Nikon Z7 "analoge" 18mm Ultraweitwinkel als Festbrennweite und Zoom im Vollformat

Die ursprüngliche Überschrift lautete: "FUJIFILM X-E2 und SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm"

Dann überschlugen sich die Ereignisse ;-)

Bis zum Praxisbericht "Nikon Z7 Update 1.1" endete meine kürzeste Brennweite fürs Vollformat bei 20 mm. 

Nach den überraschend guten technischen Bildergebnissen mit meinem vom Zustand der Front- und Hinterlinse eigentlich schrottreifen Nikon NIKKOR 20mm 1:3.5 und dem im Zustand guten Nikon NIKKOR 20mm 1:4 suchte ich noch nach etwas mehr Bildwinkel in Form kürzerer und bezahlbarer (!) Brennweite und wurde fündig. In schlechter Erinnerung hatte ich dabei aus den Anfnag 1980er Jahre mein 3,5/17 mm Tokina, was eine Zitrone oder Montagsproduktion war. In bester Erinnerung waren aber 18 mm Brennweite. Die teilweise bereits digital eingesetzt wurden. Als MF-Nikkore mit Lichtstärke 3,5 und 4. Beide Objektive sind leider lange Geschichte :-( Aber da war doch noch etwas! Ich meine mich zu erinnern, kurzzeitig ein 18 mm Sigma gehabt zu haben, was aber trüb, verpilzt war und so eben nichts taugte. Was entgegen jeder Theorie aber überraschend gut war, das war ein 18-28 mm Zoom. Das jetzt neben dem SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm in den 45 Megapixel Vollformat-Testparcours aufgenommen wurde.

Festbrennweite vs. Zoom

Warum das Sigma auf der Halbformat Fuji X-E2?

Die Erklärung ist einfach. Das SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm hat einen Konica AR-Objektivanschluss, für den ich einen Konica AR-/Fuji X- und einen Konica AR-/Nikon Z-Adapter habe. Leider lässt sich das Sigma nur auf den Fuji-Adapter montieren. Beim Nikon Z-Adapter klemmt irgendetwas. Da muss ich später Hand/Werkzeug anlegen, um das 18er aufs Vollformat montieren zu können.

Je kürzer die Brennweite, je größer der Bildwinkel, desto aufwändiger die Konstruktion!

Zum Vergleich die Linsenschnitte des Nikon NIKKOR 18mm 1:4, das sich aus 13 Linsen in 9 Gruppen aufbaut und das SIGMA WIDERAMA YS 18mm, das aus 12 Linsen in 10 Gruppen besteht. Für das SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm war im Internet kein Linsenschnitt zu finden … Mit 11 Linsen in 9 Gruppen ist das Sigma aber ähnlich aufwändig aufgebaut.

Spezifikation des SIGMA WIDERAMA YS f=18mm

Merkwürdig die unterschiedlichen Lichtstärkeangaben 1:3.2 oder 1:3.5 und die unterschiedlichen Objektivbezeichnungen und Klone. Zur Spiratone (Sigma YS) 18mm f/3.5 Variante gibt es ein ganz nettes Youtube Video. Sowie einen Bericht zum Sigma YS. Ich bin wirklich gespannt, was die alte Analogtechnik auf der 45 Megapixel Z7 liefert.

Und noch mehr Klone – mit 18-28 mm Zoombrennweite

Leider ist dieses Zoom nicht mehr in meinem Besitz, denn es "performte" auf der 12 Megapixel Nikon DSLR D700 überraschend gut!

Am Rande: Haben Sie versucht die "kryptische" Beschriftung des damaligen Verkaufsfotos des 18-28 mm zu entziffern? Das ist ein sehr gutes Bildbeispiel, wo das sonst hervorragende Interpolations-Tool Topaz Gigapixel AI gnadenlos in die Knie geht! Bei Schriften. Zu kleine Schriten werden beim Hochskalieren jenseits Faktor 2 gnadenlos und unleserlich verstümmelt.

