Olympus PEN E-P5 Praxisbericht von Christian Zahn

Mit der Olympus PEN E-P5 stelle ich letzte „professionelle“ Olympus Pen der P-Serie mit microFourThirds-Sensor vor. Praxisberichte zur zweiten digialen Olympus PEN E-P2 können sie hier nachlesen:

Spezifikationen

  • Die 2013 vorgestellte Olympus Pen E-P5 ist 122 x 69 x 37 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte, jedoch ohne Objektiv 420 g.
  • Der mFT LiveMOS-Sensor 4/3“ (17,3 x 13 mm) löst maximal 4608 x 3456  = 16,1 Megapixel auf (17,2 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 3,7µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 200 bis 25.600 ASA einstellbar. FullHD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder ORF (RAW-Format) auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca 1 TB) gespeichert.
  • Das Objektivbajonett ist das mFT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 1.037.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Optional ist ein Aufsteck-Videosucher im Zubehörschuh montierbar.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S) sowie manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manuellen Modus, Motivprogramme, ART-Filter sowie Olympus Photo Storys, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 60s bis 1/8000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • manuell entriegelbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10 (bei ISO 200), zusätzlich Norm-Blitzschuh inkl. TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • optische 5-Achsen Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

  • Die Pen E-P5 ist ein Nachfolger der ersten spiegellosen Systemkamera von Olympus, der mFT-Kamera Pen E-P1 von 2009 (Link auf Deinen Bericht?). Nach dem Abverkauf der E-P5 im Jahre 2016 baute Olympus nur noch die kleineren Kameras der E-PL-Serie (L wie Lite), die 2019 bis zu E-PL10 fortgeführt wurden, jedoch keinen Aufstecksucher unterstützen und sich an den „unbeschwerten LifeStyle-Fotografen“ wenden.
  • Die Zählreihe der E-P-Serie ist übrigens diskontinuierlich, zwischen der E-P3 und der E-P5 gibt es keine E-P4, diese wurde einfach ausgelassen.
  • Die Pen E-P5 basiert in großen Teilen auf der 2012 vorgestellten OM-D E-M5; Sensor, Bildstabilisierung und interner Aufbau sind praktisch baugleich. Weggelassen wurde im Wesentlichen der eingebaute elektronische Sucher, der sich aber durch einen externen Aufstecksucher ersetzten läßt.
  • Der verwendete Akku BLN-1 paßt in etliche andere Olympus Systemkameras, darunter die erwähnte OM-D oder die Pen-F.
  • Als Speichermedium dienen SD/SDHC/SDXC-Karten, die Grenze liegt vermutlich bei 1 TB großen Karten. Ich habe bislang nur Karten bis 64 GB getestet.
  • Eine nervige Unart der Pen E-P5 ist die Tatsache, daß sie den Namen der eingelegten Speicherkarte immer mit „Untitled“ überschreibt (das machen auch die anderen mir bekannten mFT-Kameras von Olympus).
  • Des Weiteren sollte man immer die letzte Bilddatei auf der Karte nicht löschen, da ansonsten die Kamera wieder bei „null“ anfängt zu zählen, auch wenn man im Systemmenü etwas anderes eingestellt hat. (Dieses Verhalten zeigen die anderen mir bekannten mFT-Kameras von Olympus ebenfalls).
  • Der Gehäuseblitz ist eingebaut, er klappt nur durch manuelles Entriegeln aus dem Gehäuse. Der Miniblitz ist zwar nicht sehr leistungsstark (nur etwa Leitzahl 7 bei ISO 100), kann aber als Master für drahtlos gezündete Blitze dienen. Außerdem kann die Kamera problemlos auf ISO 800 oder 1600 gestellt werden, dann entspricht die Leitzahl 20 bzw. 28!
  • Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden (kompatibel zu allen Systemblitzen des Olympus/Panasnic/Leica mFT-Systems). Aufstecksucher und externer Blitz lassen sich nicht gleichzeitig einsetzen.
  • Die Kamera hat recht viele Tasten und Knöpfe. Es gibt ein Moduswahlrad, ein Daumenrad, ein vorderes Fingerrad und einen Umschalter um den Videoauslöser, der einigen der hinteren Tasten eine zweite Funktion ermöglicht. Das Steuerkreuz ist als Rad ausgelegt, läßt sich aber nicht wie bei früheren Olympus-Systemkameras drehen. Etliche Tasten können per Menu mit anderen Funktionen belegt werden.
  • Der AccessoryPort 2 nimmt sowohl den erwähnten Videosucher auf, als auch den Bluetooth-Adapter „PenPal“, kleine Makro-LED-Leuchten, einen Stereo-Audio-Eingang mit Klinkenbuchse usw.
  • Der Videosucher ist klappbar, im Laufe der Bauzeit von 2010 bis 2020 hat Olympus drei verschiedene Sucher gebaut, die Auflösung wuchs von einer Million Subpixel auf weit über 2 Millionen Subpixel. Den gezeigten VF-1 (ViewFinder 1) erwarb ich 2011 zur Edelkompakten Olympus ZX-1, die den identischen Systemanschluß hat. Er ist um 90° nach oben schwenkbar, die Umschaltung zwischen Sucher und Display erfolgt manuell durch Tastendruck am Sucher.
  • Neben der Vollautomatik und etlichen üblichen Motivprogrammen (inkl. erklärendem Vorschaubild) gibt es die Olympus-Art-Programme, darunter die Simulation einer alten Lochkamera, den allseits bekannten „Miniatureffekt“ durch teilweise künstliche Unschärfe im Bild und den Modus „körniger Film“, der einen gepushten SW-Film mit etwa 3200 ASA simuliert und zusätzlich neben verschiedenen Tönungen auch einen „unsauberen“ Vergrößerungs-Maskenrahmen erzeugen kann. Die Art-Filter-Bilder werden immer als JPEG abgespeichert, das unbearbeitete Original-Bild wird je nach Einstellung ebenfalls als JPEG oder ORF gesichert.
  • Außerdem gibt es noch die „Olympus Photo Storys“, in diesem Modus werden mehrere Aufnahmen in der Kamera zusammengesetzt und mit Rahmen versehen. Man sieht im Sucher alle Rahmen, wobei das Live-Bild im ersten Rahmen erscheint, bis man den Auslöser betätigt. Nun wird das Live-Bild im zweiten Rahmen angezeigt usw. Nach Anfertigen der letzten Aufnahme kann man die Komposition verwerfen oder als JPEG abspeichern, wobei die Kamera neben dem zusammengesetzten Bild auch die Einzelbilder (je nach Einstellung als JPEG oder ORF) abspeichert.
  • Einer der Rahmen simuliert die orangefarbene Maske eines Negativfilms, an dessen Rändern auch die Strichcodes und Randeinbelichtungen simuliert werden. Der Kenner sieht sofort, daß der Programmierer bzw. Grafiker echte Filme wohl nur vom Hörensagen kannte, die „Transportlöcher“ sind zu klein und zu zahlreich. Auch stimmt die Maskenfarbe nicht, der Rahmen müßte Orangefarben sein, statt dessen erscheint er bräunlich.
  • Der Panoramamodus setzt die Aufnahmen nicht bereits in der Kamera zusammen, zwar werden die Bildübergänge durch Hilfsrahmen angezeigt, die Montage erfolgt aber am Computer durch die mitgelieferte Olympus-Software. Diese Software ist auch für die Firmware-Updates von Kamera und Objektiven erforderlich, der direkte Download der Update-Dateien im Browser ist nicht möglich.
  • Das Objektivbajonett ist das mFT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel.
  • Man kann auch ohne angesetztes mFT-Objektiv fotografieren, um mit „dummen“  Adaptern etliche alte Manuellfokusobjektive oder aktuelle neue Manuellfokusobjektive ohne CPU zu verwenden. Sowohl Belichtungsmessung als auch Bildstabilisation sind dabei aktiv, allerdings kann man die Brennweite und die benutzte Blende nicht einstellen, die entsprechenden Stellen der EXIFs enthalten immer nur Nullen.
  • Das Display ist vor mechanischer Beschädigung durch eine Kunststoffscheibe geschützt, diese sollte durch eine weitere Folie vor Kratzern geschützt werden.
  • Das Display ist nach unten und oben klappbar. Zur Seite drehen läßt es sich nicht. Es ist berührungsempfindlich, so kann z. B. im LiveView auf eine Displaystelle getippt werden, darauf stellt die Kamera scharf und löst sofort danach aus, in der Bildwiedergabe können die Bilder „zur Seite gewischt“ werden usw. Das Kamera-Menu kann aber nicht per Touch-Display bedient werden und „Zwei-Finger-Gesten“, z. B. zum Zoomen, sind auch nicht möglich.
  • Die Kamera hat sowohl eine Daumenstütze hinten und einen kleinen Griff vorne, zur sicheren Kamerahaltung sollte jedoch ein Zusatzgriff aus dem Zubehörhandel erworben werden. Da die E-P5 wie erwähnt auf der OM-D E-M5 basiert, passen deren Griffe, wenn ein kleiner Stift im Griff entfernt wird, weil das Passloch in der Unterseite der Pen fehlt.
  • Die Bildstabilisierung arbeitet mit einem 5-Achsen-Gyrosensor, neben Verschiebungen in den drei Achsen X, Y und Z werden auch noch die Kameradrehungen ausgewertet. Dieser Sensor war eine exklusive Entwicklung für die OM-D E-M5 und so gut, daß Sony nach Erwerb von ca. 12 % der Aktien im Jahr 2011 (aufgrund des Olympus Bilanzskandals) die Patente nutzen konnte und den 5-Achsen-Stabilisator in der alpha 7II ebenfalls einbaute.
  • Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.
  • Olympus-typisch ist das Systemmenü sehr umfangreich, der Fotograf kann die Kamera sehr genau an seine Arbeitsweise anpassen, teilweise sind diese Anpassungen in verschiedenen Benutzer-Settings abspeicherbar und aufrufbar.
  • Die Kamera speichert in den MakerNotes der EXIFs viele interessante Dinge, darunter die Kameraseriennummer, die Objektivseriennummer, die Seriennummer des Aufsteckblitzes (sofern von Olympus), die Firmware-Version von Kamera, Objektiv und Blitz, die Sensordiagonale, viele Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Objektivkorrekturdaten für Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberration usw,, den Status der Gesichtserkennung, die Anzahl der Zoomstufen des Objektivs, die Anzahl der Fokusstufen des Objektivs und die aktuelle Sensortemperatur.
  • Für die USB- und die Video-Schnittstelle (gleichzeitig Drahtauslöser-Anschluß) muß ein gerne verlorenes Spezialkabel benutzt werden, da sie zu einer Kombibuchse zusammengefaßt wurden. Allerdings hat Olympus diese Buchse für viele Jahre unverändert benutzt.
  • Die Kamera kann per W-Lan / WiFi mit Smartphone und Tabletts gekoppelt werden, mit den Apps für iOS und Android ist sowohl der Bilddownload als auch die Kamerabedienung in gewissen Grenzen möglich.
  • Der UVP der Olympus Pen E-P5 betrug etwa 1100 Euro mit Set-Objektiv 14-42. Ich erwarb mein Exemplar 2016 im Ausverkauf für lediglich ca. 350 Euro als Zweitkamera zur Pen-F.

Beispielfotos

Alle folgenden Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet, Aufnahmeparameter und 100%-Ausschnitte habe ich niemals nicht eingebettet, die die Bildqualität stark vom verwendeten Objektiv abhängt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus Pen E-P5 ist größtenteils aus Metall. Es macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Nur wenige Anbauteile sind aus Kunststoff. Das Stativgewinde sitzt leider sehr nah an der Akku- und Speicherkartenfachklappe, so daß bei Stativeinsatz die Kamera zum Akkuwechsel vom Stativ abgenommen werden muß.

Die Kamera gehört zur Klasse der spiegellosen Systemkameras. Die Bedienung ist Olympus-typisch, das Systemmenü ausufernd und teilweise etwas unlogisch (zusammengehörende Dinge werden manchmal an verschiedenen Stellen des Menüs eingestellt). Die wichtigsten Bildparameter sind jedoch schnell per Quick-Menu veränderbar, das Systemmenü muß nur für tiefergeifende Einstellungen benutzt werden.

Ich bin kein Fan von „Kamera-in-Vorhalte“-Aufnahmen an den ausgestreckten Armen, darum benutze ich die Pen EP-5 im Freien fast ausschließlich mit dem Aufsteck-Videosucher, lediglich Sachaufnahmen im Heimstudio mache ich mit dem rückseitigen Monitor.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor weggerechnet, dies geschieht sowohl im LiveView in Echtzeit als auch bei den erzeugten JPEGs. Die Objektivkorrekturparameter werden in die EXIFs der RAWs eingebettet, die meisten Konverter wie AdobeCameraRaw, Lightroom usw. wenden diese automatisch an. Lediglich „freie“ Konverter wie Darktable lassen sich auf Wunsch ohne Objektivkorrekturen benutzen, die je nach Objektiv enormen Verzeichnungen (besonders in der Weitwinkelstellung) werden dann schonungslos sichtbar.

Bei dann hohen ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. 1600 ASA ist noch gut benutzbar, die maximalen 25.600 ASA sollten nur als Notbehelf betrachtet werden. Die beiden Beispielbilder sind JPEGs direkt aus der Kamera.

Die Bildqualität der Pen E-P5 ist heutzutage als sehr gut zu bezeichnen, Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien nur wenig zum „Ausbrennen“. Bei 16 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO 200 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. Auch 800 ASA stellen kein Problem dar. 16 Megapixel sind für viele Anwendungen mehr als ausreichend. Trotz des recht kleinen Sensors (mFT entspricht in etwa der Negativfläche des analogen Pocket-Systems) sind die Bilder ansprechend, die Olympus-typische Farbabstimmung überzeugt mich immer wieder.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil letzte „professionelle“ Pen der P-Serie), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen  dank eingebautem Stabilisator sehr geeignet.

Christian Zahn, Dezember 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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