Sony NEX-3 Nikon AI-Normalobjektive

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 30-40 Jahre alten Normal-Objektiven an der Sony NEX-3, einer spiegellosen Systemkamera mit 14 Megapixeln und APS-C-Sensor.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern. Das 50mm-Normalobjektiv wurde im Verlauf der Bauzeit von Kameras mit Nikon-Bajonett mehrfach überarbeitet, diesmal zeige ich zwei Exemplare der Bauformen mit manuellem Fokus. Beide habe ich bereits am digitalen Vollformat getestet und für sehr gut befunden, nun also ein Test mit einer Kamera, die „nur“ die Bildmitte der Objektive ausnutzt.

Nikon Ais-Nikkor 1,8/50mm

Das 1977 zusammen mit der damals neuen Ai-Blendenmitnehmer-Kupplung eingeführte Objektiv hat gegenüber seinen Non-Ai-Vorgängern keinen neu gerechneten optischen Aufbau, nur die Mehrschichtvergütung wurde etwas verbessert. Um es mit den älteren Nikon-Kameras benutzen zu können, hat es zusätzlich noch das „Hasenohr“ am Blendenring, in dessen Gabel der Offenblend-Mitnehmer der Kamera eingreifen kann. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ab Bajonettauflage ca. 45mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 210 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt und macht einen sehr hochwertigen Eindruck.

Sein optischer Aufbau ist wie bei vielen japanischen Normalobjektiven ein Doppelgauß-Typ mit 6 Elementen, die einen symmetrischen Linsenschnitt vor und hinter der Blende haben. Diese Objektive wurden ab etwa 1960 von diversen Herstellern gebaut, darunter natürlich auch die „Big Five“, also Canon, Nikon, Minolta, Olympus und Pentax. Sie waren den deutschen Planaren und Summicronen ebenbürtig, aber dank größeren Stückzahlen und anfangs niedrigeren Lohnkosten erheblich preiswerter. Neutrale Testberichte aus den 1960ern in deutschen Fotozeitschriften finden sich kaum, erst in den 1970ern gab es z. B. im Fotomagazin Testcharts, die den Japan-Objektiven ihre Qualität auch bescheinigten.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Dank Geradführung dreht sich das Gewinde beim Fokussieren nicht mit. Da die Frontlinse sehr tief in der Fassung liegt, ist auch ohne Streulichtblende ein gewisser Schutz gegeben. Mir fehlt die originale Streulichtblende, wie üblich benutze ich einen preiswert erworbenen Ersatz „Made in China“.

Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft dank idealer Materialpaarung der Fokusschnecke (Messing und Aluminium) seidenweich und hat die perfekte Friktion. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,45 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet leider nur in ganzen Blendenstufen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gewählt wurde Blende 5,6 bis 8, gespeichert wurde als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab etwa Blende 4 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen treten an der NEX-3 auf (der Sony-Sensor neigt dazu, diesen optischen Fehler stärker hervortreten zu lassen, als er bei anderen Kameras sichtbar wird), können aber durch den RAW-Konverter leicht beseitigt werden. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar.

Das Nachfolge-Pancake-Objektiv Ais-Nikkor 1,8/50 ist optisch geringfügig besser, seine mechanische Qualität ist dem gezeigten Objektiv jedoch unterlegen.

An der NEX-3 kann das hier vorgestellte Nikkor nur bei Arbeitsblende genutzt werden, dank Fokus-Peaking und der frei verschiebbaren Sucherlupe kann es aber auch abgeblendet gut fokussiert werden, allerdings fehlt der Sony-Kamera leider ein im Gehäuse eingebauter Bildstabilisator.

​​​​​​​Nikkor 1,8/50 Ais

Das gezeigte Objektiv hat gegenüber seinen Nikkor-Vorgängern einen neu gerechneten optischen Aufbau (basierend auf den „Serie E“-50mm Objektiv), wahrscheinlich wurde auch die Mehrschichtvergütung etwas verbessert. Mechanisch ist es wie ein sogenanntes „Serie E“-Objektiv mit vielen Kunststoffteilen gebaut, allerdings wurde der innere Aufbau gegenüber dem „Serie E“ 50er erheblich verbessert. Das gezeigte Objektiv ist deutlich kompakter und leichter als seine Vorgänger, seine optische Qualität hervorragend (wie die seiner Vorgänger und Nachfolger ebenfalls). Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 35mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt nur 145 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas rauh, aus dem Inneren hört man dabei leise Geräusche. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 120° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,6 Metern ist aber leider länger als die der Vorgänger-Nikkore mit 0,45m. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, auch er ist etwas hakelig.

Das Objektiv wurde als „Pancake“-Nikkor bezeichnet, weil es so klein wie ein Pfannkuchen ist. Es ist vom Ais-Typ, d. h., es hat einen Blendenmitnehmer ohne die früheren Nikon-„Hasenohren“ und es hat eine lineare Blendenverstellung bei Betätigung des Blendenschließhebels durch die Kamera, somit sind an entsprechenden Kameras wie z. B. der Nikon FA Blenden- und Programmautomatik möglich. Da es sich „billig“ anfühlt und der Fokusvorgang nicht seidenweich ist, war es während seiner Produktion anfangs nicht sehr beliebt, obwohl es sehr scharf zeichnet. Die Fotografen kauften lieber die Restbestände des oben gezeigten älteren Nikkors als den „Plastebomber“.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab ca. Blende 4-5,6 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen treten auch bei diesem Objektiv auf, wie üblich sind sie durch den RAW-Konverter einfach zu korrigieren. Die Verzeichnung ist mit ca. 0,1% vernachlässigbar.

Fazit

Das gezeigte Ais-Nikkor werde ich nicht mehr einsetzen, da mir der Fokusring zu „hakelig“ läuft, statt dessen werde ich das ältere Nikkor mit „Hasenohr“ verwenden, da es sich dank des seidenweichem Lauf des Fokusrings wesentlich besser manuell scharfstellen läßt.

Christian Zahn

 

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