Olympus PEN F Nikkor-Objektive C. Zahn

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von vier etwa 40-50 Jahre alten Manuellfokus-Objektiven an der Olympus Pen F, einer spiegellosen mFT-Systemkamera mit 20 Megapixeln.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern. Das 50mm-Normalobjektiv wurde im Verlauf der Bauzeit von Kameras mit Nikon-Bajonett mehrfach überarbeitet, hier zeige ich ein Exemplar der letzten Bauform mit manuellem Fokus und dessen Vorgänger.

Die „guten“ Nikon-Objektive hießen alle „Nikkor“, einfachere Baumuster wurden als „Serie E“ ab 1979 für einige Jahre gefertigt, als Nikon mit der EM erstmals eine preiswerte Spiegelreflexkamera baute, um gegen die inzwischen zum Marktführer gewordenen Canon AE-1 mithalten zu können. Serie E-Objektive sind größtenteils in Kunststoff gefaßt, die Montage erfolgte mehr durch Kleben denn durch Schrauben, so konnte vieles vollautomatisch zusammengesetzt werden, um die inzwischen erheblich gestiegenen japanischen Lohnkosten ausgleichen zu können. Außerdem wurde bei dieser Objektivlinie vor allem bei den Zooms nur eine Einschichtvergütung aufgebracht. Einige dieser Objektive wurden später leicht überarbeitet auch als Nikkor herausgebracht, darunter das 50er.

Nikkor 2,8/24 Ai

Das gezeigte Objektiv wurde etwa 1977 gebaut, es hat sowohl das „Hasenohr“ zur Kopplung an die Meßsucher älterer Nikon-Kameras als auch den Ai-Blendenmitnehmer. Es basiert auf seinem Vorgänger, dem Non-Ai-Nikkor 24mm von 1967. Die optische Rechnung blieb gleich, lediglich die Vergütung wurde deutlich verbessert. 1982 erschien die AiS-Version für Kameras mit Programmautomatik, wieder konnte die optische Rechnung unverändert übernommen werden. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt das 24er-Nikkor komplett aus Japan.

Das 24er-Nikkor ist das erste Nikon-Objektiv mit „CRC/Close Range Correction = Floating Elements“, eine Linsengruppe wird beim Fokussieren leicht gegenüber den anderen Elementen verschoben, so daß die Abbildungsfehler bei allen Entfernungseinstellungen auskorrigiert sind (ohne diese Elemente ist ein Objektiv nur für eine Entfernung auskorrigiert und wird beim Fokussieren auf andere Entfernungen schlechter, was sich besonders bei lichtstarken Weitwinkelobjektiven an den Bildrändern bei Offenblende bemerkbar macht).

Beim Adaptieren an andere Kamerasysteme ist das genaue Auflagemaß wichtig, denn wenn der Adapter etwas zu kurz ist, muß für „Unendlich“ näher fokussiert werden und die Floating Elements korrigieren die Objektivfehler falsch, somit wird das Bild bei Offenblende nicht so gut sein, wie es bei korrekter Fokusstellung wäre. Ist der Adapter „zu kurz“, also vom Hersteller so gefertigt, daß „über Unendlich hinaus“ fokussiert werden kann, muß er durch Unterlegen von dünnen Korrekturblechen aus dem Werkzeugbau so korrigiert werden, daß seine Länge exakt stimmt und für unendliche Motive das Objektiv auch auf Unendlich scharf gestellt ist. Nur dann kann das Nikkor 2,8/24 seine Bildleistung auch bei allen Blenden und Entfernungen ausspielen.

Das Objektiv ist ca. 54mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 64mm und wiegt 265 Gramm. Das Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt. Das Filtergewinde beträgt Nikontypisch 52mm, die originale Streulichtblende wird eingeschraubt. Obwohl sich das Gewinde nicht mitdreht, ist sie rund und darum nicht so wirkungsvoll wie eine heutige blütenförmige Blende. Für die Beispielaufnahmen habe ich eine Streulichtblende aus dem Zubehörhandel benutzt, da sich der Bildwinkel auf den eines 48mm-Objektivs verkleinert.

