Targa Nytech ND-4000 C. Zahn

Hier stelle ich eine recht frühe Digitalkamera vor, die zu den Kameras mit niedrigem Verkaufspreis gehört, die bei einem deutschen Lebensmittel-Discounter verkauft wurden. Ralf Jannke hat ein anderes Exemplar hier bereits gezeigt.

Spezifikationen:

  • Die vermutlich 2003 vorgestellte Targa Nytech ND-4000 ist 116 x 69 x 46 mm groß und wiegt 230 g.
  • Der Sensor löst maximal 2400 x 1600 Pixel  = 4 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist manuell auf 100 bis 400 ASA einstellbar. Bilder werden als JPEG auf MMC-/SD-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 1:2,9-4,8/7,25-20,3mm Dreifachzoom.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,6“ TFT LCD Monitor mit ca. 50.000 Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
  • automatische Entfernungseinstellung über CCD-Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programm-, Zeit- oder Blendenautomatik sowie manueller Einstellung.
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen

Besonderheiten

„ND-4000“ bedeutet vermutlich „Nytech Digitalkamera“ mit 4 Megapixeln.

Die Kamera gehört in die Klasse der Billig-Kompaktkameras „Made in China“. Die Targa AG aus Soest ließ sie vermutlich im Jahre 2003 bauen, die Firma existiert im Jahr 2025 immer noch. Verkauft wurde sie beim Discounter Lidl.

Es gibt vom Toshiba eine baugleiche Kamera, die PDR-4300. Diese dürfte nicht vom japanischen Konzern selbst hergestellt worden sein, sondern ist mit ziemlicher Sicherheit eine OEM-Produktion eines chinesischen oder koreanischem Herstellers.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen, gespeichert werden die Bilder entweder in einen internen 8MB-Speicher oder auf maximal 512 MB große MMC-/SD-Karten.

Die Kamera ist erstaunlich dick, damals brachte die verbaute Technik noch mehr Raum als später. Der Objektivschutz ist eine Metallklappe, die mit einem Schieber manuell entriegelt werden muß. Wurde das beim Einschalten vergessen, blinkt im Display ein Warnhinweis. Erst nach Öffnen der Klappe kann fotografiert werden. Nach dem Abschalten muß die Klappe von Hand wieder geschlossen werden, jeder Ein- oder Ausschaltvorgang erfordert somit zwei Handgriffe.

Das Akkufach hat die üblichen winzigen Haltenasen, die gerne brechen, zusätzlich ist noch eine weitere mechanische Verriegelung vorhanden. Ist diese nicht eigerastet, meldet sich die Kamera mit einem Warnhinweis und Fotos können nicht aufgenommen werden.

Wie üblich sollten die Haltenasen der Batterieklappe heutzutage durch Unterschrauben einer Blitzschiene o. Ä. entlastet werden, weil die Klämmerchen aufgrund der Versprödung durch Alterung gerne abbrechen und die Akkus dann herausfallen.

Im Kameramenu gibt es keinerlei Hinweis auf den Hersteller bzw. Vertreiber, die Nytech meldet ich beim Einschalten schlicht als „“Digital Camera“ vor einem blauem Allerweltslogo. Das Menu ist auf diverse Landessprachen umstellbar.

Die EEXIFs sind nur wenig aussagekräftig, als Hersteller steht „Camera“, als Typ steht „DC-4300“. Zeit und Blende werden als wahre, ungerundete Werte eingetragen, statt „1/125s“ finden sich Angaben wie „1/52s“ o. Ä.

Erstaunlicherweise kann die Kamera sowohl in Vollautomatik betrieben als auch in einer weitgehend manuell bedienbaren Betriebsart, in der es Zeit- und Blendenautomatik gibt und sogar die Möglichkeit, Zeit und Blende von Hand einzustellen. Neben einer Belichtungskorrektur haben die Firmwareprogrammierer auch automatische Belichtungsreihen von drei Fotos vorgesehen.

Die Zahl der Bedienelemente ist recht groß: Oben der zweistufige Auslöser, zwei Schieber für die Objektivschutzklappe und den Hauptschalter sowie das Moduswahlrad, auf der Rückseite ein als Joystick ausgebildetes Steuerkreuz mit „OK“-Funktion, eine Menütaste, eine zur Abschaltung des Displays und je eine für Blitz, Makro und Bildlöschen.

Das Aufnahmeformat ist für eine Kompaktkamera ungewöhnlich: statt 4:3 haben die Aufnahmen 2:3, sie entsprechen also dem klassischen Kleinbild-Seitenformat. Allzuviels Kameras mit dieser Auflösung scheint es nicht gegeben zu haben.

Einschalten, Ausschalten, Fotos aufnehmen und Abspeichern: all das erscheint aus heutiger Sicht zäh und langsam. Damals war es für eine 250-Euro-Kamera durchaus zeitgemäß, schnellere Kameras war deutlich teurer.

Das Display ist zeittypisch klein und grobpixelig, es reicht zur Schärfenbeurteilung kaum aus. Es kann abgeschaltet werden, denn die Kamera hat einen optischen Realbildsucher mit daneben angebrachter Kontroll-LED. Wie üblich zeigt der Sucher weniger vom Motiv, als auf dem Bild aufgenommen wird.

Als Schnittstelle steht USB und Video in einer speziellen Kombibuchse zur Verfügung, außerdem kann ein Netzteil angeschlossen werden. Die beiden Buchsen sind durch eine unverlierbare Gummiklappe geschützt.

Der UVP der ND-4000 betrug 259 Euro, ggf. mit 4 Batterien und einer Speicherkarte sowie einer Weichtasche. Der heutige Zeitwert dürfte mit 1 bis 5 Euro anzusetzen sein. Ich bekam das gezeigte Exemplar vom Editor dieses Textes geschenkt, vielen Dank!

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1200 Pixel „bikubisch verkleinert“ und 1500 Pixel Breite beschnitten, zusätzlich sind 100%-Ausschnitte eingebettet. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Nytech ND-4000 ist komplett aus Kunststoff, nur wenige Teile bei die Schutzklappe oder die Trageriemenöse sind aus Metall. Der „Chrom“ des Gehäuses scheint nur ein Lack auf eigentlich grauem Material zu sein, an einigen Stellen schimmert die Grundfarbe durch. Das Objektiv wird als „Fine Zoom Lens“ tituliert, eine reine Fantasiebezeichnung.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen OEM-Digitalkameras.

Ein Urteil zur Bildqualität will ich anhand meiner Nytech nicht abgeben, denn die Aufnahmen, die Ralf mit seiner Kamera 2021 gemacht hat, sind besser als diejenigen, die ich mit meinem Exemplar 2025 anfertigte. Mein Objektiv sieht sauber und klar aus, trotzdem überstrahlen helle Motivdetails sehr stark, und je nach Motiv scheint alles leicht „milchig“ zu sein.

Die Verzeichnung hält sich in Grenzen, obwohl der Bildprozessor die Aufnahmen noch nicht „geraderechnet“, somit it das Objektiv gut auskorrigiert. Das Rauschen bei 400 ASA ist erkennbar, aber durchaus noch erträglich, es sind ja auch nur zwei Blendenstufen Unterbelichtung, die der Sensor und die Auswerteelektronik bei 400 ASA ausgleichen müssen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch ziemlich uninteressante Kamera (höchstens als Beispiel für OEM-Discounter-Ware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen kaum noch geeignet.

Christian Zahn, Juli 2025

 

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