Hier zeige ich eine sehr frühe Digitalkamera von Olympus vor, die Camedia C-1400L. Ralf Jannke hat den leicht verbesserten Nachfolger C-1400XL bereits vorgestellt.
Spezifikationen
- Die 1997 vorgestellte Olympus C-1400L ist 115 x 83 x 130 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 560 Gramm.
- Der 2/3“ CCD-Sensor (8,8 x 6,6 mm) löst maximal 1280 x 1024 = 1,3 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 6,4µm. 100 ASA feste Empfindlichkeit. Keine Videos möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 8 bzw. 32 MB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 1:2,8-5,6 / 9,2 - 28 mm 3fach-Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 36-110 mm.
- Das Motiv wird über einen Spiegelreflex-Sucher angezeigt. Zusätzlich ist ein abschaltbarer 1,8“ TFT LCD Monitor mit 61.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Live-View ist nicht möglich. SW-LCD-Schulterdisplay zur Anzeige von diversen Aufnahmeparametern.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik mit Matrix- oder Spotmessung, Belichtungszeiten 1/4s bis 1/10.000 sek., Selbstauslöser mit 12 s Vorlaufzeit
- ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 9
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 4 Mignonzellen
Besonderheiten
- Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich ein Kofferwort aus „Camera“ und „Media“ ist.
- Die C-1400L ist eine frühe digitale Spiegelreflexkamera. Obwohl sie einen hohen = professionellen Preis hatte, ist sie sehr amateurhaft = preiswert gefertigt. Zeitgleich mit ihr wurde auch eine C-1000L mit nur 0,7 Megapixel Auflösung verkauft, die eine umgerechnete Brennweite von 50-150mm hat. Der Aufnahmesensor der 1000L ist kleiner, darum kommt der Brennweitenunterschied zustande.
- Die Typenbezeichnung 1400L läßt vermuten, daß 1,4 Megapixel große Bilder aufgenommen werden, tatsächlich sind es aber nur 1,3 Megapixel.
- Die Kamera schmiegt sich in die Fotografenhände, der Griff für die rechte Hand ist deswegen sehr groß, weil darin die 4 Mignonzellen stecken. Wie üblich, ist die Kamera für Linkshänder weniger gut geeignet. Das Design lehnt sich an die analogen filmbasierten Olympus-Spiegelreflex-Kameras der iS-Serie an, wie ein Vergleich mit diversen Kameras dieser Serie zeigt – siehe oben.
- Die Kamera hat einen echten Spiegelreflex-Sucher. Es werden nur etwa 95% des tatsächlich aufgenommenen Bildes angezeigt. Informationen wie Belichtungszeit, Blende usw. sucht der Fotograf vergeblich. Der rückseitige Monitor mit 61.000 Sub-Pixeln löst für den Herstellzeitraum recht fein auf, er dient nur zur Anzeige des Bildes nach der Aufnahme bzw. für die Menüs, Live-View ist nicht möglich. Wichtige Aufnahmeparameter, darunter die Zahl der noch möglichen Aufnahmen und die eingestellte Bildqualität, werden auf einem kleinen LCD-Schulterdisplay angezeigt.
- Das Zoomobjektiv besteht aus 7 Elemente in 7 Gruppen. Die Blende kennt nur zwei Stufen: Offenblende und doppelte Blendenzahl, bei Weitwinkel also 2,8 und 5,6.
- Als Speichermedium werden Smart-Media-Karten mit 3,3 Volt von 2 bis 8 MB benutzt. Größere Karten bis 32 MB werden nur unterstützt, wenn der Kamerabesitzer ein kostenpflichtiges Update machen ließ. Karten größer 32 MB werden auch mit dem Update nicht erkannt. Auf eine 8MB-Karte passen etwa 10 bis 12 Aufnahmen in bester Qualität, also nicht einmal so viele, wie auf einen 36er Kleinbildfilm aufgenommen werden können!
- Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Er klappt nach Druck auf eine mechanische Entriegelungstaste auf. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
- Die Kamera hat lediglich 8 Tasten und Knöpfe. Einige der allerdings recht wenigen Funktionen müssen per Menu verstellt werden. Für Makro, Selbstauslöser, Belichtungsmeßmethode und Blitz gibt es je eine Taste, die bei der Bildwiedergabe eine Zweitfunktion haben. Um den als Taster ausgelegten Hauptschalter ist der Hebel zur Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe angebracht, um den Auslöser herum der Zoomhebel.
- Die Schnittstellen entsprechend weitgehend der jeweiligen Norm, es sind keine Spezialkabel erforderlich. Die Verbindung mit dem Computer erfolgt über eine heutzutage fast ausgestorbene serielle Schnittstelle, die Benutzung eines Kartenlesegerätes mit Smart-Media-Schacht wird dringend empfohlen. Allerdings wird der Neukauf dieser Geräte allmählich auch schwierig, die die Produktion von Kameras mit SmartMedia-Karten vor etwa 15 Jahren beendet wurde.
- Lediglich die Schnittstelle zum Anschluß eines Thermosublimationsdruckers von Olympus ist speziell, allerdings gibt es für diese Geräte heutzutage leider keine Verbrauchsmaterialen zu kaufen.
- Der Kamera-interne Kalender ist nur bis zum Jahr 2016 vorprogrammiert, zwar kann man auch heute noch fotografieren, aber das Datum der Aufnahme ist höchstens der 31.12.2016!
- Der UVP der Olympus Camedia C-1400L betrug etwa 2500 DM. Der aktuelle Gebrauchtpreis liegt je nach Zustand und Lieferumfang bei 1 bis etwa 50 Euro.
- Die gezeigte Kamera erwarb ich 2012 für etwa 50 Euro in funktionsfähigem Zustand zusammen mit einer 8 MB-Karte. Eigentlich wollte ich sie für diesen Bericht hervorholen, finde sie aber z. Z. nicht wieder.
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Alle Beispiele sind 100% des originalen Bildes. Da die Kamera keinerlei EXIF-konforme Angaben in die JPGs schreibt, habe ich auf das Einbetten dieser Informationen verzichtet.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Olympus C-1400L ist komplett aus Kunststoff gefertigt. Lediglich kleine Zierelemente sind metallisch. Daraus entsteht ein „billiger“ Gesamteindruck, der überhaupt nicht zum hohen Verkaufspreis passen will.
Die Kamera gehört zur Klasse der frühen digitalen Spiegelreflexkameras bzw. zur Klasse der Bridgekameras.
Der Sensor ist nicht gut. Bei 100 ASA ist bereits leichtes Farbrauschen (z. B. im blauen Himmel) sichtbar, aber noch tolerierbar. In allen Bildern sind Artefakte der kamerainternen Schärfung sichtbar. Außerdem fehlt es fehlt mir in den Aufnahmen an Schärfe, alles wirkt verwaschen. Allerdings war das zum Herstellzeitraum durchaus üblich, wer damals bessere Bildqualität wollte, fotografierte auf Film und scannte die Negative. Ich habe nur einen einzigen Fotorundgang mit der Kamera gemacht, danach wanderte die Kamera in die Sammlung.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (weil frühe Olympus Digital-SLR), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht geeignet, da viel zuwenig Pixel und zu schlechte Bildqualität.
Christian Zahn, Februar 2020
Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Christian Zahn |
Mail senden | |
Erstellt: | 16.02.2021 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!