Color 6x6 Rollfilm Fotolabor-Scan gegen meinen "picto scanner 6x6" aus Pappe

Im ersten Beitrag "Mittelformat-Scanner aus Pappe" bereits ausführlich vorgestellt, jetzt die Hürde Color-Negativfilm 6x6, Mittelformat

Um es vorwegzunehmen: Das Fachlabor gewinnt …

Um zu verstehen, was das Labor da eigentlich gemacht hat, wurden die 6x6 Mittelformatfilm-Scans von den Zahlen her analysiert. Bei Abgabe meines Colornegativ-Kleinbildfilms im Sommer 2022 wurde ich gefragt, was für eine „Auflösung“ ich den möchte – 2, 4 oder 6K?

Um zu erkennen, dass das Labor bei 2K von 2.000 Pixel, bei 4K von 4.000 Pixel und bei 6K von 6.000 Pixel spricht. Für die lange Seite des 24 x 36 mm Kleinbildformats. Bei der Abgabe des Rollfilms das gleiche Spiel. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich vertan habe, auf jeden Fall wurde der Rollfilm mit 4 K = 4.000 Pixel digitalisiert. Das kommt großzügig gerundet hin, jedes Negativ hat 3.637 x 3.637 Bildpunkte = 13,2 Megapixel. Legt man die 2K/4K streng oder nach TV-Norm aus, sind 2K real 1.920 Pixel und 4K real 3840 Pixel. Passt also!

Umgerechnet aufs 6x6 Negativformat, was bei Hasselblad real 5,4 x 5,4 cm bedeutet, liegt die Scanauflösung damit bei Größenordnung 1800 dpi. Das ist auch realistisch, weil bei höherer Scanauflösung gewöhnlich keine weiteren Details erfasst werden, sondern nur das Filmkorn immer akzentuierter wird.

Mit diesem Wissen wurden ausgewählte Laborscans in Photoshop entsprechend bearbeitet, um sie anschließend mit den Ergebnissen des „Pappscanners“ zu vergleichen.

Als besonders geeignet erwies sich das Foto mit der Eiche am Meer. Ja, der Horizont ist schief, weil ich auf der dunklen Mattscheibe der alten START 66 kaum etwas erkennen konnte. Was für den Vergleich aber vollkommen unerheblich ist. Die nächste Fotorunde wird mit der chinesischen „Rolleiflex“ (Kopie) Seagull gemacht, die neben einer bedeutend besseren Mattscheibe auch den berühmten Rollei-Schwung mitbringt: Drehkurbel vor, Drehkurbel zurück: exakt ein Bild transportiert und gleichzeitig den Verschluss gespannt. Bei der START 66 gab es prompt Viertel-/Doppelbelichtungen durch meine Unerfahrenheit.

Zur schiefen Eiche am Meer ;-)

Eigentlich könnte man hier bereits abbrechen …

Zu deutlich ist der Vorsprung des Labor-Scans.

Spätestens beim Klick auf die Fotos, was zur 1:1 Wiedergabe führt, ist die Überlegenheit des Labor-Scans zu erkennen. Dieses Aquarellige durch die Interpolation der picto scanner 6x6 App. Dennoch will ich den 50 Euro picto scanner 6x6 nicht komplett ablehnen. Nochmals auf 1.800 x 1.800 Pixel Größe reduziert, kann man es ansehen. Das wird für meine Bedürfnisse beim Experimentieren mit im Urlaub selbst zu verarbeitendem SW Rollfilm genügen!

Christian Zahn und ich sind übereinstimmend der Meinung, dass das Hauptproblem des picto scanner 6x6 die App ist. Die unerklärlicherweise Roh-"Scans" von 6.480 x 6.480 Pixel interpoliert, statt einfach nur die physikalische Auflösung des iPhone 8+ von 3.024 x 3.024 (im 1:1 Quadrat) zu nehmen! Oder eben die Pixelzahl eines höher auflösenden iPhone-Nachfolgers oder den Mitbewerbern. Da ist qualitativ sicher noch Luft nach oben!

Mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen ;-)

Da hätte man auch gleich drauf kommen können!

Die picto scanner 6x6 App einfach mal weglassen! Um auf die native Auslösung des iPhones zurückgreifen zu können. Bei mir das Modell 8Plus, was im Quadrat dann 3.024 x 3.024 Pixel liefert. Das leichte 1,3-fach Digitalzoom, um die komplette Fläche des Negativs ohne den großen schwarzen Rand zu vermeiden, sollte qualitativ verkraftbar sein.

ABER

Die Nachbearbeitung ist bei diesem Verfahren aufwändig und zeitintensiv. Und setzt Photoshop-Kenntnisse voraus. Von dieser Seite betrachtet, ist die picto scanner 6x6 App deutlich anwenderfreundlicher!

Eine Reduzierung auf 1.800 x 1.800 Bildpunkte würde noch für eine 30 x 30 cm Vergrößerung mit 150 ppi Auflösung reichen:

Der Rest vom Rundgang: picto scanner 6x6, picto scanner App, 1.800 x 1.800 Pixel, PS-Nachbearbeitung und Schärfung

Fazit

Gerne habe ich die 50 Euro in den picto scanner 6x6 aus Pappe investiert! Der für ein paar SW-Rollfilm-Experimente im Sommerurlaub auf jeden Fall mit ins Gepäck geht.

Weil es in SW ja nicht auf Farbwiedergabe ankommt! Denn da bin ich gnädig, was den picto scanner angeht. Der verwendete AGFA und die noch vorhandenen Filme sind seit 18/29/39 Jahren abgelaufen, total überlagert! Die haben ganz sicher nicht in irgendeiner Kühltruhe gelegen … Mit weiterem Feintunig wäre sicher farblich noch ein etwas besseres Ergebnis zu erzielen.

Fürs "Scannen" der SW-Filme aber mit dem jetzt erworbenen Wissen erweitert, dass man alternativ zur picto scanner 6x6 App auch das iPhone 8+ zur direkten Ablichtung der Negative benutzen wird. Der Entwickler des picto scanners wird angeschrieben, ob man die vom Komfort bei Farb-Negativen sonst ordentliche picto scanner-App nicht um einen Zusatz "native Smartphone-Auflösung" ergänzen kann. Da ist qualitativ vermutlich noch was drin!

Was meine Experimente mit den abgelaufenen Color-6x-Rollfilmen angeht

Die müssen nach dem Sommer eh zum Entwickeln ins Labor. Und dabei wird sofort gescannt. Mit den bewährten 4K. Eigentlich könnten die Negative entsorgt werden, ich werde sie aber doch zurückfordern und archivieren. Aber damit nicht mehr den picto scanner 6x6 traktieren.

Gespannt bin ich, wie gut mir im Urlaub die Selbstverarbeitung der SW-Rollfilme gelingt! Die dann vor Ort durch den picto scanner 6x6 gehen …

Fortsetzung Anfang Juli!

Ralf Jannke, April 2023

 

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