Olympus E-20 Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine frühe digitale Spiegelreflexkamera von Olympus vor.

Zur Olympus Camedia E10/E20 gab es bisher diese Erfahrungsberichte:

Spezifikationen:

  • Die 2001 vorgestellte Olympus E-20P ist 129 x 104 x 161 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 1130 Gramm.
  • Der CCD-Sensor 2/3“ (8,8 x 6,6 mm) löst maximal 2560 x 1920  = 5 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 3,3µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 320 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich, LiveView ist möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF oder ORF (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (Typ I oder II, max. 2 GB) oder SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist fest montiert, es ist ein 1:2-2,4/9-36mm 4-fach-Zoom aus 14 Elementen in 11 Gruppen, (teilweise ED-Linsen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 36-140 mm.
  • Das Motiv wird über einen Spiegel-Prismensucher mit feststehendem teilreflektierendem Spiegelprisma angezeigt (95% Bildfeldabdeckung), zusätzlich ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 118.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Auf der Kameraoberseite ist ein beleuchtbares Statusdisplay verbaut.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus AF-S sowie manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung, 1 AF-Feld, Ermittlung durch Hybrid-AF mit aktivem IR-Strahl und Kontrastermittlung auf dem Bildsensor.
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manuellen Modus, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 2s bis 1/640 sek. und „B“, mechanischer Zentralverschluß, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • manuell entriegelbarer Blitz mit Leitzahl 18, zusätzlich Norm-Blitzschuh inkl. TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen oder zwei Lithiumbatterien CR-V3
  • optionaler Handgriff mit Hochformatauslöser und Stromversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die E-20P ist eine Spiegelreflexkamera, auch wenn der Spiegel nicht beweglich ist. Vor dem Bildsensor ist ein teilreflektierendes Prisma angebracht, der größte Teil des Lichts wird auf den Sensor durchgelassen, ein kleiner Teil in den Sucherweg geleitet. Dieser ist kein klassischer Pentaprismensucher, sondern besteht aus einem Umlenkspiegel und ca. 6 Linsen. Damit helles Rückenlicht die Belichtungsmessung beim Stativeinsatz nicht stört, kann das Okular mittels eines Hebels verschlossen werden. Außerdem ist eine Dioptrienkorrektur durch Drehen eines Ringes um das Okular möglich.

Die ein Jahr nach der E-10 erschienen E-20P ist mit dem Vorgängermodell weitgehend baugleich, die Sensorauflöung wurde auf 5 Megapixel erhöht und die Verarbeitungsgeschwindigkeit verbessert, darum gibt es auch einen kontinuierlichen Autofokus. Übrigens: E20P steht nicht für eine „Profiversion“ der E-20, sondern bezeichnet den Videoausgang mit PAL-Norm für Europa, die in Japan und Amerika verkaufte Version heißt E20-N für „NTSC“.

Das „E“ in der Typenbezeichnung steht für „Evolt“, möglicherweise einer Abkürzung von „Evolution“. Bei späteren FT-Kameras mit Wechselobjektiven schrieb Olympus das nicht mehr auf das Gehäuse bzw. die Anleitung, nur das „eckige“ E wurde beibehalten.

Die E-20 wandte sich aufgrund des hohen Verkaufspreises und der Ausstattung her an Profis, ihre Vorgänger wie die Camedia C-2500 hatten weniger Auflösung und lediglich Kunststoffgehäuse. Den Profis war die Kamera allerdings in den meisten Fällen zu langsam, in der Preisklasse von 4000 bis 5000 DM gab es durchaus schnellere Konkurrenzkameras. Insbesondere das Abspeichern von RAWs oder TIFFs dauert gefühlte Ewigkeiten, im RAW-Modus passen nur  4 Bilder in den Kamerapuffer. Ist dieser gefüllt, muß gewartet werden, bis er komplett auf die Karte „weggeschrieben“ wurde, bevor neue Bilder aufgenommen werden können. Solange der Puffer nicht gefüllt ist, kann weiterfotografiert werden. Im Statusdisplay ist der Füllstand des Bildpuffers anhand von mehreren Balken erkennbar, im Kamerasucher leider nicht. Auch der AF zählte 2001 nicht zu den schnellsten, obwohl dem „lahmen“ Kontrast-AF ein blitzschneller Infrarot-AF zur Seite gestellt wurde.

Die Stromversorgung erfolgt mit 4 Mignonzellen, jedoch ist die E-20P sehr stromhungrig, mit einem Satz eneloops lassen sich nur etwa 100-200 Aufnahmen anfertigen, bei intensivem Einsatz des Displays noch weniger. Als alternative Stromversorgung empfahl Olympus die Benutzung von Lithiumbatterien des Typs CR-V3, davon passen 2 Stück in den Batteriehalter. Zwar können mit diesem Batterietyp wesentlich mehr Bilder aufgenommen werden, aber diese Batterien sind recht teuer. Heutzutage gibt es baugleiche Lithium-Akkus mit 3,6 Volt, diese lassen sich wiederaufladen und halten auch viele Aufnahmen länger durch.

Die Mignonzellen werden im Akkuhalter recht lose eingelegt, insbesondere die oben liegenden Kontakte der vier Zellen berühren die Batteriekontakte nicht. Das ist keine Fehlfunktion, denn diese oberen Kontakte sind beweglich und werden beim Einlegen des Halters in der Kamera gegen die Mignonzellen gedrückt.

Optional war ein Hochformatgriff nachkaufbar, dieser verwendet statt Mignonzellen einen Lithium-Akku B-10LP8, für den es 2025 keine originalen oder Nachbau-Ersatzakkus mehr gibt. Der Griff wurde mit einem Akku zusammen verkauft und kostete ca. 1800 DM, ein weiterer Zusatzakku kostete nochmals ca. 800 DM extra.

Zur Speicherung der eingestellten Parameter und zum Weiterbetreiben der Uhr ist in der Kamera ein Puffer eingebaut. Ob es sich um einen winzigen Lithium-Akko oder einen speziellen Kondensator mit recht hohem Energiegehalt. Bei meiner E-20P funktioniert das Weiterlaufen der Uhr noch fast 25 Jahre nach der Herstellung der Kamera.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis 2 GB, wobei auch die etwas dickeren Karten des Typs II passen, also auch Microdrives oder Adapter CF-auf-SD. Vor den Microdrives hat Olympus aber aufgrund deren Erwärmung im Betrieb gewarnt. Die Speichergeschwindigkeit ist aus heutiger Sicht recht langsam, da der CF-Controller die damals neuen schnellen CF 2.0-Standards nicht beherrscht.

Olympus-typisch ist auch ein Schacht für SmartMedia-Karten vorhanden, diese speichern noch langsamer und es gibt maximal 128 MB große Karten, so daß die Verwendung von CF-Karten heutzutage sinnvoller ist.

Der ziemlich leistungsstarke Gehäuseblitz ist eingebaut, er klappt durch Druck auf einen Knopf recht weit aus dem Gehäuse heraus. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden (kompatibel zu allen Systemblitzen des Olympus/Panasonic/Leica mFT-Systems). Drahtlose Steuerung entfesselt betriebener Systemblitze ist nicht möglich, dieses Feature baute Olympus erst in später erschienenen Kameras ein.

Der Autofokus arbeitet hybrid: zuerst wird ein Infrarotstrahl auf das Motiv ausgesendet und dessen Reflektion ausgewertet. Auf die ermittelte Entfernung wird vorfokussiert und danach wie bei Kompaktkameras der Kontrast anhand von scharfen Kanten des Motivs auf dem Haupt-Bildsensor maximiert. Eine AF-Kontrolle im Sucher erfolgt mittels einer aufleuchtenden Punktes, zusätzlich kann auch ein Piepton nach erfolgreichem Scharfstellen ertönen (per Systemmenü abschaltbar).

Weil die Kamera keine Mattscheibe hat, sondern ein sogenanntes „Luftbild“ zeigt, ist es schwierig bis unmöglich, durch den Sucher manuell zu fokussieren, denn die Schärfentiefe im Sucher bei Offenblende ist erheblich größer als die der späteren Aufnahme. Bei manueller Fokussierung ist somit LiveView mit Fokus-Peaking die sinnvollere Methode.

