Panasonic Lumix DMC-GX7 Kurzbericht

Hier stelle ich die erste Panasonic mFT-Kamera mit eingebautem Bildstabilisator und schwenkbarem Videosucher vor

 

Spezifikationen

  • Die 2013 vorgestellte Panasonic Lumix DMC-GX7 ist 123 x 71 x 43 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 396 g.
  • Der 4/3“ LiveMOS-Sensor 17,3 x 13,0 mm (mFT) mit Pixelpitch 3,7µm löst maximal 4592 x 3448 Pixel  = 16 Megapixel auf. (Rohdaten 16,8 Megapixel) Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 160 bis 25600 ASA einstellbar. Full-HD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder RW2 (RAW-Format) auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen klappbaren Videosucher mit 2,76 Millionen Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein klappbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 1.040.000 Subpixeln und Touch-Funktion vorhanden.
  • Das Objektivbajonett ist das mFT (MicroFourThirds)
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, zusätzlich manuelle Einstellung mit Fokusunterstützung
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 1728-Zonen-Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 60s bis 1/8000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten (System Olympus/Panasonic/Leica)
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • Gehäuse mit Bildstabilisierung durch Sensorshift (alle besseren Panasonic/Leica-Objektive haben eine eingebaute Stabilisierung)
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die GX7 ist der direkte Nachfolger der GX1, die dazwischenliegenden Modelle existieren nicht.

„DMC“ im Namen dürfte für „Digital Media Camera“ stehen, Lumix hießen viele Panasonic-Digitalkameras. mFT (microFourThirds) des Objektivbajonetts bezieht sich auf die Sensorgröße von 17,3x13mm, was einer Sensordiagonale von vierdrittel Zoll entspricht, (1,33x25,4 Millimeter entsprechend 33,8 mm). Die wahre Sensordiagonale hat jedoch nur 21,6 mm.

Die Differenz zwischen beiden Maßen hat historische Gründe: Früher, als elektronische Fernsehkameras noch analog waren und eine lichtempfindliche Aufnahmeröhre statt digitalen Sensoren hatten, gab man deren Außendurchmesser an, die lichtempfindliche Fläche war immer etwas kleiner – Faktor ca. 0,65, siehe auch hier im Digicammuseum. Nach dem Übergang auf Kameras mit CCD-Sensoren und CMOS-Sensoren bleib man einfach bei der Größenangabe entsprechend der virtuellen Röhre, so wird z. B. ein Kompaktkamerasensor mit 1/2,3“ angegeben, was ca. 11 mm entspricht, der Sensor hat aber nur eine Abmessung von 6,2x4,6mm entsprechend 7,7 mm Diagonale.

Das Bajonett ist das mit der G1 eingeführte mFT-Bajonett, das auch von der Olympus OM-D-Serie und der Olympus-Pen-Serie verwendet wird. Die meisten Panasonic-mFT-Gehäuse haben keinen eingebauten Bildstabilisator, statt dessen ist er in den Panasonic/Leica-Objektiven verbaut. Olympus-mFT-Objektive lassen sich auch benutzten, haben aber keinen eingebauten Stabilisator, da dieser in den meisten Olympus-mFT-Gehäusen vorhanden ist.

Alte FourThirds-Objektive lassen sich per Adapter auch nutzen, unterliegen jedoch teilweise Einschränkungen beim Autofokus.

Im FT/mFT-Systemstandard ist vorgeschrieben, daß die Objektive Angaben zu Verzeichnung, Vignettierung und chromatischer Aberration zum Zeitpunkt der Aufnahme für die aktuell eingestellte Brennweite und Blende übermitteln, so daß die Kamera diese in den erzeugten JPEGs bereits unwiderruflich korrigieren kann bzw. diese Angaben als Parametersatz in das RAW einbettet, so daß RAW-Konverter diese Angaben automatisch übernehmen und umsetzen können. Die wirklichen Objektivfehler sind nur mit „freien Konvertern“ (z. B. Darktable, RawTherapee usw.) darstellbar, die diese Parametersätze auf Wunsch ignorieren.

Der Bajonettdurchmesser ist im Verhältnis zur Sensordiagonale recht groß, außerdem muß jedes Objektiv einen wesentlich größeren Bildkreis haben, als die Sensordiagonale es eigentlich erfordert. Darum lassen sich telezentrische Objektive recht einfach bauen (die Lichtstrahlen verlassen diese Objektive recht parallel, was für digitale Sensoren wesentlich besser ist als die schräg austretenden Strahlen aus den zuvor üblichen Weitwinkelobjektiven.

Die Bilder können als JPEG oder im Panasonic-RAW-Format RW2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen SD/SDHC/SDXC-Karten. Ich habe 64 GB-Karten erfolgreich eingesetzt, die Grenze liegt weit darüber.

Der Sensor wurde von Panasonic selbst entwickelt und in Japan hergestellt. Obwohl es davor bereits Panasonic-Kameras mit 16 Megapixeln gab, ist er eine komplette Neuentwicklung.

Die Kamera schreibt etliche interessante Details in die MakerNotes der EXIFs von RAW-Dateien, darunter: das Herstelldatum, die Kameraseriennummer, die meisten Bildparameter, die verstrichene Zeit seit dem Einschalten, ein Babyalter (sofern im Menu eingegeben), den Objektivnamen und die Objektiv-Seriennummer uvm.

In die EXIFs wird die Zahl der Auslösungen nicht geschrieben, sie läßt sich aber im System-Menu ablesen. Dieses Menü muß durch eine komplizierte Tastensequenz freigeschaltet werden. Aber Achtung: Wer nicht genau aufpaßt und die Reihenfolge der Bedienschritte nicht genau befolgt, landet im permanenten Servicemodus (gelbes Warndreieck beim Ausschalten), aus dem man nur sehr schwer wieder herauskommt, auch ein Reset aller Einstellungen hilft nicht dagegen, nur ein Service-Totalreset.

Die RAW-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 3608 x 3464 statt der nominellen 4592 x 3448 Pixel Pixeln aus.

Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku, der nur in wenigen anderen Panasonic-Kameras benutzt wird.

Die Kamera hat einen (wenn auch kleinen) Handgriff, in dem der Akku und die Speicherkarte sitzen, sie läßt sich zur Not einhändig bedienen, neigt dann aber dazu, sich langsam nach links wegzudrehen, die linke Hand muß immer zugreifen, um eine stabile Kamerahaltung zu gewährleisten.

Der Gehäuseblitz klappt nur manuell betätigt aus. Er bewegt sich recht weit aus dem Gehäuse, ist mit Leitzahl 5 (bei 100 ASA) aber recht leistungsschwach. Er kann auch als Master für die drahtlose Ansteuerung von Olympus/Panasonic-Systemblitzen benutzt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten des Olympus/Panasonic/Leica-FT-Systems vorhanden.

Das Kameradisplay ist beweglich montiert, es kann jedoch nur etwas nach unten und ca. 90° nach oben geklappt werden, es ist berührungsempfindlich (Touch-Funktionen). Der hochauflösende Videosucher mit Dioptrienkorrektur kann um 90° nach oben geschwenkt und wie ein klassischer Winkelsucher benutzt werden. Wie bei einer alten Meßsucherkamera ist der Sucher nicht in der Gehäusemitte, sondern an der linken Gehäuseseite angebracht. Die Austrittspupille des Suchers ist für Brillenträger etwas zu kürz, man kann meist nicht das gesamte Sucherbild komplett überblicken,

Die Umschaltung zwischen elektronischem Sucher und Monitor erfolgt entweder rein manuell oder durch einen Augensensor. Die Technik des Videosuchers stammt aus dem professionellen Broadcast-Bereich, eine 60 Mal je Sekunde zwischen Rot, Blau und Grün umschaltbare LED beleuchtet ein reflektierendes Display mit etwa 1040x780 Bildpunkten, das menschliche Auge sieht dann die drei Teilfarbbilder durch seine Trägheit als farbiges Bild. Lediglich bei schnellen Kameraschwenks oder bei Augenbewegungen erkennt man das Farbflimmern. Die in den technischen Daten genannten 2,76 Millionen Bildpunkte entstehen durch Multiplikation der wahren Bildpunkte mit den drei Farben.

Im Sucher und auf dem Display lassen sich viele Bildparameter gleichzeitig anzeigen, auf Wunsch können gleichzeitig ein künstlicher Horizont (Drehung und Neigung), das Histogramm und Gitterlinien eingeblendet werden.

Die Kamera hat viele Tasten, Hebel und Räder. Das vordere Fingerrad ist als drehbarer Ring um den Auslöser vorhanden. Das hintere Daumenrad liegt ziemlich vertieft, es kann auch gedrückt werden, um Funktionen auszulösen. Die Umschaltung zwischen Autofokus und manuellem Fokus erfolgt durch einen eigenen Hebel, in dessen Zentrum der AE-/AF-Lock-Knopf eingelassen ist. Der Hauptschalter ist um das Moduswahlrad angeordnet, er muß mit dem Daumen auf der Kamerarückseite bedient werden. Viele Tasten können per Systemmenü in ihrer Funktion verändert werden.

Ein Quickmenu ermöglicht den schnellen Zugriff auf viele Aufnahmeparameter, der aktive AF-Punkt kann in der Größe eingestellt und seine Position durch das Steuerkreuz frei auf dem gesamten Sensor verschoben werden.

Neben der normalen Programmautomatik gibt es eine „intelligente“ Vollautomatik, die üblichen Modi A,S,M, drei benutzerdefinierbare Parameterspeicher, jeweils über 20 Motivprogramme und Bildeffekte uvm.

Erstmals in einer Panasonic mFT-Kamera ist ein beweglicher Bildsensor zur Bildstabilisation eingebaut. In viele Panasonic/Leica-mFT-Objektive ist ein eigener Stabilisator (durch eine bewegliche Linsengruppe) vorhanden, der in der GX7 eingebaute Stabilisator wird bei Benutzung dieser Objektive komplett abgeschaltet. Bei der Benutzung „dummer“ Adapter für alte manuell zu fokussierende Objektive ist der Gehäusestabilisator nach Eingabe der Objektivbrennweite aktiv, eine Fokuslupe mit Fokuspeaking hilft bei der Scharfstellung.

Die Kamera hat sowohl ein eingebautes WLAN als auch eine NFC-Antenne. (Near Field Communication wie z. B. beim kontaktlosen Bezahlen an Kassen). Die kostenlose iOS- bzw. Android-App ermöglicht die Fernsteuerung (inkl. Live-Bild) der Kamera, das Herunterladen der Bilder von der Kameraspeicherkarte auf das Handy bzw. Tablett und sogar die Einbettung von GPS-Informationen des Mobilgerätes in die aufgenommenen Bilder.

Für die USB- und die Videoschnittstelle sind Spezialkabel erforderlich, da sie zu einer Kombibuchse zusammengefaßt wurden, die HDMI-Buche hingegen entspricht der Norm. Eine Netzteilbuchse fehlt, statt dessen muß ein Akkudummy benutzt werden. Um die Abdeckung über den Schnittstellen entfernen zu können, muß das Display etwas abgekappt werden.

Die UVP der Lumix GX7 betrug ca. 1000 Euro ohne Objektiv. Ich erwarb das gezeigte Exemplar Anfang 2021 mit allem Zubehör inkl. OVP für etwa 100 Euro, die Kamera hatte ca. 25000 Auslösungen beim Vorbesitzer machen müssen, er hatte eine Displayschutzfolie aufgeklebt und leider durch häufige Benutzung der Tasten etliche Beschriftungen stark abgerieben, ansonsten waren nur geringe Gebrauchsspuren vorhanden.

 

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 160-800 ASA, gespeichert als RAW, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der GX7 besteht größtenteils aus Metall (Magnesium und Aluminium) mit einigen Kunststoffteilen. Die verwendeten Materialien sind noch gut erhalten, auch die Antirutsch-Beschichtungen „kleben“ noch nicht. Die Bedruckung der Tasten ist beim gezeigten Exemplar schon deutlich abgerieben.

Wie üblich gab es die GX7 neben dem gezeigten silbernen Gehäuse auch komplett in Schwarz.

Die Kamera gehört zur Klasse der spiegellosen Systemkameras, in der sie das Segment der Kameras für ambitionierte Amateure bedient.

Der Sensor neigt fast überhaupt nicht zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. In den dunkleren Bildpartien rauscht er kaum sichtbar (bei 160 ASA), die Schatten können recht problemlos per EBV aufgehellt werden. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden recht gut gemeistert.

Die Bildqualität der GX7 ist auch heutzutage als gut zu bezeichnen, bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera allerdings durch den Entrausch-Algorithmus an Zeichnung. 1600 ASA sind noch durchaus erträglich, die maximalen 25600 ASA hingegen ein reiner Notbehelf. Bei 16 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. Ich verwende die Kamera mit ISO-Automatik (begrenzt auf 800 ASA).

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera – weil erste Panasonic mFT-Kamera mit Klappsucher und eingebautem Bildstabilisator. Heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gut geeignet. 16 Megapixel reichen meist völlig aus, der klappbare Videosucher ist sehr detailscharf, das bewegliche Display ermöglicht Aufnahmen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln und die Bilder können auch per WLAN auf aktuelle Smartphones übertragen werden.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben