Nokia C6700 classic

Hier zeige ich ein Feature-Phone, das eine Kamera eingebaut hat.

Spezifikationen

  • Das im Sommer 2009 vorgestellte Nokia C6700 classic ist 110 x 45 x 11 mm groß und wiegt mit Akku 117 g.
  • Der CMOS-Sensor unbekannter Größe löst maximal 2592 x 1944 Pixel  = 5 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG im internen Flash-Speicher oder auf einer micro-SD/SDHC-Karte (max. 8 GB) abgelegt.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit fester Blende und Brennweite 4,8mm, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 35 mm
  • Das Motiv wird über einen 2,2“ Monitor mit ca. 230.000 Subpixeln ausgewählt und ausgelöst
  • Autofokus durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierte superhelle LED als Blitzersatz
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch wechselbaren Lithium-Akku

Besonderheiten

Nokia wurde bereits 1865 im finnischen Tampere als Papierhersteller gegründet und zog 1968 nach der nahe gelegenen Stadt Nokia, nach drei die Nokia Aktiebolag ihren Namen bekam. Ab der Jahrhundertwende wurde aus Nokia ein Mischkonzern, der auch Artikel wie Gummistiefel oder Fahrrad- und Autoreifen produzierte. Das inzwischen eigenständige bzw. zu Bridgestone gehörende ehemalige Tochterunternehmen Nokia Tyres stellt auch im Jahr 2021 noch Reifen her.

1967 schloß sich Nokia mit drei weiteren großen finnischen Unternehmen zusammen und ist seitdem in der Papierindustrie, der Elektronik- und Komminaktionsindustrie, der Gummi-Industrie und der Kabelindustrie tätig gewesen. Durch weitere Zukäufe wie z. B. 1988 ITT (mit den Markennamen Graetz und Schaub Lorenz, darunter auch die TV-Produktion in Bochum-Riemke) wurde verstärkt auf Elektronik und Kommunikation gesetzt, seit 1991 wurden Mobiltelefone für das GSM-Netz gebaut (auch in Bochum), in dieser Sparte war Nokia 1998 bis 2011 Marktführer und entwickelte mit Psion zusammen das erste „Smartphone“-Betriebssystem, genannt Symbian. 2002 wurde das allererste Kamerahandy überhaupt, das Nokia 7650 vorgestellt.

Um 2005 herum verkaufte Nokia alle anderen Geschäftsfelder und konzentrierte sich danach auf den Mobilfunkmarkt mit der Handy- und Netzaustattersparte. Die Bedienung der Nokia - Smartphones mit Symbian war sehr tastendrucklastig, als Apple 2007 das iPhone mit Touch-Bedienung und ohne echte Tastatur vorstellte, begann der Stern von Nokia zu sinken. Als dann noch Google Smartphones mit dem Betriebssystem Android zeigte und dieses auch noch an andere Hersteller lizenzierte, war Nokia mit Symbian bald ins Hintertreffen geraten. So schloß Nokia 2008 das Werk in Bochum und verlagerte die Handyproduktion von dort nach Rumänien.

2011 zeigte Nokia das erste Telefon mit Microsoft Windows Mobile als neuem Betriebssystem, diese Kooperation endete aufgrund von weiter sinkendem Marktanteil 2014 im Verkauf der Nokia Mobiltelefonsparte an Microsoft, so daß etwa 2016 der Markenname kurzfristig vom Markt verschwand, weil Microsoft die „Reissleine“ zog und seinerseits die Mobiltelefonproduktion einstellte. In der Zeit danach erhielt Nokia das Recht zurück, Telefone unter seinem alten Markennamen anbieten zu können und lizensierte diesen an die von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern im finnischen Espoo neu gegründete HMD Global, die seitdem Nokia-Telefone mit Android-Betriebssystem entwickeln und von Auftragsfertigern herstellen lassen.

Das vorgestellte Feature-Phone mit Symbian Betriebssystem S40 ist kein Smartphone, sondern ein Feature-Phone, also ein Telefon mit einigen Zusatzfunktionen, so ist ein Internetbrowser eingebaut, aber der Bildschirm ist mit 33x45 mm und 240x320 Pixeln zum sinnvollen „Surfen“ zu klein. Dafür war die Übertragungsrate des 6700 dank HSDPA damals eine der schnellsten aller vergleichbaren UMTS-Telefone. Weitere Funktionen sind eine Email-Anwendung, ein Multimedia-Abspiel-Programm für Audio- und Videodateien, eine GPS-basierte Navigation mit Sprachausgabe und ein UKW-Radio, dessen Antenne das Kopfhörerkabel ist.

Das „Headset“ mit Kopfhörer-Kapseln und Mikrofon wird in eine Nokia-eigene Buchse gestöpselt, herkömmliche 3,5mm-Klinkenstecker üblicher Kopfhörer passen nur nach Kauf eines Adapters. Der Anwender kann Kopfhörer aber auch drahtlos per Bluetooth koppeln.

Die Tastatur ermöglicht Texteingaben nach dem „SMS“-Prinzip, jeweils drei Buchstaben sind auf einer Taste vorhanden, und werden durch mehrmaligem Tastendruck ausgewählt. Das ist eigentlich umständlich und gewöhnungsbedürftig, trotzdem gab es damals „Tastenvirtuosen“, die damit Texte einhändig sehr schnell eingeben konnten.

