Protax DC500T

         

Digitalkamera-Kenner erkennen in der DC500T auf den ersten Blick ein Modell aus der Z-Serie von Konica-Minolta. Irritierend ist nur der an Pentax erinnernde Firmenname „Protax“ auf dem Blitzgehäuse. Das klingt nach Mogelpackung und insofern lohnt sich ein genauerer Blick.

Nimmt man die Kamera in die Hand, wirkt sie trotz der komplett aus Plastik bestehenden Außenhülle recht solide und hochwertig. Der Objektivtubus hat eine dicke Umrandung, deren Riffelung an einen verstellbaren Objektivring erinnert. Tatsächlich ist es nur Dekoration, die aber leider eher billig wirkt. Das Gehäuse ist in Form und Größe der Konica Minolta Dimage Z3 sehr ähnlich. Blickt man im ausgeschalteten Zustand in den Sucher, sieht man nichts – das deutet auf einen kleinen Monitor als Sucher hin. Ansonsten ist auf der Kamerarückseite ein erfreulich großer Bildschirm zu sehen. Im Gegensatz zum Vorbild stecken im Handgriff keine 4 AA-Zellen, sondern ein viel kleinerer Li-Ion-Akku. Trotz dem dadurch fehlenden Gewicht wirkt die Kamera gut ausbalanciert.

Schaltet man die Kamera ein, bekommt der gute erste Eindruck einen ersten Dämpfer. Das Objektiv wird ein Stück aus der Kamera herausgefahren und der Blitz wird hochgeklappt. Dabei offenbart sich auch der Ausblick des Suchers – es gibt dafür also doch keinen Monitor. Der Bildschirm entpuppt sich als etwas blass und ziemlich geringauflösend. Das Moduswahlrad ermöglicht nur die Umschaltung zwischen Aufnahme, Video, Wiedergabe, Tonaufzeichnung, Setup, Musikwiedergabe und Spielen. Vor allem die beiden letzten Punkte überraschen. Die Kamera kann also auch als Musikplayer und als simple Spielekonsole mit vier fest eingebauten Spielen dienen. Dafür fehlen die für einen Fotografen wesentlich wichtigeren Motiv- oder Kreativprogramme.

Ein Blick in die technischen Daten offenbart dann endgültig den Charakter dieser Kamera: Die laut Gehäuseaufdruck 12 Megapixel entstehen aus einem CMOS-Sensor mit 5 Megapixeln durch Interpolation. Das Objektiv hat kein Zoom – gezoomt wird rein digital, was in Kombination mit der bereits hochgerechneten Bildauflösung das allerschlimmste befürchten lässt. Der Vollständigkeit halber wurde auch auf einen Autofokus verzichtet. Die simple Optik ist bei Entfernungen ab 1,5 Metern halbwegs scharf, einen Makromodus gibt es nicht.

Ich habe mir dann mal das Innenleben der Kamera angeschaut: Was da beim Einschalten herausgefahren wird, ist nicht ein sich entfaltendes Objektiv, sondern die komplette Optik mit Sensor. Es handelt sich also um reine Show ohne technischen Nutzen. Der gleiche Motor klappt auch den Blitz hoch. Was im Inneren auch auffällt, ist die gegenüber Markenkameras schlampige Verarbeitung und vor allem die weitgehende Leere. Das große Gehäuse dient also ebenfalls nur als Kulisse, hinter der sich eine Kamera der einfachsten Kategorie versteckt. Damit das nicht gleich auffällt, wurden im Gehäuse Metallklötze als Zusatzgewichte festgeschraubt.

Die Kamera konnte über chinesische Zwischenhändler vermutlich ab 2008 für 100 Dollar pro Stück bezogen werden, dürfte auf dem hiesigen Markt also um die 150 Euro gekostet haben. Dafür erhielt der Käufer eine schicke Tasche, die Kamera mit Anleitung, Akku und Ladegerät, ein kleines Tischstativ und einen Weitwinkelaufsatz. In dieser Kombination erinnert die Kamera sehr an ein Modell aus dem Analogzeitalter, mit dem jahrzehntelang ahnungslose Kamerakäufer über den Tisch gezogen wurden: Die Canomatic. Vorzugsweise wurde diese in einem Stahlblechkoffer geliefert und enthielt neben der Kamera auch einen externen Blitz, ein Stativ und weitere Zubehörteile. Die Kamera hatte das Erscheinungsbild einer Spiegelreflexkamera, war aber technisch eine Primitivstkamera mit normalem Sucher. Auch hier sollten Metallplatten im Gehäuse den Kunden über fehlende Mechanik und Optik im Unklaren lassen.

Kurz gesagt: Die Protax DC500T wurde ganz offenbar bewusst zur Täuschung der Kundschaft konzipiert. Für deutlich zu viel Geld erhielt man eine Kamera der allereinfachsten Kategorie. Insofern ist die Protax ein digitaler Nachfahr der unsäglichen Canomatics, die man auch heute noch häufig auf Flohmärkten herumliegen sieht.

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