Nokia C7-00

Hier zeige ich ein Smartphone, das eine Kamera eingebaut hat. Sie hat nur Fixfokus.

Spezifikationen

  • Das im Sommer 2010 vorgestellte Nokia C7-00 ist 117 x 57 x 11 mm groß und wiegt mit Akku 130 g.
  • Der CMOS-Sensor unbekannter Größe löst maximal 3264 x 2448 Pixel  = 8 Megapixel auf.Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG im internen 8 GB Flash-Speicher oder auf einer micro-SD/SDHC-Karte (max. 32 GB) abgelegt.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite1:2,8/4,3mm, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 35 mm
  • Das Motiv wird über einen 3,5“ Monitor mit ca. 690.000 Subpixeln (360x640 Farbtripel) ausgewählt
  • Fixfokus (von Nokia als „Vollfokus“ bezeichnet)
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/30s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierte superhelle LED als Blitzersatz
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch wechselbaren Lithium-Akku

Besonderheiten

Nokia wurde bereits 1865 im finnischen Tampere als Papierhersteller gegründet und zog 1968 nach der nahe gelegenen Stadt Nokia, nach drei die Nokia Aktiebolag ihren Namen bekam. Ab der Jahrhundertwende wurde aus Nokia ein Mischkonzern, der auch Artikel wie Gummistiefel oder Fahrrad- und Autoreifen produzierte. Das inzwischen eigenständige bzw. zu Bridgestone gehörende ehemalige Tochterunternehmen Nokia Tyres stellt auch im Jahr 2021 noch Reifen her.

1967 schloß sich Nokia mit drei weiteren großen finnischen Unternehmen zusammen und ist seitdem in der Papierindustrie, der Elektronik- und Komminaktionsindustrie, der Gummi-Industrie und der Kabelindustrie tätig gewesen. Durch weitere Zukäufe wie z. B. 1988 ITT (mit den Markennamen Graetz und Schaub Lorenz, darunter auch die TV-Produktion in Bochum-Riemke) wurde verstärkt auf Elektronik und Kommunikation gesetzt, seit 1991 wurden Mobiltelefone für das GSM-Netz gebaut (auch in Bochum), in dieser Sparte war Nokia 1998 bis 2011 Marktführer und entwickelte mit Psion zusammen das erste „Smartphone“-Betriebssystem, genannt Symbian. 2002 wurde das allererste Kamerahandy überhaupt, das Nokia 7650 vorgestellt.

Um 2005 herum verkaufte Nokia alle anderen Geschäftsfelder und konzentrierte sich danach auf den Mobilfunkmarkt mit der Handy- und Netzaustattersparte. Die Bedienung der Nokia - Smartphones mit Symbian war sehr tastendrucklastig, als Apple 2007 das iPhone mit Touch-Bedienung und ohne echte Tastatur vorstellte, begann der Stern von Nokia zu sinken. Als dann noch Google Smartphones mit dem Betriebssystem Android zeigte und dieses auch noch an andere Hersteller lizenzierte, war Nokia mit Symbian bald ins Hintertreffen geraten. So schloß Nokia 2008 das Werk in Bochum und verlagerte die Handyproduktion von dort nach Rumänien.

2011 zeigte Nokia das erste Telefon mit Microsoft Windows Mobile als neuem Betriebssystem, diese Kooperation endete aufgrund von weiter sinkendem Marktanteil 2014 im Verkauf der Nokia Mobiltelefonsparte an Microsoft, so daß etwa 2016 der Markenname kurzfristig vom Markt verschwand, weil Microsoft die „Reissleine“ zog und seinerseits die Mobiltelefonproduktion einstellte. In der Zeit danach erhielt Nokia das Recht zurück, Telefone unter seinem alten Markennamen anbieten zu können und lizensierte diesen an die von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern im finnischen Espoo neu gegründete HMD Global, die seitdem Nokia-Telefone mit Android-Betriebssystem entwickeln und von Auftragsfertigern herstellen lassen.

Das vorgestellte Smartphone mit Symbian Betriebssystem ist ein Smartphone, es gibt beim Halten im Hochformat jedoch keine eingeblendete QWERTZ-Tastatur, sondern eine durch den Touchscreen emulierte Tastatur mit SMS-artiger Tastatureingabe durch mehrfaches Drücken der nur etwa 15 Tippfeldern. Immerhin ist der Bildschirm multitouch-fähig, mit zwei Fingern können Bilder o. Ä. vergrößert bzw. verkleinert werden. Durch Drehen des C7-00 ins Querformat ist in der Breite mehr Platz auf dem Bildschirm und es erscheint bei Bedarf eine QWERTZ-Tastatur. Trotzdem sind die einzelnen „Tasten“ sehr klein, es muß genau mit dem Finger gezielt werden, damit nicht eine falsche Taste berührt wird.

Es ist ein Internetbrowser eingebaut, aber der Bildschirm ist mit 360x640 Pixeln zum sinnvollen „Surfen“ zu etwas klein. Außerdem kennt er keine aktuellen Verschlüsselungen, so daß viele heutige Webseiten nicht mehr aufgerufen werden können. Weitere Funktionen sind eine Email-Anwendung, ein Officepaket und ein PDF-Anzeigetool, Social-Media-Apps, ein Multimedia-Abspiel-Programm für Audio- und Videodateien, eine GPS-basierte Navigation mit Sprachausgabe und ein UKW-Radio, dessen Antenne das Kopfhörerkabel ist. Auch ein App-Store ist integriert, aber dieser OVI-Store ist heutzutage nicht mehr nutzbar, die Server wurden inzwischen abgeschaltet.

Zur Fotoaufnahme wird eine vorinstallierte „App“ gestartet, entweder von Hand über einen Menu-Punkt bzw. eine Schaltfläche oder durch längeren Druck auf den „Kamera“-Auslöser. Diese App ist recht träge, da die gesamte Kamerasteuerung inkl. Speicherung der Aufnahmen als JPEGs nicht durch einen dedizierten Kameraprozessor erledigt wird, sondern größtenteils vom Telefon-Hauptprozessor. „Dank“ Fixfokus erfolgt die eigentliche Auslösung relativ schnell, da kein Fokussierungsvorgang die Aufnahme ausbremst. Das Speichern ist hingegen relativ gemächlich und in allzurascher Folge sollte man den Auslöser nicht betätigen, denn dann „stürzt“ die Kamera-App und somit das gesamte Handy ab und muß einen minutenlangen Neustart durchlaufen. Außerdem hat die Kamera-Anwendung nur relativ wenig Einstellmöglichkeiten.

Aufgrund der festen Fokussierung ist die Aufnahme von nahem Objekten nicht sinnvoll möglich, sie werden trotz winzigem Sensor und kleiner Brennweite nur unscharf abgebildet. Es gibt einen Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern besser am heimischen Rechner die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Den Fixfokus nannte Nokia in bestem Marketing-Sprech „Vollfokus“, das Kameramodul soll ab 50cm Entfernung scharfe Bilder liefern. Vor dem Objektiv ist eine vergütete Glasscheibe montiert, diese verschmiert bei Berührung mit den Fingern und erzeugt dann Weichzeichner-Effekte. Nach Reinigen mit einem Microfasertuch sind die Bilder dann wieder so scharf, wie es der Fixfokus ermöglicht.

Weil das C7-00 einen eingebauten GPS-Empfänger hat, werden die Bilder mit Standortdaten versehen, sofern die Standort-Bestimmung erfolgreich abgeschlossen wurde. Drei verschiedene Bildkompression-Stufen sind verfügbar, die beste Qualität beträgt ca. 1:12 und ist schon deutlich mit Kompressionsartefakten behaftet.

Als Auslöser dient entweder eine Schaltfläche auf dem Touchdisplay oder eine der seitliche Lautstärketasten.

Das Display war im Vergleich zu denen in zeitgleichen Kompakt- bzw. Systemkameras nicht besonders scharf und hochauflösend. Es ist ein selbstleuchtendes AMOLED-Display, die Farben sind brilliant und die Helligkeit für damalige Verhältnisse sehr gut.

Das Objektiv hat keine Blende, es wird immer mit der Offenblende aufgenommen. Ein mechanischer Verschluss ist ebenfalls nicht vorhanden, die Verschlußzeiten werden rein elektronisch gebildet, „Rolling-Shutter“-Effekte sind leider die Folge. Die Kamerasteuerung nutzt als Belichtungssteuerung eine Kombination aus Zeit- und ISO-Automatik.

Für Videotelefonate ist eine Frontkamera verbaut, deren Auflösung allerdings nur ca. 640x480 Pixel beträgt.

Es ist kein echter Blitz eingebaut, zur Aufhellung dunkler Szenen dienen zweine weiße helle LEDs, ihre Reichweite beträgt nur etwa 1 bis 2 Meter. Im Blitzmodus werden sie kurzzeitig mit erhöhter Spannung versorgt und leuchten etwas heller als im Dauerlichtmodus.

Die Aufnahmedaten werden in die EXIFs der Bilder eingetragen, es sind aber nicht allzuviele Angaben eingebettet. Leider erkennt mein EXIF-Auslesetools die Nokia-MakerNotes nicht, somit weiß ich nicht, was das C7-00 in die Bilddaten außer den standardisierten Angaben einträgt. Der Wert der festen Blende sowie die Brennweite wird nicht in die üblichen Stellen der EXIFs eingetragen.

Die Belichtungszeit wird nicht als üblicher gerundeter Wert eingetragen, sondern es wird die wahre „krumme“ Zeit eingetragen.

Es sind zwei Schnittstellen eingebaut, eine Kombi-Buchse für das Headset bzw. einen üblichen Kopfhörer und micro-USB, über diesen Anschluß wird das Handy auch geladen, eine Nokia-typische Mini-Hohlsteckerbuchse gibt es nicht.

Im Inneren ist ein micro-SD-Kartenschacht verbaut, er ist aber nur zugänglich, sofern der Akku entnommen wird. Es können Karten mit maximal 32 GB benutzt werden, auf diese Karte können mit Hilfe eines Computerprogramms auch ganze Länderdaten für die Navigationssoftware gespeichert werden. Inzwischen sind die Server für den Datendownload aber abgeschaltet worden, das Herunterladen gelingt nicht mehr.

Auf internen Speicher oder die eingelegte Speicherkarte kann per USB zugegriffen werden, das C7-00 meldet sich als normales Massenspeichergerät, im Gegensatz zu früheren Nokiatelefonen ist keine Spezialsoftware für den Zugriff erforderlich.

Der UVP des Nokia C7-00 betrug etwa 429 Euro ohne Vertrag, wie üblich gab es subventionierte Angebote zusammen mit einem Mobilfunkvertrag. Ich bekam das funktionsfähige Gerät im Jahr 2017 geschenkt. Inzwischen ist es beim Internet-Zugriff „zickig“, was neben dem alten Betriebssystem nicht bekannten aktuellen Verschlüsselungen auch an den abgeschalteten 3G-Masten der Mobiltelefonanbietern liegen dürfte, so daß nur noch langsame 2G = „Edge“-Verbindungen möglich sind.

Alle Aufnahmen entstanden bei Vollautomatik und mit Hilfe der mitgelieferten Kamera-App, gespeichert als JPEG in bester Qualität (geringste Kompression), bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungs-Angaben sind eingebettet. 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse des C7-00 ist größtenteils aus Metall gefertigt, es ist für seine „Größe“ überraschend schwer. Neben dem gezeigtem Schwarz gab es noch andere Farben, darunter Braun und Silber.

Das Kameramodul gehört zur Klasse der in Featurephones eingebauten Bildaufnahmegeräte und wurde vermutlich auch in etlichen anderen Nokia-Telefonen eingebaut. Es hat keinen Autofokus, sondern lediglich Fixfokus, also eine fest eingestellte Entfernung.

Die Verzeichnung wird entweder durch die Kamerasoftware korrigiert oder das Objektiv hat ab Werk nur wenig Verzeichnung. Am Linienblatt sieht man deutlich, daß ein Fixfokus-Objektiv im Nahbereich nicht sinnvoll nutzbar ist.

Die Bilder sind schon bei niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar. Bei 100 ASA sind die Bilder ab etwa 1 Meter Objektentfernung ausreichend scharf, allerdings nicht „knackig“, was am winzigen Sensor liegen wird.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch unwichtiges Smartphone (weil eines von vielen), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen kaum noch mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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