Der Fokusring ist recht breit und mit geriffeltem Gummi überzogen, er läuft seidenweich, bei meinem Exemplar leider inzwischen etwas zu leicht. Mit ca. 140° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern war damals nur aufgrund der CRC-Elemente möglich, weil es noch keine Ansphären gab. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen, wie erwähnt trägt er das „Hasenohr“ für die Offenblendenmessung bei älteren Nikon-Kameras. Übrigens: hat ein Hasenohr eines originalen Nikon-Objektivs nicht nur einen Schlitz, sondern drei, so ist es ein Ai-Objektiv. Hat der Mitnehmer nur einen Schlitz, so ist es ein Non-Ai-Objektiv, das ohne Modifikation des Blendenrings nicht an die meisten Nikonkameras angesetzt werden kann. Nachdem Ai eingeführt war, wurden neue Nikkore einige Zeit weiterhin mit dem Hasenohr ausgeliefert, danach konnten sie noch lange durch den Nikon-Service nachgerüstet werden.

Auf dem Blendenring sind übrigens zwei Skalen, die eine sieht der Fotograf, die zweite wird bei etlichen Nikon-Kameras in den Sucher eingespiegelt.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert dank CRCs eine sehr gute Schärfe über die gesamte Bildfläche. Den 20-Megapixel-Sensor der Pen F kann das Objektiv aber nicht ganz ausreizen, immerhin entsprechen dessen 20 mFT-Megapixel 80 Megapixeln bei Vollformat. Chromatische Aberrationen treten sehr deutlich auf, vor allem in den Bildecken sind sie je nach Motiv stark sichtbar.

Nikon Lens Serie E 2,5/35

Das 2,5/35mm Serie E gilt als eines der besseren Objektive dieses Typs und erschien 1979. Obwohl es weit vor der Nikon FA bzw. der Nikon FG erschien, ist es bereits vom Ais-Typ und somit für Programmautomatik geeignet und hat die entsprechende Kerbe in der Bajonettauflage. Wie alle Nikon-Objektive bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 38mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 62mm und wiegt nur 125 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Das Gewinde rotiert nicht mit.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas hakelig. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 60° Einstellweg ist der Fokus noch gut genug einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,3 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen. Er hat keinen Mitnehmer für die älteren Non-Ai-Kameras.

Beispielfotos

Mein Exemplar liefert eine recht gute Schärfe, es kann den 20-Megapixel-Sensor der Pen F jedoch nicht ganz ausreizen. Bei Offenblende sind die Bildränder erwartungsgemäß leicht unscharf, bei Blende 5,6-8 werden sie erheblich schärfer, sind jedoch immer noch etwas „weicher“ als die Bildmitte. Die chromatischen Aberrationen treten an der Olympus nicht allzu deutlich auf. Sie lassen sich aber beim Entwickeln der RAW-Bilder sehr gut automatisiert korrigieren, in den Beispielaufnahmen ist das bereits durchgeführt worden. Ohne die Korrektur haben alle Kanten deutliche Purpur-/Grünkanten von mehr als einem Pixel Breite.

​​​​​​​Nikon Ais-Nikkor 1,8/50mm

Das 1977 zusammen mit der damals neuen Ai-Blendenmitnehmer-Kupplung eingeführte Objektiv hat gegenüber seinen Non-Ai-Vorgängern keinen neu gerechneten optischen Aufbau, nur die Mehrschichtvergütung wurde etwas verbessert. Um es mit den älteren Nikon-Kameras benutzen zu können, hat es zusätzlich noch das „Hasenohr“ am Blendenring, in dessen Gabel der Offenblend-Mitnehmer der Kamera eingreifen kann. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Sein optischer Aufbau ist wie bei vielen japanischen Normalobjektiven ein Doppelgauß-Typ mit 6 Elementen, die einen symmetrischen Linsenschnitt vor und hinter der Blende haben. Diese Objektive wurden ab etwa 1960 von diversen Herstellern gebaut, darunter natürlich auch die „Big Five“, also Canon, Nikon, Minolta, Olympus und Pentax. Sie waren den deutschen Planaren und Summicronen ebenbürtig, aber dank größeren Stückzahlen und anfangs niedrigeren Lohnkosten erheblich preiswerter. Neutrale Testberichte aus den 1960ern in deutschen Fotozeitschriften finden sich kaum, erst in den 1970ern gab es z. B. im Fotomagazin Testcharts, die den Japan-Objektiven ihre Qualität auch bescheinigten.

Das Objektiv ist ab Bajonettauflage ca. 45mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 210 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Dank Geradführung dreht sich das Gewinde beim Fokussieren nicht mit. Da die Frontlinse sehr tief in der Fassung liegt, ist auch ohne Streulichtblende ein gewisser Schutz gegeben. Mir fehlt die originale Streulichtblende, wie üblich benutze ich einen preiswert erworbenen Ersatz.

Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft dank idealer Materialpaarung der Fokusschnecke (Messing und Aluminium) seidenweich und hat die perfekte Friktion. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,45 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring rastet leider nur in ganzen Blendenstufen.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab etwa Blende 4 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 20-Megapixel-Sensor der Pen F durchaus ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen treten an der Pen F auf, können aber durch den RAW-Konverter leicht beseitigt werden. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar. Das Nachfolge-Pancake-Objektiv Ais-Nikkor 1,8/50 ist optisch geringfügig besser, seine mechanische Qualität ist dem gezeigten Objektiv jedoch unterlegen.

​​​​​​​Nikkor 1,8/50 Ais „Pancake“

Das gezeigte Objektiv hat gegenüber seinen Nikkor-Vorgängern einen neu gerechneten optischen Aufbau (basierend auf den „Serie E“-50mm Objektiv), wahrscheinlich wurde auch die Mehrschichtvergütung etwas verbessert. Mechanisch ist es wie ein sogenanntes „Serie E“-Objektiv mit vielen Kunststoffteilen gebaut, allerdings wurde der innere Aufbau gegenüber dem „Serie E“ 50er erheblich verbessert. Das gezeigte Objektiv ist deutlich kompakter und leichter als seine Vorgänger, seine optische Qualität hervorragend (wie die seiner Vorgänger und Nachfolger ebenfalls). Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 35mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt nur 145 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas rauh und hat inzwischen zuviel Spiel bekommen, so daß das Nikkor in der Fassung leicht „kippelt“. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 120° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,6 Metern ist aber leider länger als die der Vorgänger-Nikkore mit 0,45m. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, auch er ist etwas hakelig.

Das Objektiv wurde als „Pancake“-Nikkor bezeichnet, weil es so klein wie ein Pfannkuchen ist. Es ist vom Ais-Typ, d. h., es hat einen Blendenmitnehmer ohne die früheren Nikon-„Hasenohren“ und es hat eine lineare Blendenverstellung bei Betätigung des Blendenschließhebels durch die Kamera, somit sind an entsprechenden Kameras wie z. B. der Nikon FA Blenden- und Programmautomatik möglich. Da es sich „billig“ anfühlt und der Fokusvorgang nicht seidenweich ist, war es während seiner Produktion anfangs nicht sehr beliebt, obwohl es sehr scharf zeichnet. Die Fotografen kauften lieber die Restbestände des oben gezeigten älteren Nikkors als den „Plastebomber“.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab ca. Blende 4-5,6 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 20-Megapixel-Sensor der Pen F ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder etwas unscharf. Chromatische Aberrationen treten auch bei diesem Objektiv auf, wie üblich sind sie durch den RAW-Konverter einfach zu korrigieren. Die Verzeichnung ist mit ca. 0,1% vernachlässigbar.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Fazit

Die Olympus Pen F ist dank eingebautem Bildstabilisator, 14-facher Sucherlupe und zuschaltbarem Fokus-Peaking sehr gut geeignet, um alte Objektive manuell scharfzustellen. Aufgrund des Cropfaktors von 2 wird aber aus dem 24mm-Weitwinkel-Objektive ein „Normalobjektiv“ mit 48mm KB-äquivalenter Brennweite, aus den 50ern werden leichte 100mm-Teleobjektive.

Das 24er-Nikkor hat mir zu starke chromatische Aberrationen, ich werde es vermutlich nicht mehr an der Pen F verwenden, mein 24er Canon-FD-Objektiv ist an der Vollformat-Kamera Z5 mein Referenzobjektiv, dieses werde ich an der Pen F noch ausprobieren.

Das 35er Nikkor hingegen werde ich sicherlich öfter verwenden, sofern sich nicht mein Zeiss Flektogon mit M42 als besser herausstellt. Auch dieser Test folgt nach.

Die beiden 50er-Nikkore sind wie üblich ohne Tadel, lediglich die mechanische Qualität des Pancake-50ers läßt zu wünschen übrig, seine Kunststoff-Fassung ist nicht in Würde gealtert,  das vollständig in Metall gefaßte ältere und schwerere 50er hingegen macht auch heute noch Freude, seine mechanische Qualität ist nach über 45 Jahren immer noch ausgezeichnet. Ich werde es an allen meinen digitalen spiegellosen Systemkameras immer wider gerne verwenden, auch an der Pen F.

Christian Zahn

 

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