Nikon D100 und D70(s)

Nachdem Nikon 1999 seine erste eigene 2,7 MP Profi-DSLR D1 und 2001 die Nachfolger D1H (2,7 MP) und D1X (6 MP) vorgestellt hatte, mussten Fotografen, die nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügten, noch bis 2002 warten, bis sie eine semiprofessionelle und leichter bezahlbare  „echte“ Nikon für die vorhandenen Objektive zur Verfügung stand: die 6 MP Nikon D100, die gern auch als „kleine D1“ oder „D1 light“ bezeichnet wurde. Wer nicht warten wollte, konnte 2000 auf die 3/6 MP Fuji Finepix S1 Pro zurückgreifen, die allerdings auf der analogen Einsteigerkamera Nikon F60 basiert. Die FinePix S1 Pro bekommt im neuen Jahr eine eigene Vorstellung! Nach der 4 MP Nikon D2H von 2003 und der 12 MP Nikon D2X 2004 kommt ebenfalls 2004 eine weitere Preisalternative, die 6 MP Nikon D70.

Grund genug, diese beiden Kameras hier zu würdigen: die Nikon D100 und die D70.

Für detaillierte technische Angaben verweise ich auf die deutschen Bedienungsanleitungen:

Nikon D100 Bedienungsanleitung

Nikon D70 Bedienungsanleitung

Ein wichtiger Unterschied zwischen Nikon D100 und D70 besteht auf jeden Fall in der Sensorempfindlichkeit. Wenn der Fotograf, die Fotografin unter allen Umstanden, bei jedem Licht ein Bild haben muss: Die Sensor-Empfindlichkeit von ISO 200 bis 1600 kann in der D100 weiter auf H(igh)1 = ISO 3200 und H2 = ISO 6400 verstärkt werden.

Aus der D70 durch Firmwareupdate (fast) eine D70s machen

Die für mich wichtigste Neuerung des D70-Firmwareupdates beschreibt Nikon so: Die Leistung des 5-Feld-Autofokussystems bei Einstellung auf »Dynamisch« (Dynamischer Autofokus) oder »Nächstes Objekt« (Priorität der kürzesten Aufnahmedistanz) wird verbessert. Was sonst verbessert wurde, wo die Firmware runterzuladen und wie sie zu installieren ist, ist auf der Nikon-Seite nachzulesen.

Was dieses Firmwareupdate angeht, ist die Nikon D70 der D100 überlegen. Denn es kann vom Anwender einfacher selbst installiert werden. Zur D100 schrieb Nikon einst: Da für dieses Firmware-Update erhebliche Eingriffe in die interne Steuerung der D100 erforderlich sind, kann das kostenlose* Update nur bei autorisierten Nikon Nikon-Fachwerkstätten erfolgen.

Das stimmt aber glücklicherweise so nicht. Hier ist die Anleitung zur Installation und der Download der Firmware 2.00 für die D100: HOWTO: Nikon D100 Firmware Version 2 Update. Es ist mir zwar erst hinterher gelungen, die Firmware-Version meiner D100 abzufragen, aber das Update auf Version 2.00 gelang nach obiger Anweisung ohne Probleme.

Ob die Features der Version 2.00 nun so "spannend" waren, kann angezweifelt werden. Es kann aber auch sein, dass mit dem Firmware-Update still und heimlich ein Fehler in der Kamera-Software repariert wird – nicht nur bei Nikon! Um die Version abzufragen, genügt es bei einem auf dem D100-Monitor angezeigten Bild durch die Aufnahmeinformationen zu blättern. Dort ist die Firmware-Version gelistet. Wie immer bei Firmware-Updates liegt das Risiko aber beim "Installateur". In rund 20 Jahren ist bei mir aber noch nie etwas schiefgegangen.

Wo unterscheiden sich Nikon D70 und D100 noch?

Bei der Nikon D100 habe ich hinsichtlich Speicherung nur die Auswahl: Nikon-Rohdatenformat NEF ODER JPEG. Die D70 kann parallel speichern NEF UND JPEG.

Die D100 ist etwas größer/höher als die D70 und liegt dadurch etwas besser in der Hand. Zumindest meiner Hand ;-) Bei der D100 erfolgt die Umschaltung von Einzel-AF (AF-S) auf Nachführ-AF (AF-C) für bewegte Motive durch den kleinen Hebel neben dem Bajonett, bei der D70 per Menü. An der Art des so genannten dynamischen AF machen sich die 2 Jahre Unterschied der Präsentationsjahre bemerkbar. 

Wenn in der AF-Betriebsart AF-C für bewegte Motive, wo der Fokus ständig nachgeführt werden muss, bei der D100 die „Dynamik“ deaktiviert ist – im Menü: Dyn. AF. AF-C OFF = AF-Feld wähle(n) OK – muss/kann der Fotograf den Sensor selbst auswählen, wenn das Motiv dem mittleren Sensor „verlorengeht“ und der Daumen des Fotografen auf der „Wippe“ schnell genug ist ;-) Wenn im Menü: Dyn. AF. AF-C ON gewählt wurde, wird bei Fokusverlust eines Sensors automatisch auf die kürzeste Distanz, die einer der 5 Sensoren (wieder) findet, fokussiert. Im Menü: ON Kürzeste Distanz. Sobald etwas kurz durchs Bild läuft, ist der Fokus fürs Hauptmotiv weg! Heute gleichen die Kameras so etwas durch die Einstellung "Schärfenachf.(ührung) mit Lock-On" aus. Dabei wird die Stärke und Dauer der Schärfenachführung bei kurzzeitig verdecktem Motiv reguliert. In der D100 und D70 war so etwas noch nicht möglich.

In der Nikon D70 ist die dynamische Steuerung weiterentwickelt! In der Betriebsart AF-C für bewegte Motive habe ich in der Messfeldsteuerung die Wahl zwischen S: Einzelfeld (Sensor-Auswahl durch den Anwender), D: Dynamisch (automatische Abfrage aller 5 AF Sensoren) UND – dritter Menüpunkt – Nächstes Objekt. Im Fall „Dynamisch“ „eilen“ die um den zentralen Sensor positionierten Sensoren zur Hilfe, wenn der zentrale zentrale Sensor keinen Kontrast findet, kein Fokus, keine Entfernungsnachführung möglich ist. Hört sich sehr theoretisch an, ist in der Praxis aber extrem hilfreich. Ein Beispiel: Auf dem Trikot eines Spielers findet der zentrale Sensor – nichts. Aber wenige Zentimeter neben der unifarbigen Fläche findet sich der Spieler- oder Sponsor-/Vereinsname, das Vereinswappen oder eine Nummer, die von einem der um den zentralen Sensor positionierten Sensoren erfasst wird, und schon ist der Fokus wieder da. Was nicht nur in der Theorie funktioniert. Und das kann die Nikon D70 von der Papierform her besser als die D100. Außerdem bietet die D70 eine ISO-Automatik mit wahlweiser Vorgabe der längsten Verschlusszeit von 1/125 s und länger.

Was gibt es sonst noch?

Mit ihren High-ISO und den weggelassenen Motivautomatiken ist die D100 einfach "ein bisschen semiprofessioneller" als die D70. Die Größe rührt auch vom größeren Spiegel/Spiegelkasten, wenn man durchs Bajonett ins Innere schaut. Zudem ist die D100 noch "Made in Japan", die D70 "nur" Made in Thailand... Außerdem gab/gibt es zur Nikon D100 das "multifunktionale Batteriepack" MB-D100, das allerdings zum doppelten Preis meiner D100 gehandelt wird und mir deshalb zu teuer ist. Auch wenn mit dem Batteriepack der Komfort bei vielen Hochformataufnahmen stark verbessert wird, und das Pack 2 Nikon Lithium Akkus oder im entsprechenden Halter sechs 1,2 V Akkus der Größe AA für längeres Fotografieren aufnimmt. Für die D70 gibt es vergleichbare Batterieteile nur von unabhängigen Anbietern.

Unfreiwillige Gemeinsamkeit: Weder bei der hier präsentierten D70 noch der D100 funktioniert das Blitzen. Bei der D70 wurde der Gehäuseklappblitzer gleich zugeklebt, bei der D100 ist der Tippschalter, der den Gehäuseblitz aufklappen lässt, "weggeflogen". Bei keiner Kamera wird ein kompatibler, externer Blitz gezündet. OK, das haben die Verkäufer auch brav so angegeben. Beide Gehäuse kosteten um 50 Euro, funktionieren bis aufs Blitzen aber sonst einwandfrei! Beide Kameras verwenden übrigens den gleichen Akku. Wenn ich nichts übersehen habe, waren das die Unterschiede. Einfach die Nikon D70 oder D100 ihrer Bestimmung zuführen: FOTOGRAFIEREN – ohne Blitz ;-)

Beispielfotos Nikon D70: Basketball 2015

Schon wieder Basketball? Ja, denn bei schönstem Tages-/Sonnenlicht und niedrigen ISO-Empfindlichkeiten liefert so gut wie jede Digitalkamera ansehbare Ergebnisse. Wenn es dann aber an trübe Tage, in die Dämmerung oder unter Kunstlicht geht, trennt sich die Spreu vom Weizen. 

