Nikon Nikkor-Q 135mm an Sony NEX-3

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von einem etwa 50 Jahre alten Tele-Objektiv an der Sony NEX-3, einer spiegellosen APS-C-Systemkamera mit 14 Megapixeln.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern. Die „guten“ Nikon-Objektive hießen alle „Nikkor“, einfachere Baumuster wurden als „Serie E“ ab 1979 für einige Jahre gefertigt, als Nikon mit der EM erstmals eine preiswerte Spiegelreflexkamera baute, um gegen die inzwischen zum Marktführer gewordenen Canon AE-1 mithalten zu können.

1959 erschien zur Nikon F das gezeigte Nikkor-Q 3,5/135. Zu Anfang hatte es keine Blendenkupplung und die kleinste Blende 22, später wurde das „Hasenohr“ zur Kopplung an die Meßsucher montiert und 32 als kleinste Blende ermöglicht. Sein optischer Aufbau ähnelt dem Zeiss-Sonnar von 1936, ist aber stark modifiziert. Es ist ein „echtes“ Teleobjektiv, seine Baulänge ist also kürzer als seine Brennweite. Die mittlere Linsengruppe ist aus zwei sehr dicken Elementen zusammengesetzt, in Verbindung mit der Ganzmetallfassung ist das Objektiv darum recht schwer. Das „Q“ steht für die vier eingebauten Linsen.

Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt das Objektiv komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 95mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 66mm und wiegt 450 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt. Es ist ein Non-Ai-Objektiv, d. h. sein Blendenmitnehmer ist für die TTL-Meßsucher der F, der F2 bzw. der Nikkormat gedacht. An fast allen anderen Nikon-SLRs kann es nur benutzt werden, wenn sein Blendenring modifiziert worden ist, ansonsten beschädigt es den Blendenmitnehmer der Kamera.

Am gezeigten Exemplar hat der Vorbesitzer den Ai-Umbau begonnen, dabei aber zwei Schrauben so beschädigt, daß er sie nicht herausdrehen konnte. Er hat auch begonnen, den Blendenring so zu bearbeiten, daß das Objektiv an Ai-Kameras paßt, er war auch da nicht sehr erfolgreich.

Als Hinweis: japanische Kreuzschlitzschrauben haben eine etwas andere Geometrie als die bei uns verbreiteten Phillips-. bzw. Pozidriv-Kreuzschlitzschraubendreher, die Schrauben werden bei deren Benutzung allzuleicht so beschädigt, daß sie nur noch ausgebohrt werden können.

Da ich aus diesem Grund den Blendenring nicht demontieren und mit einer Fräsmaschine für Ai-Blendenkopplung nacharbeiten konnte, habe ich das Objektivbajonett und die Hinterlinse komplett mit Malerkrepp abgedeckt und den neben dem Hasenohr sichtbaren Schlitz vorsichtig eingefeilt. Ich habe mich darauf beschränkt, nur den Platz für den Kameramitnehmer zu schaffen, darum kann das Objektiv lediglich bei Blende 32 aufgesetzt werden (beim Abnehmen dreht es sich selbst dorthin).

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt, sie rotiert beim Fokussieren nicht mit.

Der Fokusring ist breit und mit einer „Berg-und-Tal“-Riffelung versehen, er läuft seidenweich mit genau richtiger Friktion. Mit ca. 180° Einstellweg ist der Fokus feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 1,5 Metern ist für Portraits o. Ä. leider recht lang. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen. Das Objektiv ist blau schimmernd einschichtvergütet.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik, gewählt wurde Blende 5,6, gespeichert wurde als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, chromatische Aberrationen sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert ab ca. Blende 5,6 eine für das Alter überraschend gute Schärfe, es kann dann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 durchaus ausreizen. Chromatische Aberrationen treten auf, lassen sich aber durch den RAW-Konverter gut beseitigen (in den Beispielen bereits korrigiert). Leider fehlt der Kamera ein eingebauter Bildstabilisator, so daß das Objektiv (mit 200 mm äquivalenter Brennweite!) nur bei Schönwetter oder mit Stativ benutzbar ist.

Fazit

Das Nikkor-Q 135mm läßt sich hervorragend scharfstellen, auch seine Abbildungsleistungen sind für mich überzeugend, so daß ich es in Zukunft öfters einsetzen werde, sofern nicht mein leichteres Pentax-M besser abschneidet, dieser Test steht aber noch aus.

Christian Zahn

 

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