Olympus XZ-1 Praxisbericht von Christian Zahn

Die XZ-1 war die erste Edelkompakte von Olympus. Sie hat ein Zoomobjektiv mit recht großer Offenblende.

Spezifikationen

  • Die Anfang 2011 vorgestellte Olympus XZ-1 ist 111 x 65 x 42 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 310 Gramm.
  • Der 1/1,63“ CCD-Sensor (8,1 x 6,0 mm) löst maximal 3648 x 2736  = 10 Megapixel auf (11,3 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 2,2µm. Von der ISO-Automatik oder manuell können 100 bis 3200 ASA eingestellt werden. AVI-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder ORF (RAW) auf SD/SDHC/SDXC-Karten gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,3-24 mm/1:1,8-2,5 4-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 28-112 mm.
  • mittels Menüfunktion einschwenkbarer Graufilter
  • Das Motiv wird über ein 3“ OLED-Display mit 610.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Optional kann ein Videosucher mit 1,4 Millionen Subpixeln in den Blitzschuh eingesetzt werden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus, Motivprogramme, Art Filter, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 60s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 7,5, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung durch beweglichen Sensor
  • Energieversorgung durch Lithiumakku

Besonderheiten

  • Die XZ-1 ist die erste Edel-Kompaktkamera von Olympus. Die Kameralinie wurde mit der 12 Megapixel auflösenden Stylus XZ-2 fortgesetzt bzw. wieder beendet.
  • Als Stromversorgung dient der Lithium-Akku Li-50B, der auch in anderen Olympus-Digitalkameras eingesetzt wurde und baugleich mit Akkus anderer Hersteller ist, z. B. mit dem in der Ricoh CX-5 bzw. CX-6 benutzten Akku DB-100.
  • Als Speichermedium dienen SD-Karten, wobei alle bekannten Typen (SD bis 2 GB, SDHC bis 32 GB und noch größere SDXC-Karten) verwendet werden können.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird durch Knopfdruck mechanisch entriegelt bzw. manuell wieder eingeschoben. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Der Blitz kann sowohl als Aufhellblitz eingesetzt werden als auch zur drahtlosen Steuerung von passenden Systemblitzen dienen. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten eingebaut, er ist kompatibel mit allen Systemblitzen für die Olympus/Panasonic/Leica FT/mFT-Kameras.
  • Die Belichtungssteuerung ist sehr umfangreich: Neben der Vollautomatik gibt es Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik und sogar einen manuellen Modus. Je nach Modus hat der um das um das Objektiv angeordnete drehbare Encoderring eine andere Funktion: In Zeitautomatik verstellt er die Blende, in Blendenautomatik die Belichtungszeit, im Motivprogramm sucht man sich damit das gewünschte Programm aus usw. Leider ist die jeweilige Funktion vorgegeben und kann vom Anwender nicht im Menu umkonfiguriert werden. Ich hätte den Ring gerne zur Belichtungskorrektur genutzt, was leider nicht möglich ist.
  • Das rückseitige Display ist erstmals bei einer Olympus Kompaktkamera kein TFT-Display mehr, sondern ein strahlend hell selbstleuchtendes OLED-Display. mit 3 Zoll und 610.000 Sub-Pixeln ist es sehr scharf sowie kontrastreich und auch bei hellem Sonnenlicht gut benutzbar.
  • Das Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Allerdings ist es fest eingebaut und weder dreh- noch schwenkbar.
  • Der AccessoryPort unterhalb des Blitzschuhs nimmt sowohl einen Videosucher auf (der VF-1 löst mit 1,4 Millionen Sub-Pixeln noch besser auf als das Kamera-Display, außerdem kann er um 90° nach oben geklappt werden), als auch den Bluetooth-Adapter „PenPal“ oder kleine Makro-LED-Leuchten, einen Stereo-Audio-Eingang mit Klinkenbuchse usw. Interner Blitz und Videosucher sind gleichzeitig nutzbar, ein Aufsteck-Blitz und der Videosucher hingegen leider nicht.
  • Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.
  • Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten und Knöpfe sowie ein Modusrad. Die meisten Funktionen müssen per Menu verstellt werden. Das Steuerkreuz hat einen drehbaren Ring, bei dessen Bewegung darauf geachtet werden muß, nicht irrtümlich einer der vier Richtungstasten zu drücken. Aus Platzmangel haben alle vier Richtungen des Steuerkreuzes eine Doppelfunktion wie Makro, Blitzfunktion, Selbstauslöser oder Belichtungskorrektur.
  • Leider ist die Kamera aufgrund der Kompaktheit und dem fast völlig glatten Äußeren nicht gut mit einer Hand verwendbar. Man muß sie immer mit zwei Händen greifen, sonst ist die Kamerahaltung nicht sicher. In Verbindung mit dem Aufsteck-Videosucher entsteht so allerdings eine gute Handhabung dank Dreipunkt-Anlage am Körper.
  • Die Kamera hat keine Handschlaufe, sondern es sind zwei Ösen für den mitgelieferten Gurt vorhanden, also kann sie wie eine kleine Systemkamera bequem um den Hals getragen werden, statt ständig am Handgelenk herumzuschlenkern.
  • Der Hauptschalter ist ein klassischer Schiebeschalter, allerdings verbraucht die Kamera auch im abgeschalteten Zustand weiterhin einen geringen Akkustrom.
  • Für die Bildbetrachtung muß die Kamera nicht extra eingeschaltet werden, ein Druck auf die Bildwiedergabe-Taste reicht aus.
  • Gezoomt wird kompaktkameratypisch mit einem Hebel um den Auslöser. Die Bildqualität des Objektivs wurde in etlichen zeitgenössischen Kameratests als sehr gut bewertet, die Offenblende von 1,8-2,5 war zur Vorstellung in der Kameraklasse einzigartig. Der optische Bildstabilisator arbeitet mit Ausgleichsbewegungen des beweglich gelagerten Bildsensors. Damit auch bei hellem Umgebungslicht zum Freistellen mit geringer Schärfentiefe die Offenblende genutzt werden kann, ist ein Graufilter mit einer Dichte von drei Blendendstufen eingebaut, per Unterfunktion im Kameramenü kann er eingeschwenkt werden.
  • Allerdings entspricht die Offenblende aufgrund des Cropfaktors von 4,3 nicht der von einem Objektiv mit 1,8/28 bzw. einem mit 2,5/112, sondern nur einem mit  7,8/28 bzw. 10,8/112. Zum Freistellen mit unscharfen Hintergrund ist das nicht allzugut geeignet, aber immerhin besser als bei üblichen Kompaktkameras, deren Cropfaktor von 5,6 und einer schwachen Offenblende von 1:5 im Telebereich umgerechnete KB-Blendenzahlen von 1:30 und mehr ergeben.
  • Für die Schnittstellen der XZ-1 ist ein Spezialkabel erforderlich, allerdings kann das aus von den Olympus mFT-Systemkameras her bekannte Kabel benutzt werden. Dieses Kabel ist auch zum Akkuladen erforderlich, denn mit der Kamera wird keine Ladeschale geliefert, sondern nur ein USB-Netzteil und die Aufladung erfolgt in der Kamera.
  • In die RAW-EXIFs schreibt die XZ-1 einige interessante Dinge: es werden unter anderem die Verzeichnungsparameter des Objektivs, die Sensordiagonale, die Zoomstufe, die Focus-Steps (Anzahl der Mikrobewegungen des Fokusmotors), die Weißabgleichsparameter, die Kameraseriennummer, die Kamerafirmware-Version, Angaben zu Fokussierung sowie Gesichtserkennung und Angaben zum Blitz gespeichert.
  • Der UVP der Olympus XZ-1 betrug 479 Euro. Ich erwarb Anfang 2011 die vorgestellte Kamera als „Early Adopter“  und nutzte sie dank lichtstarkem Objektiv, recht großem Sensor und eingebauter Bildstabilisierung vor allem für den Einsatz in Innenräumen, in denen Blitz- und Stativverbot herrschte (z. B. Museen). Da ich im März 2012 günstig an eine gebrauchte Olympus mFT-Systemkamera mit zwei Objektiven kam, verkaufte ich die XZ-1 im Sommer 2012 mit nur geringen Verlusten, behielt aber den inzwischen angeschafften Videosucher, da er sich an der Pen E-P3 weiterbenutzten ließ.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ORF, qewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus XZ-1 ist vorn komplett aus Metall gefertigt, Rückseite und Schnittstellen- sowie Akku-/Karten-Klappe sind aus Kunststoff.

Die Kamera gehört zur Klasse der Edel-Kompaktkameras mit vielen Funktionen teurerer Bridgekameras.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor bzw. die RAW-Konverter weggerechnet, bei 28mm ist die Verzeichnung sichtbar, aber recht moderat. Freie RAW-Konverter wie DarkTable zeigen die Fehler schonungslos und holen sogar noch die Randpixel heraus, wodurch die Bilder etwas größer werden – siehe oben!

Der Sensor ist gut (weil er mit 1/1,63“ zur größeren Sorte von Kompaktkamera-Sensoren zählt). Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien nur wenig zum „Ausbrennen“, bei 100 ASA ist das Farbrauschen z. B. im blauen Himmel kaum sichtbar. Die Farben sind Olympus-typisch sehr gut. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor mehr, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet.

Der Bildstabilisator ist sehr effektiv, in Verbindung mit der großen Objektivblende ist ein Blitzeinsatz in Innenräumen nur selten notwendig.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil erste Olympus-Edelkompakte und Objektiv mit großer Offenblende), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen mit 10 Megapixel immer noch gut geeignet.

Christain Zahn, Februar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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