Der große Bluff oder Mimikry: FUJIFILM FinePix S6500fd

So wie die harmlose Hainschwebfliege durch ihre auffällige Färbung vorgibt eine gefährliche Wespe zu sein, um Fressfeinde vom Verzehr abzuhalten, verhält es sich mit der 2006 vorgestellten FUJIFILM FinePix S6500fd. Allenfalls als harmlos kann man die Fuji bezeichnen, die vorgibt eine "gefährliche" digitale Spiegelreflexkamera – DSLR – zu sein. In der Natur wird dieses Verhalten als Mimikry bezeichnet.

Was die Abmessungen angeht, kann die FUJIFILM FinePix S6500fd nur mit dem kompakten 28-300 mm (@KB) Objektiv punkten.

Mimikry-DLSR gegen echte DSLR

"Spielzeug" gegen veritable digitale Spiegelreflexkamera!

Das Gehäuse der 2006 vorgestellten FinePix S6500fd unterscheidet sich in den Abmessungen kaum von der 2005 vorgestellten Nikon D50, die ebenfalls 6 Megapixel auflöst. Natürlich ist das 28-300 mm der Fuji im Vergleich zum hier abgebildeten 28-70 mm AF Nikkor kompakt. Und mit dem 18-200 mm Zoom auf der D50, das dann dem 28-300 auf der Fuji entsprechen würde, wird es natürlich noch größer. Es gibt aber noch kleinere DSLRs als die Nikon D50! Die Fuji wird mit 131 x 97 x 60-70 mm (ohne Objektiv) gelistet, die D50 mit 133 x 102 x 76 mm. Die 6 Megapixel Pentax *ist DL(2) von 2005/2006 ist mit 129 x 94 x 60 mm sogar kleiner als die Fuji! Das trifft auch für die hier gewürdigte Canon EOS 350D von 2005 zu, die sogar 8 Megapixel bietet. Die EOS ist auch nur 126 x 94 x 64 mm groß. Alles handliche DSLRs mit besserem Autofokus und höherer Serienbildrate! Ich war jedenfalls entsetzt, als ich die D50 (im Vergleich) zur Fuji in die Hand nahm…

Warum bietet die S6500fd von 2006 mit Super-CCD nur 6 MP, die 2 Jahre ältere Fujifilm FinePix E550 von 2004 mit Super-CCD aber 12 MP? Und Fujis eigene DSLR FinePix S2 Pro ist sogar 4 Jahre älter als die Mimikry FinePix S6500fd und bietet ebenfalls 12 Megapixel

Ohne auf der Auflösung weiter herumzureiten, bleibt noch anzumerken, dass in der S6500fd ein Videosucher mit mehr als dürftigen 115.000 Pixel Auflösung gegen Spiegelreflexsucher antreten muss, auch wenn die je nach Modell statt Pentaprisma nur einen preiswerter zu fertigenden Spiegelsucher aufweisen. Und für die Motiverfassung über den 2,5“ Monitor bietet die S6500fd auch nur magere 225.000 Pixel.

Genug gelästert. Die FUJIFILM FinePix S6500fd wird die einzige Mimikry-Kamera meiner Sammlung bleiben. Aber das ist kein Grund nicht auch ein paar Testbildchen mit der S6500fd aufzunehmen. Da 2,2 Bilder pro Sekunde für maximal drei Fotos – dann ist der Arbeitsspeicher der Kamera voll – kaum eine Hilfe für den oft besseren zweiten Schuss sind, wurde meist im Modus Einzelaufnahme geblieben und stattdessen lieber im Fuji-Rohdatenformat (RAW) gespeichert, um das Maximum an Qualität aus dem Sensor zu holen. Im Speicherformat RAW ist im Gegensatz zu den erwähnten DSLRs in der Fuji keine Serienauslösung möglich.

In der deutschen Bedienungsanleitung zur FUJIFILM FinePix S6500fd sind alle Einzelheiten nachzulesen.

ISO Reihen

Zur ISO-Reihe aus der FUJIFILM FinePix S6500fd

Sechs Empfindlichkeiten bietet die S6500fd: ISO 100, 200, 400, 800, 1600 und 3200. In Anbetracht der fehlenden Sensor- oder Objektiv-Stabilisierung würde ich ISO 100 nur bei kurzen Brennweiten und ganz viel Licht wählen. Mal schnell auf 300 mm (@KB) Tele in eine schattige Ecke gezoomt, kann das ganz schnell zu verwackungsanfälligen Belichtungszeiten führen. Ehe man vergisst, die Empfindlichkeit hochzudrehen – die S6500fd hat keine ISO-Automatik –, wähle ich gleich ISO 400 und bin auf der sicheren Seite. ISO 800/1600 bedürfen der Nachbearbeitung, wenn im Fuji-Rohformat *.RAF gespeichert wurde, um das Rauschen zu reduzieren. ISO 3200 sind nur fürs Erinnerungs-/Belegbildchen, wenn nichts anderes mehr geht/ging. Das Rauschen ist zumindest mit Adobe Lightroom 5.x nicht zu reduzieren. Im Gegenteil! Den Regler Rauschreduzierung Luminanz versuchsweise bis zum Anschlag 100 gezogen, kehrt es sich ins Gegenteil um, es wird katastrophal.

RAW (Rohdaten) gegen JPEG, Adobe RAW

Bitte beachten Sie die Beschriftungen und noch mehr die Dateiendungen in den Screenshots: *.raf (fürs Fuji Rohdatenformat) und eben *.jpg – JPEG. Und die Werte Rauschreduzierung Luminanz in Adobe RAW.

Es muss nicht immer Rohformat und Adobe Lightroom sein, Photoshop (in meinem Fall) CS5 hat den Rohdatenkonvertierer Adobe RAW gleich an Bord. Und besonders mit der ISO 3200 Einstellung der FUJIFILM FinePix S6500fd kommt Adobe RAW viel besser klar als Lightroom!

Und für die, die mit Rohdatenentwicklung gar nichts am Hut haben, noch der Vergleich JPEG aus der Kamera bei hohen ISOs im Vergleich zu RAW (*.RAF). Bis ISO 800 kann man bei JPEG bleiben. Die kamerainterne Bearbeitung ist gut. Erst bei ISO 1600 und 3200 ist es ratsam im Rohformat zu speichern.

Bad Oldesloe

Nach einer anstrengenden Fahrt zum ersten Zwischenstopp in der Jugendherberge Bad Oldesloe auf der Weiterfahrt nach Skandinavien musste das erst mal an "Testbildchen" genügen…

Am Meer, Nordseite der dänischen Insel Fünen

Odense Altstadt, Fünen/Dänemark

Bis zur Vollendung der Ny Lillebæltsbro ("Neue Brücke über den Kleinen Belt") 1970 eine echte Insel, "endete" Dänemark über Schleswig-Holstein/Jütland anreisend bis 1998 kurz hinter Odense, 175.000 Einwohner-Stadt der drittgrößten dänischen Insel Fünen. Erst mit Vollendeung der mautpflichtigen Storebæltsbroen ("Brücke über den Großen Belt") endete 1998 das Inseldasein Fünens. (Was natürlich vorher über entsprechende Fährverbindungen erreichbar war!) Odense hat eine lange Geschichte und ist Geburtsort des weltberühmten Dichters und Märchenverfassers Hans Christian Andersen.

Odense, Hans Christian Andersens Geburtsort

Hans Christian Andersen: Zeitgenossen, Technik seiner Zeit, Bücher in allen Sprachen – sogar japanisch…

Hans Christian Andersen

Gott sei Dank – fertig, die FUJIFILM FinePix S6500fd…

Kann es sein, dass die FUJIFILM FinePix 6500fd eine ungeliebte Kamera ist?

JA, das kann man so sagen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie gut Sucher und Monitor der S6500fd im Neuzustand waren, aber 11 Jahre nach der Vorstellung reichen der stark gealterte Video- und Hauptmonitor allenfalls zum Einpassen der Motive. Flau, überstrahlend, blaustichig, eine Qual damit das Motiv einzufangen. Im Playmodus ist keine Kontrast- und Farbbeurteilung möglich. Das macht auf Dauer keinen Spaß. Eine – ja – miserable Bridgekamera, Pseudo-DSLR, die bei jedem Akkuwechsel eine Neueingabe des Datums und der Uhrzeit fordert, alle Voreinstellungen „vergessen“ hat, dabei Einstellungen mit zuvor abgestelltem Gepiepe begleitet, ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

50 Euro, die ich für die S6500fd gegeben habe, waren etwas zu viel. Trotz 28-300 mm Zoom wären maximal 40 Euro angemessener gewesen. Die oben gezeigte digitale Spiegelreflexkamera Nikon D50 hat (natürlich nur das Gehäuse) 50 Euro gekostet…

Eins muss ich der FinePix S6500fd zum Schluss aber doch hoch anrechnen: So besch–eiden das Handling, die Motivbeurteilung in Sucher und auf dem Monitor ist, so ordentlich ist die Qualität der gezeigten Aufnahmen! Und das ist ja eigentlich das, was zählt! Gezeigt wird ein Mix aus unbearbeiteten JPEGs und mit Adobe Lightroom/Photoshop nachbearbeiteten Rohdateien aus der FinePix in voller Auflösung – 6 Megapixel. Ich kann mich aber nicht durchringen, der FinePix S6500fd meine Empfehlung zu erteilen.

Ralf Jannke, Juli 2017

 

Kommentare (4)

  • Gisbert
    Gisbert
    am 26.03.2019
    Also das beste an dem Artikel sind wirklich die Beispielfotos, die zeigen, dass man auch heute noch ansehnliche Bilder damit machen kann. Die Kamera nannte sich schon 2006 Bridge-Kamera und nirgendwo Spiegelreflexkamera. Und als ich sie mir damals gekauft habe, kannte ich den Unterschied durchaus.Dass einiges an Komfort fehlt, ist klar. Aber Maßstäbe an eine Kamera anzulegen, die für Spiegelreflexkameras gelten oder für Bridge-Kameras späterer Generationen, ist nicht wirklich fair. Und ich fotografiere noch bis heute gerne mit diesem Teil.
    • Rainer Wunderlich
      Rainer Wunderlich
      am 11.10.2019
      .... sehe ich ähnlich ! Habe sie mir für - 10€ - ersteigert ! Bin mal gespannt wie viel Qualität sie durch die Zeit eingebüßt hat. Habe die F11 und F30, und die 6500 soll ja den selben Sensor haben. Dann sollten ja 800 Iso kein Problem darstellen.
      Schaun mer mal was da kommt ! Erfahrungsbericht folgt RWu aus Münster
  • Jürgen
    Jürgen
    am 20.08.2019
    Für 307 EUR war das 2007 viel Kamera fürs Geld. Auch bei mir ist diese Kompaktkamera noch im Einsatz und zwar wegen ihrer respektablen Bildqualität. Verantwortlich dafür sind der bereits damals ungewöhnliche Sensor mit nur 6,3 MP sowie das manuelle 10,7fach Zoomobjektiv. Die Vergesslichkeit beim Batteriewechsel gehört in das unrühmliche Kapitel der geplanten Obsoleszenz. Die fest verlötete Stützbatterie war schon nach fünf Jahren erschöpft. Ein Batteriewechsel bedeutet nun wirklich komplette Neueingabe aller Präferenzen einschließlich Datum und Uhrzeit. Man kommt da nur herum, wenn während des Batteriewechsels ein Netzteil angeschlossen ist. Für unterwegs reicht schon eine 3V-Lithium-Zelle am Netzteil-Eingang für den spannungslosen Moment. Ohne diesen Trick hätte ich sicherlich aufgegeben.
  • Frank
    Frank
    am 02.06.2022
    ... da merkt man wenn ein Testbericht zeitlich versetzt - scheinbar 11 Jahre später verfasst wird, und der Verfasser zur damaligen Zeit wohl noch sich mit anderen Dingen beschäftigt hat. Den zur damaligen Zeit war die s6500fd alles andere als unbeliebt, im Gegenteil sie war sehr beliebt. Hatte Sie doch den gleichen CCD Sensor wie damals qualitativ sehr gute Kompaktkamera Fuji f31fd.
    Und einen Vergleich mit der damals mehr als doppelt so teuren Nikon D50 ohne Objektiv hinkt genauso wie die falsche Angabe das die Fuji S2 Pro eine doppelt so hohe Auflösung. Hat sie nämlich nicht, die S2 Pro hat bei einem APS-C Sensor auch nur 6.2MP.

    Die s6500fd war zur damaligen Zeit eine Eierlegende Wollmichsau - preislich OK; sehr gute Bildqualität, so gar bei high ISO für damalige Zeit mit am besten bei den Kompakt Sensoren. Dazu ein 28-300, eine Kamera für jeden Einsatz.

    Alles in allem muss ich zu diesem Artikel sagen - auf mich wirkt er sehr befremdlich, da er absolut nicht die damalige Realität spiegelt und nicht das wiedergibt was die s6500fd zur damaligen Zeit dargestellt hat.

    Zwei Dinge

    Es sind keine Test- sondern Praxisberichte. Die einfach nur zeigen sollen, was historische Digitalkameras Jahre, Jahrzehnte nach ihrer Vorstellung heute noch können. Dass die Fuji immer noch kann, hat sie sicher eindrucksvoll an den Fotos aus Bad Oldesloe und Fünen/Dänemark bewiesen.

    Ja, der Verfasser hat sich zur damaligen Zeit (2006) auch mit anderen Dingen beschäftigt. Vor allen Dingen fotografiert er aber seit 1997 zu über 99 Prozent digital. Der Verfasser hat die komplette Digitalkameraentwicklung mitgemacht und verfolgt. Und deshalb nimmt sich der Verfasser auch die Freiheit des einen oder anderen Verriss' …

    Und zur "falschen" Auflösungsangabe der Fuji S2 Pro

    Ja, im JPEG-Format betrieben liefert die S2 Pro 6 MP. Bei Speichern im Rohdatenformat werden aber 12 MP generiert. Einfach mal im entsprechenden Praxisbericht nachlesen …

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