Ricoh CX2 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine Kompaktkamera von Ricoh vor. Ich erwarb die Kamera im Ausverkauf, leider war das erste Exemplar nicht in Ordnung, das Austauschgerät war hingegen sehr gut.

Ricoh hat schon sehr früh, bevor es die meisten anderen machten, auf Verpackung aus Karton ohne allzuviel Kunststoff gesetzt. Lediglich Kleinteile wie USB-Kabel, Akku, Ladegerät usw. wurden in eine durchsichtige Tüte gepackt. Auf die „Eco-friendly Package“ wird auf dem Karton extra hingewiesen. Um den eigentlichen Karton ist noch eine weitere stabile, mehrfarbig bedruckte Pappe gezogen.

Die eigentliche Kamera im Karton ist recht klein. Das Zubehör inkl. der ausführlichen Anleitung braucht den übrigen Platz. Denn Ricoh legte nicht einfach eine gedruckte Kurzanleitung und den Rest als PDF auf CD bei, wie es damals schon oft gemacht wurde, sondern die gedruckte Komplettanleitung als jeweils einzelnes Buch in Deutsch und Englisch. In vielen weiteren Sprachen liegt sie als PDF auf der mitgelieferten CD vor.

Spezifikationen

  • Die Herbst 2009 vorgestellte CX2 ist 102 x 58 x 29 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 208 g.
  • Der 1/2,3“ (6,2 x 4,6 mm) CMOS-Sensor löst maximal 3456 x 2592 Bildpunkte  = 9 Megapixel auf (10 Megapixel Rohdaten). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind in 4:3 Format mit 640 x 480 Pixel möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC-Karte (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 920.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt
  • Das Objektiv ist ein 4,9-52,5mm/1:3,3-5,2 (28-300 mm @KB) 11-fach Zoom 10 Elemente in 7 Gruppen, davon 5 asphärische Elemente)
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Scharfstellung mit Sucherlupe, Ermittlung durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Programmautomatik und diverse Motivprogrammen. Belichtungszeiten 8 s bis 1/2000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • optische Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
  • Energieversorgung über DB-70 Lithium-Ionen-Akku
  • USB über handelsübliche Mini-USB-2.0-Buchse

Besonderheiten

Der verwendete Akku DB-70 wurde auch in der Ricoh R10 benutzt, er ist baugleich mit dem in etlichen Panasonic/Leica-Kompaktkameras benutzten Akku DMW-BCE10E. Z. B. findet er sich In der Lumix FX37.

Im Akkufach ist eine mit Gummi ausgekleidete kleine Aussparung, durch sie kann das Kabel eines Akku-Dummys nach außen geführt werden, eine Netzteilbuchse ist nicht vorhanden.

Im Gegensatz zu ihren Vorgängern ist in der CX2 erstmals ein CMOS- statt CCD-Bildsensor eingebaut, seine effektive Auflösung sinkt auf 9 statt 10 Megapixel. Der Nachfolger CX3 bekam dann wieder 10 Megapixel eingebaut.

Ricoh hat die Kameralinie beginnend mit der Caplio R4 bis hin zur CX6 in regelmäßigen Abständen erneuert, das Gehäuse wurde dabei jeweils nur leicht verändert, die Auflösung stieg von 6 bis auf 10 Megapixel, der Zoombereich betrug immer 28-200 bzw. 28-300mm. Nach der Fusion mit Pentax wurden die Kompaktkameras von Ricoh leider eingestellt, darum erhielt die CX6 keinen Nachfolger mehr.

Möglicherweise wurde von jedem Modell immer nur eine Charge produziert, dann für ca. 1/2 bis 1 Jahr verkauft. Währenddessen wurde der Nachfolger entwickelt, nach dessen Markteinführung erfolgte der Abverkauf des Vorgängers. Das gezeigte Exemplar kaufte ich im Frühjahr 2011, es wurde aber laut EXIFs bereits im Oktober 2009 gebaut.

Das Objektiv wird nicht nur zusammengeschoben, um im ausgeschalteten Zustand im Gehäuse zu verschwinden, sondern einige Elemente werden zusätzlich seitlich verschoben. Auf Wunsch wird nicht stufenlos, sondern stufig mit von Kleinbild her bekannten Brennweiten-Äquivalenten wie 28, 35, 50, 135mm usw. gezoomt. Die Brennweite reicht von üblichen 28mm bis hin zu recht beeindruckenden 300mm. Die Naheinstellgrenze bei 28mm beträgt nur 1cm ab Objektivaußenkante!

