Contax Distagon 2,8/28 und Planar 1,4/50 an Sony alpha 5000

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 30-40 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 20-Megapixel-Systemkamera mit APS-C-Sensor Sony alpha 5000. Beide Objektive habe ich bereits an der Vollformatkamera Nikon Z5 getestet und für ausgezeichnet befunden:

Die zwei Objektive haben das Contax/Yashica-Bajonett, das Carl Zeiss bzw. Yashica 1974 zusammen mit der RTS eingeführt haben, nachdem Zeiss 1971 die eigene Kameraproduktion eingestellt und Zeiss Ikon Voigtländer an Rollei verkauft hatte.

Die Contax-Objektive wurden bei Zeiss gerechnet, die Linsen anfangs in Deutschland gefertigt und in Japan in dort hergestellte Fassungen montiert, später erfolgte auch die Linsenfertigung in Japan. Ab 1977 baute Yashica mit dem Contax-Bajonett technisch mit der RTS fast identische Kameras (FR, FR I und FR II) und Objektive, deren optischer und mechanischer Aufbau allerdings aus Kostengründen einfacher war.

Y/C-Objektive haben übrigens auf der Bajonettseite einen kleinen angeschraubten Haken oder einen abgeflachten Stift, dieser teilt der Kamera die Offenblende des Objektivs mit, da der eigentliche Blendensimulator nur eine relativen Blendenwert bezogen auf die Offenblende mitteilt.

Carl Zeiss Contax Distagon 2,8 28mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich im Tomioka-Werk, das Yashica 1968 gekauft hatte. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Distagon“ nennt Zeiss seit 1953 Weitwinkelobjektive, seitdem wurde die Distagone ständig verbessert. Das Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet. Es galt in zeitgenössischen Tests zusammen mit dem Elmarit-R 2,8/28mm für die Leica R als das beste 28mm-Objektiv überhaupt.

Um 1985 herum wurde es durch die gezeigte „MM“ = „Multimode“-Version ersetzt, diese ermöglicht an entsprechenden Contax-Kameras auch Blenden- und Programmautomatik, an der optischen Rechnung wurde nichts geändert, nur am Blendenmechanismus. Erkennbar sind die „MM“-Objektive an der grün gravierten Blendenzahl 22 auf dem Blendenring und der Nocke am Bajonett, anhand dessen die Kamera erkennt, daß das Objektiv ein MM-Typ ist.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 120° recht lang, die Naheinstellgrenze von 0,25 Metern ist sehr gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge ab Bajonett von 50mm und wiegt 280 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein ein Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 45,5mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Contax-Kameras kollidieren würde.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Sensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 5,6 steigert die Schärfe und den Kontrast. Abblenden auf 16 bzw. 22 führt nur zu Gesamtbildunschärfe durch Beugungseffekte. Chromatische Aberrationen sind auch bei Blende 5,6 noch erkennbar, die Vignettierung bei Offenblende ist nur wenig sichtbar, ab Blende 5,6 nicht mehr nennenswert. Die Verzeichnung ist recht gering.

Die MM-Version kostet heutzutage meist zwischen 200 und 400 Euro, die ältere AEJ-Version (Auto Exposure Japan) ist etwa 100 Euro günstiger.

Carl Zeiss Contax Planar 1,4 50mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich ebenfalls im Tomioka-Werk. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Planar“ nennt Zeiss seit 1896 6-linsige Normalobjektive mit guter (=planarer) Bildfeldebnung (meist als Doppelgauß-Typ konstruiert), seitdem wurde die Planare ständig verbessert. Das gezeigte Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet und hat 7 Elemente. Es dient aktuell der deutschen Wikipedia als Beispiel für ein modernes Planar-Objektiv.

Hinweis: Der Zustand des gezeigten Exemplars ist nicht original, der Vorbesitzer hat die Riffelgummierung des Fokusrings durch Moosgummi ohne Struktur ersetzt, die Feet-Angaben der Entfernungsskala übermalt und deb Frontring mit der Gravur herausgeschraubt (dafür hat er zwei Löcher eingebracht). Da der originale Frontdeckel in das Filtergewinde eingedreht wird, hat er sich einen Griff zum leichteren Anfassen angebracht. „Dank“ all dieser Modifikationen konnte ich das Objektiv sehr preiswert erwerben.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 220° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 0,45 Metern ist gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut, außerdem schließt die Blende von 1,4-4 nicht rund, sondern sägezahnartig, somit entsteht unruhiges Bokeh. Dieses Problem wurde erst mit der späteren Bauform behoben, diese Version trägt die Zusatzbezeichnung „MM“ = „Multimode“ mit Funktion für Programm- und Blendenautomatik an den späteren Contax-Kameras.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonett von 41mm und wiegt 270 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 8mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein Einschraubtyp aus Metall, spätere Objektive haben einen Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und sehr schwer, was auch an der recht hohen Lichtstärke liegt, die große Linsen erfordert.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Sensor der alpha 5000 und Offenblende von den Bildrändern bis zur Bildmitte relativ unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-5,6 steigert die Schärfe und den Kontrast enorm. Dieses Verhalten ist für hochlichtstarke Normalobjektive der 1980er Jahre zu erwarten, die gemäßigteren Normalobjektive mit 1:1,7 bzw. 1:1,8 zeichnen bei Offenblende meist schärfer als die 1,4er-Klasse.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr preiswert zu bekommen, die gezeigte Version (auch als AEJ = Auto Exposure Lens Made in Japan bezeichnet) kostet meist deutlich über 150 Euro, die erwähnte MM-Version mit der verbesserten Blendenmechanik wird auch für über 500 Euro verkauft.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik und Blende 1,4 bis 8, gespeichert als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das 28er Distagon werde ich an allen meinen spiegellosen Systemkameras gerne weiterhin einsetzen. An der Z5 war es mein Standard-28er, bis ich es durch das Nikon Z 2,8/28 AF ersetzte. Das 50er Planar setze ich nur ein, wenn ich die hohe Lichtstärke von 1:1,4 benötige. Ansonsten nutze ich lieber leichtere 50mm - Objektive mit nur 1:1,7 bzw. 1:1,8 Offenblende, da sie sich in der Abbildungsleistung bei meinen üblicherweise benutzten Blenden von 5,6 und 8 vom Planar nicht unterscheiden, aber handlicher sind.

Christian Zahn

 

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