Einfach nur gut, für eine "uralte" Digital-Kamera Baujahr 2004! Natürlich kommen die Erstligahallen, in denen mittlerweile reichlich Fernsehlicht Standard ist, der älteren Kamera sehr entgegen. Alle hier gezeigten Fotos wurden bei ISO 1000 und mit dem auf f/2 abgeblendeten 1,8/85 AF-S Nikkor auf der Nikon D70 aufgenommen. Verschlusszeit 1/1000 s. Gespeichert wurde im Nikon Rohformat NEF und JPEG. Die hier gezeigten Fotos wurden mit Adobe Lightroom mit der Schärfeeinstellung 40 und der Einstellung zur Reduzierung des Luminanz-Rauschens 30 behandelt. Reine Geschmacksache, man hätte das leichte "Korn" der ISO 1000 auch lassen können! Zum Schluss noch Reduzierung auf 750 Pixel Seitenlänge und automatische Photoshop Farbkorrektur Apfel-(STRG/CTRL)-Shift-B, weil mir die Farben so besser erschienen. Der automatische Weißabgleich der D70 hat aber schon gute Vorarbeit geleistet!

Beispielfotos Nikon D100 mit "normalen" ISO-Einstellungen und am ISO 6400 Limit

Wie schon bei der Nikon D70 geschrieben: Gutes Tageslicht und ISO 200 stellen selbst für die 13 Jahre alte D100 keine Herausforderung dar: Drei 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitte von D100-Fotos, bestückt mit dem 2,8/35-70 AF Nikkor. Laub und Institut ISO 320, die Bierpulle ISO 640.

Kerze: ISO 1000. Das gut 25 Jahre alte, brave 2,8/35-70 mm muss sich auch 2015 nicht verstecken. Gebäudeaufnahme mit 70 mm Brennweite (105 mm auf der D100) bei Blende 4.

Nikon D100 am, über (?) dem Limit: ISO 6400, um beim Halloween im Botanischen Garten Bonn die nur nur von einer LED-Leuchte angestrahlte "Kräuterhexe bei Nacht" mit dem 2,8/35-70 mm AF Nikkor auf der D100 abzulichten.

THEMA Rauschreduzierung

Gibt es eine Welt neben Adobe Lightroom dessen Version 1.0 erst 2007 vorgestellt wurde, Canon DPP, Nikon Capture NX & Co? Was war vor 2000?

Entsprechende Werkzeuge gab/gibt es! Erstaunlich, dass diese 10 Jahre alte Seite im Internet immer noch existiert: „Noise Reduction Tool Comparison“ – Vergleich (zahlreicher) Software-Werkzeuge, um das Rauschen zu reduzieren.

Mir ist speziell zum Thema Kodak/Canon EOS 1n/DCS3c wieder das vor über 15 Jahren eingesetzte Quantum Mechanic Pro (Camera Bits) eingefallen. Auch „Neat Image (ABSoft)“ oder „Noise Ninja (PictureCode)“ sind mir noch ein Begriff. Einfach mal Michael Almonds Seite besuchen! Ich habe mir den "Picture Cooler" für Windows runtergeladen und installiert.

Picture Cooler für Windows von Michael Almonds Internetseite

Die mit ISO 6400 aufgenommene Nikon D100 NEF-Rohdatei wurde mit Adobe RAW geöffnet, und dabei wurden die Regler für Schärfe und Reduzierung des Rauschens bewusst auf Null gedreht. Das Foto wurde dann für den Picture Cooler-Test unkomprimiert als TIFF in 16 bit Farbtiefe (pro Kanal) gespeichert.

Picture Cooler öffnet problemlos die unkomprimierte 16 bit TIFF-Datei. Um die Wirkung der Regler zu demonstrieren, wurden die Regler "Luminance and color noise" sowie "Extra for color" auf Null gedreht (Screenshot links) und dann der Regler "Extra for color" (Screenshot rechts) auf Maximum geschoben.

Screenshot links: "Luminance and color noise reduction" zur Demonstration auf Maximum. Screenshot rechts: Gewählte Reglereinstellung und Speichern der Datei mit der kleinen Einschränkung der Free-Version nur als JPEG-Datei.

Nochmal die "Kräuterhexe". Die Seitenlänge von 3000 auf 1400 Pixel reduziert und mit dem Freeware-Programm Picture Cooler für Windows entrauscht. Ich halte das für noch druckbar... Wenn es an derartige Grenzen geht, sollte man unbedingt die Druckgröße/-auflösung berücksichtigen und mit den entsprechenden Reglern des jeweiligen Programms entsprechend spielen und experimentieren.

Basketball 2015 mit der Nikon D100

Es ist natürlich rein subjektiv: Aber die etwas modernere Nikon D70 scheint im Vergleich zur D100 den etwas besseren Autofokus zu haben. Da machen sich vermutlich die zwei Jahre Altersunterschied bemerkbar. Und dennoch gelangen auch mit der D100 ein paar Schüsse vom schnellen Sport. Auch die D100 wurde auf ISO 1000 gestellt und mit dem 1,8/85 mm bestückt. Abgeblendet auf f/2, Verschlusszeit 1/1000s.

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