Olympus Pen F Contax/Yashica-Objektive

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von drei etwa 45-55 Jahre alten Manuellfokus-Objektiven an der Olympus Pen F, einer spiegellosen mFT-Systemkamera mit 20 Megapixeln.

Alle haben das Contax/Yashica-Bajonett, das Zeiss bzw. Yashica 1974 zusammen mit der RTS eingeführt haben.

Die Objektive wurden bei Zeiss gerechnet, die Linsen anfangs in Deutschland gefertigt und in Japan montiert, später erfolgte auch die Linsenfertigung in Japan. Ab 1977 baute Yashica mit dem Contax-Bajonett auch technisch mit der RTS fast identische Kameras (FR, FR I und FR II) und Objektive, deren optischer und mechanischer Aufbau allerdings aus Kostengründen einfacher war.

Y/C-Objektive haben übrigens auf der Bajonettseite einen kleinen angeschraubten Haken oder einen abgeflachten Stift, dieser teilt der Kamera die Offenblende des Objektivs mit, da der eigentliche Blendensimulator nur eine relativen Blendenwert bezogen auf die Offenblende mitteilt.

Ein Hinweis: Das Fokus-Peaking der Olympus Pen F bei manuellem Fokus und die Sucherlupe müssen im Kameramenü erst „freigeschaltet“ werden, ab Werk sind sie nicht aktiv. Leider verbergen sich die Einstellungen an verschiedenen Stellen des Menüs und sind teilweise nicht selbsterklärend. Im „Zahnradmenü“ Abschnitt A findet sich der Eintrag „MF-Assistent“, dort „Fokus Peaking“ aktivieren. Die Art und Intensität der Hervorhebung der scharfen Motivkanten wird während aktivem „Peaking“ durch Druck auf die „Info“-Taste einstellbar.

Das Ein- und Ausschalten des „Peakings“ muß auf eine Funktionstaste gelegt werden, denn es ist es nach jedem Kameraabschalten wieder deaktiviert, auch dann, wenn sich die Pen F nach der eingestellten Wartezeit selbst deaktiviert. Auch der Wechsel in das Kameramenü schaltet das Kantenhervorheben ab. Leider liegen die Tasten für die Sucherlupe und das Menu eng beisammen, so daß dieser Fall leider allzugern unbeabsichtigt eintritt.

Carl Zeiss Contax Distagon 2,8 28mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich im Tomioka-Werk, das Yashica 1968 gekauft hatte. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Distagon“ nennt Zeiss seit 1953 Weitwinkelobjektive, seitdem wurde die Distagone ständig verbessert. Das Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet. Es galt in zeitgenössischen Tests zusammen mit dem Elmarit-R 2,8/28mm für die Leica R als das beste 28mm-Objektiv überhaupt.

Um 1985 herum wurde es durch die gezeigte „MM“ = „Multimode“-Version ersetzt, diese ermöglicht an entsprechenden Contax-Kameras auch Blenden- und Programmautomatik, an der optischen Rechnung wurde nichts geändert, nur am Blendenmechanismus. Erkennbar sind die „MM“-Objektive an der grün gravierten Blendenzahl 22 auf dem Blendenring und der Nocke am Bajonett, anhand dessen die Kamera erkennt, daß das Objektiv ein MM-Typ ist.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 120° recht lang, die Naheinstellgrenze von 0,25 Metern ist sehr gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge ab Bajonett von 50mm und wiegt 280 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein ein Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 45,5mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Contax-Kameras kollidieren würde.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Sensor der Pen F und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 5,6 steigert die Schärfe und den Kontrast. Abblenden auf 16 bzw. 22 führt nur zu Gesamtbildunschärfe durch Beugungseffekte. Chromatische Aberrationen halten sich auch bei Offenblende in Grenzen, die Vignettierung bei Offenblende ist nur wenig sichtbar, ab Blende 5,6 nicht mehr erkennbar. Die Verzeichnung ist recht gering.

Die MM-Version kostet heutzutage meist weit über 250 Euro, die ältere AEJ-Version (Auto Exposure Japan) ist ca. 50-75 Euro günstiger.

​​​​​​​Carl Zeiss Contax Planar 1,4 50mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich im Tomioka-Werk, das Yashica 1968 gekauft hatte. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Planar“ nennt Zeiss seit 1896 6-linsige Normalobjektive mit guter (=planarer) Bildfeldebnung, seitdem wurde die Planare ständig verbessert. Das gezeigte Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet und hat 7 Elemente. Es dient aktuell der deutschen Wikipedia als Beispiel für ein modernes Planar-Objektiv.

Hinweis: Der Zustand des gezeigten Exemplars ist nicht original: Die Riffelgummierung des Fokusrings ist durch Moosgummi ohne Struktur ersetzt und die Feet-Angaben der Entfernungsskala wurden übermalt.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 220° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 0,45 Metern ist gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut, außerdem schließt die Blende von 1,4-4 nicht rund, sondern sägezahnartig, somit entsteht unruhiges Bokeh. Dieses Problem wurde erst mit der späteren Bauform behoben, diese Version trägt die Zusatzbezeichnung „MM“ = „Multimode“ mit Funktion für Programm- und Blendenautomatik an den späteren Contax-Kameras.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonett von 41mm und wiegt 270 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 8mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein Einschraubtyp aus Metall, spätere Objektive verkaufte Yashica mit einem Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und sehr schwer, was auch an der recht hohen Lichtstärke liegt, die große Linsen erfordert.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Sensor der Pen F und Offenblende relativ unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-5,6 steigert die Schärfe und den Kontrast enorm. Dieses Verhalten ist für hochlichtstarke Normalobjektive der 1980er Jahre zu erwarten, die gemäßigteren Normalobjektive mit 1:1,7 bzw. 1:1,8 zeichnen bei Offenblende meist schärfer als die 1,4er-Klasse.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr preiswert zu bekommen, die gezeigte Version (auch als AEJ = Auto Exposure Lens Made in Japan bezeichnet) kostet meist über 150 Euro, die erwähnte MM-Version mit der verbesserten Blendenmechanik liegt oft über 300 Euro.

Yashica ML 135mm 1:2,8 C

Das gezeigte 135mm-Objektiv stammt nicht aus der Anfangszeit der Yashica-Objektive, sondern wurde erst wesentlich später auf den Markt gebracht. „ML“ steht für „Multi Layer“, meint somit die Mehrschichtvergütung, „C“ bedeutet „Compact“ und weist auf kleinere und leichtere Objektive hin. Gerüchte, das die ML-Objektive lediglich in preiswertere Objektivfassungen eingebaute Zeiss-Rechnungen seien, werden oft zitiert, stimmen aber eher selten.

Yashica-Objektive bekommen im Lauf der Zeit oftmals ein Problem mit der Feder, die die Blende schließt. In Ruhestellung ist die Blende auf die kleinste Blendenöffnung geschlossen, durch den Objektivblendenring wird der Schließweg auf die gewünschte Blende begrenzt. Der Blendenhebel der Kamera öffnet bei heruntergeklapptem Spiegel die Blende komplett, beim Heraufklappen gibt er die Objektivblende frei, die nun durch die im Objektiv verbaute Feder geschlossen wird. Da diese Feder oftmals im Lauf der Jahrzehnte ermüdet, schließt sich die Blende dann zu langsam bzw. teilweise auch gar nicht mehr. Dagegen hilft nur, die Feder gegen eine passende auszutauschen. Achtung: ist sie zu stark, öffnet die Kamera die Blende nicht mehr richtig! Beim Einsatz an einer spiegellosen Systemkamera ist die „müde Blendenfeder“ meist ohne Belang, da die Springblendenfunktion nicht genutzt wird.

Übrigens: Wer sein Contax/Yashica-Objektiv „schonen“ möchte, lagert es mit kleinster Blende in der Fototasche, dann ist die Feder am wenigsten gespannt.

Der geriffelte Entfernungsring geht etwas zu stramm (das dürfte am gealterten Fett liegen), der Einstellweg ist mit ca. 180° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 1,5 Metern ist in Ordnung. Die Blende rastet ganzstufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge ab Bajonett von 75mm und wiegt 400 Gramm. Die Streulichtblende ist eingebaut, sie wird um etwa 18mm herausgezogen.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein echtes Teleobjektiv, d. h., es ist kürzer als seine Brennweite.

Beispielfotos

Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 5,6 bzw. 8, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Die Olympus Pen F ist dank eingebautem Bildstabilisator, 14-facher Sucherlupe und zuschaltbarem Fokus-Peaking sehr gut geeignet, um alte Objektive manuell scharfzustellen. Aufgrund des Cropfaktors von 2 werden aber leider aus 28mm Weitwinkel-Objektiven „Normalobjektive“ mit 56mm KB-äquivalenter Brennweite, aus dem 52er wird ein leichtes 104mm-Teleobjektiv.

Das ML 135mm werde ich zukünftig möglicherweise öfter benutzen, bei meiner Arbeitsblende 8 ist es sehr gut. Das 28er Distagon werde ich an der Pen F gerne weiterhin einsetzen (an der Z5 ist es mein Standard-28er, an der Pen F wird es durch den Cropfaktor 2 leider zu einem „Normalobjektiv“), das 50er Planar hingegen nur, wenn ich die hohe Lichtstärke von 1:1,4 benötige, ansonsten nutze ich lieber leichtere 50mm - Objektive mit nur 1:1,7 bzw. 1:1,8 Offenblende, da sie sich in der Abbildungsleistung bei meinen üblicherweise benutzten Blenden von 5,6 und 8 vom Planar nicht unterscheiden, aber handlicher sind.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben