Sigma SD10, die DSLR mit dem besonderen Foveon Dreischicht-Sensor Neufassung/Update 2023

Spezifikation

Bisher drei Praxisberichte gab es im Digicammuseum.de zu den beiden Sigma DSLRs SD9 und SD10 

An den durchaus provozierenden Überschriften ist schon zu erkennen, dass da immer ein "komisches" Gefühl aufkommt, wenn es um den Foveon-Sensor geht: "Wunderkameras", "Pixel-Mogelklasse", Pixel-Hokuspokus" …

So ging's los: Sigma SD9

Alles Foveon oder was?

Kodak DCS ProSLR/c Sigma SD9 SD10

Der Foveon-Sensor, das Prinzip

Nicht ohne Grund wird der Foveon-Sensor Dreischicht-Sensor genannt, der mit einem konventionellen Farbnegativfilm verglichen werden kann.

Vergleich konventioneller Bayer-Sensor gegen den Foveon-Sensor

Theorie und Realität

„Wunderkameras“, „Pixel-Mogelklasse“, „Pixel-Hokuspokus“

Wikipedia schreibt unter anderem zum Foveon X3 Sensor:

„Sigma gibt für den Foveon-X3-„Direktbildsensor“ Pixelzahlen an, die sich trotz der Tiefenstaffelung der drei Farben in einem Pixel in Analogie zu Pixelzahlen für Bayer-Sensoren aus der dreifachen Anzahl der Pixel ergeben. Beim letzten 4800 x 3200 x 3 Foveon-Sensor wurde auf 46 MP aufgerundet.“ Nach der gleichen Rechnung wird aus der SD10 keine 2.268 x 1.512 Bildpunkte = 3,5 Megapixel DSLR sondern eine 2.268 x 1.512 x 3 Bildpunkte = 10,3 Megapixel Kamera … Was nach Durchlauf durch die eigene Sigma-Software auch nicht stimmt, wie wir unten sehen werden …

Und weiter Wikipedia: „Die Auflösung von Kameras mit Bayer-Sensor und gleicher Pixelanzahl wird in Bezug auf die Helligkeitssignale von der Sigma faktisch nicht erreicht. Der Auflösungsvorteil gegenüber Bayer-Sensoren liegt (...) nicht bei einem Faktor von 3, sondern eher zwischen 1,5 und 2. (…) In der Praxis stellt sich heraus, dass statt der angeblich besonders Farbtreue (des Foveon-Sensors) die Farbreinheit stellenweise überbetont, an anderer Stelle hingegen reduziert ist. Graublau und Lila werden zu leuchtendem Enzianblau, Blattgrün-Töne sind schlecht differenziert und tendieren zuweilen in Richtung eines gelblichen Olivs. (…) Auch können heutige Foveon-Sensoren kein Kapital aus dem Fehlen der Lichtabsorption in einer Farbmaske schlagen, sie sind in der Empfindlichkeit weit abgeschlagen.“ Die Sigma SD9 bietet maximal ISO 400.

Was den Auflösungsvorteil angeht, kommt auch Henner Helmers (sehr empfehlens- und lesenswerte Seite, unbedingt besuchen!) in „Alles über Kamera-Sensoren“ zum vergleichbaren Urteil: „Die (Sigma) SD1 hat einen X3-Sensor mit 15MP. Da es 4800x3200 "echte Pixel" sind, liefert er die Auflösung einer "guten" 24MP-Kamera mit normalen Bayer-Sensor.“ Macht einen Auslösungsvorteil von 1,5! Nicht mal 2.

Sigma traut sich wohl selber nicht, bzw. übertreibt sogar!

Bitte beachten sie die Zahlen in den roten Kreisen!

Der Faktor 3, die 10,4 Megapixel passen nun gar nicht mit den darunter liegenden Faktoren "Originalgröße", "Halbe Größe" und "Doppelte Größe" zusammen: Faktor 1,0 0,5 und 2,0. 

Aber wie denn nun? Faktor 3 oder 2?

Die Bildgrößen zeigen es - NICHT: 2.268 x 1.512 = 3,4 Megapixel, sondern statt 10,4 MP sogar 4.536 x 3.024 = 13,7 Megapixel = Faktor 4 – VIER!

