Erfahrungsbericht Fuji X-E2 mit zwei 500mm-Objektiven von Christian Zahn

In diesem Erfahrungsbericht geht es um die Benutzung von manuellen Altobjektiven an einer 16-Megapixel Systemkamera. Dank preiswerten Drittanbieter-Adaptern stehen dem Anwender eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung.

Hier stelle ich zwei unterschiedliche 500mm-Teleobjektive vor, ein Spiegelobjektiv und ein „richtiges“ Fernobjektiv

  • ein Maginon 8/500 mm
  • ein Kalimar 8/500 mm Spiegelobjektiv

Benutzung der X-E2 mit manuell zu fokussierenden alten Objektiven

Die Kamera unterstützt die Verwendung von alten Manuellfokusobjektiven durch eine digitale Schnittbildkeil-Simulation oder durch farbliche Hervorhebung scharfer Bildkanten (Fokus-Peaking) in verschiedenen Farben. Ich persönlich komme mit dem „Schnittbild“ der X-E2 nicht klar (es wird Schwarzweiß in der Bildmitte eingeblendet), die Hervorhebung von scharfen Bildkanten in starkem Rotton hingegen ist deutlich sichtbar, insbesondere wenn durch Druck auf das Daumenrad die Sucherlupe hinzugeschaltet ist.

Die beiden vorgestellten Objektive haben den sogenannten „T2-„Schraubanschluß, den Tamron 1957 einführte. Es handelt sich um ein Gewinde M42x0,75, ist also weder vom Auflagemaß noch mit der Gewindesteigung zum bekannteren M42-Objektivgewinde kompatibel.

Achtung: T2-Objektive lassen sich nur etwa eine halbe Umdrehung in einen Adapter mit M42 einschrauben, dann klemmt es!

Da der Anfang der Gewindesteigung bei T2 nicht genormt ist, befindet sich in jedem Adapter ein loser Ring mit dem Gewinde, der gegenüber dem Adapter verdreht werden kann und anschließend mit drei kleinen Schrauben fixiert werden muß, damit die Blendeneinstellung des Objektivs „oben“ an der Kamera sitzt. Sollte dem Adapter kein passendes Werkzeug beiliegen, geht die Sucherei los, denn einen Stiftschlüssel mit 1,5mm Sechskant hat man meist nicht im Haus, die üblichen Sechskant-Sätze beginnen mit 2mm. Es wird also ein Feinmechaniker-Satz benötigt.

Beim Anziehen der drei Schrauben sollte darauf geachtet werden, den winzigen Innensechskant der Schraube nicht zu überdrehen, denn beim Wechsel auf das nächste Objektiv mit T2 muß der Adapter erneut ausgerichtet werden und die Schrauben mit defektem Sechskant sitzen für immer fest. Dann bleibt nur, einen zweiten Adapter zu erwerben.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden auf einem Stativ mit elektrischem Fernauslöser und zusätzlicher 10 Sekunden Selbstauslöser-Vorlaufzeit, wurden gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert. Die Aufnahmeparameter habe ich diesmal weggelassen, da insbesondere die eingestellte Blende nicht in den EXIFs der Fuji-RAWs gespeichert wird. Eingestellt habe ich am Maginon Blende 16 (die Blende des Kalimars ist unveränderlich f=1:8), wobei die Kamera auf ISO-Automatik bis 800 stand.

Nachfolgend die beiden für diesen Bericht genutzten Objektive.

Kalimar 8/500 Spiegelobjektiv

Kalimar war ein US-Unternehmen der Fotobranche in St. Louis, Missouri und bestand von 1952 bis 1999. Es importierte Objektive und Kameras, die es unter seinem Namen vertrieb.

Das gezeigte Objektiv ist „Lens Made in Korea“ und wurde von Samyang (gegründet 1972 in Seoul, Korea) hergestellt. Anfangs gab es dieses Spiegelobjektiv auch als Maginon, Vivitar, Rokinon oder Soligor gelabelt, heutzutage wird es in Europa meist als Walimex oder Danubia vertrieben.

Interessanterweise hat mein Exemplar kein T2-Gewinde, sondern M43. Dort wurde ein Adapterring eingeschraubt, der wiederum einen Bajonett-Anschluß für Contax/Yashica trägt. Somit mußte ich das Objektiv mit einem C/Y-Adapter an die Fuji X-E2 adaptieren.

Das Objektiv wiegt ca. 470 Gramm, hat einen Durchmesser von etwa 80mm und ist etwa 85 mm lang. Es ist ein Spiegellinsenobjektiv (Link:https://de.wikipedia.org/wiki/Spiegellinsenobjektiv), darum hat es die typischen „Unschärfekringel“, da unter der Frontlinse ein Spiegel sitzt, um den Strahlengang zu „falten“, ist die Eintrittsöffnung nicht rund, sondern ringförmig.

Prinzipbedingt sind Spiegelobjektive sehr streulichtanfällig, die Benutzung einer angepaßten Streulichtblende ist notwendig.

Der große innere Spiegel muß sehr präzise montiert werden, da er ansonsten „verspannt“ wird (und nicht mehr ein perfektes Stück einer Kugel ist), was zu flauen bzw. unscharfen Bildern führt. Oft ist die Kontrolle des Spiegelobjektivs nach der Fertigung nur nachlässig durchgeführt worden oder ganz unterblieben, da die Objektive in den 1980er und 1990er Jahren sehr preiswert verkauft wurden. „Bessere“ Importeure selektierten einzeln die Objektive der gelieferten Charge und sandten unbrauchbare Exemplare zurück.

