Fuji X-E2 mit Olympus OM-Objektiven Erfahrungsbericht von Christian Zahn

In diesem Erfahrungsbericht geht es nicht um die Qualitäten der Kamera bei Verwendung von AF-Objektiven, sondern um die Benutzung von manuellen Altobjektiven an der 16-Megapixel Systemkamera. Dank preiswerten Drittanbieter-Adaptern stehen dem Anwender eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung.

Der hier verwendete billige China-Adapter OM-auf-FX war der bislang einzige, der nicht wie allgemein üblich ein „zu kurzes“ Auflagemaß hatte (bei dem über Unendlich hinaus fokussiert werden kann), sondern zu „dick“ war, somit konnte ich erst auf Unendlich fokussieren, nachdem ich den Adapter etwas dünner gefräst habe. Der Fehler betrug etwa 0,2 mm!

Die Olympus-OM-Objektive wurden zusammen mit der OM-1, der damals kleinsten und leichtesten Spiegelreflexkamera des Weltmarktes, vorgestellt. Eigentlich sollte die Kamera Olympus M-1 heißen, aber Leitz hatte bereits im Vorfeld der photoKina 1972 dagegen protestiert, weil Verwechslungen mit der Leica M3 befürchtet wurden. Die Olympus-Kamera wurde zunächst namenlos vorgestellt, nach der Kölner Messe wurde sie dann mit OM-1 bezeichnet.

„OM“ steht für Olympus-Maitani, der zweite Namensteil bezieht sich auf den damaligen Chefentwickler von Olympus, Yoshihisa Maitani. Es ist der einzige mir bekannte Fall in der japanischen Kamerageschichte, daß eine Person in der Typenbezeichnung einer Kamera verewigt wurde. Im eigentlich sehr teamorientierten Japan, in der sich der einzelne Mensch der Firma völlig unterordnet, ein ungewöhnlicher Vorgang.

Weitere bekannte Kameras, die Maitani entwickelte, waren die Pen-Serie von Halbformatspiegelreflexkameras und die extrem kleinen Kompaktkameras der XA-Serie.

Bemerkungen zu den Zuiko-Objektiven

„Zuiko“ nannte Olympus alle seine Objektive, die für digitalen FourThirds-Kameras hießen Zuiko Digital, die für die microFourThirds hießen konsequenterweise M.Zuiko digital.

OM-Kameras und -Objektive haben gegenüber fast allen anderen Bajonetten der Konkurrenz ungewöhnliche Details: Der Zeitenring ist um das Bajonett herum angeordnet, die Abblend-Taste sowie die Objektiv-Entriegelungstaste sind an jedem Objektiv, nicht an der Kamera angebracht und der Blendenring sitzt hinter dem Entfernungsring, damit er vom Seitenring weiter entfernt ist.

Und die meisten OM-Kameras messen die Belichtung nicht nur TTL (Thru The Lens) mit Meßzellen im Prisma, sondern es wird das vom Film reflektierte Licht ausgewertet! Somit war in der OM-2 auch gleich die erste TTL-Blitzbelichtungsmessung in einer Kamera möglich.

Olympus nannte diese Technik Autodynamisch bzw. TTL-OTF, weil Off-The-Film gemessen wird und während der Belichtung die Messung erfolgt. Das funktioniert systembedingt nur bei komplett geöffnetem Verschluss, darum ist auf dem ersten Verschlußvorhang ein schwarz-weißes Kästchenmuster aufgedruckt, das die Kamera nach Spiegelhochklappen und Blendenschließen mißt. Ist die Zeit kürzer als 1/60s, wird diese Zeit ausgeführt. Ist die Zeit länger als 1/60s, so wird der Verschluss geöffnet und solange offengehalten, bis genügend Licht auf den Film gefallen ist. Prinzipbedingt kann die gesteuerte Belichtungszeit mehrere Stunden dauern, zur Batterieschonung ist sie jedoch durch konstruktive Maßnahmen ab der OM-2n auf mehrere Minuten begrenzt.

Zuiko-Objektive der manuellen OMs lassen sich anhand des Erscheinungsbilds in zwei Gruppen und drei Reihen einordnen

  • „Silbernasen“-Objektive erschienen als erstes, am Filtergewindering und am Blendenring haben sie eine verchromte 45°-Fase. Sie wurden zusammen mit der OM-1 1972 vorgestellt und sind fast ausschließlich einfach vergütet
  • Objektive ohne diese verchromten Fasen erschienen nach etwa 1976, sie sind fast alle „MC“ = Multicoated mehrfach vergütet. Die zuletzt gebauten Exemplare tragen keine Beschriftung „MC“, sind es aber trotzdem
  • „Auto-W“ steht auf allen Weitwinkel-Objektiven
  • „Auto-S“ steht auf allen Standard—Brennweiten-Objektiven
  • „Auto-W“ steht auf allen Tele-Objektiven
  • Auf vielen frühen Zuikos ist eine Beschriftung in der Art von „F.Zuiko“ angebracht. Der führende Buchstabe muß als Zahl interpretiert werden, F ist der sechste Buchstabe im Alphabet, somit hat das Objektiv 6 Linsen, ein D.Zuiko entsprechend 4 Linsen. Bei später gebauten Objektiven entfiel der Buchstabe

Viele Brennweiten gab es im OM-System in verschiedenen Lichtstärken, 28mm z. B. wurde vom leichten und preiswerten 3,5/28 über das 2,8/28 bis hin zum schweren 2,0/28 abgedeckt. Die optische Qualität der Zuikos ist über jeden Zweifel erhaben, 1975 bis 1995 galten sie als „poor Man’s Leica“-Objektive. Einige der Objektive wurden sogar von Sinar als Sinaron digital für die Sinarcam 1 (Fachkamera mit digitalem Rückteil) verkauft.

Alle jemals gebauten Zuikos sind in der Olypedia mit allen Varianten zu sehen und mit Einschätzung ihrer optischen Leistung in Bezug auf die Mitbewerber eingeordnet.

Die Seriennummer jedes einzelnen Zuikos und jeder OM-Kamera beginnt mit der Nummer 100000, nicht wie bei Leitz/Leica oder Schneider/Kreuznach, die alle jemals gebauten Objektive einfach chronologisch nach Fertigung hochzählten, so daß zwischen den einzelnen Chargen Seriennummernsprünge auftreten.

Beispielaufnahmen

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Blende 8, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert. In allen Bildern sind die Aufnahmeparameter als Text eingefügt.

Nachfolgend meine für den Test verwendeten Objektive in steigender Brennweiten-Reihenfolge.

Olympus OM-System G.Zuiko Auto-W 1:3,5 28mm

Das gezeigte 3,5/28mm ist das erste 28er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Das äußere Erscheinungsbild meines Exemplars ist nicht original, es wurde vom OM-Labor Gordon Friedrich, Frankfurt, in eine verchromte Variante umgebaut. Leider fehlt mir sowohl der originale Zuiko-Deckel als auch der schönere vom OM-Labor. Ein billiger China-Snap-In-Deckel muß als Ersatz dienen.

G.Zuiko weist auf den siebengliedrigen Objektivaufbau hin.

Der Entfernungsring geht fast zu leicht, der Einstellweg ist mit ca. 45° zu kurz. Die Blende rastet stufig.

Das Objektiv ist am APS-C-Sensor der X-E2 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 30 und 80 Euro; die lichtstärkeren Varianten sind erheblich teurer. Die originale Streulichtblende ist begehrt und teuer.

Das Objektiv verzeichnet nur meßbar, aber nicht sichtbar.

Die optische Leistung bereits bei Offenblende ist dem lichtstärkeren 2,8/28 überlegen. Leider hat es mehr chromatische Aberrationen als die beiden anderen 28er Zuikos. Die beste Bildleistung wird bei Blende 5,6-8 erreicht. Es soll dem Distagon 2,8/28 mit Contax-Bajonett fast gleichwertig sein.

Olympus OM-System F.Zuiko Auto-S 1:1,8 50mm

Das gezeigte 1,8/50mm ist das erste 50er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Leider fehlt mir sowohl der originale Zuiko-Deckel als auch die Streulichtblende. Ein billiger China-Snap-In-Deckel und eine ebensolche Streulichtblende muß als Ersatz dienen.

F.Zuiko weist auf den sechsgliedrigen Objektivaufbau hin, es ist ein typischer lichtstarkes Doppelgauß-Objektiv.

Der Entfernungsring geht fast zu leicht, der Einstellweg mit ist ca. 180° erfreulich lang. Die Blende rastet stufig.

Das Objektiv ist am APS-C-Sensor der X-E2 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe und den Kontrast erheblich, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 20 und 70 Euro. Die originale Streulichtblende ist begehrt und teuer.

Das Objektiv verzeichnet nur meßbar, aber nicht sichtbar.

Die optische Leistung bereits bei Offenblende ist den beiden lichtstärkeren Zuikos 1,4/50 bzw. 1,2/50 überlegen.

Olympus OM-System F.Zuiko Auto-T 1:5 200mm

Das gezeigte 5/200mm ist das erste 200er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Auch die gezeigte komplett schwarze Version ist einfach vergütet. Leider fehlt mir sowohl der originale Zuiko-Deckel. Ein billiger China-Snap-In-Deckel muß als Ersatz dienen. Die Streulichtblende ist eingebaut, sie läßt sich bei Bedarf herausziehen

F.Zuiko weist auf den sechsgliedrigen Objektivaufbau hin.

Der Entfernungsring geht spielfrei und weder zu leicht noch zu schwer, der Einstellweg mit ist ca. 240° erfreulich lang, der Fokusring ist sehr breit und griffig. Die Blende rastet stufig. Die Naheinstellgrenze ist mit 2,5 Metern leider etwas zu lang.

Die Offenblende 1:5,0 sorgt an einer analogen OM-Kamera für Abschattungen der Schnittbildkeile bzw. Abdunklung des Mikroprismenkreises, so daß die Scharfstellung schwierig ist. An der digitalen Fuji X-E2 ist die Einstellung dank Hervorhebung der scharfen Motivkanten erheblich einfacher.

Das Objektiv ist am APS-C-Sensor der X-E2 bereits bei Offenblende sehr gut, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 40 und 70 Euro.

Die optische Leistung ist den lichtstärkeren Zuiko 4/200 bzw. 2,8/180 gleichwertig, dem deutlich schweren und teureren 2/180 jedoch unterlegen.

Fazit

Die Fujifilm X-E2 ist zur Benutzung mit alten Manuellfokus-Objektiven sehr gut zu benutzen, die Zuiko-Objektive schlagen sich sehr gut.

Christian Zahn, Januar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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