Friedliche Koexistenz: TOPCON analog und FUJIFILM digital

Spiegellose DSLM X-T20 und Analog-SLR IC-1 AUTO

Topcon

Was für Miranda geht - "1955 bis 1976/78: Kleine Miranda Geschichte" –, geht auch für den japanischen SLR-Hersteller Topcon. In einem Absatz zur Miranda-Geschichte war zu lesen: "Nach der Kowa, Miranda und Mamiya möchte ich noch eine Topcon."

Was Ostern 2019 mit dem Kauf einer TOPCON IC-1 AUTO realisiert wurde!

Kosten: unter 30 Euro. Dazu jetzt etwas Topcon-Geschichte. Die alten Werbeanzeigen stammen wie immer aus meinem Archiv schwedischer und US-Fotomagazine.

TOPCON (T-okyo OP-tikal CO-mpany N-ippon) ist eine 1932 gegründete Firma…

… die heute zu den Weltmarktführern im Bereich der Herstellung von geodätischen Messinstrumenten gehört. Kameras baute Topcon von 1937 bis 1981.

Für die Topcon-RE-Super SLR-Serie von 1963 gab es vom Motorantrieb mit Rückspulfunktion, einer Langfilmrückwand, zahlreichen Objektiven und Nahzubehören weiteres Zubehör. Nach umfangreichen Tests gab die US Navy der Topcon den Vorzug vor der etablierten Nikon F! Der Objektivanschluss der RE Super/2 und Super DM ist mit dem Exakta-Innenbajonett kompatibel.

TOPCON UNIREX 1971, Vorgänger der IC-1 AUTO

Was dort oben an Topcons abgebildet ist, hat je nach Modell Sammelstatus!

Sammelstatus ist gleichbedeutend mit Hochpreisen. So wird eine TOPCON SUPER DM inkl. 1.8/50 Topcor Objektiv schon mal für über 500 Euro angeboten. Oder ein Topcon Super DM Gehäuse für knapp 200 Euro. Die klassische TOPCON R plus 1.8/58 5,8 cm für 380 Euro. Eine BESELER TOPCON RE SUPER mit 1.4/58 RE TOPCOR und Lichtschacht aus US Navy Beständen kommt auf knapp 500 Euro. Das alles kam für mich nicht in Frage. In die weiter unten präsentierte Topcon-Miniausrüstung habe ich rund 70 Euro investiert.

Geschichte Topcons in Kurzform – ohne Anspruch auf letzte Richtigkeit und Vollständigkeit

  • 1937 kommt mit der „Lord“ die erste Topcon für 120er Rollfilm, Filmformat 4,5 x 6 cm 
  • 1938 gefolgt von der „Minion“, die den kleineren 127er Rollfilm verwendet und 4 x 5 cm Negative erzeugt
  • 1948 gab es eine „Minion“ für 35 mm Kleinbildfilm
  • 1950 produziert man mit den zweiäugigen Mittelformat Spiegelreflexkameras Topcoflex prinzipiell Klone/Kopien der deutschen 6 x 6 cm Rolleicord, Rolleiflex für Rollfilm
  • 1953 erscheint die „Topcon 35“, Nachfolger der Minion 35
  • 1957 präsentiert Topcon die Kleinbild-Spiegelreflexkamera „R“ mit Exakta-Bajonett, Wechselsucher und halbautomatischer Blende. Zu diesem Zeitpunkt konnten weder Canon noch Nikon eine Spiegelreflexkamera vorweisen
  • Ebenso lange vor den späteren Analog-SLR-Platzhirschen Nikon und Canon kann Topcon zwei superlichtstarke Teleobjektive präsentieren: 1958 präsentiert Topcon ein 2,8/300 mm Tele und ein 2,0/135 mm (1960)
  • In den 1960er Jahren  wurde Topcon in den USA von Beseler vertreten
  • 1963 ist die „RE“ (in den USA „Super D“) die erste SLR mit TTL-Belichtungsmessung der Welt. Noch vor der Pentax Spotmatic
  • Die Topcon Uni ist 1964 eine der ersten SLRs mit TTL-Offenblendemessung und Belichtungsautomatik (Blendenautomat) aber einem neuen Bajonett und nur Zentralverschluss.
  • 1965 kommt die Topcon Unirex
  • Die Topcon Super DM bietet 1973 Wechselsucher und motorischen Filmantrieb
  • Die hier gezeigte Topcon IC-1 auto wurde 1973 vorgestellt
  • 1981 stellt Topcon die Produktion von Kameras ein

Typisches Amateur Setup der 1970er Jahre: SLR, 50 mm Normalobjektiv, 35 mm Weitwinkel und 135 mm Tele

Da werden Erinnerungen wach. Um 1975/76 war das meine erste Spiegelreflexausrüstung. Die Kamera war eine Ricoh TLS 401 mit dem damals obligatorischen 50 mm Normalobjektiv und dazu die beliebte manchmal pärchenweise angebotene Kombination 35 mm WW und 135 mm Tele…

Jetzt 2019 die TOPCON IC-1 AUTO,

bestückt mit dem HI TOPCOR 1:2 f=50mm , UV TOPCOR 1:3,5 f=35mm (196?) und UV TOPCOR 1:4 f=135mm (1968). Alle drei Objektive tragen die Gravur TOKYO KOGAKU. Da 135er dürfte kaum gebraucht worden sein, das 35er wirkt unbenutzt, flammneu. Bei der Auswahl werde ich das 50er trotz Lichtstärke zu Hause lassen und nur das kompakten 35er mitnehmen. Was auch der "Sommerexpeditionsausrüstung" geschuldet ist. Für den Transport des Alukoffers hätte eigentlich noch eine Sackkarre ins Auto gemusst ;-) Was soll's. Bei der analogen Minolta SR-7 bin ich auch nur mit dem 28er Weitwinkel losgezogen…

Wo ist der Blendenring?

Die Blende ist natürlich im Objektiv, der Blendenring bei dieser Topcon am Kameragehäuse! Im roten Kreis markiert, eine Spezialität: Funktionierend, aber nicht ganz glücklich. Mit diesem Rädchen muss der Kamera die Lichtstärke des Objektivs mitgeteilt werden. In diesem Fall f/3,5 fürs montierte 3,5/35 mm. Das beim Objektivwechsel vergessen, hat man schnell fehlbelichtete Fotos.

Welches moderne Objektiv hat noch einen Blendenring? Wobei der bei einigen aktuellen Objektiven eine Renaissance erfahren hat und wieder da ist:

Die Topcon IC-1 AUTO wurde je nach Quelle zwischen 1973 und 1978 produziert.

Das „IC“ steht für „Integrated Circuit“ – Integrierter Schaltkreis –, der die Blendenautomatik der Topcon steuert.

Zum Betrieb der Topcon werden zwei 1,35 Volt Quecksilber-Knopfzellen benötigt, die schon seit langem nicht mehr produziert werden dürfen. Ersatz in Form so genannter Zink-Luft-Batterien gleicher Größe und Voltzahl ist mir pro Batterie rund 8 Euro ohne Porto zum Rumspielen einfach zu teuer! Stattdessen habe ich zwei passende 1,5 Volt Knopfzellen spendiert. Damit läuft die Topcon! Wieviel Fehlbelichtung die falsche Spannung - 3 statt 2,7 Volt - verursacht, weiß ich nicht. Sollte an Un-Genauigkeit für einen SW-Film in diesem Sommer aber reichen.

Die Topcon ist dann mein Sommer Analogprogramm. Die benötigten Filter für SW-Fotografie samt Filmen und Chemie sind vorhanden. Einen möglicherweise etwas besseren Primitiv-Filmscanner, in dem die Negative abfotografiert werden, habe ich unlängst für 5 Euro vom Flohmarkt mitgenommen. Und kurz zu Ostern auf Funktion getestet. Vielleicht ist er etwas besser als der vorhandene Rollei DF-S 190 SE.

Diese Arbeitsweise: Analog-Kamera, selbst zu verarbeitender SW-Film mit anschließender Digitalisierung hat sich für mich als die befriedigendste erwiesen. Nachdem der Traum alte Spiegelreflexkameras mit dem Rückteil „I’m Back“ in digitale Spiegelreflexkameras zu verwandeln für mich als Flop in teurem Frust endete.

Weitere Internetadressen

TOPCON UV Lenses

camera-wiki.org/wiki/Topcon_UV_lenses

Catalog of Topcor Lenses

allphotolenses.com/lenses/brands/c_98.html 

"Rohdatenentwicklung"

Beispielfotos, aufgenommen mit dem 3,5/35 mm Topcor, Orange- oder Grünfilter, von 10 MP (Scanauflösung) auf 1,5 Megapixel reduziert

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Wahrscheinlichkeit, dass auf den 1996 abgelaufenen und ziemlich sicher nicht korrekt (=kühl) gelagerten Ilford FP4 125 Plus nach der Belichtung 2019 auch was "drauf" ist, war da. Schließlich gab auch der belichtete und dann rund 50 Jahre in einer Kodak Brownie Box vergessene Rollfilm nach der Entwicklung seine Bilder preis!

Entwickelt wurde der Ilford FP4 125 Plus mit "AMALOCO AM 74, Universal Feinkorn Entwickler mit großem Belichtungsspielraum für S/W-Filme"

Digitalisiert oder besser abfotografiert wurden die vor Ort entwickelten Negative mit einem JAY-tech Combo-Scanner PS970, der Papierfotos oder 35mm Kleinbildfilm "scannt". Ganz sicher eher ein Primitiv- statt Highend-Gerät, gab es beim funktionierenden JAY-tech für 5 Euro vom Flohmarkt nichts zu überlegen. Die Einzelbilder des Kleinbildfilms können mit 5 oder 10 MP erfasst werden. Wobei die 10 MP vermutlich interpoliert sind. Ich habe es bei 10 MP belassen, um hinterher auf 1,5 MP zu reduzieren.

Alles zum Thema Digitalisieren von Filmen haben Boris und ich hier aufgeschrieben

Dias digitalisieren

Dias und Negative digitalisieren – oder wieder mal: Wie alles begann

Die Kombination aus Knopfzellen falscher Spannung (2x1,5 statt 2x1,3 Volt) in der Topcon, vermutlich dadurch nicht ganz korrekter Blendenautomatik mit Zeitvorwahl und der über 20 Jahre = völlig überlagerte SW-Film sorgte beim einen oder anderen Foto für einen gar nicht mal unerwünschten 1800-Look. Zusätzlich verstärkt durch eine erst nach Kameragebrauch entdeckte, bröselnde Dichtung oder besser Un-Dichtung der Topcon-Filmrückwand... Und natürlich den Billig-Scanner! Und die unübersehbar nicht 100 Prozent korrekt ausgeführte Entwicklung, und und und…

Oder ist/war das etwa schon Kunst? ;-))

Burgreste…

Mit dem weniger überlagerten Film steigt die Qualität! Die Burgreste wurden auf einem Ilford 100 Delta Professional mit Ablaufdatum 2004 aufgenommen. Und bei der Entwicklung möglicherweise etwas exakter gearbeitet, als bei den Ilford FP4 von 1996… 

Und doch hat es wieder großen Spaß gemacht

Aber was für ein Unterschied in den "Arbeitsgängen" von Analog-SLR von der Aufnahme bis zum fertigen Bild und dem Smartphone. Was natürlich ausdrücklich erwünscht war!

Vom Handling gefiel die Topcon IC-1 auto außerordentlich. Diese "seidige, weiche" Fokussierung des 3,5/35 mm Topcors dichtet man eher Produkten aus dem Hause Leica an! Diese Topcon konnte mit vergleichbaren Kameras von Canon, Minolta und Nikon mühelos mithalten.

Vermutlich werde ich mir die Zeit nicht nehmen, aber mit abgedichteter Rückwand, frischem Film und Digitalisierung mit einem richtigen Filmscanner dürfte die Topcon auch heute noch richtig Leistung bringen. Einen Diafilm will ich der Topcon und mir nicht zumuten. Per Sammelbestellung zum Entwickeln verschickt, habe ich keine Lust bis zu zwei Wochen auf die Entwicklung zu warten, die zu Analogzeiten über Nacht ging. Und mit eigener Farbchemie fange ich nicht an! Aber Farbnegativ ist in überschaubarer Zeit verarbeitet. Also geht die Topcon IC-1 auto irgendwann nochmal mit, geladen mit ISO 200 Farbnegativfilm.  Außerdem warten da noch SLRs wie eine Revue/Konica und eine Miranda TM auf ihren fotografischen Einsatz.

Ralf Jannke, Sommer 2019

 

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