Spezifikationen

  • Die 1997 vorgestellte Olympus C-820L ist 128 x 65 x 45 mm groß und wiegt 265 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor (4,8 x 3,6 mm) löst maximal 1024 x 768  = 0,8 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 4,6µm. Feste Empfindlichkeit 100 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMediaKarten (max. 8 bzw. 16 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/5,5 mm Festbrennweite, die kb-äquivalent 36 mm entspricht.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2“ TFT LCD Monitor mit 114.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher und ein kleines SW-Statusdisplay auf der Oberseite vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Motivprogramme, Matrixmessung, Belichtungszeiten 1/4s bis 1/500 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich eine Zusammenziehung aus „Camera“ und „Media“ ist.

Die Typenbezeichnung variierte je nach Verkaufsregion, in Europa hieß die Kamera Camedia C-820L und in Amerika D-320L. Das war ein recht einfaches, aber effektives Mittel gegen Grauimporte, die natürlich keine Europagarantie hatten.

Die Camedia C-820L ist aus heutiger Sicht eigentlich eine einfache Einsteiger-Kompaktkamera, sie kostete jedoch sehr viel Geld, was damals allerdings marktüblich war, die verkauften Stückzahlen waren noch nicht so hoch und die Einzelteile noch nicht so preiswert zu bekommen wie später zur „Blütezeit“ der digitalen Kompaktkameras. Zum Vergleich: die 820L kostete 1997 satte 1800 DM, ein Tower-Computer Apple Macintosh Performa 6400 mit 200 MHz, 16 MB Arbeitsspeicher, 2,4 GB Festplatte, 8x CD-ROM und eingebautem 28.8-Modem kostete 1996 etwa 2400 DM.

Zur Stromversorgung der Kamera dienen vier fast überall erhältliche Mignonzellen (sowohl Alkaline-Batieren als auch Akkus sind verwendbar). Das Design orientiert sich wie bei etlichen Camedias an der mju-serie, die Olympus ab 1991 für Kleinbildfilme produzierte und die jeweils für längere Zeit die jeweils kleinsten Autofokus-Kompaktkameras waren. Allerdings war die C-820L deutlich größer als die mju-I bzw. die mju-II, da die notwendige Elektronik noch nicht so klein wie Jahre später war. Und so schön rund und „handschmeichelnd“ wie die mjus ist die recht eckig entworfenen C-820L auch nicht.

Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 8 MB (nach kostenpflichtigem Firmwareupdate bis 16 MB; mußte von Olympus in Hamburg durchgeführt werden). Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und muß mit der eingelegten Kartenkapazität etwas anfangen können. In der Anfangszeit wurden Kameras verkauft, die nur 2, 4, 8 oder 16 MB-Karten kennen, die C820L gehört dazu.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Die Kamera hat nur die notwendigsten Tasten und Knöpfe. Etliche davon haben Doppelfunktionen.

Es ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings wie üblich weniger zeigt, als auf dem aufgenommen Bild sein wird. Außerdem ist der Suchereinblick sehr klein. Bei seiner Benutzung ist das kleine SW-Statusdisplay auf der Kameraoberseite hilfreich, hier werden z. B. die noch möglichen Aufnahmen und die Bildqualität angezeigt.

Die Sensorempfindlichkeit ist fest, sie kann weder automatisch noch manuell verändert werden.

Für die serielle Schnittstelle ist ein Spezialkabel erforderlich (Klinkenbuchse auf serielle Schnittstelle, sowohl Mac- als auch Windowskabel lag der Kamera bei). Die Apple-Software läuft nur auf historischer Rechentechnik (Macintosh mit Motorola- oder PowerPC-CPU, serieller Schnittstelle und System 7 bis 8). Die Windows-Software arbeitet unter Windows 3.1 bis 98, auch das ist inzwischen selten gewordene Hardware.

Glücklicherweise kann man die Startmedia-Karten mit Hilfe von Kartenlesern mit USB-Anschluß auslesen, allerdings werden solche Geräte mit SmartMedia-Schacht schon seit längerer Zeit nicht mehr hergestellt und sind nur als Ausverkaufsware oder gebraucht zu bekommen.

Das Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt, die nur 114.000 Subpixel (entsprechend ca. 230x160 Farbtripel) sind viel zu grobgerastert und zur Bildschärfebeurteilung völlig unzureichend. Damals galt das Display allerdings als hochauflösend!

Der Hauptschalter ist gleichzeitig Objektivschutz.

Im Lieferumfang der Kamera war eine 2MB-Karte (darauf passen nur 4 Aufnahmen in bester Qualität!), weitere und größere mußten extra gekauft werden.

Die Kamera unterscheidet zwischen Original-Olympus-SmartMedia-Karten und solchen von „Fremdanbietern“. Nur mit Olympus-Karten sind einige Kamerafunktionen (z. B. die Panorama-Aufnahme oder der „Schmuckrahmen“) freigeschaltet. Zur Erkennung dient ein String im CIS (der „Card Information Structure“, einem Teil der Verwaltungssektoren der Speicherkarte). Dort muß im Block für den Herstellernamen „OLYMPUS“ stehen, was bei Billigkarten natürlich nicht vorhanden ist. Sollte eine Olympus-Karte versehentlich in einem Computer formatiert worden sein, ist dieser Text wahrscheinlich auch nicht mehr vorhanden. Zwar formatiert die Kamera die Karte auf Wunsch erneut, fehlt der String aber, schreibt die Kamera ihn natürlich auch nicht hinein!

Der UVP der Olympus Camedia C-820L betrug etwa 1800 DM (das entspricht ca. 900 Euro). Ich bekam mein Exemplar 2003 geschenkt. Leider war es damals schon defekt, für diesen Bericht habe ich es darum aus der „Defektkamerakiste“ nicht hervorgeholt. Beispielaufnahmen kann ich deshalb leider auch nicht zeigen. Boris hat mit der Kamera einen Rundgang gemacht, er zeigt vier Aufnahmen.

Alternativ hier 1024 x 768 Pixel Originalfotos aus der Camedia C-800L von Ralf Jannke:

Tableau aus 1024 x 768 Pixel Beispielfotos, aufgenommen 1996/1997 mit der Olympus Camedia C-800L

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus C-960 ist größtenteils aus Kunststoff. Alle metallisch glänzenden Teile sind lediglich verchromter bzw. lackierter Kunststoff. Die unterschiedliche Farbgebung der Kunststoffteile ist gewollt, es gibt etliche graue Spritzguß-Formteile und etliche, die champagnerfarben und metallisch glänzend überlackiert sind. Diese Teile sind leider sehr kratzempfindlich, darunter kommt dann das ursprüngliche Grau zum Vorschein.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen digitalen Kompaktkameras. Sie ist recht gemächlich, Fokussieren, Bilder abspeichern und die Aufnahmen ansehen geht alles sehr langsam vor sich. Auch die Benutzerführung ist gewöhnungsbedürftig, manches wird nur über Tasten in Verbindung mit dem Statusdisplay umgeschaltet, anderes ist nur im Menu veränderbar.

Der Sensor ist aus heutiger Sicht nicht sehr gut (was auch daran liegt, daß er mit 1/3“ zur kleinsten Sorte von Kompaktkamera-Sensoren zählt), das Farb-Rauschen ist unübersehbar. Damals wurde die Bildqualität der Kamera jedoch zu den Besten ihrer Klasse gezählt, die C-820L war damals eine der meistverkauftesten Kameras überhaupt und Olympus zeitweise Marktführer bei digitalen Kameras! Vermutlich aber haben etliche der Kunden die Kamera nicht zum enormen Neupreis, sondern deutlich herabgesetzt erworben, der „Straßenpreis“ sank bereits kurz nach Einführung erst langsam, dann immer schneller, bis die Kamera zum Schluß für viel weniger als der halben UVP abverkauft wurde.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe digitale Massen-Kompaktkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet. 0,8 Megapixel sind viel zu wenig, zumal heutzutage jedes Smartphone bessere Bilder macht als die C-820L.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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