Das APS-System - oder: woher hat der APS-C-Sensor denn seinen Namen?

Kurz vor Anbruch des digitalen Zeitalters, im Jahr 1996, hatte sich die Fotoindustrie auf einen neuen Standard geeinigt, der dem analogen Film neuen Schwung verleihen sollte. Das Format hieß „APS“ (Advanced Photo System) und war mit diversen Komfort-Merkmalen verbunden. Es sollte kein Gefummel mehr geben mit einem händisch einzufädelnden Film. Die typische APS-Kamera hatte demzufolge auch keine aufklappbare Rückwand mehr, sondern nur noch einen Schacht für eine kompakte Filmkartusche. Alles Weitere erledigte die Kamera dann vollautomatisch. Dabei wurde auf der Kartusche auch aufgezeichnet, bis wohin der Film bereits belichtet war. Dies ermöglichte einen zwischenzeitlichen Filmwechsel, um z.B. Nachtaufnahmen mit einem empfindlicheren Film zu machen. Dazu spulte die Kamera den teilbelichteten Film in die Kartusche zurück. Wurde er später wieder eingelegt, suchte die Kamera automatisch die nächste unbelichtete Position.

Man konnte drei verschiedene Bildformate auswählen: APS-H (16:9), APS-C (3:2) und APS-P (3:1). APS-H nutzte die volle Negativfläche von 30,2 x 16,7 mm. Bei APS-C wurde sie seitlich beschnitten auf 25,1 x 16,7 mm, bei APS-P oben und unten auf 30,2 x 9,5 mm. Alle drei Formate waren deutlich kleiner als die bei Kleinbildfilmen üblichen 36 x 24 mm. Die Hersteller versuchten das durch verbesserte Filmmaterialien zu kompensieren, was aber nur zum Teil gelang. Außerdem waren diese besseren Emulsionen bald auch für Kleinbildfilme verfügbar.

Die Informationen zu den bereits belichteten Aufnahmen und dem gewählten Format konnte die Kamera optisch oder magnetisch speichern. Die Entwicklungsmaschinen im Fotolabor werteten diese Daten dann vollautomatisch aus. Dies wurde als „Information Exchange“ bezeichnet, abgekürzt als „IX“. Scheinbar eignete sich dieses Kürzel besser für werbliche Zwecke als das eher sperrige „APS“, weshalb es in den Modellnamen vieler APS-Kameras auftauchte.

Die meisten Fotoamateure assoziierten APS wegen der geringeren Negativgröße vor allem mit einer schlechteren Bildqualität, was zusammen mit den höheren Preisen für Kameras, Filme und Entwicklung keine gute Basis für den Erfolg des neuen Formats war. Zusammen mit den aufkommenden Digitalkameras sorgte schon nach wenigen Jahren für das Ende des APS-Standards.

Bis dahin war das neue Format bei vielen Kameraherstellern der Auslöser für eine neue Designsprache. Wohl am spektakulärsten gelang das Canon mit den ultrakompakten Ixus-Modellen. Aber auch die hier vorgestellte Spiegelreflexkamera EOS IX hatte nur noch wenig mit den übrigen, colani-runden EOS-Modellen gemein. Kreise und Kreissegmente waren nun die wichtigsten Gestaltungselemente, was vor allem am Blitzgehäuse auffällt, das der Form des Objektivbajonetts folgt. Aber auch das Einstellrad auf der Frontseite mit der halbrunden Einfassung greift diese Formensprache auf.

Die EOS IX ist jedoch auch in anderer Hinsicht spannend. Das Moduswahlrad enthält bereits jene Automatiken und Motivprogramme, die sich vier Jahre später bei der ersten digitalen Spiegelreflexkamera von Canon, der D30, wiederfinden ließen – sogar mit der exakt gleichen Anordnung. Auch die übrige Bedienung erinnert in vielen Punkten bereits sehr an die digitalen Nachfahren der EOS IX. Es findet sich sogar eine Vorahnung des bei Digitalkameras üblichen Bildschirms auf der Rückseite – nur dass bei der EOS IX hier das Statusdisplay angebracht ist.

Und noch etwas führte die EOS IX ein: Wählte man als Bildformat APS-C aus, musste man die am Objektiv eingestellte Brennweite mit 1,6 multiplizieren, um den gleichen Bildausschnitt wie bei einer Kleinbildkamera zu erhalten. Und ziemlich exakt dieses Format verwendete Canon dann auch beim Bildsensor der EOS D30 und fast allen nachfolgenden Consumer-DSLRs. Folgerichtig bezeichnete Canon diese Sensorgröße als „APS-C“, was sich bis heute erhalten hat.

So hat sich die EOS IX als Analogkamera ihren Platz im Digicammuseum redlich verdient, auch wenn ich sie offen gestanden nur deswegen auf einem Flohmarkt für 10 Euro mitgenommen habe, weil ein gut erhaltenes Objektiv (EF 28-80, 1:3,5 – 5,6 IV) mit dabei war. Für die Fotos habe ich dann aber das Objektiv 24 – 85mm aus meinem Fundus genommen, weil es farblich besser zum Body passt und auch gemeinsam mit der IX als Kitobjektiv verkauft wurde.

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