Ricoh CX5 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine Kompaktkamera von Ricoh vor. Ich erwarb die Kamera im Ausverkauf, leider hat mein Exemplar nicht ewig „durchgehalten“, es ist nach etwa 2 Jahren Benutzung defekt geworden.

Ricoh hat schon sehr früh, bevor es die meisten anderen machten, auf Verpackung aus Karton ohne allzuviel Kunststoff gesetzt. Lediglich Kleinteile wie USB-Kabel, Akku, Ladegerät usw. wurden in eine durchsichtige Tüte gepackt. Auf die „Eco-friendly Package“ wird auf dem Karton extra hingewiesen. Um den eigentlichen Karton ist noch eine weitere stabile, mehrfarbig bedruckte Pappe gezogen.

Die eigentliche Kamera im Karton ist recht klein. Das Zubehör inkl. der ausführlichen Anleitung braucht den übrigen Platz. Denn Ricoh legte nicht einfach eine gedruckte Kurzanleitung und den Rest als PDF auf CD bei, wie es damals schon oft gemacht wurde, sondern die gedruckte Komplettanleitung als jeweils einzelnes Buch in Deutsch und Englisch. In vielen weiteren Sprachen liegt sie als PDF auf der mitgelieferten CD vor.

Spezifikationen

  • Die Anfang 2011 vorgestellte CX5 ist 102 x 58 x 29 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 208 g.
  • Der rückseitige belichtete 1/2,3“ (6,2 x 4,6 mm) CMOS-Sensor löst maximal 3648 x 2736 Bildpunkte  = 10 Megapixel auf (10,6 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,7µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 3200 ASA einstellbar. Videos sind mit 1280 x 720 Pixel möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC-Karte (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 920.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt
  • Das Objektiv ist ein 4,9-52,5mm/1:3,3-5,2 (28-300 mm @KB) 11-fach Zoom 10 Elemente in 7 Gruppen, davon 5 asphärische Elemente)
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Scharfstellung mit Sucherlupe, Hybrid-Autofokus: Ermittlung durch CCD-Sensor und zusätzlich aktivem IR-AF-Strahl
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Programmautomatik und diverse Motivprogrammen. Belichtungszeiten 8 s bis 1/2000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • optische Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
  • Energieversorgung über DB-100 Lithium-Ionen-Akku
  • USB über handelsübliche Mini-USB-2.0-Buchse

Besonderheiten

Der verwendete Akku DB-100 wird auch in der Ricoh CX6 benutzt, er ist baugleich mit dem in etlichen Olympus-Kompaktkameras eingebautem Li50B bzw. dem Pentax D-LI92. Laut Hersteller reicht der Akku für etwa 200 Aufnahmen, in der Praxis war es bei mir meist weniger. Man sollte auf einer längeren Fototour mehrere Ersatzakkus mitnehmen.

Im Akkufach ist eine mit Gummi ausgekleidete kleine Aussparung, durch sie kann das Kabel eines Akku-Dummys nach außen geführt werden, eine Netzteilbuchse ist nicht vorhanden.

Ricoh hat die Kameralinie beginnend mit der Caplio R4 bis hin zur CX6 in regelmäßigen Abständen erneuert, das Gehäuse wurde dabei jeweils nur leicht verändert, die Auflösung stieg von 6 bis auf 10 Megapixel, der Zoombereich betrug immer 28-200 bzw. 28-300mm. Nach der Fusion mit Pentax wurden die Kompaktkameras von Ricoh leider eingestellt (nur noch Pentax-Entwicklungen wurden weitergebaut), darum erhielt die CX6 keinen Nachfolger mehr.

Der rückseitig belichtete CMOS-Sensor mit „EXMOR“-Technik stammt von Sony, da die Auswerte-Elektronik auf der Rückseite des Chips sitzt, können die einzelnen Bildpunkte größer sein und somit mehr Licht „einfangen“, was das Rauschen verringert und die Bildqualität verbessert.

Das Objektiv wird nicht nur zusammengeschoben, um im ausgeschalteten Zustand im Gehäuse zu verschwinden, sondern einige Elemente werden zusätzlich seitlich verschoben. Auf Wunsch wird nicht stufenlos, sondern stufig mit von Kleinbild her bekannten Brennweiten-Äquivalenten wie 28, 35, 50, 135mm usw. gezoomt. Die Brennweite reicht von üblichen 28mm bis hin zu recht beeindruckenden 300mm. Die Naheinstellgrenze bei 28mm beträgt nur 1cm ab Objektivaußenkante!

Der Digitalzoom interpoliert nicht die Bildmitte hoch, sondern beschneidet lediglich die Bildränder bei Verkleinerung der Bildgröße. So wird nicht künstlich Speicherplatz für gar nicht vorhandene Bildinformationen verschwendet.

Der Autofokus arbeitet hybrid: neben der klassentypischen Kontrastermittlung durch den Bildsensor gibt es die von den filmbasierten Kompaktkameras her bekannte aktive Infrarottechnik: Eine IR-Diode sendet einen Strahl auf das Motiv, die Laufzeit bis zum Eintreffen des reflektierten Licht in der daneben angeordneten IR-Empfangsdiode wird gemessen, daraus kann die Motiventfernung errechnet werden. Außerdem fokussiert die CX5 immer mit dem IR-Sensor, auch wenn der Auslöser nicht gedrückt ist, so erfolgt die eigentliche Scharfstellung bei halbgedrücktem Auslöser dann sehr flott.

