Sony NEX-7 M42-Normalobjektive C. Zahn

In diesem Erfahrungsbericht geht es um drei etwa 40-50 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera mit APS-C-Sensor Sony NEX-7.

Schneider-Kreuznach Xenar 1:2,8/50

Die Jos. Schneider Optische Werke GmbH wurden 1913 in Bad Kreuznach gegründet, die in Objektiven eingravierte Abkürzung „Schneider-Kreuznach“ ist wesentlich bekannter. Xenare wurden seit 1919 gebaut, es sind Objektive, die auf der Bauform des Zeiss-Tessars beruhen und wie diese 4 Elemente in drei Gruppen haben, die beiden hinteren Linsen sind zusammengekittet. Es sind immer „Normalobjektive“, d. h., ihre Brennweite entspricht in etwa der Diagonale des jeweiligen Aufnahmeformats bzw. der Bildwinkel ungefähr demjenigen, den der Mensch scharf sehen kann, ohne den Kopf zu bewegen.

Für Wirgin/Edixa hat Schneider bereits seit etwa 1955 Xenare geliefert, oft sogar als „Edixa-Xenar“ graviert, im Laufe der Zeit wurde die Fassung dem jeweiligen Zeitgeschmack angepaßt. Das gezeigte Exemplar wurde laut Seriennummer Mitte 1972 gebaut und vermutlich zusammen mit einer der letzten Edixa-Reflex-Kameras der Edixa GmbH (vormals Wirgin Kamerawerke, Wiesbaden) ausgeliefert.

Bei den meisten anderen Herstellern wird die Seriennummer jedes Objektivtyps einzeln durchgezählt. Anders bei Schneider, hier wurden alle Objektive einfach nacheinander durchnummeriert, egal welcher Art oder welches Typ sie sind. So wurde die erste Million erzeugter Objektive 1936 erreicht, 2 Millionen 1948, 3 Millionen 1952, 4 Millionen 1954, 10 Millionen 1967, 12 Millionen 1972, 13 Millionen 1976, 14 Millionen 1983 und 15 Millionen 2008. Übrigens macht es Leitz/Leica genauso, allerdings sind hier die Zahlen kleiner, 2006 hat Leica die 4 Millionen überschritten.

Anhand der Zeiträume zwischen den einzelnen „Millionen“ kann man das Auf und Ab der deutschen Kamera-Industrie erkennen, seit den 1950ern wurden die Abstände kürzer und seit etwa 1968 wieder länger.

Der geriffelte Entfernungsring läuft seidenweich. Der Einstellweg ist mit etwa 240° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5 Metern akzeptabel. Die Blende rastet ganzstufig, es sind nur 5 Lamellen eingebaut. Die Blendenansteuerung kann zwischen automatischer Springblendenbetätigung durch die Kamera und dauerhaft geschlossener Blende umgeschaltet werden. Zusätzlich ist ein Drahtauslöseranschluß vorhanden, so daß beim Einsatz an Balgengeräten mit Hilfe eines Doppeldrahtauslöser fast wie mit einer Springblendenautomatik gearbeitet werden kann. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.

Da die recht kleine Frontlinse relativ tief in der Objektivfassung liegt, kann zur Not auf eine Streulichtblende verzichtet werden, ohne daß es gleich zu Reflexen im Bild kommt. Das Objektiv ist einfach vergütet.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 60 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 30 mm und wiegt 185 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 6 mm länger. Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt. Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser Bildfehler praktisch nicht sichtbar.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 bei Offenblende unscharf und vignettiert leicht, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe in der Bildmitte, die Bildränder werden jedoch auch bei Blende 16 nicht ganz scharf. Die chromatischen Aberrationen sind schon bei Offenblende sehr gering.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise nicht mehr preiswert zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang und Herstelldatum/Fassungs-Design liegt es zwischen 20 und 120 Euro. Wenn das Xenar zusammen mit einer Kamera verkauft wird, ist es oftmals günstiger als wenn es einzeln verkauft wird.

​​​​​​​aus Jena DDR T 2,8/50

Das gezeigte 2,8/50mm stammt aus der Zeit, als der VEB Pentacon den Markennamen „Carl Zeiss“ im Handelsverkehr mit dem Westen nicht benutzen durften, nachdem die Zeiss Stiftung (West, Oberkochen) Anfang der 1950er Jahre ein entsprechenden Gerichtsbeschluss erreichen konnte. Darum trägt das vorgestellte Exemplar lediglich die Aufschrift „aus Jena“ als Hinweis auf den Fertigungsort. Die Bauform deutet auf das Herstelldatum 1967 bis 1978 hin, es ist einfach vergütet, was auch die Bezeichnung „T“ für den Zeiss-T-Belag beweist. Nach 1978 gebaute Objektive sind mehrfachvergütet.

Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen aufgrund der Schmiermittelalterung ein wenig zu stramm, der Einstellweg ist mit 330° erfreulich groß, die Naheinstellgrenze von 0,35 Metern ist recht kurz. (Gemessen wird ab der Sensorebene, darum liegt die Bildebene bei maximalem Auszug sehr nah an der Frontlinse.)

Der Blendenring rastet ganzstufig, es sind nur 5 Lamellen eingebaut. Die Springblende arbeitet einwandfrei, die öfters auftretende „sticky aperture“, also die in Offenblendstellung „hängende“ Blende hat mein Exemplar nicht. Ein Umschalter zwischen automatischer Springblende und manueller Blendenbetätigung ist vorhanden.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 35 mm und wiegt 170 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 11 mm länger. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49mm eingeschraubt. Da die recht kleine Frontlinse relativ tief in der Objektivfassung liegt, kann zur Not auf eine Streulichtblende verzichtet werden, ohne daß es gleich zu Reflexen im Bild kommt.

An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Das gesamte Objektiv macht einen recht hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall (vermutlich jedoch nur Aluminium, kein Messing, darum relativ leicht). Das Objektiv verzeichnet nur gering, bei den meisten Motiven nicht sichtbar. Bei meinem Exemplar muß ich beim Herausdrehen eines Filters oder einer Streulichtblende vorsichtig vorgehen, damit nicht die gesamte Frontgruppe aus dem Aobjektivgrundkörper, sondern der Filter abgeschraubt wird.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 und Offenblende unscharf und vignettiert leicht, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe in der Bildmitte, die Bildränder werden jedoch auch bei Blende 16 nicht ganz scharf. Die chromatischen Aberrationen sind schon bei Offenblende sehr gering.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr preiswert zu bekommen, es liegt je nach Bauform und Vergütung meist zwischen 20 und 60 Euro.

Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 1,7 bzw. 8, gespeichert als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Beide Objektive bieten bei Blende 5,6-8 gute Abbildungsleistungen. Bei Offenblende haben sie erwartungsgemäß klassentypische schwache Abbildungsleistungen. Abgeblendet sind die Objektive auch heute noch nutzbar.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben