SonyEricsson CyberShot K810i Kurzbericht

Hier stelle ich ein Featurephone vor, das eine 3 Megapixel-Kamera eingebaut hat. Zum Vorstellungszeitpunkt galt es als das zweitbeste Kamerahandy und hat keine weiße helle LED als Blitzersatz, sondern eine richtige Blitzröhre.

Spezifikationen

  • Das Anfang 2007 vorgestellte SonyEricsson CyberShot K810i ist 106 x 47 x 18 mm groß und wiegt 115 g.
  • Der CMOS-Sensor unbekannter Größe löst maximal 2048 x 1536 Pixel  = 3,1 Megapixel auf. Automatisch werden 80 bis 800 ASA eingestellt. Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG im internen Flash-Speicher oder auf einer m2-Karte (max. 2 GB) abgelegt.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite 1:2,8/5,2mm, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 35 mm
  • Das Motiv wird über einen 2,2“ Monitor mit 76.800 Subpixeln (320x240 Farbtripel) ausgewählt
  • Autofokus durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/3s bis 1/1000 sek., Matrix-Belichtungsmessung, Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • echter Xenon-Blitz
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch wechselbaren Lithium-Akku

Besonderheiten

Ericsson wurde 1876 in Schweden gegründet und fertigte Geräte für die Fernkommunikation, zu Anfang Telegrafen, dann Telefone und Vermittlungsstellen. 1956 wurde das Ericofon präsentiert, das erste Telefon weltweit, das aus einem einzigen Teil bestand (die Wählscheibe ist unter dem Hörer als Standfuß angebracht). Mit dem Aufkommen von Mobilfunk-Telefonen fertigte Ericsson Handys und Anlagen für die Mobilfunkprovider wie Antennenmasten, Antennen und Übertragungsanlagen. Im Jahr 2000 brannte eine Fabrik des Zulieferers für die Handys ab, danach mußte Ericsson eine Kooperation mit Sony eingehen, das Gemeinschaftsunternehmen firmierte als Sony Ericsson. Den Funkstandard Bluetooth hat Ericsson entwickelt und ist heute noch aktiv an der Weiterentwicklung dieser Technologie beteiligt.

Das vorgestellte Smartphone mit JavaOS Betriebssystem trägt den Namen „CyberShot“, unter diesem Label verkaufte Sony seine Digitalkameras. Es galt bei der Vorstellung als das zweitbeste Fotohandy, den Spitzenplatz nahm damals das Nokia N95 mit 5 Megapixeln Auflösung ein.

Die Bilder können entweder in den winzigen internen Speicher abgelegt werden oder auf eine eingelegte M2-Speicherkarte. Diese ist im Prinzip nichts anderes als ein stark „geschrumpfter“ Sony MemoryStick, der das Auslesen der Bilder in einem externen Kartenleser ermöglicht. Allerdings ist ein M2-auf-MemoryStick-Adapter erforderlich, sofern das Lesegerät keinen M2-Schacht aufweist.

Zur Fotoaufnahme wird eine vorinstallierte „App“ gestartet, sobald mit Hilfe eines Schiebers das Objektiv freigelegt wird. Diese App ist recht träge, da die gesamte Kamerasteuerung inkl. Speicherung der Aufnahmen als JPEGs nicht durch einen dedizierten Bildprozessor erledigt wird, sondern größtenteils vom Telefon-Hauptprozessor. Somit dauert das Fokussieren recht lange, auch das Speichern ist relativ gemächlich und in allzurascher Folge sollte man den Auslöser nicht betätigen. Außerdem hat die Kamera-Anwendung nur wenig Einstellmöglichkeiten. Wird der Schiebe wieder über das Objektiv geschoben, wird die Kamera-App beendet.

Die Bildqualität ist für das Vorstelldatum des Handys relativ beeindruckend. Das erste iPhone hatte z. B. nur eine 2 Megapixel-Kamera an Bord. Als Auslöser dient eine seitliche dedizierte Kamerataste oder der Joystick in der Tastatur. Einige der Zifferntasten bekommen im Kameramodus eine neue Funktion und dienen zum Einstellen von Blitzmodus, Selbstauslöser usw. Die Lautstärketasten verstellen den Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern besser am heimischen Rechner die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Das Display war im Vergleich zu denen in zeitgleichen Kompakt- bzw. Systemkameras nicht besonders scharf und hochauflösend, sondern nur unterdurchschnittlich. Es taugt nur zur Ausschnittswahl, Schärfenbeurteilung ist unmöglich.

