HANIMEX TELE-LENS 1:4.5 f=200mm auf der Vollformat Nikon Z6 – Kurzeindruck

Geht das alles mit rechten Dingen zu?

So verloren, wie das am Baum an der Nikon Z6 hängende 200 mm Hanimex und erst recht neben dem 2,8/80-200 mm AF-S Nikkor wirkt, würde man bei diesem "dünnen Tele-Rohr" eher Lichtstärke f/5,6 vermuten. Und nicht die gravierte f/4,5. Ein Grund, mal etwas genauer hinzuschauen.

Wie definiert/rechnet sich eigentlich die Lichtstärke?

Wikipedia schreibt unter anderem:

Die fotografische Lichtstärke ist ein Maß für das Vermögen eines Objektivs, für eine optische Abbildung Licht zu sammeln. Sie kann als Zahlenwert durch das maximale Öffnungsverhältnis Vmax angegeben werden. Bei abbildenden optischen Geräten, wie zum Beispiel auch bei Teleskopen, kann das Öffnungsverhältnis aus dem Durchmesser der Eintrittspupille (der Apertur) D und der Brennweite f gebildet werden, (…)

Im Fall des 200 mm Hanimex bekäme ich bei einer Eintrittspupille von 40 mm den Zahlenwert 40/200 = 1/5 oder eine Lichtstärke 1:5. Tatsächlich ist  1:4,5 als Lichtstärke angegeben. Der Durchmesser der Eintrittspupille muss also größer als 40 mm sein: 200/4,5 = 44,4 mm. Für das lichtstarke 2,8/80-200 mm Zoom muss die Eintrittspupille laut Rechnung 200/2,8 = 71,4 mm betragen. Damit kommt man dem äußerlich gesehenen Größenverhältnis schon deutlich näher.

Vereinfacht gesprochen gilt diese Rechnung aber nur für das denkbar einfachste Objektiv, bestehend aus nur einer Linse, wie sie um 1608 die ersten Fernrohre hatten. Oder in den 1940er/1950er Jahren simple Boxkameras.

Komplexere Zoomobjektive können über 20 Linsen aufweisen, von denen teilweise manche aneinander fixiert sind und weitere Linsen gegeneinander verschiebbar sind. Lange Zeit war eine Begrenzung wenige (bis ca. fünf) Linsen üblich. Eine höhere Anzahl war aufgrund der an den Glasoberflächen auftretenden Reflexionen nicht sinnvoll. Jede reflektierende Glasoberfläche vermindert die Lichtmenge, die auf der photographischen Schicht ankommt. (…) Heißt: Die Lichtstärke, eben das was auf dem Film/Sensor ankommt, ist geringer als das rechnerische Verhältnis von Eintrittspupille und Brennweite.

Einen Durchbruch schaffte die Beschichtung der Linsen mit Antireflexionsschichten. Damit war der Weg frei zu viellinsigen Objektiven, bei denen nicht nur die die Bildfehler minimiert sind, sondern auch entsprechend viel Licht auf Film oder Sensor ankommt. Durch die Verwendung von Linsenkombinationen aus verschiedenartigen Gläsern wie Kron- und Flintglas, CaF2-Linsen, ED-Gläser und Integration von asphärische Linsen konnten Abbildungsfehler trotz großer numerischer Apertur klein gehalten werden.

Schaut man auf dem nächsten Foto auf die hellen Öffnungen, sieht das schon anders aus. Die wirken ähnlich groß! Um die Öffnungen passend zur Lichtstärke zu machen, hätten die drei Objektive wohl aus unterschiedlichen Entfernungen abgelichtet werden müssen. Genug der Theorie, glauben wir an die Lichtstärke 1:4,5 des 200 mm Hanimex! Durch die Öffnung wird schon genug Licht auf den Sensor kommen …

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Was soll man an diesem Altglas schon kritisieren. Die Schärfe ist völlig OK, das Bokeh gefällig. Auf Gegenlicht habe ich verzichtet. Sicher gibt es Situationen, wo ich alte Objektive mühelos in die Knie zwingen kann. Wozu? Sich einfach an der alten Technik erfreuen und gelegentlich nutzen. Und das war dann ein Altglas aus dem opulenten Beitrag "Armee" der Klon-Objektive.

Ralf Jannke

 

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