Photokina 2020: Von der Leit- zur Rumpfmesse? Geschrieben im Januar 2020 – alles Makulatur

Am 18. März wurde die Photokina 2020 abgesagt

Der Pressetext:

Nach intensiver Beratung hat sich die Koelnmesse GmbH entschlossen, die ursprünglich vom 27. bis 30. Mai 2020 geplante photokina 2020 abzusagen. Die internationale Leitmesse für Foto, Video und Imaging findet das nächste Mal vom 18. bis 21. Mai 2022 statt. Auch die Imaging Innovation Conference feiert nicht wie geplant 2020 Premiere, ein neuer Termin ist in Abstimmung.

Ende Februar 2020 fand sich die abgerissene Seite des oben abgebildeten photokina 80 Prospekts im Müll... Wer war nochmal AGFA?

Photokina

Ich habe nicht vergessen, wie frohgemut ich 2018 auf dem gewohnten Weg den Messeparkplatz Nord angesteuert hatte, um konsterniert am abgesperrten, völlig leeren (!) Parkplatz wieder umzudrehen. "Was ist denn hier los?" Um dann trotz Akkreditierung von offensichtlich ortsunkundigen Einweisern von Parkplatz A nach B und wieder zurück "eingewiesen" zu werden. Nichts Genaues wusste man nicht. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, vorher (!) mal nachzusehen, wo ich eigentlich hin muss, so selbstverständlich war Eingang Messehalle Nord.

Ein für den Messerundgang fest eingeplanter Anbieter-Stand war in der geschrumpften Messefläche nur durch Eigeninitiative zu finden. Der Messekatalog im Internet wie gedruckt in Köln eingesehen, erwies sich trotz freundlichem Messepersonal vor Ort als wertlos. Ein weiterer Grund, sich das in 2020 nach der ausgefallenen Photokina 2019 nicht mehr anzutun, obwohl die Distanz Bonn/Köln unter 30 km liegt.

30 km Spritgeld sind schon zu viel, um sich weniger die neue FUJIFILM X-T4 oder die Super-Vollformat DSLMs anzusehen, als ein, zwei Objektive, die sich kein kleiner Fotohändler hinlegt... Aber auch vollkommen egal, da Fuji eine Teilnahme für die Photokina 2020 gar nicht erst zugesagt hatte.

Und Olympus?

Auch auf der Photokina 2020 Abwesenheitsliste. Meinen Frieden habe ich längst mit microFourThirds gemacht. Eine 20 MP mFT-Sensor DSLM „begrabbeln“, die meiner unmaßgeblichen Meinung nach für 3000 Euro – vorsichtig formuliert – fast unverkäuflich ist. Oder die letzte Version des langen Flaggschiffs OM-D E-M1 als Mark III, die neu bei 1800 Euro liegt. Selbst die von der Papierform drunterliegende OM-D E-M5 Mark II kostet immer noch 1200 Euro. Über keine dieser Kameras würde ich auch nur eine Sekunde nachdenken.

Bis eine gebrauchte 16 MP Ur OM-D E-M1 („Mark I“) mit dem für bewegte Motive wichtigen Phasendetektions-AF für 200 Euro zu haben ist, stellt mich die gebrauchte 124 Euro OM-D E-M5 zufrieden.

Und microFourThirds-Objektive?

Die Neuerscheinung M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro (EZ-M1245) kostet 650 Euro. Brauche ich absolut nicht! Mein Demoware M.Zuiko Digital ED 12-50mm 12-50 3.5-6.3 EZ hat 120 Euro gekostet. Und wenn es mal Lichtstärke haben soll, wird einfach das uralte Zuiko AF 2,8-3,5/14-54 mm adaptiert! Dieses Zoom hat 130 Euro gekostet… Und so weiter und so weiter… Es bremst die Lust zu fotografieren kein bisschen aus, wenn man mit gutem, gebraucht erworbenem Equipment loszieht!

Andere neue Kameras?

Ein Blick in den eigenen Kanon zeigt, dass man mit 10, 16, 24 MP Auflösung bestens bestückt ist. Die für einen 30 x 40/33 x 48 cm A3/A3+ Abzug gewünschten 6 Megapixel lassen sich bei Bedarf ohne Qualitätsverlust problemlos auch aus den 4 Megapixel "Historikern" Canon EOS 1D und Nikon D2Hs oder der großartigen 5 MP Olympus E-1 generieren.

Für fast jedes Sensorformat der jeweiligen Systemkamera ist ganz nach Wunsch reichlich Bildwinkel, viel bis ganz viel Lichtstärke und kurze wie lange Telebrennweite verfügbar. Fast ausschließlich in Form von preiswert erworben Gebraucht-Objektiven guter Abbildungsleistung “nur" aus der zweiten und dritten Reihe. Autofokusleistung für schnelle Motive ist mit den Fujis ausreichend vorhanden.

Interessant auf der Photokina wären allenfalls die chinesischen Hersteller gewesen: Samyang, Viltrox, Yongnuo, die immer besser werdende, bezahlbare (!) Objektive, Adapter und Zubehör anbieten. Um die Teile in Köln mal in die Hand zu nehmen und auf der eigenen Kamera auszuprobieren. Zur reinen Information ist das Internet aber mehr als ausreichend, und gekauft wird anschließend beim Profianbieter mit vollem Rückgaberecht.

Angekündigt waren in Köln ein paar Highlights, die ich in "modifizierter" Form aber schon habe…

Objektiv-"Highlights" der ausgefallenen Photokina 2020

Objektiv-Preissturz, Winterschlussverkauf, "Sale" oder was?

Keiner der oben genannten Objektivpreise ist gefaked! Für die aktuell produzierten Nachbauten des dreilinsigen Meyer-Optik Görlitz Trioplans 1:2.9/50 (bis 1963) und das Meyer-Optik Görlitz 1:3,5/30 Lydiths (5 Linsen, ab 1964) werden die durchgestrichenen Neupreise aufgerufen.

Seifenblasen-Bokeh

Wer mit diesem besonderen Bokeh, der seifenblasenartigen Unschärfeanmutung vor und hinter dem fokussierten Hauptmotiv, experimentieren möchte, sollte nach einem 2,9/50 mm Trioplan auf nicht fotogeräte-spezifischen Flohmärkten die Augen aufhalten! Das oben abgebildete 50er steckte auf einer Praktica SLR. Die Praktica und das Trioplan wurden in einer Second-Hand-Scheune gefunden und wechselten nach Kontrolle auf Linsenpilz (Fungus) für 10 Euro den Besitzer!

Seifenblasen-Bokeh für 5 Euro

Online-Auktionen reiten gerne auf der "Seifenblasen-Bokeh-Welle" und bieten die über 50 Jahre alten Trioplane zwischen 50 und 80 Euro an, wobei manche Exemplare auch die 100 Euro überschreiten... In der Version mit 100 mm Brennweite werden die Trioplane mit teilweise über 300 Euro dann problemlos dreistellig im Angebotspreis. Wobei ich bei sporadischen eBay-Besuchen keine deutliche Abnahme der angebotenen Trioplane erkennen kann. Ob's vielleicht am Preis liegt? Für mehr als 50 mm Brennweite liegen zum preiswerten Spielen bei mir ein 10 Euro 1,8/85 mm Soligor sowie für zusammen 20 Euro zwei uralte Tokina-Teles 3,5/135 und 3,5/200 mm bereit.

Ich kann es nur nochmal wiederholen: Bei bestimmten Objektiven geht man/Frau auf Flohmarkt-Jagd – nach dem Virus, versteht sich!

Alternativ zum Trioplan kann das ebenfalls dreilinsige Exakta E. Ludwig Meritar 2.9/50 empfohlen werden, das für 4 Euro vom Flohmarkt kam. Dazu kommt noch der Adapter dür die jeweilige DSLR oder idealerweise spiegellose DSLM, der für Größenordnung 20 Euro zu haben ist.

Bei der Pentina M handelt es sich um eine echte KB-SLR mit Zentralverschluss und Wechselobjektiven, die über ein so genanntes Steckbajonett angeschlossen werden! Von der Pentina wurden ab 1960 rund 45.000 Exemplare in vier Varianten gebaut. Hier bestückt mit einem 3,5/30 mm Lydith Weitwinkelobjektiv von Meyer-Optik. Die Pentina ist 140 x 90 x 95 mm groß und wiegt 816 g. Wer sich zum Spielen für das alte 30 mm Lydith interessiert, sollte aber nach der Variante mit M42 Schraubanschluss oder Exakta-Bajonett Ausschau halten. Für die oben gezeigte Pentina-Version gibt es in den USA einen Adapter, der inklusive Porto aber Richtung 70 Euro geht. Ich halte das dreilinsige 50 mm Trioplan für das viel spannendere Objektiv!

Und weil es zur kleinen Meyer-Optik Geschichte passt, wurde noch flott die arg ramponierte 18x24 mm Negativ-/Halbformat Penti I ins Foto montiert. Ebenfalls ausgerüstet mit einem "Meyer".

Alte Objektive muss man immer akribisch auf Pilzbefall untersuchen! Lesen Sie dazu bitte auch den Blogbeitrag "Pilz-Alarm" und "Kleiner Schatz vom Flohmarkt: E. Ludwig Meritar 2,9/50 mm".

Mehr zum 2,9/50 mm Meyer Optik Görlitz Trioplan, dem Soligor 1,8/85 mm und den oben genannten Tokina Teles ab voraussichtlich Sommer 2020.

Und die Photokina 2022?

Mai 2022 also soll die nächste Photokina sein. Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann und Osterhasen. Das Corona-Virus hat die Steilvorlage gegeben, diese längst überflüssig gewordene Messe ohne großen Gesichtsverlust zu beerdigen.

Schon am Ende dieses Horror-Jahrs wird nicht nur die Welt der Fotoindustrie und des Fotohandels eine andere sein!

Über das, was man mit uralten bis aktuelleren überreichlich vorhandenen Kameras der 2010er Jahre anstellen kann, werden wir weiter fleißig und in hoffentlich unterhaltsamer Form berichten. Einfach aus dem eigenen "Aussen-Studio" Garten...

Ralf Jannke, März  2020

 

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