Olympus Camedia C-765 UltraZoom Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine Olympus Ultra-Zoom-Kamera vor, eine der ersten der UZ-Camedia-Serie, die Lithium-Akkus statt Mignonzellen einsetzt.

Ralf Jannke hat gleich drei Praxisberichte über die Olympus C-7xx Ultra Zoom Reihe erstellt:

Spezifikationen

  • Die 2004 vorgestellte Olympus Camedia C-765 Ultra Zoom ist 104 mm x 60 mm x 68 mm groß und wiegt 280 g.
  • Der 1/2,5“ CCD-Sensor (5,8 x 4,3 mm) löst maximal 2272 x 1704 Pixel  = 4 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2,5µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 64 bis 400 ASA einstellbar. QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf xD-PictureCards (max. 2GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,3-63 mm/1:2,8-3,7 10-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-380 mm.
  • Das Motiv wird über einen Videosucher mit Dioptrienkorrektur und 230.000 Sub-Pixeln angezeigt. Zusätzlich ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 114.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus, Motivprogramme, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integral. Belichtungszeiten 16s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 7,7
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Viele digitale Kamera von Olympus hießen „Camedia“, vermutlich eine Wort-Zusammenziehung aus „Camera“ und „Media“.

Die C-765 ist eine Superzoom-Kamera, der Brennweitenbereich reicht von 38 mm bis 380 mm. Die C-765 benutzt erstmals in der UZ-Serie Lithium-Akkus statt der fast überall erhältlichen Mignonzellen. Der verwendete Akku Li-10B paßt auch in einige andere Camedias, z. B. die fast baugleiche C-770 UZ bzw. die etwas ältere C-50 .

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und klappt nur auf Tastendruck auf. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.

Die Kamera hat keinen optischen Sucher, sondern man blickt auf ein kleines LCD-Display. Die Umschaltung zwischen beiden Displays erfolgt durch einen Taster, die Auswahl merkt sich die C-765 beim Abschalten.

Sowohl Videosucher als auch Monitor lösen nur sehr grob gerastert auf, eine Schärfenbeurteilung ist mit beiden unmöglich, sie können nur zur Bildausschnitts-Wahl benutzt werden.

Der Videosucher hat eine Dioptrienkorrektur, im Gegensatz zu heutigen Exemplaren erkennt man deutlich, daß man mit einer Lupe auf ein Mini-LCD schaut, da man bei genauem Hinsehen den „Tunnel“ um das Display erkennen kann.

Das hintere Display hat keine Kratzschutzscheibe vor dem eigentlichen Bildschirm. Es sollte also durch das Aufkleben einer Folie vor mechanischem Beschädigungen geschützt werden.

Die Kamera hat recht viele Tasten und Knöpfe sowie ein Modusrad. Gezoomt wird kompaktkamera-typisch mit einem Hebel, der um den Auslöser angeordnet ist.

Wie bei vielen Olympuskameras gibt einen „Pixel-Refresh“ im Systemmenü, damit werden defekte Bildpunkte aus von der Bilderzeugung ausgenommen, „Hofpixel“ (also dauerhaft leuchtende Punkte) und „Dead Pixel“ (also immer schwarze Punkte) kommen dann in den aufgenommenen Bilder nicht mehr vor.

Das Objektiv beginnt bei damals nicht mehr ganz zeitgemäßem Weitwinkel von 38 mm und reicht in den damals enormen Telebereich von 380 mm. Hinter dem recht imposanten Objektiv sitzt erstaunlicherweise nur ein winziger Kompaktkamerasensor. Da kein Bildstabilisator verbaut ist, sind unverwackelte Aufnahmen im Telebereich nur bei Sonnenschein möglich.

Die große Frontlinse ist ungeschützt, da im Lieferumfang der Kamera keine Streulichtblende enthalten war. Diese mußte zusammen mit einem Filteradapter-Tubus extra gekauft werden.

Der mitgelieferte Objektivdeckel wird außen auf den Tubus geklemmt, der Haltefaden ist lang genug, damit bei vergessenem Abnehmen das Objektiv beim Ausfahren nicht blockiert.

Die Kamera hat zwei Trageösen, mit dem mitgelieferten Gurt kann sie bequem um den Hals getragen werden, sie schlenkert also nicht wie eine übliche Kompaktkamera mit einer Handschlaufe am Handgelenk herum.

Die Bildparameter wie ASA-Wert, Farbsättigung, Scharfzeichnung, Kontrast, Rauschminderung, Belichtungskorrektur usw. können recht fein eingestellt werden., die Parameter merkt sich die Kamera auch beim Wiedereinschalten.

Die ISO-Automatik arbeitet sehr konservativ, die Kamera schaltet nur zögerlich von 64 ASA auf eine höhere Stufe.

