Rollei Compactline 52 Kurzbericht

Hier stelle ich eine Billig-Digitalkamera vor, sie gehört in die Box der Trash-Objekte bzw. in die Kiste mit Kameras, die mehr Schein als Sein aufweisen und mit ehemals großen Namen angeben. Boris hat die Rollei bereits vorgestellt.

Spezifikationen

  • Die 2010 vorgestellte Rollei Compactline 52 ist 90 x 60 x 24 mm groß und wiegt 95 g.
  • Der Sensor (mit mir unbekannter Größe) löst maximal 2592 x 1944 Pixel  = 5 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Bilder werden als JPEG auf microSD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/8,5mm Festbrennweite, die ca. 38mm bei KB entspricht.
  • Das Motiv wird über einen 2,4“ TFT LCD Monitor mit 61.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus.
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende, Belichtungszeiten 1/8 bis 1/4000s.
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 4
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch zwei Microzellen (AAA)

Besonderheiten

Die Kamera wurde nicht von Rollei vertrieben, sondern nach der allerletzten Insolvenz der „echten“ Rollei aus Braunschweig hatte die RCP Technik, Hamburg, die Namensrechte für den Import von Digitalkameras erworben und warf reichlich „Chinakracher“ unter dem ehemals guten Namen „Rollei“ auf den Markt. Darunter war auch das gezeigte Exemplar, das hübsch aussieht, aber mit technischer Ausstattung der untersten Schublande aufwartet.

Die Kamera hat vermutlich keinen 5 Megapixel-Sensor, die 5 Megapixel-Bilder sehen übel aus und sind möglicherweise aus einem Webcam-Sensor mit geringerer Auflösung hochinterpoliert.

Von weitem betrachtet sieht die Kamera hübsch aus, nimmt man sie in die Hand, erkennt man, daß nur billigste Plasteteile die ebenfalls sehr einfachen technischen Komponenten umkleiden. Die angedeuteten 5 Schrauben des glänzenden Rings um das Objektiv sind in der Spritzgußform vorhanden, sie sind keine wirklichen Einzelteile, sondern auch nur „Fake“.

Die Kamera gehört in die Klasse der Billigst-Kompaktkameras „Made in China“. Im Jahre 2010 war die verbaute Technik bereits völlig überholt, sie vermutlich wurde nur gekauft, weil „Rollei“ draufstand. Die Rezensionen in großen Online-Handelsplattformen waren damals bereits ziemlich vernichtend.

Das Display ist nicht durch eine Schutzscheibe vor Beschädigung geschützt. Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten, das Menü ist recht spartanisch.

Die Stromversorgung erfolgt mit zwei fast überall erhältlichen Micro-Zellen, gespeichert werden die Bilder auf maximal 2 GB große microSD-Karten. Die Akkus halten ohne Blitzeinsatz nur ca. 20-30 Bilder „durch“, mit Blitzbenutzung noch weniger. Auch Batterien sind innerhalb kürzester Zeit leer und müssen ersetzt werden.

Die Kamera ist aus billigsten Komponenten zusammengebaut: ein 2,4“-Display mit extrem grobpixeliger Darstellung, ein Fixfokus-Objektiv mit lediglich der Offenblende, einem rein elektronischem Verschluss und einem Plastikgehäuse (immerhin hübsch anzusehen mit etlichen verchromten Kunststoffteilen). Man hat fast den Eindruck, daß sich der Hersteller mit der Verpackung und dem Zubehör mehr Mühe gegeben hat, als mit Technik der eigentlichen Kamera.

Als Schnittstelle steht nur USB zur Verfügung.

Der UVP der Rollei Compactline 52 betrug ca. 60 Euro. Anfang 2021 sah ich einen Händler, der seine Restexemplare neu für 90 Euro (wirklich kein Schreibfehler!) verkaufen wollte, allerdings fand sich in seiner Verkaufshistorie der letzte Kunde im Jahre 2016, der damals nur 45 Euro bezahlen mußte.

Ich erwarb mein Exemplar 2012 in einer Onlinehandel-Sonderpreisaktion für ca. 15-20 Euro portofrei. 2015 gab ich die Kamera im Zuge einer umfangreichen Tauschaktion an den Betreiber dieser Webseite ab.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei Vollautomatik, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In die Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Rollei Compactline 52 ist komplett aus Kunststoff, möglicherweise sogar die Linsen des Objektivs.

Die Kamera gehört zur Klasse der Billigst-Digitalkameras mit schönem Schein und mit ehemals gutem Namen.

Da Bilder sind unterste Schublade: matschig, verrauscht und unscharf. Helle Stellen „brennen“ schnell aus.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch ziemlich uninteressante Kamera (höchstes als abschreckendes Beispiel für die Trash-Kamera-Ecke), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben