Uralt-Objektive und Polaroid: NIKKOR-O 1:4 f=2.1cm, Vorstellungsjahr 1959, Pentax SUPER-TAKUMAR/6x7 1:2.4/105, Pentax Super-Multi-Coated TAKUMAR/6X7 1:3.5/55, 1969
NIKKOR-O 1:4 f=2.1cm
Aufgrund seiner Bauweise noch aus Messsucherkamerazeiten kann mit diesem aus 8 Linsen in 4 Gruppen aufgebauten 2,1 cm/21 mm Superweitwinkelobjektiv auf der analogen wie digitalen Spiegelreflexkamera nicht einfach mal eben so fotografiert werden. Als die ersten spiegellosen Systemkameras - die Messsucherkameras oder englisch Rangefinder - der Welt kamen, spielte der optische Aufbau des Objektivs keine große Rolle. So liegen besonders bei starken Weitwinkelobjektiven die Hinterlinsen in einem Tubus, der bis kurz vor den Kameraverschluss ragt. Leicht zu verstehen, dass da der Spiegel der Reflexkamera keinen Platz hat. Er muss weggeklappt und verriegelt werden!
Durch den weggeklappten, verriegelten Spiegel fällt der Prismensucher der (D)SLR zur Motivkontrolle/Einpassung aus. Das Motiv muss über einen extra Aufstecksucher eingefangen werden. Durch die verschiedenen optischen Achsen von Aufnahmeobjektiv und Sucher bekommt das System aber einen Parallaxenfehler, der sich aber nur bei geringen Motiventfernungen negativ bemerkbar macht.
Hier schlägt die Stunde der modernen spiegellosen Digital-Systemkamera oder einer DSLR mit bei im Liveview-Modus hochgeklapptem Spiegel - sollte man meinen. Es funktioniert, aber nicht mit jedem Objektiv!
5,6/7,5 mm Fisheye Nikkor (1966 - 1970) auf der analogen Nikon F mit hochgeklapptem und verriegeltem Spiegel und im Liveview auf der digitalen D800
Das 2,1 cm Nikkor lässt sich nur auf die analoge Nikon F und F2 montieren. Obwohl auch die alten Nik(k)o(r)mat-Modelle Spiegelverriegelung bieten, ist die Verwendung des speziellen Weitwinkel-Nikkors nicht möglich. Auch bei der analogen F3 gibt es Probleme. Das 2,1 cm lässt sich einsetzen, aber nicht verriegeln. Nikon F-Bajonett ist in diesem Sonderfall eben doch nicht Nikon F-Bajonett! Lässt sich das 2,1 cm in die F3 noch einsetzen, geht es mit der digitalen Nikon D4 überhaupt nicht. Beim vorsichtigen Hantieren, merkt man sofort, dass da irgendetwas anstößt. Also bloß keine Gewalt und Versuchsabbruch. Das oben auf der D800 gezeigte Fisheye ließe sich problemlos auch auf die D4 montieren. Deren bis vor den Verschluss ragender Tubus ist vom Durchmesser klein genug!
Und jetzt?
Leider, leider führt auch der Versuch das 2,1 cm in einen Nikon F-/DSLM-Adapter einzuklinken nicht zum Erfolg :-(
Wobei sich da ein weiteres, gravierenderes Problem einstellt. Die Unmöglichkeit das spezielle Weitwinkelobjektiv nicht verriegeln zu können, könnte man mit einer Bastel-/Frickel-Lösung umgehen. Und wenn man das Objektiv einfach nur festhält. Was natürlich die Gefahr beinhaltet, dass es, einmal nicht konzentriert, auf den Boden knallt. Viel schwerwiegender ist aber das Rausragen des hinteren Objektivtubus' des 21ers über den Rand des Adapters. Keine der mir zur Verfügung stehenden DSLMs bietet vor dem Sensor von den Gehäuseabmessungen so viel Platz, dass sich das 2,1 cm verwenden lässt. Zum Sensor hin wäre genug Tiefe! Aber was nützt dass, wenn der Raum davor "zugebaut" ist.
Der letzte Versuch das 2,1 cm mit eigenen Bordmitteln in Betrieb zu nehmen, scheiterte dann auch :-( Selbst die wuchtige Nikon F5, Basiskamera der 2 Megapixel Kodak DCS 620x (15 x 23 mm APS-C-Sensor, Crop 1,5) und der 6 Megapixel Kodak DCS 760 (19 x 27 mm APS-H-Sensor, Crop 1,3) konnte nach Demontage des Antialiasing-/IR-Filters das Weitwinkel nach Hochklappen und Verriegeln des Spiegels nicht aufnehmen.
Schön anzusehen, aber keine Lösung: Nikon F2 mit Polaroid-Rückteil
Trotz Abblenden und großer Schärfentiefe liefert das Polaroid keine zum Vergrößern per Flachbettscanner oder Abfotografieren verwertbare Schärfe. Das Polaroid mit der winzige 2,4 x 3,6 cm Abbildung konnte in Analogzeiten wirklich nur zur Motivaufbau- und Belichtungskontrolle vor Ort dienen.
Viel besser: Pentax 6x7 Mittelformat-SLR mit Poaroid-Rückteil
Mit der fast 5-fachen Fläche des Kleinbildformats - 6 x 7 cm -, die die Pentax 6x7 Mittelformat SLR auf den Film, bzw. das Sofortbild belichtet, kann man schon etwas anfangen!
Experimente…
Pentax SUPER-TAKUMAR/6x7 1:2.4/105 (1969)
Der mit der Pentax 6x7 und dem auf f/11 abgelendeten 2,4/105 mm Takumar vom Stativ aus aufgenommene 6 x 7 cm Sofortbildfilmabzug aus dem Garten wurde mit dem 3,5/35 mm Olympus FourThirds-Makro, adaptiert auf die Olympus OM-D E-M5 reproduziert. Fokussiert wurde das 105 mm Takumar durch den Lichtschacht der Pentax 6x7 mit Lupe! Speichern im Olympus Rohdatenformat. Entwickeln mit Adobe Lightroom Classic, Schärfe auf Null! Weitere Nachbearbeitung mit Photoshop. Nach Reduzierung der Bildgröße auf 1.200 x 953 Pixel wurden zunächst die beiden im Screenshot zu sehenden Nachschärfungen probiert.
Durch den Ausdruck mutig geworden lauten die finalen Daten:
- 1.200 x 953 Bildpunkte = 1,1 Megapixel
- Photoshop Selektiver Scharfzeichner, Stärke 500 Prozent, Radius 1,5 Pixel, Rauschen reduzieren 50 Prozent
- Druckgröße mit 127 ppi 23,9 x 19 cm
Um ein Entstauben, Entfusseln habe ich mich bei dem Versuch nicht gekümmert… Das mache ich, wenn es von den Motiven "ernst" wird ;-)
Warum liefert das System Mittelformat-SLR/Polaroid-Rückteil keine bessere, überzeugende Schärfe?
Die einzige Erklärung die ich habe, muss im unvermeidlichen Einsatz der so genannten Fiberoptik liegen, die die Distanz von der Filmebene bis auf die Oberfläche des zweiten belichtenden Sofortbildfilms überbrücken muss. Wobei es am Aufbau der Fiberoptik eigentlich nicht liegen kann. Laut Wikipedia besteht eine Fiber- oder Faseroptik aus vielen parallel angeordneten Glasfasern, Lichtleitern.
Das übertragene Bild wird pixelweise aufgelöst, es gibt zwei gängige Anordnungen der Bildpunkte: hexagonal oder orthogonal. Der Abstand der einzelnen Bildpunkte beträgt typischerweise 4–10 µm. Jede einzelne Faser besteht wie bei einem Lichtleiter aus einem Kernglas und einem einhüllenden niederbrechenden Mantelglas. Dazwischen sind zusätzlich Stränge aus schwarzem (absorbierendem) Glas angeordnet, um vagabundierendes Streulicht zurückzuhalten.
Mit 4-10 µm unterscheidet sich der Bildpunktabstand in der Faseroptik kaum vom so genannten Pixelpitch des Sensors einer Digitalkamera! Beispielhaft der Pixelpitch, der Abstand der Einzelzellen auf dem Sensor einiger Digitalkameras:
- Pentax Q, 4,6 x 6,2 mm 1/2,3 Zoll/Inch Sensor, 12 MP, 1,5 µm
- Nikon 1 J1/V1, 8,8 x 13,2 mm 1 Zoll/Inch Sensor, 10 MP, 3,4 µm
- Olympus OM-D E-M5, 13 x 17 mm microForThirds-Sensor, 16 MP 3,7 µm
- Olympus OM-D E-M 1 MK III, 13 x 17 mm microForThirds-Sensor, 20 MP 3,3 µm
- Sony A3000, 15 x 23 mm APS-C Sensor, 20MP 4,3 µm
- Fuji X-T30, 15 x 23 mm APS-C Sensor, 26 MP 3,8 µm
- Sony A7, 24 x 36 mm Vollformat Sensor, 24 MP, 6,0 µm
- Sony A7r, 24 x 36 mm Vollformat Sensor, 36 MP, 4,9 µm
- Nikon Z7, 24 x 36 mm Vollformat Sensor, 45 MP, 4,3 µm
- Sony A7r IV, 60 MP, 3,8 µm
Laut (grauer) Theorie soll man zur Errechnung der so genannten förderlichen Blende, ab der Schärfeverlust durch Beugung eintritt, den Pixelpitch mit zwei multiplizieren, um die entsprechende Blende zu erhalten. Das liegt bei der Faseroptik wie beim Bildsensor mit einer Ausnahme unabhängig von der Größe im Bereich von Blende f/6,6 bis f/20.
Als Ausnahme habe ich noch die Pentax Q dazugenommen. Hier errechnet sich die förderliche Blende 1,5 µm x 2 = f/3,0. Wozu das 2,8-4,5/5-15 mm Zoom der Pentax Q passt. Eine Blende weiter über die förderlichen Blend geschlossen sind auch noch OK!
Ist das so? Theoretisch/rechnerisch ja, in der Praxis Nein!
Über 95 Prozent meiner "Produktfotos" - meine (ur)alten und neueren (Digital-)Kameras und Objektive - werden vom Stativ aus mit der 20 Megapixel Sony A3000 fotografiert. Nicht mit förderlicher Blende 4,3 µm x 2 = f/8,6 sondern mit f/22! Noch nie habe ich dabei die theoretische Beugungsunschärfe finden können!
Nochmal Unschärfe der Sofortbilder
Der Rheinländer sagt: "Ett iss, wie ett iss" - "Es ist, wie es ist". Ganz sicher werde ich mit der Pentax 6x7 und Sofortbildfilm versuchen "Kunst" zu erzeugen und mich einfach daran erfreuen ;-) Auf dem Sofortbildpapier betrachtet, wirken die 6 x 7 cm "Vergrößerungen" längst nicht so unscharf, wie in der erbarmungslosen Digitalisierung!
Es wird also sowohl beim 4/2,1 cm Nikkor auf der SLR, wie den beiden Pentax-Objektiven
auf den Einsatz von Film hinauslaufen… Bevorzugt SW, da ich dann selbst entwickeln und digitalisieren kann!
So werde ich mit dem 2,1 cm Nikkor auf Bilderjagd gehen, wenn es die Zeiten wieder erlauben!
Das nachlassende Corona-Infektionsgeschen hat eine gefahrlose Fortsetzung erlaubt! Der Praxisbericht zum 2,1 cm Nikkor von 1959 ist fertig und wird in Kürze freigeschaltet. Mit ein paar Überraschungen und wichtigen Erkenntnissen, was die Digitalisierung von SW-Negativfilm angeht. Ein Thema, das mich immer wieder begleiten wird.
Auch die Pentax 6x7 wird noch zu ihrem Recht kommen!
Durch Limitierung des Urlaubsgepäcks 2020 muss die Pentax noch etwas warten. Man kann mit der Pentax auch im Herbst oder Frühjahr fotografieren ;-) Bis dahin werde ich auch nochmal in einen neuen Flachbettscanner investieren, da der alte aus nicht erkennbaren Gründen zunehmend "streifig" digitalisiert …
Warum überhaupt mit einem derartigen Trumm aus Analogzeiten fotografieren? Weil es in einer praktisch perfekt digitalisierten Fotowelt Spaß und "Arbeit" macht und entschleunigt …
Ralf Jannke, Frühjahr/Frühsommer 2020
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 27.06.2020 |
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