballhalle ist so hell, dass die Übersichtsaufnahme der traurig Fan-leeren Halle für das PERGEAR kein Problem war.

Ralf Jannke, Frühjahr 2021

 

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