Die Kamera hat sehr viele Tasten und Knöpfe. Es gibt ein Moduswahlrad, ein Daumenrad, und ein Fingerad. Viele Funktionen haben einen eigenen Knopf, nur wenige erfordern einen „Ausflug“ in das Menu. In vielen Fällen erscheint nach Druck auf einen Knopf eine Auswahl auf dem Display und per Drehrad wird die Funktion umgeschaltet bzw. ausgewählt. Dafür muß die Kamera immer abgesetzt werden, „blinde“ Bedienung mit Blick durch den Sucher ist nicht möglich.

Das Display ist vor mechanischer Beschädigung durch eine Kunststoffscheibe geschützt, diese sollte durch eine weitere Folie vor Kratzern geschützt werden. Das Display kann etwa 20° nach unten und ca. 60° nach oben geklappt werden.

Merkwürdigerweise zeigt das Display im LiveView nicht das gesamte Bildfeld, sondern zeigt nur ca. 87% des aufgenommenen Bildes. Dieses Verhalten des Suchers kennt man von digitalen Kompaktkameras, deren Sucher immer etwas gegenüber der Objektiv versetzt ist und sich dadurch gegen „abgeschnittene Köpfe“ absichern. Aber der LiveView wird vom Bildsensor abgenommen. Warum Olympus dann diese Beschränkung machte? Es könnte etwas mit der Geschwindigkeit der Elektronik zu tun haben, die ggf. mit der vollen Sensorauflösung überfordert ist. Die auf dem Display nicht gezeigten Ränder sind übrigens nicht alle gleich, der obere ausgeblendete Rand ist erheblich größer als der untere. Immerhin ist der sichtbare Bereich seitlich mittig angeordnet.

Die E-20P war eine der ersten Spiegelreflexkamera des Weltmarktes, die LiveView auf dem Display ermöglichen. Außerdem eine der ersten, die beim manuellen Fokussieren auf dem Display ein Fokus-Peakíng (also das Hervorheben der scharfen Motivdetails) einsetzt. Eine Sucherlupe (also das vergrößerte Darstellen eines Motivdetails) vom manuellen Fokussieren gibt es jedoch noch nicht. Manuell fokussiert wird mittel „Drive by Wire“, der Fokusring betätigt einen elektrischen Meßwertaufnehmer und steuert den normalen Fokussiermotor des Objektivs. Diese Methode ist billiger und einfacher, da sie keine komplexe Mechanik im Objektivinneren erfordert, um den elektrischen Antrieb zu entkoppeln und mechanisch die Fokus-Linsen zu bewegen.

Der Zoomring hingegen ist vollmechanisch, d. h., er wirkt direkt auf die Brennweitenverstellung. Weder beim Zoomen noch beim Fokussieren ändert sich die Baulänge des Objektivs, sämtliche Linsentruppenbewegungen finden im Inneren des Objektivtubus statt. Somit ist die Gefahr, daß Staub beim Zoomen oder Fokussieren ins Innere der Kamera gelangt, nur sehr gering.

Das Kamera-Menu ist noch recht überschaubar, weil nicht allzuviele Parameter verstellt werden können. Manche Systemparameter sind erst verstellbar, wenn das Moduswahlrad auf „Computerverbindung“ gestellt wurde, z. B. die Einstellung von Datum und Uhrzeit. Die Anwahl des RAW-Modus erfolgte bei der E-10 auch in diesem Menu, bei der E-20P wird „RAW“ als Bildformat ganz normal nach Druck auf die Auflösungstaste und Drehen am vorderen Rad ausgewählt. Weil das Statusdisplay nicht geändert wurde, gibt es weiterhin keine dedizierte Anzeige dafür, sondern „TIFF“ blinkt, um die Verwendung des Sensor-Rohdatenformats anzuzeigen.

Da das Objektiv fest eingebaut ist, kann die KB-äquivalente Brennweite nur durch ins das Filtergewinde eigeschraubte Konverter vergrößert bzw. verringert werden. Es gibt einen Weitwinkelkonverter (Faktor 0,8) für ca. 28mm KB-äquivalenter Brennweite, einen Telekonverter (Faktor 1,45) für etwa 200mm erzielter Brennweite und einen Supertelekonverter für 420mm; dieser wurde zusammen mit einer Zusatzschiene verkauft, die unter die Kamera geschraubt wurde und das Kameraobjektiv entlastete. Nutzte der Fotograf auch den optionalen Hochformatgriff, so mußte er eine weitere abgesetzte Schiene extra erwerben.

