Toshiba PDR-2
Noch eine 640x480 Pixel VGA-Kamera?? Ja, aber eine ganz besondere. Sie ist eine der ersten Digitalkameras der Welt mit einem CMOS-Bildsensor!
Und neben der Nikon Coolpix 100 und der Canon CE300 oder auch Powershot 30 Notebook-Kamera ist die PDR-2 eine weitere PCMCIA-Kamera, die zur schnellen Bildübertragung in den damals in fast jedem Notebook vorhandenen PCMCIA-Schacht geschoben wird.
Die Canon CE300/Powershot 30 ist allerdings ohne Notebook nicht verwendbar, da die Energieversorgung und die Speicherung der Fotos ausschließlich übers Notebook erfolgt. „Umetikettiert“ bot 1997 auch Toshiba die Canon Notebook-Kamera als Toshiba Card Camera. Neben der Umax/Opti PCMCIA 'PhotoRun' Digital Camera gab es möglicherweise noch weitere Modelle dieser PCMCIA-Bauweise.
Toshiba soll die PDR-2 speziell für seine Laptops entwickelt haben.
Trotz der bescheidenen Auflösung (330000 Pixel) war der Vorführeffekt in den zweite Hälfte 1990er Jahre zum Beispiel bei einer Präsentation, wo Minuten vor Beginn beispielsweise noch ein Gruppenfoto geschossen und direkt eingebunden wurde, groß.
Objektiv ist ein 2,8/4,9 mm Fixfokus, was einem 50 mm Kleinbild Normalobjektiv entspricht. Zwischen 51 cm und Unendlich ist alles scharf. Der mechanische (!) Verschluss bildet Zeiten von 1/8 bis 1/1000 s. Der Messbereich der Belichtungsautomatik liegt zwischen EV11 to EV18. Die Fotos werden im JPEG-Format in 2 verschiedenen Komprimierungsstärken auf einer 2 MB Smart-Mediakarte gespeichert, die der PDR-2 beiliegt. 8:1 komprimiert, passen im „Fine“-Modus 24 Fotos auf die 2 MB Smartmediakarte. Im 16:1 „Standard“-Modus sind es 48 Fotos.
Die Fotos können über ein PC-Card-Laufwerk direkt überspielt werden. Die Rückwand der PDR-2 ist ausschwenkbar und als PC-Card-Adapter ausgebildet. „Können“ ist in diesem Fall wortwörtlich zu nehmen, denn die 2 MB Smartmediakarte wurde von einem aktuellen Kartenleser mal wieder nicht gelesen. Wohl aber aus der PDR-2 über den Original Nikon PC Card Drive ED-10, der als SCSI-Gerät über einen SCSI-/USB-Adapter Anschluss an einen Mac OS 10 Rechner fand. Der ED-10 gehört zur Fuji/Nikon E2N DSLR.
Die PDR-2 ist wahrscheinlich die erste Kamera, die statt des gewohnten CCD-Sensors einen 1/4“ CMOS-Sensor beherbergt, der 640x480 Pixel auflöst und ISO 100 Empfindlichkeit hat.
Die PDR-2 ist 105x55x20 mm groß und wiegt 150 g. Sie hat keinen LCD-Montor, der als Sucher benutzt werden könnte. Als Motivfinder kommt ein simpler Leuchtrahmensucher zum Einsatz. Als Energieversorgung fungiert eine 3V CR123A-Batterie, die mangels LCD-Monitor mehrere Wochen halten soll.
Bedient wird die PDR-2 über 4 Tippschalter: An/Aus, Anzeige für Stärke der Komprimierung = (Rest-)Bildmenge, Fine/Standard für die Stärke der JPEG-Komprimierung = Anzahl Bilder und den Auslöser. All das wird auf einem winzigen LCD auf der Kamerarückseite angezeigt. Jeweils das letzte oder alle Bilder können gelöscht werden.
Für die PDR-2 gibt es auch einen Makrovorsatz, mit dem aus 10 cm Nähe fotografiert werden kann.
Was für eine Bild-"Qualität"... Alle Bilder mussten nachbearbeitet werden. OK, vielleicht ein Tick zuviel. Aber die Originale sind etwas "unreal"... Das Bildchen unten rechts wurde mit 16:1 JPEG-Komprimierung gespeichert. Und doch hat Toshiba mit seiner PDR-2 eine echte Pionierleistung abgeliefert! Heute ist in praktisch jeder hochwertigen Systemkamera ob mit oder ohne Spiegel ein CMOS-Bildsensor eingebaut.
Ralf Jannke
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 14.11.2017 |
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