Sony alpha 200 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine digitale Spiegelreflexkamera von Sony vor. Die Hersteller-Eigenschreibweise der Typenbezeichnung ist Alpha 200 bzw. a200, geschrieben mit einem kleinen griechischen Buchstaben. (Der hier nicht darstellbar ist!)

Spezifikationen Sony alpha 200

  • Die 2008 vorgestellte Sony alpha 200 ist 131 x 99 x 71 mm groß und wiegt 530 g.
  • Der APS-C große CCD-Sensor (23,6x15,8 mm) löst maximal 3880 x 2600 Pixel  = 10 Megapixel auf (10,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 6µm. Automatisch oder manuell sind 100 bis 3200 ASA einstellbar. Videos bzw. Live-View sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder ARW (RAW) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 64 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Minolta-AF-Bajonett (alpha-Bajonett)
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher angezeigt, zusätzlich ist ein 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.400 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Phasenkontrastsensor im Spiegelkasten, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen. 9 Linien- bzw. Kreuzsensoren, alle AF-Felder im Sucher dauerhaft markiert, aktives Feld kurz rot aufleuchtend
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Motivprogramme oder manuelle Nachführmessung, 40 Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder an aktiven AF-Punkt gekoppelte Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Belichtungskorrektur +/-2 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 12, masterfähig. Zusätzlich Minolta-Blitzschuh mit ADI-TTL-Zusatzkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung durch beweglich gelagerten Sensor
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku NP-FM500H. Er wird auch in etlichen anderen Sony-dSLRs benutzt, die Akkus der alpha 100 passen jedoch nicht, da diese eine etwas andere Bauform benutzen und keinen Chip haben, um die Restkapazität prozentgenau anzeigen zu können.

Die alpha 200 ist ein Nachfolger der alpha 100, Gehäuseform, Benutzerinterface inkl. Tastenanordnung und die Firmware sowie die Menüs tragen nun deutlich die Handschrift von Sony, das Minolta-Funktionsrad ist einer menülastigen Bedienweise gewichen. Immerhin gibt es für die wichtigen Funktionen „ASA-Verstellung“, Selbstauslöser/Drive“, AE-Lock“, und Belichtungskorrektur; Blitzmodus, Maßmethode, AF-Modus, AF-Feld, Weißabgleich und Dynamikbereich-Optionen werden über ein Quickmenu aufgerufen, die Umschaltung auf manuellen Fokus erfolgt über einen Schieber, alle anderen Funktionen können nur über das Kameramenü verstellt werden.

Im Gegensatz zum Vorgänger kann die alpha 200 mit einem optionalen Akku-/Batteriegriff mit Hochformat-Auslöser erweitert werden, mit diesem liegt sie wesentlich besser in der Hand.

Der Stabilisator kann bei jedem Ein- bzw. Ausschalten zum Abschütteln von evtl. am Sensor haftenden Staub genutzt werden. Das klappt natürlich nur, wenn der „Dreck“ nicht am Sensor „klebt“. Nach meiner Erfahrung ist der Sensor bzw. der davor sitzende Filter ziemlich „zickig“ bei einer manuellen Naßreinigung, ich habe ihn mehrfach putzen müssen, bis ich den letzten Dreck entfernt hatte.

Das Bajonett ist das Minolta-AF-Bajonett, das 1985 zusammen mit der ersten Serien-Autofokus-SLR des Weltmarktes eingeführt wurde (Minolta 7000). Die Kamera hat den AF-Motor im Gehäuse eingebaut, die Kopplung erfolgt über die auch von Nikon und Pentax her bekannte „Schraubenzieherklinge“, die in einen drehbaren Schlitz im Objektiv eingreift. Objektive mit eingebauten AF-Motor werden ebenfalls unterstützt, genauso wie „Powerzoom“-Objektive mit elektrischer Brennweitenverstellung.

Minolta hatte das Bajonett als „A“-Bajonett bzw. alpha-Bajonett bezeichnet, darum übernahm Sony diesen griechischen Buchstaben als Kennzeichnung ihrer dSLRs.

Der Sucher ist keine schwere Pentaprisma-Konstruktion, sondern eine leichtere und preiswertere, aber leider etwas dunklere Kunststoff-Pentaspiegel-Version. Dieses wird aber größtenteils durch die superhelle Mattscheibe ausgeglichen. Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm. Der Sucher hat eine Bildfeldabdeckung von ca. 95%, das Okular besitzt eine Dioptrienkorrektur.

Neben dem Okular befindet sich ein Augensensor, er kann auf Wunsch das rückseitige Display abschalten oder den Autofokus einschalten.

Auch bei abgeschalteter Sofort-Anzeige des Bildes auf dem rückseitigen Monitor direkt nach der Aufnahme wird dieser ganz kurz aktiviert, ohne jedoch etwas anzuzeigen, jedoch erheblich kürzer als bei der alpha 100.

Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten Typ I und II. Die Sony-typischen MemorySticks können nicht direkt verwendet werden, dazu lag jeder Kamera ein Adapter von CF auf MS bei.

Das Raw-Format ARW (vermutlich als Abkürzung für „AlphaRawFormat“) wird immer komprimiert gespeichert. Auf Wunsch werden parallel zu den ARWs auch zusätzlich JPEGs gesichert.

Die Sensor-Grundempfindlichkeit beträgt 100 ASA. Der Sensor hat zwar nur 10 Megapixel wie der im Vorgängermodell alpha 100, er dürfte aber technisch nicht identisch sein, die maximale Empfindlichkeit wurde von 1600 auf 3200 ASA gesteigert.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt durch Druck auf eine Taste elektrisch heraus bzw. bei Vollautomatik auch selbstständig, muß jedoch manuell wieder eingeklappt werden. Er kann auch als „Master“ für das drahtlose Steuern von entsprechend ausgestatteten Zweitblitzgeräten dienen.

Der Blitzschuh ist der 1988 mit der Dynax 7000i eingeführte iISO-Schuh, quasi ein „umgedrehter“ Normschuh. Er sollte damals als stabilere und automatisch rastende Verbindung zwischen Kamera und Blitz dienen, er verhinderte für einige Jahre die Benutzung von Fremdblitzen an Minolta-Gehäusen. In der alpha 200 ist er um die digitale Vorblitztechnik „ADI“ = Advanced Distance Integration“ erweitert, die die vom Objektiv übermittelte Entfernungsangabe in die Blitzbelichtung mit einbezieht.

Blitzgeräte, die von KonicaMinolta für ihre digitalen Kameras entwickelt wurden, können verwendet werden und wurden von Sony noch eine Weile unter anderer Bezeichnung weitergebaut. Blitzgeräte für aktuelle Sony-Systemkameras können benutzt werden, benötigen allerdings einen nur noch gebraucht erhältlichen Adapter.

Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist vorhanden, er ist kompatibel zu den Auslösern von Minolta. Es gibt auch einen Empfänger für eine (nicht mitgelieferte) Infrarot-Fernbedienung.

Das Display kann weder gedreht noch geschwenkt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Man sollte aber eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat.

Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, es sind allerdings Spezialkabel für den Fernauslöser, das Netzteil, den Videoausgang und den USB-Anschluß erforderlich.

Die ARWs-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 3880 x 2608 Pixeln aus.

Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs (unterteilt in einen Sony- und einen Minolta-Teil), ich zähle hier nicht alle auf:

den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, fast alle Bildparameter, das AF-Feld, den vollständigen Objektiv-Namen, uvm. Die Zahl der Auslösungen steht nicht in den EXIFs, sie kann nur vom Sony-Service aus der Kamera gelesen werden.

Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.

Trotz des recht geringen Verkaufspreises ist die Kamera „Made in Japan“.

Der UVP der Sony alpha 200 betrug etwa 600 Euro (also etwa 300 Euro weniger als der Vorgänger). Ich erwarb mein Exemplar im Sommer 2019 für ca. 60 Euro. Das Set-Objektiv DT 18-55 SAM II war bereits in einer Sammlung, als Teleobjektiv benutzte ich ein schon länger vorhandenes Sigma Vollformat-Zoom 70-210 aus der analogen Ära. Der gezeigte Aufsteck-Blitz kostete mich etwa 70 Euro, so teuer war er nur deswegen, weil der recht seltene Adapter von Minolta-Blitzfuß auf Sony-Multi-Interface-Fuß dabei war, damit der Blitz auch an spiegellosen Sony-Systemkameras nutzbar ist.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Da die Bildqualität stark von den verwendeten Objektiven abhängt, habe ich auf Bildparameter-Angaben verzichtet.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Sony alpha 200 ist größtenteils aus Kunststoff und teilweise mit gummiartiger Belederung überzogen. Aus Metall sind nur wichtige Teile wie das Objektivbajonett oder das Stativgewinde.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Einsteiger-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor.

Der Sensor schlägt sich bei 100 bis etwa 400 ASA recht gut, helle Bildpartien neigen nur wenig zum „Ausbrennen“; auch Farben und Schärfe sind gut. Oberhalb von 1000 ASA ist die alpha 200 meiner Meinung nach nur möglichst selten zu benutzen, die 3200 ASA sind ein reiner Notbehelf. Der Bildstabilisator ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient (2 Blendenstufen schafft er problemlos), und da er im Body eingebaut ist, können alle alten AF-Objektive damit genutzt werden.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet. 10 Megapixel reichen für etliche Anwendungen aus, man sollte aber nur bei 100-400 ASA fotografieren.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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