Man muß aber bedenken, daß die Objektive nur mit Film benutzt wurden und die Auflösung eines typischen 400-ASA-Films lediglich 6 Megapixel (für Vollformat) betrug, ein 100 ASA-Film etwa auf effektive 10 Megapixel kam.

Ich habe ein Walimex 8/500 mit T2-Adapter auf Canon EOS (mit wie oben beschriebenen defekten Schrauben), bei dem die Qualitätskontrolle unterblieb, es im im Vergleich zum gezeigten Maginon noch erheblich schlechter.

Das Objektiv kostet heutzutage neu etwa 100-130 Euro, je nach Importeur und Qualitätskontrolle. Man sollte nur mit Rückgabegarantie kaufen, falls das Exemplar nicht korrekt montiert wurde, gleich zurückschicken!

Die Objektivleistung meines Exemplars (Gebrauchtkauf für etwa 30 Euro) hat mich nicht begeistert. Insgesamt ist der Bildeindruck „weich“. Ich werde es nur noch mit 400-ASA-Film an einer Contax Aria benutzen und nicht mehr an einer digitalen Kamera. Auf die Kleinbild-Fläche hochgerechnet fordert die X-E2 vom Objektiv 36 Megapixel, was es definitiv nicht zu leisten vermag.

Beispielfotos Kalimar

Maginon 8/500

Das gezeigte 8/500 mm „klassische“ Fernobjektiv mit 4 einzelnen Linsen wird seit etwa 1970 hergestellt und auch gerne als „Wundertüte“ bezeichnet. Diesen Namen hat Walter E. Schön in der Zeitschrift Colorfoto, Ausgabe 5/1980, geprägt. Er testete damals verschiedene 500mm-Teleobjektive verschiedener Hersteller, darunter auch ein solches Billigobjektiv (Preis damals 200 DM) und war überrascht, wieviel Leistung es lieferte. Zwar waren alle anderen Objektive im Test besser, kosteten aber auch durchaus das Zehnfache und mehr! Nachfolgende Tests, darunter von Barnim A. Schulze (BAS-Labor, abgedruckt im Fotomagazin 10/1985), kamen zu ähnlichen Bewertungen.

Das gezeigte Exemplar wiegt etwa 750 Gramm, hat einen Durchmesser von 74mm und ist mit T2-Adapter ca. 350 mm lang. Es ist ein „klassisches“ Fernobjektiv, also sehr lang gebaut. „Teleobjektive“ sind durch optische Tricks erheblich kürzer als ihre Brennweite.

Es hat keine Springblende, was bei T2-Schraubanschluß prinzipbedingt nicht geht. Statt dessen hat es einen „Blendenöffnungsring“, einen zweiten Ring, die am Blendenring eingestellte Blende öffnet und schließt. Zum Scharfstellen dreht man den zweiten Ring in die „O“ = Open-Stellung, zum Fotografieren in die „C“ = Closed-Stellung. Das kann mit dem Auge am Kamerasucher gemacht werden, ohne auf den Blendenring sehen zu müssen.

Die Stativschelle ist ein wenig „schwach auf der Brust“, früher übliche Spiegelreflexkameras mit Motor dürften sie überfordert haben, die leichten spiegellosen Digitalkameras von heute dürften keine Probleme verursachen. Allerdings liegt dann der Schwerpunkt von Kamera und Objektiv nicht in der Stativschelle, sondern etwas davor.

Wer das Objektiv damals gebaut hat, ist nicht wirklich geklärt (ggf. ein VEB-Betrieb der DDR), die heutigen Importeure schweigen sich beharrlich weiterhin aus, man munkelt von „Made in China“. Man kann es als Walimex, Beroflex, Maginon, Soligor, Danubia uvm. gebraucht kaufen, neu wird es heute für etwa 130 Euro z. B. von Walimex verkauft. Im Laufe der Jahrzehnte hat es verschiedene Versionen gegeben, mit 72 und 67 mm Filtergewinde. Auch bei diesem Objektiv gibt es Qualitätsunterschiede, halt eine „Wundertüte“, bei der man nicht weiß, was man bekommt. Beim Kauf empfehle ich Rückgabegarantie, falls das gekaufte Exemplar eine „Gurke“ ist.

Die Objektivleistung meines Exemplars (Gebrauchtkauf für etwa 50 Euro) hat mich überzeugt. Es ist erheblich besser als das Kalimar. Auf die Kleinbild-Fläche hochgerechnet fordert die X-E2 vom Objektiv 36 Megapixel, was es zwar nicht zu leisten vermag, aber die halbe Auflösung wird es „bringen“.

Beispielfotos Maginon

​​​​​​​Vergleich

Zum Vergleich zwei Aufnahmen, die mit der Nikon D300 und einem AF-S 4/300 sowie dem Telekonverter 1,4 AF-S II etwa 11 Monate früher entstanden, allerdings nicht am Tag, sondern abends um etwa 18.30.

(Bild:NikonD300-mit420mm-Beispiel1-xxx)

Zum Motiv muß gesagt werden, daß die Entfernung vom Kamerastandpunkt zum Sendeturm bzw. den Wassertürmen etwa 10 Kilometer beträgt, und sich darum die Unschärfe durch die bereits leicht auf ca. 10 Grad erwärmte Luft bemerkbar macht.

Die am Standort mit 50mm gemachten Aufnahmen sollen das Umfeld zeigen. Einige der Tele-Aufnahmen-Stellen habe ich darin markiert.

Fazit

Die Fujifilm X-E2 ist wie immer dank Fokus-Peaking zur Benutzung mit alten Manuellfokus-Objektiven sehr gut geeignet, das Kalimar werde ich digital nicht mehr einsetzten, das Maginon schon eher.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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