Olympus Camedia C-960 Zoom Kurzbericht

Die Camedia C-960 ist eine recht frühe Digitalkamera von Olympus. Als ich das gezeigte Exemplar bekam, funktionierte sie noch, inzwischen ist sie leider defekt.

Spezifikationen

  • Die 2000 vorgestellte Olympus C-960 ist 127 x 67 x 53 mm groß und wiegt 380 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor (5,4 x 4,0 mm) löst maximal 1280 x 960  = 1,3 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 4,1µm. Feste Empfindlichkeit 125 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMediaKarten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5,4-16,2 mm/1:2,8-4,4 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 61.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher und ein kleines SW-Statusdisplay auf der Oberseite vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Motivprogramme, Matrixmessung, Belichtungszeiten 2s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • bei jedem Einschalten ausklappender Blitz mit Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich eine Zusammenziehung aus „Camera“ und „Media“ ist.

Die Typenbezeichnung variierte je nach Verkaufsregion, in Europa hieß die Kamera Camedia C-960 Zoom und in Amerika D-460 Zoom. Das war ein recht einfaches, aber effektives Mittel gegen Grauimporte, die natürlich keine Europagarantie hatten.

Die C-960 ist der „dritte Aufguss“ der C-900 (von 1998), das zweite Modell hieß C-920 (von 1999). Verändert wurde weder die Auflösung noch das Gehäuse, lediglich die Menüführung und die maximale Speicherkartengröße wurde verbessert, allerdings sank der Verkaufspreis erheblich: die C-900 kostete mit 2300 DM noch circa das Doppelte der C-960!

Die Camedia C-960 ist eigentlich eine einfache Einsteiger-Kompaktkamera, sie kostete jedoch sehr viel Geld, was damals allerdings marktüblich war, die verkauften Stückzahlen waren noch nicht so hoch und die Einzelteile noch nicht so preiswert zu bekommen wie später zur „Blütezeit“ der digitalen Kompaktkameras.

Als Stromversorgung dienen zwei fast überall erhältliche Mignonzellen (sowohl Alkaline-Batieren als auch Akkus sind verwendbar) oder eine 3-Volt-Lithiumbatterie CR-V3. Das Design orientiert sich wie bei etlichen Camedias an der mju-serie, die Olympus ab 1991 für Kleinbildfilme produzierte und die jeweils für längere Zeit die jeweils kleinsten Autofokus-Kompaktkameras waren.

Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128 MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und muß mit der eingelegten Kartenkapazität etwas anfangen können. In der Anfangszeit wurden Kameras verkauft, die nur 8 oder 16 MB-Karten kennen. Manche konnten durch ein (kostenpflichtiges) Update im Olympus-Service auf größere Kartenkapazitäten ungerüstet werden, andere nicht.

SmartMedia-Karten sind theoretisch bis 256 MB verfügbar, jedoch wurden nur Karten bis 128 MB produziert, da Toshiba, Olympus und Fuji auf das stabilere, kleinere und weniger für statische Aufladungen empfindliche xD-PictureCard-Format umstellten.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt bei jedem Einschalten der Kamera auf, das Einklappen muß von Hand durchgeführt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Die genannten 1,3 Megapixel Auflösung sind freundlich aufgerundet, eigentlich sind es nur 1,23 Megapixel. Olympus gab vermutlich die Brutto-Pixelzahl des Sensors an.

Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten und Knöpfe. Alle Tasten des Steuerkreuzes haben mindestens eine weitere Funktion. Der Zoomhebel ist ein recht „fummeliger“ seitlich beweglicher Knopf.

Es ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings wie üblich weniger zeigt, als auf dem aufgenommen Bild sein wird. Außerdem ist der Suchereinblick sehr klein. Bei seiner Benutzung ist das kleine SW-Statusdisplay auf der Kameraoberseite hilfreich, hier werden z. B. die noch möglichen Aufnahmen und die Bildqualität angezeigt.

Auf dem Monitor wird eine „Memory Gauge“, eine Pufferspeicher-Füllstandsanzeige, eingeblendet. Daran kann man erkennen, wieviele Aufnahmen noch in den internen Puffer passen, den die Kamera auf die langsame Speicherkarte im Hintergrund „wegschreibt“.

Neben der Vollautomatik sind einige Motivprogramme vorhanden. Die Sensorempfindlichkeit ist fest, sie kann weder automatisch noch manuell verändert werden.

Die Kamera unterscheidet zwischen Original-Olympus-SmartMedia-Karten und solchen von „Fremdanbietern“. Nur mit Olympus-Karten sind einige Kamerafunktionen (z. B. die Panorama-Aufnahme) freigeschaltet. Zur Erkennung dient ein String im CIS (der „Card Information Structure“, einem Teil der Verwaltungssektoren der Speicherkarte). Dort muß im Block für den Herstellernamen „OLYMPUS“ stehen, was bei Billigkarten natürlich nicht vorhanden ist. Sollte eine Olympus-Karte versehentlich in einem Computer formatiert worden sein, ist dieser Text wahrscheinlich auch nicht mehr vorhanden. Zwar formatiert die Kamera die Karte auf Wunsch erneut, fehlt der String aber, schreibt die Kamera ihn natürlich auch nicht hinein!

Das Display ist nicht durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt, die nur 61.000 Subpixel sind viel zu grobgerastert und zur Bildschärfebeurteilung völlig unzureichend.

Der Hauptschalter ist gleichzeitig Objektivschutz, nach Bewegen des Schiebers in die Arbeitsstellung fährt das Objektiv aus der Ruhelage aus, gleichzeitig klappt der Blitz hoch. Zum Abschalten muß der Schieber ein ganz kleines Stück (mit Rastung) aus der Arbeitsstellung bewegt werden, dann fährt das Objektiv ein und der Schieber kann komplett geschlossen werden. Hat man den Schieber zu Beginn des Abschalten zu weit geschoben, verhakt sich das Objektiv und bleibt auf halber Strecke stehen, dann muß man die Kamera wieder wie oben einschalten und den Abschaltvorgang erneut (diesmal dann richtig) durchführen. Abschließend muß noch der Blitz wieder eingeschoben werden.

Für die Bildbetrachtung muß die Kamera nicht wie beschrieben eingeschaltet werden, ein Druck auf die Monitortaste reicht aus.

Die Kamera schreibt einige interessante Dinge in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes: Panoramastatus (nur Bilder mit diesem Flag kann die Olympus-Software zusammenrechnen), Status des Digitalzooms, Bildqualität (SHQ, HQ, SQ), die Sensordiagonale, Verzeichnisparameter des Objektivs und einige Bildparameter. In die EXIFs werden nicht wie üblicherweise gerundete Belichtungszeiten eingetragen, sondern die wahren Werte.

Der UVP der Olympus Camedia C-960 betrug etwa 1200 DM (das entspricht ca. 600 Euro). Ich bekam mein Exemplar 2010 geschenkt. Leider ist es inzwischen nicht mehr funktionsfähig, für diesen Bericht habe ich es darum aus der „Defektkamerakiste“ nicht hervorgeholt.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 125 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde nicht verändert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Alle Beispiele zeigen 100% des aufgenommenen Bildes.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus C-960 ist größtenteils aus Kunststoff. Sichtbar metallisch ist nur ein Zierring um das Objektiv, die anderen metallisch glänzenden Teile sind lediglich verchromter Kunststoff.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen digitalen Kompaktkameras.

Der Sensor ist nicht sehr gut (was auch daran liegt, daß er mit 1/2,7“ zur kleinsten Sorte von Kompaktkamera-Sensoren zählt). Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien schnell zum „Ausbrennen“. Außerdem sind trotz nur 1,3 Megapixel Bilddaten deutliche Artefakte der kamerainternen Schärfung sichtbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil frühe digitale Massen-Kompaktkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet. 1,3 Megapixel sind viel zu wenig, zumal heutzutage fast jedes Smartphone bessere Bilder macht als die C-960.

Christian Zahn

 

Kommentare (1)

  • Joachim Wildenauer
    Joachim Wildenauer
    am 08.11.2023
    Ich habe eine derartige Kamera seit dem Jahr 2000 bis heute im Einsatz.
    Leider fallen mir in der Beschreibung einige Ungenauigkeiten bzw. Fehler auf:
    - Der Blitz klappt nicht beim Einschalten auf, sondern muss manuell aufgeklappt werden.
    - Die Stromversorgung erfolgt nicht mit 2 sondern 4 Mignon-Batterien.
    - Das Zoom-Objektiv hat nicht einen Bereich von 5 - 15 mm Brennweite sondern 5,4 - 16,2 (sieht man schon im Produktfoto)
    - Zusätzlich zum optischen 3-fach-Zoom ist eine digitale 2-fach-Zoom-Funktion übergangslos in die Zoom-Funktion integriert.

    Mein persönlicher Eindruck von der Kamera ist wie folgt:
    - Für die damalige Zeit ein hochwertiges Produkt.
    - Für die Vollbildbetrachtung an Monitoren der damaligen Zeit ist die Pixelzahl durchaus gut ausreichend.
    - Im Bereich der "available light-Fotographie" vergleichsweise wenige Artefaktbildungen gegenüber teils deutlich jüngeren Digitalkaneras.
    - Insgesamt eine einfach zu bedienende Schnappschusskamera.
    - Die Bedienung beim Fotographieren ist wesentlich angenehmer als beim Smartphone heute.

    Leider widersprechen Sie sich selbst in einigen Punten im Vergleich zu Ihren Angaben dort: http://www.optiksammlung.de/Camedia/C960.html

    Ich setze sie heute überwiegend zur Erstellung von technischen Dokumentationen ein. Die Dateigröße der Bilder eignet sich ohne Nachbearbeitung hervorragend für die Integration in z.B. Forenbeiträge. Ansonsten ziehe ich immer noch eine hochwertige digitale Sytemkamera (Spiegelreflex) einem Smartphone vor.

    Mit freundlichem Gruß
    J.W.

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