Genug gemeckert …

Objektive

Durch das spezielle Sigma SA-Bajonett muss ich mich auf zwei Objektive beschränken. 1976 präsentierte Sigma seine Mark 1 mit M42 Schraubanschluss. 1983 kam die SA-1 mit Pentax K-Bajonett und 1992 führte Sigma mit der SA-300 das SA-Bajonett ein. Als (vermutlich) Kitzoom gab es das SIGMA ZOOM 28-80mm 1:3.5-5.6 HF MACRO, das ich als SIGMA ZOOM 28-80mm 1:3.5-5.6 II MACRO auch mit Nikon F-Anschluss habe. Dazu gesellt sich dann noch das für die digitalen Halbformat-Sigmas vorgesehene SIGMA ZOOM 18-50mm 1:3.5-5.6 DC. Trotz der Brennweitenüberschneidung werde ich beide Zooms mitnehmen, um auch etwas Weitwinkel zu haben. Der Foveon-Sensor ist mit 13,8 x 20,7 mm etwas kleiner als die üblichen 15 x 23 mm APS-C Sensoren und hat daurch einen minimal höheren Cropfaktor von 1,7.

Energieversorgung

Laut Spezifikation kann die Sigma SD10 mit zwei CR-V3 Lithium-Batterien oder alternativ mit vier AA Akkus betrieben werden. Ich meine mich zu erinnern, dass die Energieversorgung von der Tagesform der SD10 abhing ;-) So oder so, ich habe eneloops und CR-V3 Lithium-Akkus im Gepäck!

Beispielfotos 4.536 x 3.024 Bildpunkte, 13,7 Megapixel

Beispielfotos 3.600 x 2.400 Bildpunkte, 8,6 Megapixel

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Ich habe mich mit der zur Konvertierung der speziellen Foveon-Sensor-Dateien benötigten, hauseigenen Sigma-Software SIGMA_PhotoPro6 nicht lange aufgehalten, was die Optimierung einzelner Fotos angeht. Ich habe dazu auch gar nicht dei Erfahrung, sondern alle Fotos in einem Rutsch per Batch-/Stapelverarbeitung in 16 bit TIFF Dateien umgewandelt. Und die in Adobe Lightroom geöffnet, kontrolliert, ggf. etwas nachbearbeitet und in JPEGs konvertiert.

Es hat auch alles geklappt, aber die besondere Magie, die (bessere?) Farbwiedergabe des speziellen Foveon Dreischichtsensors will sich mir einfach nicht erschließen.

Etwas weiter würde sicher ein 1:1 Test führen. Fotos vom Stativ mit der 13,7 MP SD10, einer 12 MP DSLR (z.B. Nikon D300) und 16 MP (z.B. Nikon D4 oder Olympus OM-D E-M1 oder E-M5). Um dann die unkomprimierten TIFF Fotodateien akribisch 1:1 zu vergleichen. Etwas wofür mir die Zeit und noch mehr die Lust fehlt …

Ralf Jannke, April 2023

 

Kommentare (1)

  • Helmut Moersig
    Helmut Moersig
    am 05.01.2024
    Hallo Herr Jannke,
    die Rechnerei mit Auflösungen - geschenkt.
    Bessere Farbwiedergabe - darum ging es nur in der Werbung.

    Neben vielen Nachteilen, wie Lichtempfindlichkeit und Geschwidigkeit, hat so ein Foveon auch Vorteile.
    Der (damals?) übliche Low-Pass Filter entfällt weil die Moiré Empfindlichkeit viel geringer ist als bei Bayer-Sensoren.
    Statt dessen ist in der SD-10/14 ist nur ein IR/Staubschutz-Filter verbaut den man problemlos entfernen kann.
    Ohne diesen Filter sind auch Fotos im nahen IR möglich.

    Die Pixel sind relativ gross. Das reduziert die Beugungsunschärfe beim Abblenden.

    Gehört das nicht auch zum Gesammtbild dieser Kamera?

    Egal, ich mag Ihre Fotos. Darauf kommt es letztlich an!

    Gruss Helmut Moersig

    +++ die Rechnerei mit Auflösungen - geschenkt.
    Bin ich dabei. Ich wollte nur versuchen zu verstehen, was denn mit den Bildpunkten ist. Und wenn man drucken/belichten lassen will, braucht man halt Bildpunktzahlen …
    +++ Bessere Farbwiedergabe - darum ging es nur in der Werbung.
    Seh' ich genauso. Ich konnte kaum einen Unterschied zu konventionellen Sensoren feststellen
    +++ Stattdessen ist in der SD-10/14 ist nur ein IR/Staubschutz-Filter verbaut den man problemlos entfernen kann. Ohne diesen Filter sind auch Fotos im nahen IR möglich.
    Das wusste ich nicht, schaue ich mir an!
    +++ Die Pixel sind relativ gross. Das reduziert die Beugungsunschärfe beim Abblenden.
    Ich gehe selbst bei den Vollformatern Nikon Z6/7 auf Blende 11. Manchmal sogar f/16. Ohne dann wirklich Unschärfe durch Beugung zu entdecken.

    Viele Grüße

    Ralf Jannke

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