Die Gummierung des Handgriffs und des Objektivs besteht aus TPU, dieser thermoplastische Kunststoff zersetzt sich im Lauf der Zeit, so daß eine weiche schmierige Masse entsteht. Die Zersetzung kann weder aufgehalten noch umgekehrt werden, so daß nur das Entfernen oder Abdecken der klebrigen Masse sinnvoll ist. Beim gezeigten Exemplar habe ich den Griff mit schwarzem Panzertape überzogen, so daß ich beim Anfassen nicht in Kontakt mit dem TPU komme, allerdings bröselt beim Fotografieren immer etwas TPU-Masse unter dem Klebeband hervor, damit hab ich mir auf der ersten Fototour die Jacke „versaut“. Alternativ kann das „Gummi“ komplett entfernt werden und mit selbstklebendem schwarzem Moosgummi ein neuer Griff „geformt“ werden.

Olympus bot eine Tasche für die E-10/E-20 an, die CS-1SH „Semi Hard Case“. Diese ist eine zweilagige Weich-Kunstledertasche mit dazwischen eingenähten harten Kunststoffplatten. Bei meinem Exemplar ist der von außen nicht sichtbare Kunststoff durch Ausdiffundieren des Weichmachers so versprödet, daß er in viele kleine Teile zerbrochen ist, die zwischen den Kunstlederlagen herumklappern. Zum Tragen ist die Tasche somit nicht mehr geeignet, lediglich als Aufbewahrungsmöglichkeit im Schrank.

Die Kamera speichert in den MakerNotes der EXIFs viele interessante Dinge, die Kameraseriennummer, die Sensordiagonale (11,126mm), die Bittiefe des Bildes, viele Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Objektivkorrekturdaten für Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberration usw., die Anzahl der Fokusstufen des Objektivs, die Temperatur von Bildsensor und Objektiv, usw.

Die E-20 und der Vorgänger E-10 hat ein Serien- bzw. Alterungsproblem: nach jeder Aufnahme verschließt eine lichtundurchlässige Scheibe den Strahlengang und die E10 macht eine mit gleichlanger Belichtungszeit der Aufnahme eine „Dunkelaufnahme“. Die Hotpixel dieser Kontrollaufnahme werden vom eigentlichen Bild vom Bildprozessor abgezogen, so können fehlerhafte dauerhaft leuchtende Einzelpixel keine störenden hellen Bildpunkte erzeugen. Diese Dunkelaufnahme ist auch der Grund, warum der Sucher nach jeder Aufnahme kurz schwarz wird, obwohl das durch den teilreflektierenden Spiegel für das Sucherbild nicht nötig wäre. Die Rückholfeder, die die Scheibe nach der Dunkelaufnahme wieder aus dem Strahlengang herauszieht, kann ermüden bzw. sogar brechen, dann verbleibt die Scheibe im Strahlengang, der Sucher ist schwarz und es können keine Fotos mehr angefertigt werden. Eine Reparatur ist inzwischen beim Hersteller schon lange nicht mehr möglich, da es keine Ersatzobjektive mehr gibt. Der Tausch der Feder dürfte daran scheitern, daß dieses winzige Teil gar nicht als Ersatzteil verfügbar war, sondern damals von Olympus das komplette Objektiv getauscht wurde, vermutlich, weil die Abdeckscheibe tief im Inneren des Objektivs eingebaut ist.

Im ORF (Olympus Raw Format) werden die Sensordaten leicht verlustbehaftet komprimiert abgespeichert, wobei fast die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Olympus View als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 2560 x 1920 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können 2576 x 1924 Pixel ausgeben.

Die Kamera hat etliche Schnittstellen, eine nicht der Norm entsprechende USB-Buchse (kompatibel zu Olympus-Kompaktkameras), eine 3,5mm Videobuchse, eine Netzteilbuchse für marktüblichem Hohlstecker, eine PC-Buchse für Studioblitze und einer Olympus-eigenen Buchse für einen elektrischen Fernauslöser. Außerdem kann die E-20P mit einer IR-Fernbedienung ausgelöst werden.

Die UVP der Olympus E-20P betrug etwa 4800 DM, die blütenförmige Streulichtblende gehörte zum Lieferumfang. Der Zusatzgriff kostete 1800 DM, ein weiterer Lithium-Akku 800 DM. Die Preise der Brennweitenkonverter betrugen jeweils um 750 DM. Der Gebrauchtpreis der E-20P ist je nach Zustand und Lieferumfang auf etwa 10 bis 50 Euro gefallen. Ich erhielt das gezeigte Exemplar im Sommer 2025 von einem Leser dieser Webseite geschenkt, vielen Dank dafür.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet, Aufnahmeparameter und 100%-Ausschnitte habe ich nicht eingebettet, da die Bildqualität stark vom verwendeten Objektiv abhängt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus E-20P ist fast komplett aus Metall, die Kamera ist darum ziemlich schwer. Die Kamera ist „Made in Japan“. Die Kamera liegt ohne den Zusatzgriff gut in der Hand, der Handgriff ist für Einhandbetrieb ausgelegt. Allerdings gilt das nur für Rechtshänder!

Das hohe Gewicht sorgt für recht unverwackelte Aufnahmen, zumal die maximale Brennweite „nur“ etwa 140 mm KB-äquivalent beträgt. Das Stativgewinde liegt in der optischen Achse und das Batteriefach ist davon recht weit entfernt, so daß es auf vielen Stativen geöffnet werden kann, ohne die Kamera vom Stativ herunternehmen zu müssen.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Profi-Spiegelreflexkameras mit nicht wechselbarem Objektiv. Der Autofokus mit nur einem AF-Feld war nicht mehr zeitgemäß, damals waren auch in Einsteigerkameras für Film oder mit Sensor längst mindestens 3 Sensoren üblich. Die AF-Geschwindigkeit ist aus heutiger Sicht langsam, auch zum Vorstellzeitpunkt galt die E-20P als gemächlich, für Sportaufnahmen oder die Verfolgung schneller Autos ist sie nicht geeignet. Jedes RAW benötigt etwa 10 Sekunden Speicherzeit, jedes TIFF fast eine halbe Minute und auch JPEGs meist mehrere Sekunden.

Das Einschalten dauert ca. 5 Sekunden, bei großen Speicherkarten sogar noch länger. Man kann zusehen, wie die einzelnen Teile der Kamera „booten“, nacheinander werden das Objektiv bzw. die Blende betätigt, die Speicherkarte erkannt, das Statusdisplay aktiviert und zuletzt das rückseitige Display eingeschaltet. Dann erst kann das erste Bild aufgenommen werden.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden bei JPEGs und TIFFs nicht durch den Bildprozessor weggerechnet. Die Objektivkorrekturparameter werden in die EXIFs der RAWs eingebettet, die originalen Olympus-Konverter wandten diese Daten automatisch an. Aktuelle Konverter wie AdobeCameraRaw, Lightroom usw. können mit den Parameter inzwischen nur noch selten etwas anfangen.

Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Jedoch sind die maximalen 320 ASA nur 2 Blendenstufen „mehr“ als die 80 ASA Grundempfindlichkeit, darum sind die Bilder mit 320 ASA noch ansehnlich.

Die Bildqualität der E-20P ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen. Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien jedoch zum „Ausbrennen“, weil der Kontrastumfang wesentlich geringer ist als bei heutigen Bildwandlern. Bei „Schönwetter“ ISO 80 und vom Sensor zu bewältigendem Kontrastumfang gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. 5 Megapixel sind für manche Anwendungen noch ausreichend. Trotz des recht kleinen Sensors (Cropfaktor 4) sind die Bilder durchaus ansprechend, die Olympus-typische Farbabstimmung überzeugt mich immer wieder.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch wichtige Kamera (aufgrund des besonderen Suchersystems sollte die E-10 oder die E-20P in jeder Sammlung vorhanden sein), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen bei geringen Ansprüchen an die Auflösung gerade noch geeignet, sofern man mit der langsamem Bildspeicherung klarkommt.

Christian Zahn, September 2025

 

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