Das Objektiv hat keine verstellbare Blende, sondern nimmt immer mit Offenblende auf. Es gibt auch keinen mechanischen Verschluss, diese Funktion wird elektronisch durch den Sensor „miterledigt“.

Es ist ein echter Blitz eingebaut, was damals und auch heute in Handys auf Platzgründen unüblich ist, da eine echte Xenon-Blitzröhre viel Platz benötigt und im Inneren außerdem ein Hochvolt-Kondensator vorhanden sein muß. Die Mitbewerber verwendeten darum nur helle weiße LEDs als Blitzersatz, das K810i ist mit der kleinen Blitzröhre gegenüber diesen „Funzeln“ im Vorteil. Im Videomodus hingegen haben die LEDs den Vorteil, daß sie dauerhaft leuchten können, was die Blitzröhre nicht schafft.

Für „Selfies“ bzw. Videokonferenzen ist auf der Displayseite eine zweite niedrigauflösende Kamera eingebaut. Für Selfies mit der Hauptkamera ist ein winziger leicht gewölbter Spiegel eingebaut, in diesem kann man sich erahnen und das Handy so ausrichten, daß man im Bild ist und nicht seinen Kopf anschneidet.

Es sind mehrere Schnittstellen eingebaut, diese sind allerdings zur typischen SonyEricsson-Kombibuchse zusammengefaßt und erfordern immer ein Adapterkabel. Somit ist das K810i als MP3-Player ohne Zusatzkabel ziemlich nutzlos.

Wer das Handy heutzutage zum „Knipsen“ nutzen möchte, muß eine funktionsfähige SIM-Karte einlegen. Ohne diese bootet das Telefon zwar in einen „Flugmodus“, aber hängt sich trotzdem auf.

Der UVP des SonyEricsson CyberShot K810i betrug etwa 400 Euro (ohne Speicherkarte). Der Zeitwert ist ist 2023 auf 1 bis 10 Euro gefallen. Mehr als Telefonieren und SMS versenden kann man in Deutschland nicht mehr, der eingebaute Internet-Browser unterstützt keine aktuellen Verschlüsselungen und zeigt nur „keine Datenverbindung“ an. Ebenso ergeht es dem integrierten eMail-Programm.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe der mitgelieferten Kamera-App, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Blenden-Angaben sowie 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse des CyberShot K810i ist aus Kunststoff. Es ist mit einer gummiartigen Schicht überzogen worden, um besser in der Hand zu liegen. Wie bei vielen Geräten der 2000er Jahre ist diese Substanz in Auflösung begriffen und „schmiert“ als eklig-klebrige Masse am Gehäuse herum.

Die Bilder sind trotz nur 3 Megapixeln schon bei niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar, bei 800 ASA sind sogar etliche „HotPixel“ erkennbar, also Bildpunkte, die inzwischen mehr oder minder defekt sind und fehlerhafte Werte ausgeben. Je nach Motiv stellt das CyberShot K810i nicht oder nicht perfekt scharf, man sollte tunlichst immer zwei Aufnahmen nacheinander machen, eine davon wird meist etwas schärfer sein als die andere. Außerdem trifft das CyberShot K810i beim Farbabgleich öfters daneben.

Der Sensor-Kontrastumfang ist begrenzt, helle Motivdetails brennen schnell aus und haben keinerlei Zeichnung mehr. Das Objektiv ist entweder gut gerechnet oder die Verzeichnung wird durch den Prozessor weggerechnet, die geringe effektive Verzeichnung stört kaum. Chromatische Aberrationen sind vorhanden, aufgrund der geringen Auflösung von 3 Megapixeln fallen sie jedoch kaum größer als etwa einen Pixel aus.

Die Bildschärfe ist mir zu gering, bei den Ausschnitten habe ich am Computer nachgeholfen, da mir das Bild insgesamt viel zu „weich“ ist.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch eher unwichtiges Kamerahandy (höchstens als erstes Fotohandy von Sonys sammlungswürdig), heutzutage zum Bildermachen ungeeignet. Wie häufig in meinen Rezensionen: aktuelle Smartphones sind dem betagten Fotohandy weit überlegen.

Christian Zahn

 

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