Beispielfotos mit dem EXAKTA VARIOPLAN 4.0-4.5/18-28mm Manuell auf der Nikon D700. Alle Aufnahmen mit 18 mm Brennweite, 1.600 x 2.400 x 1.600 Pixel

Schwächen und Stärken … Verzeichnung

Eine derartige Verzeichnung, wo sich tonnen- und kissenförmige Verzeichnung zu einer Welle kombinieren, überlagern, muss Adobe Lightroom passen. Mit einem Wert von +25 Prozent lässt sich das Ganze immerhin etwas abmildern, nicht jedoch komplett eliminieren.

Vignettierung, Corner-Smearing/Bildeckenschärfe

Die Vignettierung ist sicher kein Problem! Hier dringelassen, geht sie bereits eine Stufe von 4 auf 5,6 abgeblendet deutlich zurück! In dem Fall wo es wirklich stören sollte – Lightroom & Co. anwenden! Für den Ruf dieses 18-28 mm Zooms halte ich die Ecken(un)schärfe noch für vertretbar. Blende f/11 ist aber ein Muss – rechtes Beispielfoto. Das linke Foto entstand mit Blende 4 oder 5,6 …

Der "Ruf" dieses 18-28 mm Zooms

„Ein Flaschenboden für die Nikon D700?“ war einst die Überschrift für meinen Beitrag in einem Online-Fotmagazin

Mit dieser „liebevollen“ Bezeichnung werden seit jeher miserable Objektive abgekanzelt. Mitte der 1990er Jahre hätte ich die hier vorgestellte Gummilinse wahrscheinlich nicht mal mit spitzen Fingern angefasst. War es seinerzeit einfach pure Neugier, Langeweile oder Experimentierlust, meine D700 mit einem solchen „Flaschenboden“ zu verunzieren, einem Exakta Varioplan 4,0-4,5/18-28 mm?

Der koreanische Hersteller Samyang vertrieb das 4-4,5/18-28 mm in den 90ern unter eigenem Namen sowie unter anderem auch als Cambron, Centon, Exakta, Maginon und Sirius. Vermutlich existieren noch weitere Varainaten/Klone. Das 18-28 kostete vor rund 20+x Jahren um die 300 Mark/150 Euro. Technische Daten: 14 Linsen in 11 Gruppen; 72 mm Filtergewinde — die Frontlinse dreht beim Fokussieren mit; kleinste Blende 22; Nahdistanz 0,5 m; Länge ca. 82 mm, Gewicht ca. 490 g

Was die Abbildungs-Qualität angeht, fanden sich sehr unterschiedliche Internethinweise. Die Einschätzungen reichten von: „Es ist ein sehr schlechtes Objektiv, unscharf bei jeder Brennweite und Blende mit starker Verzeichnung...“ bis zur Fachmagazin-Bewertung aus dem Dezember 1991: „Leistungsprofil Optik 7,4 (Von 10) Mechanik 8,4 (von 10)“. Und weiter: „Gute bis sehr gute Metallfassung. Drehzoom. Die Schärfe ist bei voller Öffnung gut bis sehr gut. Beim Abblenden lässt sie etwas nach. Gute bis sehr gute Brillanz. Bei voller Öffnung relativ hohe Vignettierung, die bei Abblendung zögernd zurück geht. Noch gering tonnenförmige Verzeichnung. Bei kritischer Betrachtung sichtbar.“ Von welchem Objektiv berichtete das Fachmagazin da? ;-) Photodo.com ermittelte für die 18-28 mm Centon-Version einen der schlechtesten MTF-Werte, die je gemessen wurden: 0,9. Ein vergleichbares 3,5-4,5/19-35 mm Cosina Billig Super-WW-Zoom kam immerhin auf 3,1.

Ein Forenmitglied hatte an der optischen Abbildungsleistung der Exakta-Variante dagegen nichts zu bemängeln, kritisierte das 18-28 mm aber als filteruntauglich, weil das Aufschrauben selbst dünner Filter („Slimline“) bereits Abschattungen in den Ecken produziert. In der Fotocommunity fand sich noch dieses Bild von einem Fotografen, der möglicherweise gar nicht wusste, was Vignettierung und MTF-Werte sind oder sich nicht darum oder um irgendwelche Tests scherte, sondern das Objektiv seiner eigentlichen Bestimmung zuführte - FOTOGRAFIEREN...

Angesichts der Resultate frage ich mich, ob die Serienstreuung in den 90ern tatsächlich so massiv gewesen ist, dass dieses Superweitwinkelzoom mal so, mal so abschnitt. Schließlich haben sich auch für dieses extreme Objektiv ein paar Entwickler den Kopf zerbrochen, wie man für vergleichsweise wenig Geld eine passable Abbildungsleistung hinbekommt. Wozu mehr oder weniger aufwändig Metall, Kunststoff und Glas bearbeiten und zusammenmontieren, wenn hinterher tatsächlich nur ein Flaschenboden herauskäme. Über das verflossene EXAKTA VARIOPLAN 4.0-4.5/18-28mm konnte ich eigentlich nicht wirklich meckern!

Aber was hat das jetzt mit den 18 mm auf der Nikon Z7 zu tun?

Das EXAKTA VARIOPLAN 4.0-4.5/18-28mm ist Geschichte, aber ein Klon wurde an Bord genommen. Vom eBay-Anbieter als "Der Hersteller ist nicht bekannt.", "Unknown" 18-28mm f4-4.5 Weitwinkel Zoom Objektiv mit Canon FD-Bajonett beschrieben, könnte das möglicherweise ein "Original" sein, das dann vom Original-Hersteller Samyang als typisches OEM-Produkt im Auftrag produziert und beispielsweise als EXAKTA VARIOPLAN 4.0-4.5/18-28mm gelabelt wurde. Dieses ungelabelte Exemplar muss irgendwie durch alle Kontrollen geschlüpft sein … Der Adapter Canon FD-auf-Nikon Z ist im Bestand, jetzt musste nur noch probiert werden, wie dieses Exemplar auf 45 Megapixel "performt"!

Genug der Theorie: Fotografieren mit dem SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm und dem "Unknown" 18-28mm f4-4.5!

"NoName" 1:4.0-4.5 f=18-28mm

Diesmal keine Kanaldeckel oder Ziegelwände ;-)

"Um ehrlich zu sein: Dieses Objektiv liefert nur mit sehr gutmütigen Farbfilmen bis in die Ecken ausgeleuchetete Bilder." Aus: 4-4,5/18-28 Praktica. Und weiter: "Allerdings hat sich Pentacon mit Samyang-Objektiven nicht gerade einen großen Gefallen getan, denn sie vermochten meist nur die bescheidensten Qualitätsansprüche des Amateurs zu erfüllen. Als kleine Ausnahme kann lediglich das Superweitwinkel-Zoom Prakticar 4-4,5/18-28 mm gelten, das zwar auch optisch keine Spitzenleistung ist, mit dem man aber in der Praxis interessante Bildeffekte erzielen kann. (Ääh — welche?) Ansonsten galt bei diesem Hersteller in den 90er Jahren: In teils erstaunlich guten Metallfassungen steckte oft eine Optik, die für kaum mehr als 9x13-Abzüge ausreichte."

Herbstwald mit 18mm Superweitwinkel, 1.800 Pixel

Focusfree Lens

"Focusfree"? So wurden/werden Plastik-Linsen-Fixfokus-Objektive ganz übler Hongkong Analog-Kameras gerne deklariert. Wo es nichts zu fokussieren gibt. Focusfree beschreibt aber auch gut die Eigenschaft dieses 18-28 mm Zooms. Ich habe noch nie ein Objektiv gehabt, das unfokussierbar ist. 28 mm Brennweite hilft nicht, Fokus-Peaking "schlägt" nicht an — es gibt keinen rot markierten Kantenkontrast — und Sucher-Zoom? Größer, aber ein Schärfemaximum ist nicht wirklich erkennbar. Also irgendwie geschätzt und mit Blende f/11 wird bei 18 mm schon alles irgendwie scharf sein ;-) War, ist es auch. Aber knackig geht anders! Ansonsten: Wer weiß, was diese 18-28 mm Zooms für eine Qualitätsstreuung hatten …

Behelfs-Vergleich

Um wenigstens ein bisschen vergleichen zu können, bin ich meinen bekannten Burgresten mit beiden 18mm Brennweiten auf den Leib gerückt. Um vom Stativ aus mit dem 18-28 Zoom bei 18 mm und mit 18 mm Festbrennweite zu fotografieren. Und dann die Ausschnitte schärfemäßig zu vergleichen. Denn das 18 mm Sigma sitzt ja nur auf der Halbformat Fuji X-E2. Wobei ich das vom Ausschnitt nicht 100 Prozent deckungsgleich hinbekommen habe, weil unter der X-E2 prompt der falsche Stativ-Adapter saß :-( Ich konnte also nur auflegen, nicht aber verriegeln.

Fotografiert vom gleichen Standpunkt (Stativ) 2.400 Pixel

Links 18-28 mm bei 18 mm Vollformat, rechts 18 mm im Halbformat = 27 mm @KB (Vollformat), Blende f/8 oder f/11

1:1 aus 45/16 MP 3.600 px

Links das jeweilige Foto mit dem SIGMA XQ-FILTERMATIC MULTI-COATED 1:2.8 f=18mm (=27 mm @KB) auf der Fuji X-E2

Rechts der 27 mm Brennweite Ausschnitt des "Unknown" 18-28mm f4-4.5 bei 18 mm auf der 45 MP Nikon Z7.

Nicht ganz deckungsgleich. Erklärung siehe oben!

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Bei der Schärfe im 1:1 Vergleich sehe ich das Sigma ganz leicht vorn. In Zukunft werde ich aber so oder so zum 18 mm Sigma statt zum "Unknown" 18-28 mm greifen.

Warum?

Mit dem unfokussierbaren 18-28 kann fotografiert werden. Dennoch werde ich der  Sigma-Festbrennweite den Vorzug geben. Denn meine ramponierte  Fuji X-E2 hat gezeigt, dass das Sigma genügend Kontrast zum Fokussieren bietet, denn die aktivierte Kantenerkennung (Fokus Peaking rot!) "sprang sofort an". Verbessert per Sucherbild-Zoom. Mein Problem und Problem der X-E2. Deren E-Sucher ist defekt, ich war auf den Monitor angewiesen. Um dann mit meiner zu schwachen Lesebrille (2 dpt.) die Schärfe auch nicht zu 100 Prozent zu erkennen. Ich hätte meine 3,5 Dioptrien "Frickel-/Bastelbrille" dabei haben müssen. Zurück aus den Herbstferien werde ich das Sigma gleich auf die Fuji X-T10 adaptieren und dann per E-Sucher mit Dioptrienausgleich, Fokus-Peaking und Sucherbild-Zoom testen. Und dann auf den zweiten Konica AR-/Nikon Z-Adapter warten, der aus China kommt …

Abgesehen davon

Diese 18 mm werden meine kürzeste Brennweite fürs Vollformat bleiben. Wobei ich das 18-28 mm Zoom gleich am Fereinort ausgelagert habe … 

Meist reichen auch 20 mm Festbrennweite und die 24 mm des 24-50 Z Zooms! Und in Anbetracht der Tatsache, dass die Nikon Z7 im DX-Format 19,5 Megapixel liefert, ist das sehr gute 4,5-5,6/10-20 mm AF-P DX VR Nikkor die bessere Alternative. Mit seinen KB-äquivalenten 15 mm Anfangsbrennweite, wenn es wirklich Super-Ultraweitwinkel sein soll!

Ralf Jannke, Oktober 2023

PS.: Wird fortgesetzt, sobald ein funktionierender Konica AR-/Nikon Z-Adapter vorliegt!

 

 

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