Nachfolgend stelle ich eine kompakte Digital-Kamera aus der „Wer-Hats-Gemacht“ bzw. „als-was-gabs-die-auch-noch“ - Box vor. Die Kamera wurde nicht von Samsung gefertigt, sondern war eine OEM-Produktion des taiwanesischen Herstellers Skanhex, der diese Kamera selbst als SX 330Z vertrieb und an andere „Hersteller“ lieferte, unter anderem an Jenoptik als JD 3300 Z3, an Rollei als D23Com, an Minolta als Dimage 2330 Zoom und vermutlich noch an diverse andere Vertriebsfirmen.
Der Sensor bzw. die Auswerteelektronik ist teildefekt, darum sind die Beispielbilder sehr „psychedelisch“.
Ralf Jannke hat hier sein Exemplar bereits zweimal vorgestellt, nämlich hier und hier.
Spezifikationen:
- Die 2001 vorgestellte Samsung Digimax S330 ist 116 x 73 x 62 mm groß und wiegt 280 g.
- Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) löst maximal 2048 x 1536 Pixel = 3,2 Megapixel auf. Die feste Empfindlichkeit beträgt 100 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG CF-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 8,24-23,28mm/1:3,4-3,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-114mm.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Belichtungszeiten 2s bis 1/500 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 4 Mignonzellen
Besonderheiten
Die Samsung Digimax S330 ist wie erwähnt keine Eigenproduktion, sondern wurde als OEM-Produktion bei Skanhex, Taiwan, hergestellt. Samsung hat zwar selbst Digitalkameras gebaut, aber möglicherweise konnte der anvisierte geringe Verkaufspreis nicht im eigenen Haus realisiert werden, so daß auf eine externe Fertigung zurückgegriffen wurde.
Als Energiequelle der digimax S330 dienen vier fast überall erhältliche Mignonzellen, sowohl Akkus als auch Alkali-Batterien können benutzt werden. Wie bei fast allen etwa 20 Jahre alten Digitalkameras sollte das Batteirfach mit einer Blitzschiene gestützt werden, da ansonsten die inzwischen versprödeten Haltenasen des Batteriefachs ansonsten unweigerlich abbrechen werden.
Die Schließnase des Kartenfachs ist bereits abgebrochen, darum ist sie auf den Bildern mit einem Stück Gewebeklebeband verschlossen.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich nicht TTL mittels Vorblitz, sondern durch eine Meßzelle oberhalb des Objektivs.
Der Monitor löst nach heutigem Empfinden nur grob auf, zum Herstellzeitpunkt wurde er als besser angesehen, da die Mitbewerber auch meist nicht mehr Pixel aufweisen könnten. Die Größe ist durchaus als groß für das Jahr 2001 zu bezeichnen. Das eigentliche Displaypanel liegt völlig frei, es sollte also wie üblich durch eine Schutzfolie vor Kratzern geschützt werden.
Das Display ist stromsparend abschaltbar, dann kann der optische Sucher benutzt werden, der wie bei den meisten anderen Kompaktkameras wesentlich weniger zeigt, als auf den Aufnahmen zu sehen ist. Er hat zwei Status-LEDs, eine grüne für die AF-Bestätigung und eine rote für den Blitzbetrieb. Außerdem zeigen beide den Zugriff auf die Speicherkarte an. Parallaxmarken oder eine Anzeige des AF-Feldes fehlen dem Sucher, auch hat er keine Dioptrienkorrektur.
Die Kamera schreibt in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes nur die damals genormten Werte, MakerNotes gibt es keine, vermutlich stand das nicht im Pflichtenheft.
Die Kamera kommt mit wenigen Bedienelementen aus, auf der Oberseite befindet sich das Moduswahlrad und der Auslöser, auf der Rückseite gibt es den Hauptschalter (als Schieber ausgeführt), das Steuerkreuz und drei Tasten für LCD, Menu und „OK“. gezoomt wird mit der Links- und Rechts-Taste des Steuerkreuzes, alles andere wird in diversen Menüs verstellt.
Die Vorbesitzer haben (wie bei etlichen Kameras in meiner Sammlung) den Werbeaufkleber nicht entfernt, Samsung wies auf einen 6-fach-Zoom hin, wobei dieser Wert durch die Multiplikation des 3fachen optischen Zooms und des zweifachen Digitalzooms entsteht. Außerdem wird die Naheinstellgrenze von 8cm herausgehoben.
Unter einer unverlierbaren gummiartigen Kunststoffklappe sitzen die Schnittstellen, für die Stromversorgung kann ein Universalnetzteil verwendet werden, Video ist eine übliche Klinkenbuchse. USB hingegen ist ungewöhnlich, es ist eine Buchse verbaut, die normalerweise im Computer verwendet wird, ein Verbindungskabel muß also an beiden Enden den Stecker haben, der in den Computer hineinkommt. Diese Kabel sind inzwischen extrem selten zu bekommen, da sie keinerlei Norm entsprechen. Warum sich Skanhex für diese unübliche Form entschieden hat, ist heute nicht mehr ermittelbar.
Die UVP der Samsung S330 ist mir nicht bekannt, die baugleiche Variante von Jenoptik sollte damals etwa 1200 DM kosten. Der aktuelle Zeitwert ist auf etwa 1 Euro gefallen. Ich erhielt das gezeigte Exemplar über den Editor dieser Zeilen als Spende eines Lesers dieser Webseite.
Beispielaufnahmen
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Die Kamera ist inzwischen teildefekt, die Belichtungsmessung tendiert zu deutlich überbelichteten Aufnahmen, die Farben stimmen nicht mehr und in den Bildern sind sowohl dünne vertikale Streifen als auch cyanfarbige Falschfarben an Motivkanten vorhanden. Im Bestand von Ralf Jannke findet sich ein zweites Exemplar, das ebenfalls „psychedelische“ Aufnahmen erzeugt, so daß von einer serientypischen Alterung anzugehen ist.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Samsung S330 ist komplett aus Kunststoff. Alle metallisch aussehenden Teile sind lediglich lackierter Kunststoff.
Die Kamera gehört zur Klasse der einfachen Einsteiger-Kompaktkameras. Da der Sensor etwas größer ist als bei vielen anderen Kompaktkameras, könnte die Bildqualität ordentlich gewesen sein, aufgrund des teildefekten Sensors muß ich von einem Urteil aber absehen.
Die Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht weggerechnet, bei 38mm ist die Verzeichnung sichtbar, aber durchaus als moderat zu bezeichnen.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch fast vollkommen uninteressante Kamera (weil OEM-Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund des bei vermutlich allen Exemplaren defekten Sensors völlig ungeeignet.
Christan Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 12.04.2024 |
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