Der Digitalzoom interpoliert nicht die Bildmitte hoch, sondern beschneidet lediglich die Bildränder bei Verkleinerung der Bildgröße. So wird nicht künstlich Speicherplatz für gar nicht vorhandene Bildinformationen verschwendet.

Der USB-Anschluß nutzt eine übliche Mini-USB-2.0-Buchse. Es muß kein herstellerspezifisches Spezialkabel benutzt werden, das bei Gebrauchtkauf sehr gerne fehlt.

Die Bedienung erfolgt größtenteils wie bei den Mitbewerbern, lediglich das Steuerkreuz ist durch einen platzsparenden Mini-Joystick inkl. Druckfunktion ersetzt, so kann das Display weit mehr als die Hälfte der Rückseite einnehmen.

Unter den vielen Motivprogrammen ist eines zur Entzerrung schräg aufgenommener Dokumente.

Mit reduzierter Auflösung kann die CX2 bis zu 30 Bilder/sek aufnehmen, bis der Pufferspeicher gefüllt ist. Der Autofokus ist nicht umwerfend schnell, ab und an trifft er auch etwas „daneben“.

Das Display ist ungeschützt eingebaut, eine entsprechende Schutzfolie sollte sofort aufgeklebt werden, um Kratzer zu vermeiden. Mit 920.000 Subpixeln (das entspricht VGA-Auflösung mit 640x480 Farbtripeln) ist es recht hochauflösend.

Die Kamera hat einen Bildstabilisator durch Sensorausgleichsbewegungen, er ist für das Jahr 2009 sehr effizient. Ohne ihn wäre die 300mm Telebrennweite nicht aus der Hand nutzbar. Der für die Stabilisierung eingebaute Sensor kann auch als digitale Wasserwaage auf dem Monitor angezeigt werden.

Die CX2 schreibt einige interessante Angaben in die MakerNotes der EXIFs in jedem aufgenommenem Bild, darunter: die Kameraseriennummer, die Firmwareversion, das Herstelldatum und den Status der Gesichtserkennung.

Die UVP der CX2 betrug ca. 350 Euro. Ich erwarb das gezeigte Exemplar im Ausverkauf Frühjahr 2011 für etwa 150 Euro, nachdem der Nachfolger schon vorgestellt worden war und benutzte es bis 2012 als „Immer-Dabei-Kamera“, dann verkaufte ich es mit nur geringem Verlust.

Mein erstes Exemplar hatte ein dezentriert montiertes Objektiv (siehe Bildbeispiel 1, die gesamte linke Bildhälfte ist deutlich unscharf), nach Reklamation erhielt ich eine einwandfreie Kamera.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPG, bikubisch auf 1500 Pixel Breite mit Photoshop CS4 verkleinert. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden nicht korrigiert, es sind also Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse ist fast komplett aus Metall gefertigt, an der Vorderseite ist ein kleiner Handgriff mit relativ rutschfester Riffelung angebracht, an der Rückseite eine Daumenstütze. Allerdings muß man aufpassen, mit dem Mittelfinger den Blitz nicht abzudecken. Und wie allgemein üblich ist die Kamera für Linkshänder nicht sinnvoll nutzbar.

Wie damals fast immer war die Kamera neben dem gezeigten Schwarz auch in verschiedenen anderen Farben erhältlich.

Die objektivseitigen Fehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden im Livebild korrigiert, auch in den gespeicherten JPEGs sind sie beseitigt. Die Kamera überschärft die Aufnahmen, es kommt bei normaler Schärfeneinstellung bereits zu deutlichen Artefakten an Motivkanten.

Der Stabilisator ist recht effektiv, wie das Bildbeispiel 6 zeigt. Allerdings habe ich auch 2 oder 3 Aufnahmen gemacht, von der eine gut war, die anderen waren stärker „verwackelt“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch etwas interessante Kamera (weil Superzoomer in extrem kleinem Gehäuse), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus noch geeignet, sofern man sich auf niedrige ASA-Werte beschränkt.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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