Sony DSC-W55 Kurzbericht
Hier stelle ich eine weitere Sony-Kompakt-Digitalkamera vor, die ich geschenkt bekam. Ralf Jannke tituliert ihre Klasse als „Zigarettenetui“, weil sie an eine simpel designte Umverpackung für Zigaretten erinnert, auch ihre Größe kommt in etwa hin.
Spezifikationen:
- Die 2007 vorgestellte Sony DSC-W55 ist 90 x 57 x 23 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 147 g.
- Der 1/2,5“ (5,8x4,3mm) CCD-Sensor mit Pixelpitch 1,9µm löst maximal 3072 x 1728 Pixel = 7 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1000 ASA einstellbar. Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf MemoryStick Duo Pro (max. 32 GB) gespeichert.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2,5“ TFT LCD Monitor mit 115.200 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der aber nicht das gesamte aufgenommene Bild zeigt.
- Das Objektiv ist ein 6,3-18,9 mm/1:2,8-5,2 (38-114 mm @KB) 3-fach Carl Zeiss Vario Tessar Zoom
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik sowie diverse Motivprogrammen. 49-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
- Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithium-Akku
Besonderheiten
DSC bedeutet Digital Still Camera. CyberShot hießen die meisten Sony Kompakt- bzw. Bridge-Digitalkameras. Die W55 wurde zeitgleich mit der weitgehend baugleichen W35 vorgestellt, diese hat ein etwas kleineres Display mit nur 2“.
Das Objektiv trägt die Bezeichnung „Carl Zeiss Vario Tessar“, hat allerdings mit dem klassischen vierlinsigem Normalobjektiv nur den Namen gemeinsam. In wie weit Zeiss Oberkochen an der Entwicklung und Fertigung beteiligt war oder „nur“ die Erlaubnis gab, den guten Namen auf das Objektiv drucken zu dürfen, ist mir nicht bekannt.
Die Stromversorgung erfolgt mit dem bei Sony in vielen anderen Kameras eingesetzten Lithium-Akku NP-BG1. Im Akkufach wird auch der MemoryStick Duo Pro eingesetzt. Diese nur von Sony verwendeten Flash-Speicherkarten erschienen vor der MMC/SD-Karte, jedoch waren sie teurer, langsamer und mit geringerer Kapazität als die weiter verbreiteten SD-Karten; so daß um 2010 herum Sony die MemorySticks zunächst durch Dual-Card-Slots unterstützte (im Kartenfach der 2010 erschienenen CyberShot DSC-S2000 können SD/SDHC-Karten und MemorySticks eingesetzt werden) und später ganz fallenließ.
Zusätzlich zur Speichermöglichkeit auf MemorySticks können einige wenige Bilder in den kamerainternen Flashspeicher aufgenommen werden, im System-Menu der Kamera können die internen Bilder nach Einlegen einer Karte auf diese kopiert werden.
Das Display ist abschaltbar, zur Aufnahme kann auf einen stromsparenden optischen Realbildsucher zurückgegriffen werden. Allerdings ist dann kompaktkameratypisch auf den Aufnahmen „mehr Bild drauf“ als im Sucher angezeigt wird. Und der Sucher ist winzigst, er zeigt das Motiv nicht einmal halb so groß wie in Wirklichkeit. Man merkt es deutlich, der Sucher ist ein „Notbehelf“ und die wenigsten Fotografen werden ihn wirklich benutzt haben. Bei späteren Kompaktdigitalkamera-Modellen wurde er darum auch weggelassen.
Kompaktkamera-typisch hat die W55 nicht viele Bedienelemente, oben gibt es den Hauptschalter und den Auslöser mit Zoomhebel. Die Rückseite wird vom Display dominiert, vier winzige Tasten für Bildwiedergabe, Display, Menu und löschen sind etwas wahllos verstreut, das Steuerkreuz mit mittlerer OK-Taste hat wie üblich Zweitfunktionen (Blitz, Makro, Belichtungskorrektur und Selbstauslöser).
Die Kamera schreibt nur wenige Details in die MakerNotes der EXIFs jedes aufgenommen Bildes, darunter: den Kreativmodus, den Belichtungsmodus, den AF-Modus und die Bildqualität.
Alle Kabel laufen über den Anschluß für die Dockingstation und erfordern darum Spezialkabel.
Die UVP der DSC-W55 betrug 220 Euro. Der aktuelle Zeitwert ist mit etwa 5 bis 50 Euro je nach Zustand und Lieferumfang anzusetzen. Ich bekam mein Exemplar im Herbst 2024 geschenkt; weil ich zeitgleich zwei W55 erhielt, reichte ich anschließend eine der beiden Kameras an Ralf Jannke weiter.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert. Zwei der Aufnahmen stammen nicht von mir, sondern sind „Fundstücke“ aus dem internen Flashspeicher.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der W55 ist ein einfaches Einsteigermodell, macht jedoch einen recht wertigen Eindruck: es besteht außen größtenteils aus Metall. Allerdings dürfte es sich aufgrund des Gewichts nur um hauchdünnes Aluminiumblech handeln. Teile der Kamera sind nur aus verchromter Kunstoff, am rosafarbenem Exemplar kann deutlich erkennen, wie unter dem „abgewetztem“ Chrom das eigentliche graue Kunststoffmaterial hervorkommt.
Die Kamera war auch in anderen Farben als im hier gezeigtem Rosa erhältlich, darunter Schwarz, Blau und Silber.
Der Sucher löst mit 112.200 Subpixeln nur recht schlecht auf (damals bereits knapp noch im Klassendurchschnitt), das Motiv ist erkennbar, eine Schärfebeurteilung ist jedoch nicht möglich, ohne in das Bild hereinzuzoomen.
Die Bildqualität ist aufgrund des geringen Sensorgröße und des geringen Pixelpitchs nicht als wirklich gut zu bezeichnen, bereits bei 100 ASA ist leichtes Farbrauschen erkennbar und mir fehlt es in den Bildern bei 100%-Betrachtung an Schärfe. Das liegt vermutlich auch an der Beugung, da die Kamera die Blende bei hellem Umgebungslicht weit schließen muß, da der Verschluss nur 1/2000s als kürzeste Zeit hat.
Die Verzeichnung des Objektivs wird von der Kamera vermutlich durch den Bildprozessor korrigiert.
Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung, sind aber noch erträglich.
Außerdem macht sich im Telebereich bei dunkleren Motiven sofort das Fehlen eines Bildstabilisators störend bemerkbar, die Kamera ist außerdem sehr leicht, so daß sie schnell verwackelt.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eigentlich nicht mehr geeignet, weil Smartphones meist bessere Fotos abliefern.
Christian Zahn, Dezember 2024
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 9.12.2024 |
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