Der USB-Anschluß nutzt eine übliche Mini-USB-2.0-Buchse. Es muß kein herstellerspezifisches Spezialkabel benutzt werden, das bei Gebrauchtkauf sehr gerne fehlt.

Die Bedienung erfolgt größtenteils wie bei den Mitbewerbern, lediglich das Steuerkreuz ist durch einen platzsparenden Mini-Joystick inkl. Druckfunktion ersetzt, so kann das Display weit mehr als die Hälfte der Rückseite einnehmen. Das Moduswahlrad ist recht klein geraten, immerhin rastet es sehr gut, so daß es sich in der Kameratasche kaum selbsttätig und ungewollt verstellt.

Unter den vielen Motivprogrammen ist eines zur Entzerrung schräg aufgenommener Dokumente. Auch ein HDR-Modus ist vorhanden, der mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung zu einem Bild mit hohem Kontrastumfang zusammenrechnet. Die Motivprogramme können entweder manuell ausgewählt werden oder die Kamera versucht, das passende Motivprogramm automatisch zu ermitteln.

Die Speicherung der Bilder erfolgt auf SD-/SDHC-Karten bis 32 GB, zusätzlich ist ein (wenn auch sehr kleiner) interner Speicher vorhanden.

Während der Filmaufnahme im „kleine“ HD-Format mit 1280x720 Pixeln kann nicht gezoomt werden, auch der AF ist abgeschaltet, der gesamte „Filmdreh“ erfolgt mit beim Start festgelegtem Bildausschnitt und Schärfeebene.

Das Display ist ungeschützt eingebaut, eine entsprechende Schutzfolie sollte sofort aufgeklebt werden, um Kratzer zu vermeiden. Mit 920.000 Subpixeln (das entspricht VGA-Auflösung mit 640x480 Farbtripeln) ist es recht hochauflösend.

Die Kamera hat einen Bildstabilisator durch Sensorausgleichsbewegungen, er ist für das Jahr 2011 sehr effizient. Ohne ihn wäre die 300mm Telebrennweite nicht aus der Hand nutzbar. Der für die Stabilisierung eingebaute Sensor kann auch als digitale Wasserwaage auf dem Monitor angezeigt werden.

Die Menüführung ist etwas ungewöhnlich, je nach Aufnahmeprogramm sind sowohl im Quickmenu als auch im System-Menü einige Einstellmöglichkeiten nicht vorhanden und nicht einfach nur „ausgebaut“ bzw. nicht anwählbar. Nur im Modus „C“ gleich „Kreativ“ sind alle Optionen freigeschaltet! Immerhin kann man sich zwei Einstell-Parametersätze abspeichern, diese sind dann auf dem Modusrad als „C1“ bzw. „C2“ schnell abrufbar. Im Menu sind zu jedem Eintrag erklärende Hilfstexte einblendbar, da es aber sehr viele Einstellmöglichkeiten gibt, sollte die Anleitung bei der Inbetriebnahme intensiv studiert werden. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern hat Ricoh die vollständige Anleitung in gedruckter Form in den Karton gelegt, statt sie lediglich als PDF auf CD mitzuliefern.

Die CX5 schreibt einige interessante Angaben in die MakerNotes der EXIFs in jedem aufgenommenem Bild, darunter: die Kameraseriennummer, die Firmwareversion, das Herstelldatum und den Status der Gesichtserkennung. Die EXIF-Bildbeschreibung ist immer mit dem Text „Exif_JPEG_PICTURE“ gefüllt.

Die UVP der CX5 betrug ca. 350 Euro. Ich erwarb das gezeigte Exemplar im Ausverkauf 2012 für etwa 150 Euro, nachdem der Nachfolger schon vorgestellt worden war und benutzte es bis Ende 2013 als „Immer-Dabei-Kamera“, dann wurde das Objektiv defekt. Nach ungewolltem  Anstossen an eine Glasscheibe konnte die Kamera nur noch ab etwa 35mm scharfstellen, bei 28mm gab es nur noch völlig unscharfe Bilder. Ich konnte mein Exemplar mit diesem Fehler nur mit großem Verlust wieder verkaufen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPG, bikubisch auf 1500 Pixel Breite mit Photoshop CS4 verkleinert. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden nicht korrigiert, es sind also Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse ist fast komplett aus Kunststoff gefertigt (auch das Stativgewinde), an der Vorderseite ist ein kleiner „Griff“ angebracht (es ist eigentlich nur ein senkrechter Vorsprung), an der Rückseite eine Daumenstütze. Allerdings muß man aufpassen, mit dem Mittelfinger den Blitz bzw. den AF-Sensor nicht abzudecken. Und wie allgemein üblich ist die Kamera für Linkshänder nicht sinnvoll nutzbar.

Wie damals fast immer war die Kamera neben dem gezeigten Schwarz auch in verschiedenen anderen Farben erhältlich, darunter Silber, Rosa und Grün.

Die objektivseitigen Fehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden im Livebild korrigiert, auch in den gespeicherten JPEGs sind sie beseitigt. Die Kamera überschärft die Aufnahmen bei Standardeinstellungen nur wenig, es kommt kaum zu Artefakten an Motivkanten. Auch bei 100 ASA ist ein leichtes Farbrauschen erkennbar.

Der Stabilisator ist recht effektiv. Allerdings habe ich im „Grenzbereich“ immer 2 oder 3 Aufnahmen gemacht, von der eine gut war, die anderen waren meist stärker „verwackelt“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch etwas interessante Kamera (weil Superzoomer in extrem kleinem Gehäuse), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus noch geeignet, sofern man sich auf niedrige ASA-Werte beschränkt.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

 

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