Zur Fotoaufnahme wird eine vorinstallierte „App“ gestartet, entweder von Hand über einen Menu-Punkt im Menu oder durch Druck auf den „Kamera“-Auslöser. Diese App ist recht träge, da die gesamte Kamerasteuerung inkl. Speicherung der Aufnahmen als JPEGs nicht durch einen dedizierten Kameraprozessor erledigt wird, sondern größtenteils vom Telefon-Hauptprozessor. Somit dauert das Fokussieren recht lange, auch das Speichern ist relativ gemächlich und in allzurascher Folge sollte man den Auslöser nicht betätigen, denn dann „stürzt“ die Kamera-App und somit das gesamte Handy ab und muß einen minutenlangen Neustart durchlaufen. Außerdem hat die Kamera-Anwendung nur wenig Einstellmöglichkeiten.

Ab 10 cm vor dem Telefon beginnt der mögliche Fokusbereich, kann somit als „Makro“ bezeichnet werden. Es gibt einen Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern besser am heimischen Rechner die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Die Bildqualität ist aufgrund des vermutlich sehr kleinen Sensor nicht allzu beeindruckend. Obwohl das C6700 einen eingebauten GPS-Empfänger hat, werden die Bilder nicht mit Standortdaten versehen. Drei verschiedene Bildkompression-Stufen sind verfügbar, die beste Qualität ist mit 1:10 schon deutlich mit Kompressionsartefakten behaftet.

Als Auslöser dient entweder eine Schaltfläche auf dem Touchdisplay oder eine seitliche dedizierte Kamerataste mit Schutz vor versehentlicher Betätigung.

Das Display war im Vergleich zu denen in zeitgleichen Kompakt- bzw. Systemkameras nicht besonders scharf und hochauflösend, sondern nur durchschnittlich.

Das Objektiv hat keine Blende, es wird immer mit der Offenblende aufgenommen. Ein mechanischer Verschluss ist ebenfalls nicht vorhanden, die Verschlußzeiten werden rein elektronisch gebildet, „Rolling-Shutter“-Effekte sind leider die Folge. Die Kamerasteuerung nutzt als Belichtungssteuerung eine Kombination aus Zeit- und ISO-Automatik.

Es ist kein echter Blitz eingebaut, zur Aufhellung dunkler Szenen dient eine weiße superhelle LED, ihre Reichweite beträgt nur etwa 1 bis 1,5 Meter. Im Blitzmodus wird sie kurzzeitig mit erhöhter Spannung versorgt und leuchtet etwas heller als im Dauerlichtmodus.

Die Aufnahmedaten werden nicht in die EXIfs der Bilder eingetragen, viel mehr als der Hersteller und das Modell steht nicht darin.

Es sind zwei Schnittstellen eingebaut, eine Kombi-Buchse für das Headset bzw. USB und die Nokia-typische Mini-Hohlsteckerbuchse zum Akkuladen. Der Akku ist nicht fest eingebaut, sondern wechselbar. Der micro-SD-Speicherkartenschacht sitzt unter der Akkufachabdeckung, aber dieser muß zum Kartenentnehmen nicht herausgenommen werden. Es können nur Karten mit maximal 8 GB benutzt werden, größere micro-SDHC-Karten erkennt das 6700 nicht.

Auf die Bilder und die Speicherkarte kann per USB zugegriffen werden, allerdings muß dafür eine Nokia-Software installiert sein, da das Handy sich nicht als Massenspeicher oder per PTP-Protokoll am Rechner betreiben läßt. Einfacher ist es, die Speicherkarte zu entnehmen und mit einem Kartenlesegerät an den Computer anzuschließen.

Der UVP des Nokia C6700 betrug 299 Euro (mit 1 GB Speicherkarte) ohne Vertrag, wie üblich gab es subventionierte Angebote zusammen mit einem Mobilfunkvertrag. Ich konnte das damals noch funktionsfähige Gerät im Jahr 2017 kurz ausprobieren, inzwischen ist es defekt und läßt sich nicht mehr einschalten.

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei Vollautomatik und mit Hilfe der mitgelieferten Kamera-App, gespeichert als JPEG in bester Qualität (geringste Kompression), bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Blenden-Angaben sind in den EXIFs nicht vorhanden, somit auch nicht ermittelbar. 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt.

Das Gehäuse des C6700 ist größtenteils aus Metall. Der innere Körper ist ein Druckgußteil aus Aluminium oder Magnesium, die äußeren Elemente sind aus rostfreiem Stahl, auch die Tasten bestehen daraus. Das Handy war neben dem gezeigten Silber auch in Schwarz erhältlich.

Das Kameramodul gehört zur Klasse der in Smartphones eingebauten Bildaufnahmegeräte und wurde vermutlich auch in etlichen anderen Nokia-Telefonen eingebaut. Es hat Autofokus.

Die Bilder sind trotz nur 5 Megapixeln schon bei vermutlich niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar. Helle Stellen im Bild neigen deutlich zum „Ausbrennen“, dunkle Motivdetails „saufen ab“.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch unwichtiges Feature-Phone (weil eines von vielen), heutzutage zum Bildermachen nicht mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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