Auf Wunsch können (wie damals allgemein üblich) die 4 Megapixel kameraintern auf fast doppelte Pixelzahl 3200x2400 Pixel (=7,7 Megapixel) hochinterpoliert werden. Sinn machte das damals schon nicht, da echte 8-Megapixel-Kameras bessere Bildergebnisse erzielten als die aufgeblasenen 4-auf-8-Megapixel-Bilder der C-765, heutzutage ist die entsprechende Bildvergrößerung am Computer dank moderner Algorithmen sinnvoller.

Die Kamera speichert die Bilder als JPEG in verschiedenen Größen und Kompressionsstufen, außerdem können unkomprimierte TIFFs gespeichert werden. Beim TIFF ist die Kamera jedoch sehr behäbig, je nach verwendeter Speicherkarte dauert es mehr als 10 Sekunden, bis die Kamera für das nächste Bild bereit ist.

Als Speichermedium dienen xD-PictureCards (kompatibel mit allen meinen Karten von 16 MB bis 2 GB).

Die xD-Picture-Card war der stabilere Nachfolger der von Olympus und Fuji eingesetzten SmartMedia-Karte, genau wie diese hat die Karte keinen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und beschreibt die Flash-Zellen direkt und kümmert sich auch um das Wear-Leveling.

Für die Schnittstellen ist kein gerne verlorenes Spezialkabel erforderlich, sondern Videobuchse, USB-Buchse und Netzteilbuchse sind standarisierte Steckverbindungen.

Beim gezeigten Exemplar haben die Vorbesitzer den Werbeaufkleber „TruePic Turbo“ nicht abgezogen, mit dem Olympus auf den damals neuen eingebauten Bildprozessor hinwies.

Der UVP der Olympus Camedia C-765 Ultra Zoom betrug etwa 580 Euro. Mitgeliefert wurde nur eine recht kleine xD-PictureCard mit 32 MB Kapazität. Größere Speicherkarten, Filteradapter-Tubus und Streulichtblende mussten extra gekauft werden.

Das „Schwestermodell“ C-770 mit der Möglichkeit, neben QuickTime-Videos auch die damals neuen MPG4-Videos aufnehmen zu können und zusätzlich mit einem Blitzschuh für Olympus-Systemblitze ausgestattet, kostete ca. 150 Euro mehr, war aber auch in „Profi“-Schwarz erhältlich.

Ich habe meine Kamera im Frühjahr 2021 vom Betreiber dieses Online-Museums geschenkt bekommen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 64 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet. In die Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert, die Aufnahmeparameter sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Camedia C-765 Ultra Zoom ist größtenteils aus Metall gefertigt, allerdings aus Gewichtsgründen nur aus dünnem Aluminiumblech. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff. Leider ist auch das Stativgewinde ein Spritzgußteil aus Plastik.

Die Kamera gehört zur Klasse der Superzoom-Kameras, zu den Bridgekameras kann sie aufgrund der kaum vorhandenen Griffwulst eigentlich nicht gerechnet werden, jedoch hat sie viele Merkmale dieser Kameraklasse wie Histogrammanzeige, Belichtungskorrektur usw.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht weggerechnet, bei 38mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar, aber je nach Motiv tolerierbar.

Die Bildergebnisse entsprechen dem, was von einem 1/2,5“-Zwergensensors mit 4 Megapixeln erwartet werden kann. Die Schärfeleistung des Objektivs ist gut auf den Sensor abgestimmt, die „normalen“ Bildparameter für Schärfe, Kontrast usw. sind von Olympus vernünftig ausgewählt. Bei höheren ASA-Zahlen werden die Bilder etwas unschärfer, da der Entrausch-Algorhythmus Details unterdrückt. Allerdings liegt das Maximum von 400 ASA nur knapp 3 Blendenstufen über der Nennempfindlichkeit, so daß die Ergebnisse noch halbwegs ansehnlich sind.

Die Bildqualität der C-765 ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei 4 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 / ISO 64 sind die Aufnahmen zwar ansehnlich und die Farbabstimmung Olympus-typisch sehr gut, aber die Auflösung von 4 Megapixeln ist heute ziemlich „mager“, es sind Schärfungs-Artefakte sichtbar und der Videosucher entspricht heutigen Ansprüchen überhaupt nicht mehr. Ich habe mit der Kamera einen Fotorundgang gemacht und werde sie nicht mehr einsetzen. Außerdem ist bei meinem Exemplar leider auf dem Sensor ein großer „Dreckbatzen“, der auch bei Offenblende sichtbar ist und bei größeren Blendenzahlen immer stärker sichtbar wird. Ein Versuch, diesen „abzuschütteln“, mißlang. Auch sanftes Klopfen mit der Kamera auf den Tisch half nicht; stärker malträtieren werde ich die Kamera nicht.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (ein Exemplar der Olympus Camedia UZ Serie sollte in jede Digitalkamerasammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet, 4 Megapixel haben inzwischen fast immer zu wenig Auflösung.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben